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Moderator: Homer J. Simpson
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Mal ehrlich, waere ich schweizer Archaeologist wuerde ich es genau so machen. Erst mit fadenscheinigen Anschuldigungen auf das Ausland losgehen, wobei die ganzen schweizer Muenzhaendler zustimmen, weil es der Konkurenz schadet. Dann, wenn man genuegend Zustimmungen bekommen hat, mit den gleichen Anschuldigungen auf die eigenen Muenzhaendler losgehen.
Warum soll das denn nur bei Nicht-Schweizern so sein? Ihr habt doch selbst zugestimmt, dass das so ist! Wo sind denn eure amtlichen Papiere?
Warum soll das denn nur bei Nicht-Schweizern so sein? Ihr habt doch selbst zugestimmt, dass das so ist! Wo sind denn eure amtlichen Papiere?
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.
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Es gibt keine Rechtsgrundlage für so ein Vorgehen.cepasaccus hat geschrieben:...Erst mit fadenscheinigen Anschuldigungen auf das Ausland losgehen, wobei die ganzen schweizer Muenzhaendler zustimmen, weil es der Konkurenz schadet. Dann, wenn man genuegend Zustimmungen bekommen hat, mit den gleichen Anschuldigungen auf die eigenen Muenzhaendler losgehen.
...
Hier werden private Interessen unter dem Mantel des Kulturschutzes vertreten und durchgedrückt.
Ich denke auch, es geht nicht (nur) um Schweiz gegen ausländische Händler, sondern um Händler gegen Sammler, die auf Ebay eine transparente Tausch- und Verkaufsmöglichkeit haben.
Dass spätrömische Münzen Massenware sind, wissen die meisten Sammler doch erst, seit es Ebay gibt.
Die meisten Händler sagen ja offen, dass sie gegen den privaten Verkauf antiker Münzen auf Ebay sind, da ihnen das einen Teil des Geschäftes und der Preise verdirbt.
Und die Firma Ebay kann man wirklich nicht als vernünftigen Geschäftspartner ernst nehmen. Die lassen sich anscheinend gerne vor den Karren von Leuten mit gewissen Interessen spannen.
Fordert Ebay doch mal auf, dass sie sich von den dort tätigen Händlern mal die von Ebay selbst geforderten behördlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen für ihre Münzen zeigen lassen.
Da wird nichts kommen, da es so etwas nicht gibt.
Man sollte sich einmal den Spaß machen, ein paar Kilo spätrömische Münzen (die man z.B. offiziell aus England importiert hat) an die zuständige Behörde (wer sollte das sein?) zu senden, mit der Aufforderung, für jede Münze eine Bescheinigung auszustellen.
Die Antwort kenne ich schon: machen wir nicht, da es keine gesetzliche Grundlage oder Verordnung dafür gibt.
Gruß,
antoninus1
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- cepasaccus
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In der Schweiz sind alle alten Fundmuenzen Staatseigentum (obwohl sie z. B. in einem Baseler Museum oeffentlich vergammeln). Desweiteren bekommt man von Schweizer Archaeologen gesagt, dass man keine antiken Muenzen mit in die Schweiz nehmen soll, weil das zu Problemen fuehren kann.
All das ist sicher nicht so zur Foerderung des schweizer Muenzhandels.
Schaun wir einfach mal, ob die schweizer Archaeologisten auch gegen den schweizer Muenzhandel agieren werden.
ebay geht einfach den Weg des geringsten Widerstands.
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- justus
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Fälschungen erkennen – leicht gemacht - Teil 4: Fälschungen aus übertragenen Stempeln, sog. "Transfer dies"
von Ursula Kampmann
Link ----> http://www.muenzenwoche.de/de/page/5?PH ... uj11dohlf1
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mit freundlichem Gruß
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Katalog der Münzen des Augustus – Im Buch und im Internet
Simone Vogt, Die Münzen des Augustus im Museum August Kestner. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2009. 112 S. mit 15 farbigen Textabb., Katalog durchgehend bebildert. Paperback. Klebebindung. 16,5 x 24 cm. Mit CD. ISBN 978-3-86757-451-8.
2009 fand im Museum August Kestner eine umfassende Ausstellung zu den Münzen des Augustus statt. Verantwortlich war die Leiterin des Münzkabinetts, Simone Vogt, die auch den Katalog der Prägungen des Augustus in „ihrem“ Kabinett verfaßte.
Dazu gibt sie zunächst einen kleinen Überblick zum Material, der übrigens auch ins Englische übersetzt wurde. Es folgt der Katalog der 207 Stücke. Sie sind alle abgebildet, die herausragenden Stücke stark vergrößert. Die Bestimmung erfolgte nach RIC und BN, gelegentlich nach RPC.
Eine CD ist beigegeben, die den gesamten Katalog als PDF enthält. Diese Datei läßt sich übrigens auch im Internet herunterladen unter
Link -----> http://www.hannover.de/data/download/lh ... gustus.pdf
Quelle: www.muenzenwoche.de
Simone Vogt, Die Münzen des Augustus im Museum August Kestner. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2009. 112 S. mit 15 farbigen Textabb., Katalog durchgehend bebildert. Paperback. Klebebindung. 16,5 x 24 cm. Mit CD. ISBN 978-3-86757-451-8.
2009 fand im Museum August Kestner eine umfassende Ausstellung zu den Münzen des Augustus statt. Verantwortlich war die Leiterin des Münzkabinetts, Simone Vogt, die auch den Katalog der Prägungen des Augustus in „ihrem“ Kabinett verfaßte.
Dazu gibt sie zunächst einen kleinen Überblick zum Material, der übrigens auch ins Englische übersetzt wurde. Es folgt der Katalog der 207 Stücke. Sie sind alle abgebildet, die herausragenden Stücke stark vergrößert. Die Bestimmung erfolgte nach RIC und BN, gelegentlich nach RPC.
