Zwei chinesische Amulette

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ischbierra
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Zwei chinesische Amulette

Beitrag von ischbierra » Mi 31.08.22 14:39

Liebe Forumulaner,
chinamuls Faden über Amulette habe ich schon durchgesehen, aber Gesuchtes nicht gefunden. Aber es gibt ja noch weitere Kundige hier im Forum, auf deren Hilfe ich hoffe. Über folgende zwei Stücke wüßte ich gerne mehr:
1. Amulett 49,1 mm + 27,11 gr.
2. Amulett 43,1 mm + 19,6 gr.
Leider habe ich mir nicht gemerkt, welchen Angaben zu 1. und zu 2. gehören. Es kann also auch umgekehrt sein - reden wir also vom oberen und unteren Stück.
Dateianhänge
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pingu
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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von pingu » Do 01.09.22 18:05

Hallo,

das untere Amulett kommt der Nr. 1216 bei Horst Grundmann "Amulette Chinas und seiner Nachbarländer" sehr nahe.
Er beschreibt das Stück mit einem Durchmesser von 49mm. AV: "zheng de tong bao" (Regierungstitel von Wu Zong; 1506-1521), RV: Drache und Fengvogel.

Das obere kommt in dem Katalog nicht vor, ist aber vom Inhalt AV und RV gleich. Nr. 1207 - 1220 sind ähnlich bei unterschiedlichsten Durchmessern. Mit solch einem breiten Rand ist keines der Stücke bei Grundmann versehen.

Kurz zum Drachen: Symboltier des chin. Kalenders, zauberkräftig und dabei aber gutmütig verkörpert er das männliche Yang Element. Mit 5 Krallen an der Pranke steht er zusätzlich für den Kaiser.

Der Fengvogel verkörpert die unterschiedlichsten Charakterzüge, steht aber wenn zusammen mit dem Drachen abgebildet immer für die Kaiserin. Daher beziehen sich beide Amulette direkt auf das Kaiserpaar.

...mehr habe ich dazu leider nicht gefunden.

Grüße pingu

pS: man sollte immer beachten, dass zitierte Buch ist ein Spiegel der Sammlung von Horst. Daher es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Horst war immer bemüht sein Sammelgebiet an andere heran zu bringen und er hatte auch die Hoffnung, das viele Sammler durch sein Wirken und sein Buch an das spannende Gebiet der (chinesischen) Amulette und chinesischen Münzen herangeführt werden. Dadurch natürlich auch an das Gebiet der chinesischen Geschichte und Literatur, die sich in diesen Stücken ein klein wenig widerspiegelt....
...bei mir hat es jedenfalls funktioniert 8) - dafür meinen herzlichen Dank
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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von ischbierra » Do 01.09.22 18:13

Vielen Dank, pingu. Ja, das untere ist das mit 27,11 gr. und 49,1 mm. Ich habe das heute im Kabinett auch in einem Katalog von Mandel gefunden. Das andere war dort nicht zu finden, nur eines mit der gleichen Vorderseite aber einer etwas anderen Rückseite. Stammen die wirklich vom Anfang des 16. Jhd. oder sind es spätere Fabrikate?
Ich habe im Kabinett angeregt, das Buch von Horst anzuschaffen.

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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von olricus » Do 01.09.22 22:23

Hallo ischbierra,

in einem älteren Auktionskatalog der Teutoburger Münzauktion habe ich ein ähnliches
Stück gefunden, aber wesentlich größer, die Schrift auf der Vorderseite bedeutet:
Zheng de tong bao, Kaiser Zheng de regierte 1506 bis 1521, unter ihm gab es weder
Münzen noch Amulette, diese Stücke wurden im 20. Jahrhundert als Glücksbringer
zum Glücksspiel hergestellt (vergl. Hartill Seite 247 Anm.).
Die Rückseite zeigt in in verschiedener Ausführung einen Drachen und Phönix.
Vielleicht hilft es etwas weiter.

Grüße von olricus

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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von ischbierra » Do 01.09.22 23:27

Vielen Dank, olricus, für den Hinweis. Die Hartill-Angabe betrifft offenbar eine neuere Auflage, in meinem finde ich da nur den chinesischen Kalender. Aber in der Bibliothek des Münzkabinetts werde ich mal nachsehen, die haben die neuere Ausgabe.
Gruß ischbierra

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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von pingu » Do 01.09.22 23:37

Hallo olricus,

der Kaiser hatte den Tempelnamen Wuzong. Zheng de ist das Nien Hao für die Regierungsepoche von 1506 - 1521. Diese Regierungsepochen oder auch Regierungsmottos wurden festgelegt, da der Kaiser nicht beim richtigen Namen genannt werden durfte. Der Geburtsname dieses Kaisers war Zhu Houzhhao - somit hatte er 3 Namen. Er wurde am 26.10.1491 geboren und starb am 08.06.1521. Er war der 10. Kaiser der Ming Dynastie.
Laut geschichtlichen Aufzeichnungen starb er wohl nach dem er sich bei einem Schiffsunglück mit einer nicht überlieferten Krankheit infiziert hatte, innerhalb von 3 Monaten nach dem Unglück. Er soll Blut gespuckt haben. (möglicherweise ein Anzeichen für eine Lungenentzündung bzw. Tuberkulose).
Münzen aus dieser Epoche gibt es nicht.

Was Hartill über Glücksbringer zum Glücksspiel schreibt ist nicht nachvollziehbar, Fengvogel und Drache stehen nicht für Glück im Spiel. Außerdem wird dies nirgends in anderer Literatur erwähnt. Amulette sind dazu da, Glück zu bringen, warum genau diese Epoche auf diesen Amuletten gewählt wurde ist für mich nicht nachvollziehbar. Amulette mit dem gleichen Motiv (Drache / Fengvogel) gibt es aus vielen andern Epochen, einige sind sehr alt, andere werden selbst heute noch für Touristen oder auch für den chinesischen Markt hergestellt. Die genaue Bedeutung kann wohl nur ein Chinese mit Hintergrundwissen klären.

Grüße
pingu

pS: die Anmerkung zum Glücksspiel steht auf Seite 247 im Hartill "Cast Chinese Coins", letzter Absatz (somit bei den Münzen und nicht bei den Amuletten...)
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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von Kesezwerg » Sa 03.09.22 07:42

Es sind 2 Charm Münzen aus dem 19/20 Jahrhundert.
Die Vorderseite trägt die Inschrift „Zhengde tongbao“, aber obwohl es eine Zhengde-Herrschaft (1505-21) gab, wurden keine Münzen mit dieser Inschrift ausgegeben. „Zhengde“ bedeutet „tadellose Tugend“. Die Rückseite kennzeichnet einen Phönix und einen Drachen. Drache und Phönix symbolisieren Mann und Frau und die Kombination steht für eine harmonische Vereinigung. Eine sehr häufig verschenkte Glücksmünze zur Hochzeit. Ich selbst habe verschiedene bis hin zu 10 cm Durchmesser. Schöne Stücke die in der Sammlung nicht fehlen sollten.
Ich würde euch das neue Buch von David Hartill ans Herz legen „Cast Chinese Amulets„
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Re: Zwei chinesische Amulette

Beitrag von ischbierra » Sa 03.09.22 08:58

Ganz herzlichen Dank für Eure erhellenden Beiträge.
Ein schönes Wochenende wünscht
ischbierra

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