Wie entseht dieser Defekt?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Aeneas
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Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Aeneas » Fr 17.06.11 19:27

Liebe Sammler-Kollegen

Ich habe eine Frage bzgl. folgender Münze. Sie ist zwar griechisch, da meine Frage sich aber alleine auf dem Schrotling/Prägetechnik/Abnützung bezieht, erlaube ich mir meine Frage im mehr frequentierten Römer-Forum zu stellen. Nun zur Frage: Wie entseht der rot markierter Defekt auf der gezeigte Münze? Es sieht so aus, als ob die äusserste Schicht "abgeblättert" wäre. Ist es ein Indiz für eine gefütterte Münze (glaube ich zwar nicht, da darunter wieder Silber zum Vorschein kommt)? Ist es ein normales Phänomen dass alleine durch die Prägetechnik zu erklären wäre? Oder gar eine besondere Form der Abnützung (Korrosion)? Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage!

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mit freundlichen Sammler-Grüssen

David
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Claudius
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Claudius » Fr 17.06.11 20:16

Hallo David

Ich habe bei einer Tetradrachme des Philippos II eine ähnlichen Effekt, allerdings nur an den Rändern aussen. Ich gehe davon aus, dass an diesen Stellen das Silber verunreinigt war und deshalb einfach wegkorrdiert ist. Ansonsten wäre die Münze subärat, aber mit einem Kern aus Weißmetall. Bei einer anderen Tetradrachme habe ich den umgekehrten Effekt. Eine ovale Stelle auf dem Revers sieht aus wie neu, der Rest aussenrum ist korrodiert. Das lässt mich ebenfalls auf verschieden saubere Silberlegierungen innerhalb eines Schrötlings schliessen.
Gab es das damals überhaupt schon Weißmetall? Und wenn ja, hätte es sich gelohnt, anstatt eines Kupferkerns dieses Weißmetall zu nehmen ? Da müssen die Spezialisten ran. Das kann ich leider nicht beantworten.

Gruss

Claudius

Hier mal ein Bild der einen Tetradrachme:
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Homer J. Simpson
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 17.06.11 22:56

Je nachdem, wie der Schrötling vor dem Prägen bearbeitet wurde, gibt es da mal den Effekt, daß die oberste Schicht an einer Stelle wie eine Schuppe wegbricht und darunter aber (im Unterschied zu einer gefütterten Münze) wieder Silber zum Vorschein kommt. Ist bei Republikdenaren nicht so selten. Zur Beurteilung der Frage, ob so etwas bei Deinem Stück vorliegt, wären aber größere Bilder entschieden wünschenswert. Ansonsten natürlich eine tolle Münze, die häufige, aber schöne letzte Emission von Leontinoi - Glückwunsch!

Homer
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areich
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von areich » Sa 18.06.11 21:37


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Claudius
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Claudius » Sa 18.06.11 21:44

Wow. 8O Schönes Teil.

Aeneas
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Aeneas » So 19.06.11 12:04

Hallo Zusammen!

Danke für die Antworten. Ich denke auch, wie Claudius postuliert, dass es sich um Korrosionspuren handelt bei unreinen Legierungen. Ich fand es nur merkwürdig wie die oberste Schicht richtig abzublättern scheint. Das Münze stammt wie Areich geschrieben hat aus der aktuellen Vauctions-Auktion und wird auf 2200 USD geschätzt (Sie gehört also leider nicht mir, Homer!). Danke für die Auskunft.

Lg, David
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Iulia » So 19.06.11 13:41

Homer J. Simpson hat geschrieben:Ansonsten natürlich eine tolle Münze, die häufige, aber schöne letzte Emission von Leontinoi
... und mit diesen Stempeln eine der beliebtesten Fälschungen der letzten Jahrzehnte (s. forgerynetwork) :wink:

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Aeneas » So 19.06.11 19:20

@Julia Glaubst du das es sich bei dieser Münze um eine Fälschung handelt? Wenn ja, an welche Merkmale der Münze kannst du die Fälschung erkennen (abgesehen dass es gefälschte Münzen mit diesen Stempeln gab)? Ich von meiner (unerfahrenen) Seite kann keine Fälschungsmerkmale erkennen, würde aber aus lerngründe gerne eure Meinung dazu hören!

Grüsse, David
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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von quisquam » So 19.06.11 20:01

Ob echt oder falsch kann ich nicht beurteilen, und bin auch nicht sicher, ob dies anhand des Fotos überhaupt zu entscheiden ist. Selbst in der Hand kann es bei guten Fälschungen von transfer dies sehr schwierig sein. Eine solche Delamination würde ich aber eher als Echtheitsindiz werten.

Hier ein fake coin report des US-Forums mit (leider nicht so tollem) Vergleichsbild Original/Fälschung aus dem BOC.
http://www.forumancientcoins.com/fakes/ ... ?pos=-9004

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Iulia » Mo 20.06.11 10:57

Aeneas hat geschrieben:@Julia Glaubst du das es sich bei dieser Münze um eine Fälschung handelt?
Bei einem derartig von Fälschungen durchseuchten Stempeltyp würden bei mir alle Alarmglocken läuten und ich würde nicht mehr fragen, warum diese Münze falsch sein sollte, sondern ob sie überhaupt echt sein KÖNNTE.

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 20.06.11 11:54

Doch, die kann echt sein. Von diesem Stempelpaar sind auch sehr viele echte Münzen bekannt; es handelte sich wohl um die letzte Prägung der Stadt Leontinoi vor ihrer Zerstörung, anscheinend wurden die Münzen irgendwo vergraben und sind als Hort gefunden worden. Es dürfte eine dreistelige Zahl an Münzen aus diesem Stempelpaar geben.

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Iulia » Mo 20.06.11 12:05

Es war der typische Fall von einem Hortfund, der mit Hilfe von Fälschungen vergrößert worden ist. Wie viele Fälschungen davon existieren, weiß kein Mensch. Die besseren von ihnen sind keine muldengleichen Gussfälschungen, sondern Prägungen mit varianten Schrötlingen. Das macht sie so gefährlich.

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 20.06.11 19:17

Sizilien eben, das von 2400 Jahre später. :(

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Re: Wie entseht dieser Defekt?

Beitrag von Aeneas » Mo 20.06.11 19:47

Habe beim recherchieren in ACsearch die gleiche Münze wiedergefunden.

http://www.acsearch.info/record.html?id=186326

In 2006 ist sie bei Lanz über die Theke gegangen. Das erhöht meiner Meinung nach doch etwas die wahrscheinlichkeit das sie echt ist... Dennoch erschreckend wie gefährlich gewisse Fälschungen sein können...

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