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Bleierzbergbau der römischen Kaiserzeit im Raum Brilon
Bereits im 19. Jh. waren archäologische Funde römischer Provenienz im Zusammenhang mit dem Bergbau und Hüttenwesen im Gebiet der Germania magna bekannt. Zahlreiche Bleifunde an Siedlungsplätzen um Brilon im Sauerland zusammen mit römischen Importfunden führen zu Fragen hinsichtlich Datierung, Umfang und Organisation des Bleierzbergbaus sowie der Metallverarbeitung. Schwierigkeiten bei der Beurteilung ergeben sich u.a. dadurch, dass bisher keine archäologischen Untersuchungen unter Tage stattfanden. Nachdem das Fundmaterial zunächst vor allem ausgehend von epigraphischen Befunden behandelt wurde, sollen im folgenden die montanarchäologischen Quellen vorgestellt werden.
Link -----> http://www.archaeologie-online.de/magaz ... z/seite-1/
Bereits im 19. Jh. waren archäologische Funde römischer Provenienz im Zusammenhang mit dem Bergbau und Hüttenwesen im Gebiet der Germania magna bekannt. Zahlreiche Bleifunde an Siedlungsplätzen um Brilon im Sauerland zusammen mit römischen Importfunden führen zu Fragen hinsichtlich Datierung, Umfang und Organisation des Bleierzbergbaus sowie der Metallverarbeitung. Schwierigkeiten bei der Beurteilung ergeben sich u.a. dadurch, dass bisher keine archäologischen Untersuchungen unter Tage stattfanden. Nachdem das Fundmaterial zunächst vor allem ausgehend von epigraphischen Befunden behandelt wurde, sollen im folgenden die montanarchäologischen Quellen vorgestellt werden.
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Interview mit Prof. Karl-Wilhelm Welwei zur Varusschlacht
Interview mit Prof. Karl-Wilhelm Welwei zur Varusschlacht
Beim Recherchieren bin ich gerade auf ein interessantes Interview mit dem Althistoriker Prof. Karl-Wilhelm Welwei, einem meiner alten Lehrmeister, vom 24. April 2009 gestoßen. Das Interview scheint mir insofern interessant, als er darin die gängige Ansicht zu den Germanenfeldzügen unter Augustus und seinem Nachfolger Tiberius relativiert.
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WDR.de: Wäre ohne die Varus-Schlacht aus Germanien eine römische Provinz geworden?
Welwei: Das ist die gängige These. Ich glaube aber, Rom hatte andere Absichten. Kaiser Augustus selbst beschrieb Germanien nicht als römische Provinz. Es ging eher darum, Sicherheitskorridore zu errichten gegen germanische Raubscharen. Eine Reihe von Befestigungen dienten auch als Aufmarschlinien für Vorstöße weit im germanischen Hinterland - vor allem entlang der Lippe, im Vorfeld von Mainz und an der Lahn bei Waldgirmes.
WDR.de: Warum unternahmen die Römer immer wieder große Feldzüge gegen die Germanen?
Welwei: Offenbar hatte Germanien noch eine andere Funktion - es waren Mitglieder des Kaiserhauses, die hier um Ruhm und Ehre kämpften. Für die angehenden Kaiser war Germanien eine Art "Wetterfront", an der sie sich beweisen konnten. Das begann bereits mit Julius Caesar. In der Zeit von Kaiser Augustus führten vor allem seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius große Unternehmungen durch.
WDR.de: Wie hat sich die Strategie der Römer nach der Niederlage des Varus im Jahr 9 nach Christus verändert?
Karte; Rechte: WDRBild verkleinern
Welwei: Germanicus (Sohn von Drusus, Anm. d. Red.) unternimmt weiter Feldzüge. Die Römer demonstrierten weiter Stärke, ohne das Gebiet jedoch dauerhaft zu besetzen. Um die linksrheinischen römischen Siedlungen - etwa das heutige Köln oder Xanten - zu schützen, operierten sie weiter auf dem anderen Flussufer, führten Manöver durch. In direkter Ufernähe duldeten sie nur kleine Siedlungen. Sie haben Germanien nie gänzlich preisgegeben.
http://www.wdr.de/themen/wissen/archaeo ... view.jhtml
Beim Recherchieren bin ich gerade auf ein interessantes Interview mit dem Althistoriker Prof. Karl-Wilhelm Welwei, einem meiner alten Lehrmeister, vom 24. April 2009 gestoßen. Das Interview scheint mir insofern interessant, als er darin die gängige Ansicht zu den Germanenfeldzügen unter Augustus und seinem Nachfolger Tiberius relativiert.
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WDR.de: Wäre ohne die Varus-Schlacht aus Germanien eine römische Provinz geworden?
Welwei: Das ist die gängige These. Ich glaube aber, Rom hatte andere Absichten. Kaiser Augustus selbst beschrieb Germanien nicht als römische Provinz. Es ging eher darum, Sicherheitskorridore zu errichten gegen germanische Raubscharen. Eine Reihe von Befestigungen dienten auch als Aufmarschlinien für Vorstöße weit im germanischen Hinterland - vor allem entlang der Lippe, im Vorfeld von Mainz und an der Lahn bei Waldgirmes.
WDR.de: Warum unternahmen die Römer immer wieder große Feldzüge gegen die Germanen?
Welwei: Offenbar hatte Germanien noch eine andere Funktion - es waren Mitglieder des Kaiserhauses, die hier um Ruhm und Ehre kämpften. Für die angehenden Kaiser war Germanien eine Art "Wetterfront", an der sie sich beweisen konnten. Das begann bereits mit Julius Caesar. In der Zeit von Kaiser Augustus führten vor allem seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius große Unternehmungen durch.
WDR.de: Wie hat sich die Strategie der Römer nach der Niederlage des Varus im Jahr 9 nach Christus verändert?
