Vielen Dank für deine Informationen zum Severus-Denar

Moderator: Homer J. Simpson
Die eine Seite daran ist diejenige, die wir mehr oder weniger recherchieren können, die andere Seite ist diejenige, die uns verborgen bleibt... Wer hat diese Münze in Händen gehalten.. und was hat dieser jenige damit bezahlt? Vielleicht einen fluffigen Bordellbesuch oder eine Tüte Otternasen im Colosseum? Durch wie viele Hände ist diese Münze wohl gewandert? Tja, immerhin hat sie halt beinahe zweitausend Jahre zu erzählen, wenn sie denn reden könnte...Peter43 hat geschrieben:Hinter jeder antiken Münze steckt ein Universum an Geschichte!
Jetzt verstehe ich auch die eigenartige Darstellung der Gewänder. Mir scheint, als wenn die Toga dabei sogar mehrmals um den Körper geschlungen getragen wurde.Peter43 hat geschrieben: Der Akt der Coloniegründung bestand darin, daß, wenn die Colonen angelangt und Auspicien eingeholt
waren, der legatus coloniae deducendae, das Haupt bedeckt mit einem Bausch der auf auf besondere
Art (ritu Gabino) angelegten Toga, bei der ein Teil als Gürtel um die Hüfte gebunden war, um das zur
Verteilung bestimmte Territorium eine Furche (sulcus primigenius) pflügte, und zwar linksherum mit
einem Gespann, das rechts (also nach außen) ein Stier, links eine Kuh sein mußte.
chinamul hat geschrieben:Publius Quinctilius Varus
Es war wohl nicht zuletzt das Auftauchen von mit einem bestimmten Gegenstempel versehenen Asses, das die Annahme erhärtete, man habe bei Kalkriese im Osnabrücker Land endlich den wahren Ort der legendären Varusschlacht entdeckt. Schon Mommsen hatte im 19. Jahrhundert angesichts einschlägiger Münzfunde entsprechende Vermutungen geäußert, war aber, wohl nicht zuletzt aus „deutsch-nationalen“ Gründen, dafür angegriffen worden.
Neben den Schlußmünzen weisen Funde römischer militärischer Ausrüstungsgegenstände darauf hin, daß es bei Kalkriese im Jahr 9 eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern gegeben haben muß. Ob es sich dabei tatsächlich um die Varusschlacht mit der Vernichtung der 17., 18. und 19. Legion oder ein anderes, weniger bedeutendes Gefecht gehandelt hat, ist noch in der Diskussion. Man darf also auf weitere archäologische Befunde aus Kalkriese gespannt sein.
Natürlich hat auch die neuerliche Entdeckung, wie schon im Falle von Mommsen, prompt Gegenmeinungen provoziert, wobei nicht genau auszumachen ist, wie sie letztlich motiviert sind. Jedenfalls wirken die Argumente beider Seiten nicht immer besonders überzeugend und scheinen auch nicht gänzlich frei von Ressentiments zu sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings neige ich dazu, Kalkriese als Ort der Varusschlacht anzusehen, bis das Gegenteil überzeugend nachgewiesen ist. Daher habe ich mich auch entschlossen, dem Förderverein für die Ausgrabungen in Kalkriese beizutreten, denn um historischen Boden mit Römerzeugnissen handelt es sich dort allemal.
Was nun die gefundenen Asses betrifft, so tragen auffällig viele von ihnen den Gegenstempel des Varus, auch wenn selbst das von einigen Numismatikern inzwischen angezweifelt wird.
Natürlich stehen nicht alle im Handel anzutreffenden Stücke dieser Art in einem unmittelbaren Kontext mit der Varusschlacht, wo auch immer diese letztlich stattgefunden haben mag. Man muß wohl davon ausgehen, daß Varus auch schon vor dem Jahr 9 Münzen mit seinem Gegenstempel hat versehen lassen, zumindest in den beiden Jahren davor, als er in Germanien schon Legatus Augusti pro praetore war. Daher sind solche Stücke nicht notwendigerweise auf dem Schlachtfeld verlorengegangen, auch wenn diese Vorstellung ausgesprochen reizvoll wäre.
Das unten abgebildete Exemplar aus meiner Sammlung scheint kein Bodenfund zu sein und wird demnach mit einiger Sicherheit eher nicht aus Kalkriese stammen.
AUGUSTUS 27 v. Chr. - 14 n. Chr.
AE As Lugdunum 15 - ca. 10 v. Chr.
Av.: CAESAR PONT MAX - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: ROM ET AVG (im Abschnitt) - Der Altar von Lugdunum flankiert von zwei einander zugewandten Victorien auf zwei hohen Säulen; Altarfront mit großer Corona Civica in der Mitte, von zwei Lorbeerzweigen innen und zwei nackten Männergestalten außen flankiert.
Zwischen den Victorien Gegenstempel VAR (ligiert)
RIC 230; BMC 550 (10,69 g)
Literatur:
Frank Berger, Kalkriese 1 - Die römischen Fundmünzen, Mainz 1996, ISBN 3-8053-1917-7
Gruß
chinamul
Sie wirft m. E. eher ein Licht auf die Bemühungen des Herrn Kehne, eine vermeintliche "Kalkriese-Verschwörung" aufzudecken. Die Art und Weise seiner Argumentation (mit doch sehr persönlichen Angriffen gegen Rainer Wiegels und Frank Berger) toppt sogar sein Verhalten beim ersten Kolloquium zu den Fundmünzen von Kalkriese.Peter43 hat geschrieben: Vielen Dank für diese interessante Rezension. Sie wirft natürlich ein kennzeichnendes Licht auf die Bemühungen, Kalkriese zum Ort der Varusschlacht zu machen.
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder