Synkretistische Gottheiten
Moderator: Homer J. Simpson
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Synkretistische Gottheiten
Nachdem ich gestern diese hübsche Münze aus Nikopolis ad Nestum ersteigern konnte, möchte ich hier einen Thread eröffnen für synkretistische Gottheiten. Ich beginne mal mit meiner neuen Münze:
Thrakien, Nikopolis ad Nestum, Caracalla, 198-217
AE 30, 17.2mm
Av.: AVT - KM AVRH - ANTWNEINOC
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: OVL NIKOPOLE - WC PR MECTW
Nemesis-Aequitas mit offenen Flügeln, diademiert und in langem gegürteten
Doppelchiton, n. l. stehhend, hält im li. Arm Langszepter und in der vorgestreckten
Rechten Waage; li. zu ihren Füßen das Rad.
Ref.: a) nicht in Komnick: sowohl Vs. als Rs. nicht aufgeführt
b) nicht in Varbanov (engl.)
unpubliziert?
sehr selten, S+/fast SS
Nemesis mit Flügeln ist bekannt, aber immer wieder hübsch. Das Rad gehört zu Nemesis, die Waage zu Aequitas. Nemesis mit Langszepter ist nicht häufig, aber kommt vor.
Bei Provinzialmünzen ist die Zusammenfassung von Gottheiten mit Nemesis wohl am häufigsten. Ich werde weitere Beispiele vorstellen. In der Zwischenzeit hoffe ich auf Beispiele aus euren Sammlungen.
Mit freundlichem Gruß
Thrakien, Nikopolis ad Nestum, Caracalla, 198-217
AE 30, 17.2mm
Av.: AVT - KM AVRH - ANTWNEINOC
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: OVL NIKOPOLE - WC PR MECTW
Nemesis-Aequitas mit offenen Flügeln, diademiert und in langem gegürteten
Doppelchiton, n. l. stehhend, hält im li. Arm Langszepter und in der vorgestreckten
Rechten Waage; li. zu ihren Füßen das Rad.
Ref.: a) nicht in Komnick: sowohl Vs. als Rs. nicht aufgeführt
b) nicht in Varbanov (engl.)
unpubliziert?
sehr selten, S+/fast SS
Nemesis mit Flügeln ist bekannt, aber immer wieder hübsch. Das Rad gehört zu Nemesis, die Waage zu Aequitas. Nemesis mit Langszepter ist nicht häufig, aber kommt vor.
Bei Provinzialmünzen ist die Zusammenfassung von Gottheiten mit Nemesis wohl am häufigsten. Ich werde weitere Beispiele vorstellen. In der Zwischenzeit hoffe ich auf Beispiele aus euren Sammlungen.
Mit freundlichem Gruß
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- Peter43
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Re: Synkretistische Gottheiten
Ok, dann stelle ich mal die nächsten Münzen vor.
Münze #1 zeigt eine typische Aequitas (Dikaiosyne): Eine weibliche Gottheit in langem Gewand und mit Peplos, die im li. Arm ein Cornucopiae hält und in der vorgestreckten Rechten eine Waage mit 2 Waagschalen. Nikopolis, Diadumenian, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.25.35.1
Münze #2 ist eine Nemesis mit ihrer charakteristischen Geste, mit der sie einen Gewandzipfel lüftet. Sie ist zudem gekennzeichnet durch den Stachelstock im li. Arm und das Rad an ihren Füßen. Nikopolis, Macrinus, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.23.35.9
Nun kommen wir zum Synkretismus.
Münze #3 ist, wie man leicht sieht, ein Mix aus Aequitas (Dikaiosyne) und Nemesis. Sie hat Attribute von beiden Gottheiten: Die Waage von Aequitas, den Stachelstock und das Rad von Nemesis. Deshalb ist ist verständlich, daß wir sie als Nemesis-Aequitas bezeichnen. Markianopolis, Elagabal, Hristova/Jekov (2011). Für das Lüften des Gewandes ist hier natürlich keine Gelegenheit mehr.
Münze #4: Neben dem Stachelstock kann Nemesis-Aequitas auch andere Attribute der Nemesis tragen, hier z.B. einen Meßstab. Sonst unterscheidet sie sich nicht von der vorigen Münze. Nikopolis, Macrinus, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.23.35.4 (diese Münze).
Diese Beispiele sind leicht zu verstehen. Die nächsten werden komplizierter werden!
Mit freundlichem Gruß
Münze #1 zeigt eine typische Aequitas (Dikaiosyne): Eine weibliche Gottheit in langem Gewand und mit Peplos, die im li. Arm ein Cornucopiae hält und in der vorgestreckten Rechten eine Waage mit 2 Waagschalen. Nikopolis, Diadumenian, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.25.35.1
Münze #2 ist eine Nemesis mit ihrer charakteristischen Geste, mit der sie einen Gewandzipfel lüftet. Sie ist zudem gekennzeichnet durch den Stachelstock im li. Arm und das Rad an ihren Füßen. Nikopolis, Macrinus, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.23.35.9
Nun kommen wir zum Synkretismus.
Münze #3 ist, wie man leicht sieht, ein Mix aus Aequitas (Dikaiosyne) und Nemesis. Sie hat Attribute von beiden Gottheiten: Die Waage von Aequitas, den Stachelstock und das Rad von Nemesis. Deshalb ist ist verständlich, daß wir sie als Nemesis-Aequitas bezeichnen. Markianopolis, Elagabal, Hristova/Jekov (2011). Für das Lüften des Gewandes ist hier natürlich keine Gelegenheit mehr.
Münze #4: Neben dem Stachelstock kann Nemesis-Aequitas auch andere Attribute der Nemesis tragen, hier z.B. einen Meßstab. Sonst unterscheidet sie sich nicht von der vorigen Münze. Nikopolis, Macrinus, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.23.35.4 (diese Münze).
Diese Beispiele sind leicht zu verstehen. Die nächsten werden komplizierter werden!
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- Invictus
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Re: Synkretistische Gottheiten
Ob Nemesis hier in ihr Gewand spuckt?Peter43 hat geschrieben:Münze #2 ist eine Nemesis mit ihrer charakteristischen Geste, mit der sie einen Gewandzipfel lüftet.
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... kt#p369194
Gruß
- Peter43
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Re: Synkretistische Gottheiten
Aber natürlich doch!
Münze #5: 26.35.5 zeigt wieder einen Mix aus Nemesis und Aequitas, nur daß diese Gottheit von Nemesis nur das Rad hat. Es fehlt ihr das übliche Instrument zum Strafen. Dafür hält sie im li. Arm das segenspendende Füllhorn. Damit ist der Schwerpunkt der Darstellung eindeutig zu Aequitas verschoben. Vielleicht könnte sie Aequitas-Nemesis heißen! Markianopolis, Elagabal, Hristova/Jekov (2011) 6.26.35.9 (diese Münze)
Münze #6 stellt uns vor noch schwierigere Probleme. Wir haben eine Concordia (Homonoia) vor uns mit einem Rad zu ihren Füßen. Pick schreibt: "Eine sichere Benennung der Figur läßt sich nicht geben." Posnansky führt diese Münze ganz ohne Benennung vor. Aber warum nicht Nemesis-Concordia? Nikopolis,
Elagabal, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.26.35.12 (diese Münze)
Dieses Problem haben wir auch bei Münze #7. Sie hatte bereits Pick Schwierigkeiten gemacht. Sie hält eine Patera und einen Stachelstock. Der Haken oben am Stab war auf Picks Münze nicht zu sehen. Deshalb schwankte er zwischen Concordia und Stadtgöttin, weil er den Stab für ein kurzes Szepter hielt. Aber es ist der Stachelstock der Nemesis. Und wieder haben wir einen Mix aus Concordia und Nemesis. Es ist Nemesis-Concordia. Markianopolis, Severus Alexander, Hristova/Jekov (2011) 6.32.35.17 var.