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Welwei: Germanicus (Sohn von Drusus, Anm. d. Red.) unternimmt weiter Feldzüge. Die Römer demonstrierten weiter Stärke, ohne das Gebiet jedoch dauerhaft zu besetzen. Um die linksrheinischen römischen Siedlungen - etwa das heutige Köln oder Xanten - zu schützen, operierten sie weiter auf dem anderen Flussufer, führten Manöver durch. In direkter Ufernähe duldeten sie nur kleine Siedlungen. Sie haben Germanien nie gänzlich preisgegeben.
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Hallo Iustusmagnus,
Zitat : "Welwei: Germanicus (Sohn von Drusus, Anm. d. Red.) unternimmt weiter Feldzüge. Die Römer demonstrierten weiter Stärke, ohne das Gebiet jedoch dauerhaft zu besetzen."
Das ist nicht ganz richtig. Auf ehemaligem DDR Gebiet in Thüringen (Haarhausen) gab es für die Dauer von ca. 20 Jahren ein römisches Emporium (Prof. Dr. Günther Behm-Blancke). Die Dendrochronologie datierte einen Holzbrunnen in die Zeit von 256-276 n.Chr. Die Bauweise der Töpferöfen waren in ihren Abmaßen identisch mit denen von Nida-Heddernheim. Frau Dr. Sigrid Dusek sprach sogar von einer "Filiale" Nida-Heddernheims. Es wurde provinzialrömische Sigillata hergestellt. Auf dem benachbarten Großfriedhof in Wechmar wurde u.a. ein identischer Pugio-Beschlag wie in Kalefeld ausgegraben. Im ehemaligen Opfermoor von Oberdorla wurde sogar ein Tempel der Diana in Holzbauweise unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Behm-Blancke zu DDR Zeiten ausgegraben. Das schönste ist aber, dass man in der Nähe am Zusammenfluss von Saale und Elbe ein mögliches römisches Marschlager zu DDR Zeiten entdeckt hatte (das Foto stammte vom damaligen Kreisarchäologen Bartels). Das LDA inHalle machte 2008 einen Probeschnitt, fand aber keine verwertbaren Spuren.
PS: Wir sind noch am Anfang und wissen gar nichts . . .
MfG Michael
Zitat : "Welwei: Germanicus (Sohn von Drusus, Anm. d. Red.) unternimmt weiter Feldzüge. Die Römer demonstrierten weiter Stärke, ohne das Gebiet jedoch dauerhaft zu besetzen."
Das ist nicht ganz richtig. Auf ehemaligem DDR Gebiet in Thüringen (Haarhausen) gab es für die Dauer von ca. 20 Jahren ein römisches Emporium (Prof. Dr. Günther Behm-Blancke). Die Dendrochronologie datierte einen Holzbrunnen in die Zeit von 256-276 n.Chr. Die Bauweise der Töpferöfen waren in ihren Abmaßen identisch mit denen von Nida-Heddernheim. Frau Dr. Sigrid Dusek sprach sogar von einer "Filiale" Nida-Heddernheims. Es wurde provinzialrömische Sigillata hergestellt. Auf dem benachbarten Großfriedhof in Wechmar wurde u.a. ein identischer Pugio-Beschlag wie in Kalefeld ausgegraben. Im ehemaligen Opfermoor von Oberdorla wurde sogar ein Tempel der Diana in Holzbauweise unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Behm-Blancke zu DDR Zeiten ausgegraben. Das schönste ist aber, dass man in der Nähe am Zusammenfluss von Saale und Elbe ein mögliches römisches Marschlager zu DDR Zeiten entdeckt hatte (das Foto stammte vom damaligen Kreisarchäologen Bartels). Das LDA inHalle machte 2008 einen Probeschnitt, fand aber keine verwertbaren Spuren.
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MfG Michael
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- justus
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Es ist allgemein bekannt, dass sich im römischen Heer, insbesondere in den germanischen Grenzregionen, zahlreiche germanische Söldner befanden und dies nicht nur in der Reiterei. Ein berühmtes Beispiel ist natürlich Arminius selbst, der Anführer des germanischen Aufstandes gegen die Römer im Jahre 9. n. Chr. Ebenso waren zahlreiche Sklaven, die in den römischen Töpfereien von Bergzabern, Westerndorf oder Pfaffenhofen arbeiteten, germanischen Ursprungs. Wenn diese freigelassen wurden, so nahmen sie natürlich ihre erworbenen Kenntnisse mit in ihre Heimat zurück. Wenn wundert es dann, wenn sie diese Kenntnisse „gewinnbringend“ anwendeten und eine Töpferei auf germanischem Boden eröffneten. Deshalb gleich von einer römischen Siedlung zu sprechen ist allerdings mehr als gewagt.
In Nida-Heddernheim wurde keine Terra Sigilata produziert, sondern lediglich gewöhnliche Gebrauchskeramik, wie an vielen Orten im römischen Reich. Was die Dendrochronologie des Holzbrunnens in die Zeit von 256 - 276 n.Chr. anbetrifft, so wurde die Siedlung in Nida-Heddernheim bereits ca. 259/260 n. Chr. im Zuge der verheerenden Alemanneneinfälle aufgegeben.
Übrigens wurden die römischen Zentren in Ober- und Niedergermanien, sowie Rätien vor allem aus dem sog. „Freien Germanien“ versorgt ( Rohstoffe wie Metalle, Holz, Steine, Frauenhaar etc.). Aber auch Handelswaren wie z. B. Töpfereiwaren gehörten dazu. Man sieht auch zur Römerzeit waren dem Handel schon keine Grenzen gesetzt.
