hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... finde ich den - und womöglich auch stempelgleich unter ...
Ja, der scheint stempelgleich zu sein. Oberhalb des Löwenkopfs gibt es auf beiden Münzen so eine Linie, beginnend an der Mähne, von links unten nach rechts oben, die wohl vom selben Stempelfehler herrührt.
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... Nur heißen die beiden da "Obol"

. Also nicht "Tritartemorion" oder "Diobol". Ja was denn jetzt? ...
Nach Lazzarini ist das eindeutig ein Obol. Assos scheint da noch in einem reduzierten Standard von Chios geprägt zu haben. Es kommt übrigens auch häufig vor, dass die kleinen Nominale immer etwas weniger wiegen, als sie theoretisch müssten. Das war wohl auch Finanzpolitik

.
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... Der Käufer aus Assos geht also in Athen einkaufen ...
Nein, der Käufer aus Assos geht in Assos einkaufen

. Reisen war damals nicht so einfach wie heute, da ging man nicht mal übers Wochenende nach Athen zum Shoppen

.
Die kleinen Silbernominale und erst recht die späteren Bronzen hatten ein lokal beschränktes Verbreitungsgebiet, wie es Zwerg ja schon beschrieben hat (in der Regel, es gibt da zu fast allem auch Ausnahmen).
Über Grenzen transportiert wurden Münzen meist im Fernhandel, als Tributzahlungen oder durch Söldner, die weit herum kamen. Dabei wurden dann nur die großen Nominale verwendet und dann, wie es Zwerg beschrieben hat, gegebenenfalls umgerechnet oder gewechselt.
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... Wenn's so wäre: gibt's denn vielleicht irgendwo eine Übersicht über die diversen Münzfüße ...
Im amerikanischen Forum hat neulich jemand auf diese Übersicht verwiesen:
https://6be88a1c-6568-4deb-8cbe-aa99608 ... 7c9331.pdf
Ist aber etwas unübersichtlich und garantiert nicht vollständig

. Die Welt der Griechen ist bunt

.
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... Oder muss man sich auf die Händler verlassen? ...
Auf Händler verlassen sollte man sich nie und bei gar nichts

(auch wenn die das jetzt vielleicht nicht so gerne hören

). Die haben nicht viel Zeit für ihre Bestimmungen oder nicht das geeignete Personal dafür, kennen sich nicht in jeder Ecke der antiken Numismatik gleichermaßen aus (verkaufen das aber alles trotzdem) und beziehen sich oft nur auf Standardwerke, die manchmal nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Es gibt aber schon Unterschiede, beispielsweise ist CNG in meinen Augen bei den Bestimmungen immer ziemlich gut (ein abschreckendes Beispiel verkneife ich mir jetzt lieber

).
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... Hier noch mal einer aus Kyzikos. ...
Ah, so einer hat auch zu meinen ganz frühen Erwerbungen gehört

.
Kyzikos ist jetzt vielleicht ein Beispiel für nicht so ganz klare Verhältnisse. Das Standardwerk dazu ist immer noch Hans von Fritze, "Die Silberprägung von Kyzikus", Nomisma IX (1914), das findet man hier:
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id= ... ge&seq=178
Um das anschauen zu können musst Du aber entweder im Browser einen Proxy verwenden oder den Hathi Download Helper installieren und die Datei mit dem runterladen:
https://sourceforge.net/projects/hathidownloadhelper/
Eine metrologische Betrachtung hat von Fritze aber nicht durchgeführt, er nennt zu den behandelten Münzen nichtmal die Nominale

.
Im Traité von Ernest Babelon wird für diese Münzen angegeben, dass sie im milesischen Standard geprägt wurden, mit 1,2 g als Standardgewicht für einen Diobol (steht hier im unteren Teil):
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k ... f203.image
Bei 0,39 g hätte ich jetzt auch gesagt, dass dies ein Hemiobol ist.
hjk hat geschrieben: ↑Mo 30.03.20 21:33
... was ja dann wenigstens wieder zum attischen Standard passen würde ...
Verlass diese Fixierung auf den attischen Standard. Der war wohl schon sehr wichtig, ist aber lange nicht das Maß aller Dinge

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Gruß
Altamura