Moin,
folge auch den Ausführungen von G. Duve in "Braunschweig-Lüneburgische Dicktaler" Teil II ab Seite 54 ff. von 1974.
Duve schreibt, dass es mehrere "Manifeste" gibt, aus denen die Nachprägungen zumindest unter Rudolph August einwandfrei hervorgehen.
Nach dem Duve, hat Künker nun versch. Stücke zur Auktion, die in min. 3 versch. Zeiträumen geprägt worden sein könnten. Allerdings schreibt Duve hier im Konjunktiv...
Würde ich jetzt Duve´s Ausführungen folgen, wäre die niedrige Dethlefs 1 Nummer aus der Künkerauktion, eine spätere Prägung...Die Dethlefs 9 ein noch späteres Stück...
Was mich bei dem Künkerzitat von Dethlefs 1 etwas irritiert ist das Stempelpaar nach Dethlefs: I-1 (= I = Aversstempel - 1 = Reversstempel). Das wäre eig. nach Duve der Erststempel von 1622 mit FREINDT anstelle von FREVNDT. In Stempel IA-1 hat man das dann auf FREVNDT geändert - der Rückseitenstempel blieb gleich.
(Für mich als Laie ist am Einfachsten der teuerste Ausruf dieser 3 Stücke zu bestimmen - das ist definitiv ein späteres Stück! Mit diesen Stempelrissen liegen/ lagen lt. Duve min. 3 Nachprägungen im Hannoverschen Kestnermuseum - die Risse sind auch identisch mit den abgebildeten Stücke im Duve - das das als ein Stück von 1622 angeboten wird, finde ich gelinde ausgedrückt unschön; auch wenn die Beträge für die Auktionshäuser schlussendlich nur Peanuts sind)
Link zur Nachprägung:
https://elive-auction.de/lose/163593
(EDIT: ich habe gerade festgestellt, dass offenbar kein Händler zwischen Original und späterer Nachprägung unterscheidet... )
kleine Chronologie bzgl. der Prägungen im 17. Jahrhundert:
1622: Originalprägung
1670/71: erste Nachprägung (Konflikt zw. Rudolf August (Braunschweig-Wolfenbüttel) und Christoph Bernhard von Galen (Bischof von Münster))
1696/97: wohl zweite Nachprägung im Einzugsgebiet der Welfen (möglicher Stempelschneider: Johann Reinhold Engelmann (nicht gänzlich gesichert; zumindest kann ich die Quelle nicht verifizieren))
Um weitere Zweifel bzgl. eines Stückes von 1622 auszuräumen, benötigst du bei den Pfaffenfeindtalern auch Angaben wie Gewicht + Durchmesser.
Ist halt sehr schade, dass man diese beiden Angaben nur selten bei den Stücken in einem Auktionstext antrifft.
Offenbar traut man sich seitenens der Händler nicht an eine Feinbestimmung heran?! Gerade die größeren Händler/ Auktionshäuser sind doch bestens mit Literatur und div. Datenbankzugriffen und Analysegeräten ausgestattet... Auch sehr schade, dass man den Duve beim Zitieren dieser Stücke scheinbar weglässt...
Ich würde mir an deiner Stelle die Literatur (Duve / Dethlefs) und ggfs. die im Duve beschriebenen "Manifeste" anschaffen. Das Risiko eine spätere Prägung zu erwerben ist ja doch sehr hoch. Mir persönlich wäre es zu heikel. Auch wenn alle Prägungen durchweg ihren Reiz haben.
Duve + Dethlefs bekommst du zusammen für unter 20 Euro. Solltest du dich auf die Suche nach den Manifesten machen, binde mich bitte mit ein; die fehlen mir tatsächlich auch noch (-> Kostenteilung?!).
Einer der ganz wenigen, der hier excellent hätte weiterhelfen können, wäre welfenprinz gewesen...
Viele Grüße
cc