Gefunden wurden unter anderem „Fragmente Terra Sigillata aus Rheinzabern aus dem letzten Viertel des 2.Jh. bis 1. Viertel 3. Jh. „Terra Sigilata“ heißt nichts anderes, als mit Fabrikationsstempeln versehene rot- oder schwarzglasierte Edelkeramik. Hierbei lässt sich an Hand des Stempels sowohl die Produktionsstätte, als auch der jeweilige Töpfer exakt nachweisen. Die in den aufgefundenen Brennöfen produzierten Töpferwaren dürften dagegen eher zur rhein-wesergermanischen Kulturgruppe gehört haben, da die Glasierung von rot- oder schwarzglasierter Edelkeramik (das Porzellan der Römerzeit) nicht nur in einem äußerst schwierigen und aufwendigen Verfahren mittels Ausschwemmung hergestellt werden musste, sondern auch entsprechende besondere Tonvorkommen zur Voraussetzung hatte.
Zitat: „Erforscht wurde der historische Untergrund in einer dreijährigen Ausgrabungskampagne, die zur Hypothese einer römischen Siedlung auf freigermanischem Boden im 3. Jahrhundert Wichtiges beitrug.“
Hypothesen sind keine Tatsachen, sondern Mutmaßungen, vermutlich von Kreis- oder Bezirksarchäologen, die oft allzu gerne der Versuchung verfallen, berühmt zu werden.
In Nida-Heddernheim wurde keine Terra Sigilata produziert, sondern lediglich gewöhnliche Gebrauchskeramik, wie an vielen Orten im römischen Reich. Was die Dendrochronologie des Holzbrunnens in die Zeit von 256 - 276 n.Chr. anbetrifft, so wurde die Siedlung in Nida-Heddernheim bereits ca. 259/260 n. Chr. im Zuge der verheerenden Alemanneneinfälle aufgegeben.
Übrigens wurden die römischen Zentren in Ober- und Niedergermanien, sowie Rätien vor allem aus dem sog. „Freien Germanien“ versorgt ( Rohstoffe wie Metalle, Holz, Steine, Frauenhaar etc.). Aber auch Handelswaren wie z. B. Töpfereiwaren gehörten dazu. Man sieht auch zur Römerzeit waren dem Handel schon keine Grenzen gesetzt.
Gefunden wurden unter anderem „Fragmente Terra Sigillata aus Rheinzabern aus dem letzten Viertel des 2.Jh. bis 1. Viertel 3. Jh. „Terra Sigilata“ heißt nichts anderes, als mit Fabrikationsstempeln versehene rot- oder schwarzglasierte Edelkeramik. Hierbei lässt sich an Hand des Stempels sowohl die Produktionsstätte, als auch der jeweilige Töpfer exakt nachweisen. Die in den aufgefundenen Brennöfen produzierten Töpferwaren dürften dagegen eher zur rhein-wesergermanischen Kulturgruppe gehört haben, da die Glasierung von rot- oder schwarzglasierter Edelkeramik (das Porzellan der Römerzeit) nicht nur in einem äußerst schwierigen und aufwendigen Verfahren mittels Ausschwemmung hergestellt werden musste, sondern auch entsprechende besondere Tonvorkommen zur Voraussetzung hatte.
Zitat: „Erforscht wurde der historische Untergrund in einer dreijährigen Ausgrabungskampagne, die zur Hypothese einer römischen Siedlung auf freigermanischem Boden im 3. Jahrhundert Wichtiges beitrug.“
Hypothesen sind keine Tatsachen, sondern Mutmaßungen, vermutlich von Kreis- oder Bezirksarchäologen, die oft allzu gerne der Versuchung verfallen, berühmt zu werden.
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Hallo Iustusmagnus,
du schriebst: „Terra Sigilata“ heißt nichts anderes, als mit Fabrikationsstempeln versehene rot- oder schwarzglasierte Edelkeramik. Hierbei lässt sich an Hand des Stempels sowohl die Produktionsstätte, als auch der jeweilige Töpfer exakt nachweisen."
Dem ist nicht immer so. Es gibt genug provizialrömisch hergestellte Sigilatta ohne Töpfermarken. Zudem gab es seit Ende des 2. Jh. mit zunehmender Zahl mehr kleinere private Töpfereien und Ziegeleien.
Das Nida-Heddernheim zu Gunsten von Haarhausen z.B. aufgegeben worden ist, ist nicht verwunderlich. Es lässt sich sogar erklären.
Kaiser Gallienus schloß ein Abkommen mit einem suebischen Fürsten (Zosimos I,30). Er nahm sich der markomannischen Prinzessin Pipara an, welches unzweifelhaft als Vertrag mit dem Fürsten Attalus gilt. Mehr noch, Gallienus räumte den Markomannen einen Teil Oberpannoniens ein. Durch Funde in Sachsen-A. weiss man, dass Hermunduren und Markomannen einen regen Kontakt pflegten (Fibeln etc. aus dem Donauraum, siehe auch "Gesellschaft und Kunst der Germanen";Behm-Blancke). Das geht auch aus den römischen Quellen hervor. In den Markomannenkriegen des Kaisers Marcus Aurelius kämpften Hermunduren auf der Seite der Markomannen (HA IV 21, 6-22, 2). So ist es dann nicht verwunderlich, dass später unter Gallienus diese Stämme Ausrüstungen und Know How der Römer erhielten (Technologietransfer; Römische Handwerker imGermanischen Thüringen - Sigrid Dusek). Gallienus war im Kampf mit Postumus auf das Bündnis dieser Stämme angewiesen, da er keinen Zweifrontenkrieg auf Grund seiner militärischen Unterlegenheit und der Krisenherde im Reich standhalten konnte. Wir wissen, dass ein Großteil der Truppen des Postumus aus Franken bestand (HA XXIII 7, I). Auf der Seite des Gallienus standen suebische Stämme (Markomannen, Semnonen, Juthungen, Torencohaime/Tiriochaeme (Thüringer) bzw. Hermunduren).