Mit freundlichem Gruß
Münze #5: 26.35.5 zeigt wieder einen Mix aus Nemesis und Aequitas, nur daß diese Gottheit von Nemesis nur das Rad hat. Es fehlt ihr das übliche Instrument zum Strafen. Dafür hält sie im li. Arm das segenspendende Füllhorn. Damit ist der Schwerpunkt der Darstellung eindeutig zu Aequitas verschoben. Vielleicht könnte sie Aequitas-Nemesis heißen! Markianopolis, Elagabal, Hristova/Jekov (2011) 6.26.35.9 (diese Münze)
Münze #6 stellt uns vor noch schwierigere Probleme. Wir haben eine Concordia (Homonoia) vor uns mit einem Rad zu ihren Füßen. Pick schreibt: "Eine sichere Benennung der Figur läßt sich nicht geben." Posnansky führt diese Münze ganz ohne Benennung vor. Aber warum nicht Nemesis-Concordia? Nikopolis,
Elagabal, Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.26.35.12 (diese Münze)
Dieses Problem haben wir auch bei Münze #7. Sie hatte bereits Pick Schwierigkeiten gemacht. Sie hält eine Patera und einen Stachelstock. Der Haken oben am Stab war auf Picks Münze nicht zu sehen. Deshalb schwankte er zwischen Concordia und Stadtgöttin, weil er den Stab für ein kurzes Szepter hielt. Aber es ist der Stachelstock der Nemesis. Und wieder haben wir einen Mix aus Concordia und Nemesis. Es ist Nemesis-Concordia. Markianopolis, Severus Alexander, Hristova/Jekov (2011) 6.32.35.17 var.
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Re: Synkretistische Gottheiten
Münze #8 zeigt eine Nemesis mit einem neuen Attribut. In der vorgestreckten Rechten hält sie einen kurzen Stab. Dies ist kein kurzes Szepter, wie man manchmal liest, sondern entspricht dem Stab eines Heerführers, mit dem err Anweisungen gibt. Es ist also ein Kommandostab. Trotz Cornucopiae ist hier der Eindruck so stark, daß man diese Gottheit als Nemesis bezeichnet. Nikopolis, Gordian III., Hristova/Hoeft/Jekov (2012) 8.36.35.14 (diese Münze)
Anders sieht es bei der nächsten Münze aus Hadrianopolis aus. Die Göttin hält ebenfalls in der Rechten den Kommandostabv der Nemesis, hat aber sonst nur das Cornucopiae. Sie wird in den Katalogen regelmäßig als Nemesis bezeichnet. Aber diese Bezeichnung gefällt mir gar nicht. Hadrianopolis, Gordian III., Jurukova 30.
Zum Schluß noch eine seltsame Münze: Sie zeigt auf der Rs. eine Nike mit den üblichen Attributen Palmzweig im li. Arm und Kranz in der erhobenen Rechten. Aber diesmal steht zu ihren Füßen ein Schild, wie wir es von Athena kennen. Der Schild war wohl so ungewöhnlich, daß Pick ihn in seiner Beschreibung von AMNG 1925 einfach übersehen hat! Dies ist natürlich keine neue synkretistische Gottheit. Aber sie zeigt, wie einzelne Attribute austauschbar waren. Wenn man darin einen Sinn sehen will, dann gibt sie der Nike einen zusätzlichen militärischen Touch. Nikopolis, Elagabal, Hristova/Hoeft/Jekov 8.26.9.6 (diese Münze)
Mit freundlichem Gruß
Anders sieht es bei der nächsten Münze aus Hadrianopolis aus. Die Göttin hält ebenfalls in der Rechten den Kommandostabv der Nemesis, hat aber sonst nur das Cornucopiae. Sie wird in den Katalogen regelmäßig als Nemesis bezeichnet. Aber diese Bezeichnung gefällt mir gar nicht. Hadrianopolis, Gordian III., Jurukova 30.