Auf germanischem Boden fand ein Stellvertreterkrieg statt. Kalefeld ist m. E. eines dieser Schlachtfelder. Auf dem Winnefeld (Landkreis Nordheim) wurden 1879 150 römische Münzen gefunden (Verlust). Diese lagen dicht unter der Erdoberfläche über einige Meter verstreut (Trajan bis Postumus). Auch in Bad Gandersheim wurden Streufunde gemacht. Bei Oldenrode wurde sogar im 19. Jh. ein Postumus-Antoninian gefunden. Sich auf Maximinus Trax auf Grund von wenigen aufgefundenen Münzen festzulegen ist gefährlich. Man sieht ja wo das hinführt (siehe Kalkriese-Varusschlachtfeld).
PS: Prof. Dr. Günther Behm-Blancke, bzw.Frau Dr. Sigrid Dusek waren international hoch angesehene Archäologen und nicht Hinz-und Kunz.
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Behm-Blancke
MfG Michael
du schriebst: „Terra Sigilata“ heißt nichts anderes, als mit Fabrikationsstempeln versehene rot- oder schwarzglasierte Edelkeramik. Hierbei lässt sich an Hand des Stempels sowohl die Produktionsstätte, als auch der jeweilige Töpfer exakt nachweisen."
Dem ist nicht immer so. Es gibt genug provizialrömisch hergestellte Sigilatta ohne Töpfermarken. Zudem gab es seit Ende des 2. Jh. mit zunehmender Zahl mehr kleinere private Töpfereien und Ziegeleien.
Das Nida-Heddernheim zu Gunsten von Haarhausen z.B. aufgegeben worden ist, ist nicht verwunderlich. Es lässt sich sogar erklären.
Kaiser Gallienus schloß ein Abkommen mit einem suebischen Fürsten (Zosimos I,30). Er nahm sich der markomannischen Prinzessin Pipara an, welches unzweifelhaft als Vertrag mit dem Fürsten Attalus gilt. Mehr noch, Gallienus räumte den Markomannen einen Teil Oberpannoniens ein. Durch Funde in Sachsen-A. weiss man, dass Hermunduren und Markomannen einen regen Kontakt pflegten (Fibeln etc. aus dem Donauraum, siehe auch "Gesellschaft und Kunst der Germanen";Behm-Blancke). Das geht auch aus den römischen Quellen hervor. In den Markomannenkriegen des Kaisers Marcus Aurelius kämpften Hermunduren auf der Seite der Markomannen (HA IV 21, 6-22, 2). So ist es dann nicht verwunderlich, dass später unter Gallienus diese Stämme Ausrüstungen und Know How der Römer erhielten (Technologietransfer; Römische Handwerker imGermanischen Thüringen - Sigrid Dusek). Gallienus war im Kampf mit Postumus auf das Bündnis dieser Stämme angewiesen, da er keinen Zweifrontenkrieg auf Grund seiner militärischen Unterlegenheit und der Krisenherde im Reich standhalten konnte. Wir wissen, dass ein Großteil der Truppen des Postumus aus Franken bestand (HA XXIII 7, I). Auf der Seite des Gallienus standen suebische Stämme (Markomannen, Semnonen, Juthungen, Torencohaime/Tiriochaeme (Thüringer) bzw. Hermunduren).
Auf germanischem Boden fand ein Stellvertreterkrieg statt. Kalefeld ist m. E. eines dieser Schlachtfelder. Auf dem Winnefeld (Landkreis Nordheim) wurden 1879 150 römische Münzen gefunden (Verlust). Diese lagen dicht unter der Erdoberfläche über einige Meter verstreut (Trajan bis Postumus). Auch in Bad Gandersheim wurden Streufunde gemacht. Bei Oldenrode wurde sogar im 19. Jh. ein Postumus-Antoninian gefunden. Sich auf Maximinus Trax auf Grund von wenigen aufgefundenen Münzen festzulegen ist gefährlich. Man sieht ja wo das hinführt (siehe Kalkriese-Varusschlachtfeld).
PS: Prof. Dr. Günther Behm-Blancke, bzw.Frau Dr. Sigrid Dusek waren international hoch angesehene Archäologen und nicht Hinz-und Kunz.
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1. Das ist mir bekannt. In meiner Sammlung befinden sich, neben zahlreichen gestempelten, auch jede Menge ungestempelte Terra-Sigilata-Bodenfragmente.Paul05 hat geschrieben:Es gibt genug provizialrömisch hergestellte Sigilatta ohne Töpfermarken. Zudem gab es seit Ende des 2. Jh. mit zunehmender Zahl mehr kleinere private Töpfereien und Ziegeleien.
Das Nida-Heddernheim zu Gunsten von Haarhausen z.B. aufgegeben worden ist, ist nicht verwunderlich. Es lässt sich sogar erklären.
Auf germanischem Boden fand ein Stellvertreterkrieg statt. Kalefeld ist m. E. eines dieser Schlachtfelder.
2. Glaubst du wirklich, dass nach einem Allamanneneinfall, bei dem nicht nur Nida-Heddernheim, sondern die gesamte Wetterau mit allen "vici und villae rusticae" gebrandschatzt und geplündert worden war, noch irgendjemand da war, der einen "Umzug" nach Thüringen mitgemacht hätte. Die Überlebenden dürften sich allesamt auf rechtsrheinisches Gebiet in Sicherheit gebracht haben. Im übrigen war Nida nicht irgendeine römische Siedlung, sondern Verwaltungssitz der Region und Hauptort der Civitas Taunensium mit der entsprechenden Infrastruktur.
-----> http://de.wikipedia.org/wiki/Nida
3. Ich weiß zwar nicht, wer da als Stellverteter gegen einen anderen Stellvertreter gekämpft haben soll, aber sei's drum. Wir hatten auch schon jemanden, der allen Ernstes behauptete, dass die Varusschlacht in Wirklichkeit in Thüringen stattgefunden hätte. Kalefeld ist kein Schlachtfeld eines irgendwie gearteten Stellvertreterkrieges, sondern der Versuch der Römer die immer verheerenderen Einfälle der Germanen nach Gallien schon im Vorfeld zu verhindern. Einen anderen Zweck hatten die Germanienfeldzüge der römischen Kaiser Caracalla oder Maximinus Thrax nicht.