Zum Schluß noch eine seltsame Münze: Sie zeigt auf der Rs. eine Nike mit den üblichen Attributen Palmzweig im li. Arm und Kranz in der erhobenen Rechten. Aber diesmal steht zu ihren Füßen ein Schild, wie wir es von Athena kennen. Der Schild war wohl so ungewöhnlich, daß Pick ihn in seiner Beschreibung von AMNG 1925 einfach übersehen hat! Dies ist natürlich keine neue synkretistische Gottheit. Aber sie zeigt, wie einzelne Attribute austauschbar waren. Wenn man darin einen Sinn sehen will, dann gibt sie der Nike einen zusätzlichen militärischen Touch. Nikopolis, Elagabal, Hristova/Hoeft/Jekov 8.26.9.6 (diese Münze)
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Re: Synkretistische Gottheiten
O.k., ich hatte gehofft, mehr von euren Münzen zu sehen. Z.B. sollte es bei den Alexandrinern doch schöne Beispiele geben. Da dieser Thread auf nicht so fruchtbaren Boden gefallen ist, beeende ich ihn mit einem der Höhepunkte der synkretistischen Darstellungen, der Isis Panthea.
M. Plaetorius Cestianus, gens Plaetoria
AR - Denar, 18.52mm, 3.86g, 60°
Rom, 67 v.Chr.
Av.: Büste einer Göttin (Isis Panthea), geflügelt, n.r., mit Helm mit Federbusch, Isiskrone und
Getreideähre auf der Stirn, Bogen und Köcher über der re. Schulter, Cornucopiae unter
dem Kinn
dahinter CESTIANVS, davor S.C.
Rv.: im Abschnitt M PLAE, dann TORIVS F AED
Adler mit geöffneten Flügeln auf Blitzbündel n.r. stehend, Kopf n.l.
Ref.: Crawford 409/1; Sydenham 809; BMCRR 3596; Plaetoria 4
SS, getönt
Pedigree:
ex M&M Auktion 38, Basel 6./7.12.1968, coll. August Voirol, Lot 181
Plaetorius Cestianus war ein Freund des Cicero. Die Bezeichnung der Göttin als Isis Panthea stammt von Alföldi. Oft wird sie fälschlicherweise als Vacuna bezeichnet. Tatsächlich ist es aber eine echte 'Multi-Kulti-Göttin' mit Attributen der Isis, Ceres, Minerva, Diana und Victoria.
Für mehr Informationen siehe den Arikel über 'Vacuna' im Historischen Thread.
Mit freundlichen Grüßen
M. Plaetorius Cestianus, gens Plaetoria
AR - Denar, 18.52mm, 3.86g, 60°
Rom, 67 v.Chr.
Av.: Büste einer Göttin (Isis Panthea), geflügelt, n.r., mit Helm mit Federbusch, Isiskrone und
Getreideähre auf der Stirn, Bogen und Köcher über der re. Schulter, Cornucopiae unter
dem Kinn
dahinter CESTIANVS, davor S.C.
Rv.: im Abschnitt M PLAE, dann TORIVS F AED
Adler mit geöffneten Flügeln auf Blitzbündel n.r. stehend, Kopf n.l.
Ref.: Crawford 409/1; Sydenham 809; BMCRR 3596; Plaetoria 4
SS, getönt
Pedigree:
ex M&M Auktion 38, Basel 6./7.12.1968, coll. August Voirol, Lot 181
Plaetorius Cestianus war ein Freund des Cicero. Die Bezeichnung der Göttin als Isis Panthea stammt von Alföldi. Oft wird sie fälschlicherweise als Vacuna bezeichnet. Tatsächlich ist es aber eine echte 'Multi-Kulti-Göttin' mit Attributen der Isis, Ceres, Minerva, Diana und Victoria.
Für mehr Informationen siehe den Arikel über 'Vacuna' im Historischen Thread.
Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Hoja
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Re: Synkretistische Gottheiten
Hallo Jochen,
bei mir liegt es nicht am Desinteresse.
Ganz im Gegenteil, ich finde diesen Thread höchst interessant.
Allein meine "paar Münzlein" geben zu diesem Thema nicht viel her.
Viele Grüße
Holger
bei mir liegt es nicht am Desinteresse.
Ganz im Gegenteil, ich finde diesen Thread höchst interessant.
Allein meine "paar Münzlein" geben zu diesem Thema nicht viel her.
Viele Grüße
Holger
- Marcus Aurelius
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Re: Synkretistische Gottheiten
Hoja hat geschrieben:Hallo Jochen,
bei mir liegt es nicht am Desinteresse.
Ganz im Gegenteil, ich finde diesen Thread höchst interessant.
Allein meine "paar Münzlein" geben zu diesem Thema nicht viel her.
Viele Grüße
Holger
Geht mir genauso

Gruss
Marcus Aurelius
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Dives qui sapiens est ! (Horaz)
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Re: Synkretistische Gottheiten
Durch Zufall bin ich auf der Suche etwas ganz anderem auf diesen Thread gestoßen und habe mich dazu entschlossen eine meiner liebsten Münzen zu diesem spannenden Thema vorzustellen.
AE des Caracalla (198 – 217) aus Laodicea in Phrygien
AV: AYT KAI M AYP AN – TωNEINOC CEB - Drapierte und kürassierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz von hinten gesehen nach rechts.
RV: ΛAOΔIKEΩN – NEΩKOPΩN - Pantheistische weibliche Gottheit mit Strahlenkrone und Modius aus dem Kopf und Mondsicheln an den Schultern steht frontal, Kopf nach links gewandt, Rad an rechtem Fuß, mit der Rechten Steuerruder und mit der Linken Gewandbausch und Füllhorn haltend; ☥ (=TO) im linken, ΠH im rechten Feld.
gepr.: 211/212 (ΠH = Jahr 88) in Laodicea in Phrygien
Durchmesser: 25.5 – 27 mm - Gewicht: 9,23 g
Hier lassen sich einige ganz verschiedene Attribute finden:
Strahlenkrone (Selene)
Modius (Demeter?)
Mondsicheln (Selene)
Füllhorn (da gibt es natürlich viel Möglichkeiten)
Rad (Nemesis)
Steuerruder (Tyche); Imhoof Blumer ergänzt hier "Steuerruder, das sich linkshin in einen Herodstab verzeigt"; mit etwas Phantasie kann man das auch auf meinem Exemplar noch zu erkennen glauben.
Beste Grüße
Andras
AE des Caracalla (198 – 217) aus Laodicea in Phrygien
AV: AYT KAI M AYP AN – TωNEINOC CEB - Drapierte und kürassierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz von hinten gesehen nach rechts.
RV: ΛAOΔIKEΩN – NEΩKOPΩN - Pantheistische weibliche Gottheit mit Strahlenkrone und Modius aus dem Kopf und Mondsicheln an den Schultern steht frontal, Kopf nach links gewandt, Rad an rechtem Fuß, mit der Rechten Steuerruder und mit der Linken Gewandbausch und Füllhorn haltend; ☥ (=TO) im linken, ΠH im rechten Feld.
gepr.: 211/212 (ΠH = Jahr 88) in Laodicea in Phrygien
Durchmesser: 25.5 – 27 mm - Gewicht: 9,23 g
Hier lassen sich einige ganz verschiedene Attribute finden:
Strahlenkrone (Selene)
Modius (Demeter?)
Mondsicheln (Selene)
Füllhorn (da gibt es natürlich viel Möglichkeiten)
Rad (Nemesis)
Steuerruder (Tyche); Imhoof Blumer ergänzt hier "Steuerruder, das sich linkshin in einen Herodstab verzeigt"; mit etwas Phantasie kann man das auch auf meinem Exemplar noch zu erkennen glauben.