-----> http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mis ... i_Kalefeld
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Hallo Iustus,
was Varus angeht so denke ich, dass dieser östlich des Eggengebirges sein Ende fand. Der Bereich zwischen Weser und Leine wäre ideal. Im übrigen fand man bei Gehrden (Leine) 1902 einen Denarhort von bisher 30 Münzen, welche die bisherige Schlußmünze ein Denar des Augustus bildet. Die anderen Münzen sind Republikdenare (Serrati und Legionsdenare). Ich sage deshalb bisher, weil ich denke das das noch nicht alles war.
PS: es sind im Übrigen die gleichen Denare wie in Kalkriese
Was Kalefeld angeht so hätte man lieber mal in "Die Fundmünzen der Römischen Zeit in Deutschland-Abteilung VII Niedersachsen und Bremen", bearbeitet von Frank Berger, nachgeschlagen.
Bei Holzthaleben (60 km von Kalefeld entfernt) fand man einen Depotfund von über 200 Antoninianen aus der Zeit von 256-270 (reguläre Kaiser von Valentinian-Claudius II). Diese werden als Subsidienzahlungen angesehen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Northeim und Duderstadt einst zum Nordthüringengau zählten.
Selbst die Archäologie in Niedersachsen (Dr. Joachim Harnecker) und das LWL (Dr. Peter Kracht) in NRW interessieren sich für Haarhausen.
Ich vergass zu erwähnen, dass u.a. in Haarhausen ebenfalls zu DDR Zeiten ein Katapultbolzen gefunden wurde. Frau Dr. Dusek hatte diesen mit denen vom Kastell Zugmantel und der Saalburg verglichen.
Dr. Grasselt (LDA Thüringen) fand in Gräbern bei Weimar römische Schuhnägel. Es ist keine Seltenheit, da das römische Heer seit der Zeit der Adoptivkaiser ein reines Söldnerheer geworden ist.
Lies mal das hier: http://www.historischerverein.de/Ausgra ... derung.htm
Das meinte ich mit Technologietransfer. Bei Frankenwinheim fand man auch einen römischen Legionsadler aus Bronze (2./3. Jh.). Ich denke das sagt alles. Hier noch von Nachahmungen zu sprechen glaubt selbst der "dümmste Bauer" nicht mehr. Es ist eine römische Siedlung(!).
Es gibt keine "dunkle Zeit". Man muss nur die Historia Augusta richtig verstehen und interpretieren.
MfG Michael
was Varus angeht so denke ich, dass dieser östlich des Eggengebirges sein Ende fand. Der Bereich zwischen Weser und Leine wäre ideal. Im übrigen fand man bei Gehrden (Leine) 1902 einen Denarhort von bisher 30 Münzen, welche die bisherige Schlußmünze ein Denar des Augustus bildet. Die anderen Münzen sind Republikdenare (Serrati und Legionsdenare). Ich sage deshalb bisher, weil ich denke das das noch nicht alles war.
PS: es sind im Übrigen die gleichen Denare wie in Kalkriese
Was Kalefeld angeht so hätte man lieber mal in "Die Fundmünzen der Römischen Zeit in Deutschland-Abteilung VII Niedersachsen und Bremen", bearbeitet von Frank Berger, nachgeschlagen.
Bei Holzthaleben (60 km von Kalefeld entfernt) fand man einen Depotfund von über 200 Antoninianen aus der Zeit von 256-270 (reguläre Kaiser von Valentinian-Claudius II). Diese werden als Subsidienzahlungen angesehen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Northeim und Duderstadt einst zum Nordthüringengau zählten.
Selbst die Archäologie in Niedersachsen (Dr. Joachim Harnecker) und das LWL (Dr. Peter Kracht) in NRW interessieren sich für Haarhausen.
Ich vergass zu erwähnen, dass u.a. in Haarhausen ebenfalls zu DDR Zeiten ein Katapultbolzen gefunden wurde. Frau Dr. Dusek hatte diesen mit denen vom Kastell Zugmantel und der Saalburg verglichen.
Dr. Grasselt (LDA Thüringen) fand in Gräbern bei Weimar römische Schuhnägel. Es ist keine Seltenheit, da das römische Heer seit der Zeit der Adoptivkaiser ein reines Söldnerheer geworden ist.
Lies mal das hier: http://www.historischerverein.de/Ausgra ... derung.htm
Das meinte ich mit Technologietransfer. Bei Frankenwinheim fand man auch einen römischen Legionsadler aus Bronze (2./3. Jh.). Ich denke das sagt alles. Hier noch von Nachahmungen zu sprechen glaubt selbst der "dümmste Bauer" nicht mehr. Es ist eine römische Siedlung(!).
Es gibt keine "dunkle Zeit". Man muss nur die Historia Augusta richtig verstehen und interpretieren.
MfG Michael
MORITURI TE SALVTANT
- justus
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Istanbul - Die Wurzeln der Christenheit
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Istanbuls Moscheen waren bedeutende christliche Kirchen, ehe die osmanischen Machthaber sie zu Moscheen umbauten. MERIAN-Autorin Susanne Güsten über eine Stadt, die die Geschichte des Christentums maßgeblicher geprägt hat, als viele das heute wahrhaben wollen.
http://www.merian.de/reiseziele/artikel/a-668787.html
Istanbuls Moscheen waren bedeutende christliche Kirchen, ehe die osmanischen Machthaber sie zu Moscheen umbauten. MERIAN-Autorin Susanne Güsten über eine Stadt, die die Geschichte des Christentums maßgeblicher geprägt hat, als viele das heute wahrhaben wollen.
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mit freundlichem Gruß
IVSTVS
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Die Rebellen von der Lahn
Siedelten die Römer lange nach der Varusschlacht in Germanien? Zu den Bewohnern könnten Legionäre gehört haben, die gegen den Kaiser meuterten.