Beste Grüße
Andras
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)
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Re: Synkretistische Gottheiten
Tolle Münze, herzlichen Glückwunsch! Ich habe gerade bei Wildwinds gesehen, daß es von Laodikeia im Phrygien noch weitere Formen der Tyche Pantheia gibt.
Jochen
Jochen
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Re: Synkretistische Gottheiten
Eine weitere Münze die zum Thema passt und auf deren Rückseite "viel los" ist, obwohl nur eine Person abgebildet ist:
AE des Valerian I (253 – 260) aus Tarsos/Kilikien
AV: AY KAI ΠOY ΛI OYAΛEPIANOC CE - Drapierte und kürassierte Büste des Valerian mit Strahlenkrone von hinten gesehen nach rechts; Π – Π in den Feldern.
RV: TAPCOY MHTP – O – ΠO – ΛE – ΩC - Tyche-Panthea mit Flügeln steht nach links, Helm mit Mondsichel davor tragend, linker Fuß auf Globus, dahinter ein Rad, in der ausgestreckten Rechten Sistrum, zwei Ähren und Steuerruder haltend, Füllhorn in der Linken; A – MK in den linken, Γ – Γ in den rechten Feldern.
Durchmesser: 34 mm - Gewicht: 16,51 g
BMC 324 (Rv stempelgleich), Mionnet III, p.656, #614 (Rv stempelgleich), SNG France II, 1819. Bildqualität ist nicht die beste (müsste ich mal wieder mit optimiertem Aufbau neu ablichten), aber grundsätzlich sollten diese Attribute erkennbar sein:
Helm (Athena)
Mondsichel (Selene) - braucht etwas Vorstellungskraft
Flügel (Nike)
Rad (Nemesis)
Füllhorn
Sistrum (Isis)
Ähren (Demeter)
Fuß auf Globus (Nike)
Steuerruder (Tyche)
Beste Grüße
Andreas
AE des Valerian I (253 – 260) aus Tarsos/Kilikien
AV: AY KAI ΠOY ΛI OYAΛEPIANOC CE - Drapierte und kürassierte Büste des Valerian mit Strahlenkrone von hinten gesehen nach rechts; Π – Π in den Feldern.
RV: TAPCOY MHTP – O – ΠO – ΛE – ΩC - Tyche-Panthea mit Flügeln steht nach links, Helm mit Mondsichel davor tragend, linker Fuß auf Globus, dahinter ein Rad, in der ausgestreckten Rechten Sistrum, zwei Ähren und Steuerruder haltend, Füllhorn in der Linken; A – MK in den linken, Γ – Γ in den rechten Feldern.
Durchmesser: 34 mm - Gewicht: 16,51 g
BMC 324 (Rv stempelgleich), Mionnet III, p.656, #614 (Rv stempelgleich), SNG France II, 1819. Bildqualität ist nicht die beste (müsste ich mal wieder mit optimiertem Aufbau neu ablichten), aber grundsätzlich sollten diese Attribute erkennbar sein:
Helm (Athena)
Mondsichel (Selene) - braucht etwas Vorstellungskraft
Flügel (Nike)
Rad (Nemesis)
Füllhorn
Sistrum (Isis)
Ähren (Demeter)
Fuß auf Globus (Nike)
Steuerruder (Tyche)
Beste Grüße
Andreas
- Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor andi89 für den Beitrag (Insgesamt 2):
- shanxi (Mi 08.06.22 12:24) • Laurentius (Do 16.06.22 22:00)
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)
Re: Synkretistische Gottheiten
Da hat man dann auch fast alles an Attributen rein gesetzt ins Bild was geht
... sehr schöne und vor allem sehr interessante Münze!

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Re: Synkretistische Gottheiten
Freut mich, dass euch die Münze auch gefällt.
Finde es einfach faszinierend, wie man versucht hat jeden Quadratmilimeter für die Darstellung und die Legende zu nutzen.
Finde es einfach faszinierend, wie man versucht hat jeden Quadratmilimeter für die Darstellung und die Legende zu nutzen.
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)
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