Die Frevler gingen mit schwerem Gerät und großer Wut ans Werk. Sie stürzten den Kaiser vom Sockel und schlugen die goldüberzogene Bronzestatue in unzählige Stücke. 2000 Jahre später klaubten Archäologen hunderte Fragmente des römischen Reiterstandbilds aus dem Boden bei Waldgirmes an der Lahn. Doch vermutlich hatten nicht siegreiche Germanen das Symbol kaiserlicher Herrschaft zertrümmert, sondern rebellische römische Soldaten.
Mit dieser frappanten These versucht Armin Becker die neuesten archäologischen Funde in Waldgirmes zu erklären: Roms erste – und einzige – Stadt mitten im feindlichen Germanien existierte offenbar länger als bislang gedacht und war von den Erschütterungen durch die Varusschlacht nicht betroffen. Der Archäologe der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) in Frankfurt rückt damit eine archäologische Stätte wieder in die Diskussion um das römisch-germanische Mit- und Gegeneinander, die im Jubiläumsjahr der Schlacht im Teutoburger Wald etwas an den Rand gerückt war.
Denn Waldgirmes ist noch immer ein solitärer Zeuge aus unruhiger Zeit in Mitteleuropa: Die Kelten waren im freien Germanien nicht mehr tonangebend, die Germanen als Machtfaktor noch nicht so richtig präsent. Da bauten die Römer um 4 vor Christus zwischen den heutigen Städten Wetzlar und Gießen eine rein zivile Stadt, 100 Kilometer vom sicheren Rhein entfernt. „Das schmeißt einiges um, was man bislang über die römische Expansionspolitik und das Zusammenleben von Germanen und Römern zu wissen meinte“, sagt Siegmar Freiherr von Schnurbein, ehemaliger Chef der RGK, die zum Deutschen Archäologischen Institut in Berlin gehört.
Und das las sich so: Nach Cäsars Tod waren die Römer innenpolitisch blockiert und hatten außenpolitisch zu tun, das gerade eroberte Gallien zusammenzuhalten. Die römische Präsenz östlich des Rheins beschränkte sich auf temporäre Lager und gelegentliche militärische Vorstöße in den Jahren 11 bis 9 vor Christus. Unter Augustus, so die Lehrmeinung seit Mommsen, gab es keine strategische Planung zur Eroberung und Einrichtung einer „Provinz Germanien“ zwischen Rhein und Elbe.
Und dann tauchte unter den Spaten der Frankfurter Forscher aus dem Lößboden des Lahntals diese Siedlung auf. Aus den Puzzlestücken Mauersteine, Bronzestücke, Pfostenlöcher, Holzkohle, Bleiklumpen, Bodenverfärbungen und Gräben setzten die Archäologen mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 1993 ein Mosaik zusammen, das dem Ort ein prägnantes Gesicht gibt und klar macht, dass es sich „um die Keimzelle einer römischen Stadt handelt“, so die Archäologin Gabriele Rasbach von der RGK.
Von außen erweckte der Ort – mit drei Toren, zwei Spitzgräben vor einer massiven Holzwehr auf dem Erdwall – den Eindruck eines Militärlagers. Doch innen gab es weder Kasernen noch Appellplatz. Stattdessen zwei breite sich kreuzende Straßen mit einer Abwasserrinne in der Mitte, Remisen, Speicher, Tavernen, Bauten mit Laubengängen und Häuser im mediterranen Atriumstil. „Hier lebten Menschen, die einen Anspruch auf gehobenes Wohnen hatten“, sagt Armin Becker.
Der dominierende Bau war das Forum, das unerlässliche Zentrum einer jeden römischen Stadt. An die große Versammlungshalle, die Basilika, waren zwei Apsiden und ein Viereckbau angegliedert. Hier saß die zivile Verwaltung, hier wurde Recht gesprochen. In den Wandelhallen wickelte man Geschäfte ab oder frönte dem gehobenen Müßiggang. Und im Innenhof stand auf einem der fünf massiv gemauerten Podeste die vergoldete Bronzestatue des Kaisers: Hier ist Rom!
Und das mit einer eindeutigen Zukunftsperspektive: In Waldgirmes, analysiert von Schnurbein, „ist das Forum für die vorhandene Besiedlung zu groß. Das Ganze war eindeutig auf Wachstum angelegt“. Der Ort an der Lahn sollte offenbar – wie etwa Trier – das Verwaltungszentrum für ein germanisches Gebiet werden, das zum römischen Reich gehörte. „Das alles können wir natürlich nicht beweisen“, gibt von Schnurbein zu, „aber die archäologischen Funde sprechen eindeutig für diese Interpretation.“ Armin Becker betont die Einzigartigkeit von Waldgirmes: „Es war eine ,Stadt in Gründung‘. Das gibt es sonst in keiner anderen römischen Siedlung in eroberten Gebieten.“
Die ersten Bewohner dieser zivilen Anlage waren vermutlich Handwerker und Händler, Verwaltungsfachleute und Experten, die etwas von Straßenbau, Verkehrserschließung, Landwirtschaft und Landesentwicklung verstanden – Staatsdiener eben. Der hohe Anteil grober germanischer Keramik in der römischen Siedlung lässt nach Meinung der Ausgräber nur den Schluss zu, dass in Waldgirmes Römer und Germanen zusammenlebten – und zwar friedlich. Hier wurde Koexistenz praktiziert. Die Römer wollten offensichtlich bleiben. Aber irgendwann wurde die goldene Bronzestatue zerschlagen und die Stadt verlassen. Zunächst setzten die Archäologen für beides das Jahr 9 nach Christus an – die „Varusschlacht“ habe auch der zivilen Besiedlung Germaniens ein Ende gesetzt.
Als im August dieses Jahres der nahezu komplette Pferdekopf der Reiterstatue in einem Brunnen gefunden wurde, machte das Schlagzeilen. Die wirkliche Überraschung war sehr viel unscheinbarer, setzt jedoch neue Zeitmarken: Die Archäologen entdeckten in ihren Grabungskampagnen über der Innenstadtstraße eine massive Gitterkonstruktion aus Holzbalken. Deren Zwischenräume waren mit Schotter aufgefüllt und planiert – die Straße war ausgebaut oder renoviert worden, offenbar erwartete man mehr Verkehr. Im Füllschutt unter diesem Bauwerk fanden die Ausgräber weitere Fragmente der zerschlagenen Statue.
„Damit ist die Reihenfolge klar“, sagt Becker. „Erst wurde die Statue zerschlagen, dann wurde die Siedlung wieder- oder weiterbenutzt, die Straße renoviert und danach erst ging die Stadt in Flammen auf und wurde aufgegeben.“ Dafür setzt der Archäologe der RGK jetzt das Jahr 16 an, als nach den verlustreichen und erfolglosen Rachefeldzügen des römischen Feldherrn Germanicus alle Aktivitäten Roms im freien Germanien auf Befehl des Kaisers Tiberius eingestellt wurden.
Wer hat dann die Statue zerschlagen – und wann? Armin Becker vermutet unter den römischen Bewohnern Waldgirmes eine spezielle Gruppe: Entlassene Soldaten, denen wie üblich Land in „befriedeten“ Gebieten zugewiesen worden war. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet von Legionären, die – zunächst im Donauraum, dann imperiumsweit – um 14 nach Christus ihrer Wut gewaltsam Luft machten, weil sie nach 25 Jahren Militärdienst mit unfruchtbaren Böden in krankmachenden Gegenden abgespeist wurden. Dass ein solches Unmutspotenzial („Waldgirmes statt Mittelmeer!“) in eine Meuterei unzufriedener Legionäre mündet, kann sich Armin Becker auch an der Lahn vorstellen.
Sein Szenario: „In meinen Augen ist das wahrscheinlichste Modell, dass die Statue um 14 nach Christus bei inneren Unruhen zerschlagen und der Platz später für die Feldzüge des Germanicus noch einmal aufgesucht und ausgebaut wurde; eventuell war die Stadt sogar noch in Betrieb.“ Das Ende der ersten zivilen römischen Stadt im freien Germanien wäre nach dieser Lesart erst um 16 nach Christus durch den Tiberius-Befehl zum kompletten Rückzug besiegelt worden. Das aber bedeutet, sagt Armin Becker, „dass Süddeutschland von der Varusschlacht und ihren Auswirkungen nicht betroffen war.“
Quelle: Tagesspiegel vom 17.12.2009
Siedelten die Römer lange nach der Varusschlacht in Germanien? Zu den Bewohnern könnten Legionäre gehört haben, die gegen den Kaiser meuterten.
Die Frevler gingen mit schwerem Gerät und großer Wut ans Werk. Sie stürzten den Kaiser vom Sockel und schlugen die goldüberzogene Bronzestatue in unzählige Stücke. 2000 Jahre später klaubten Archäologen hunderte Fragmente des römischen Reiterstandbilds aus dem Boden bei Waldgirmes an der Lahn. Doch vermutlich hatten nicht siegreiche Germanen das Symbol kaiserlicher Herrschaft zertrümmert, sondern rebellische römische Soldaten.
Mit dieser frappanten These versucht Armin Becker die neuesten archäologischen Funde in Waldgirmes zu erklären: Roms erste – und einzige – Stadt mitten im feindlichen Germanien existierte offenbar länger als bislang gedacht und war von den Erschütterungen durch die Varusschlacht nicht betroffen. Der Archäologe der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) in Frankfurt rückt damit eine archäologische Stätte wieder in die Diskussion um das römisch-germanische Mit- und Gegeneinander, die im Jubiläumsjahr der Schlacht im Teutoburger Wald etwas an den Rand gerückt war.
Denn Waldgirmes ist noch immer ein solitärer Zeuge aus unruhiger Zeit in Mitteleuropa: Die Kelten waren im freien Germanien nicht mehr tonangebend, die Germanen als Machtfaktor noch nicht so richtig präsent. Da bauten die Römer um 4 vor Christus zwischen den heutigen Städten Wetzlar und Gießen eine rein zivile Stadt, 100 Kilometer vom sicheren Rhein entfernt. „Das schmeißt einiges um, was man bislang über die römische Expansionspolitik und das Zusammenleben von Germanen und Römern zu wissen meinte“, sagt Siegmar Freiherr von Schnurbein, ehemaliger Chef der RGK, die zum Deutschen Archäologischen Institut in Berlin gehört.
Und das las sich so: Nach Cäsars Tod waren die Römer innenpolitisch blockiert und hatten außenpolitisch zu tun, das gerade eroberte Gallien zusammenzuhalten. Die römische Präsenz östlich des Rheins beschränkte sich auf temporäre Lager und gelegentliche militärische Vorstöße in den Jahren 11 bis 9 vor Christus. Unter Augustus, so die Lehrmeinung seit Mommsen, gab es keine strategische Planung zur Eroberung und Einrichtung einer „Provinz Germanien“ zwischen Rhein und Elbe.
Und dann tauchte unter den Spaten der Frankfurter Forscher aus dem Lößboden des Lahntals diese Siedlung auf. Aus den Puzzlestücken Mauersteine, Bronzestücke, Pfostenlöcher, Holzkohle, Bleiklumpen, Bodenverfärbungen und Gräben setzten die Archäologen mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 1993 ein Mosaik zusammen, das dem Ort ein prägnantes Gesicht gibt und klar macht, dass es sich „um die Keimzelle einer römischen Stadt handelt“, so die Archäologin Gabriele Rasbach von der RGK.
Von außen erweckte der Ort – mit drei Toren, zwei Spitzgräben vor einer massiven Holzwehr auf dem Erdwall – den Eindruck eines Militärlagers. Doch innen gab es weder Kasernen noch Appellplatz. Stattdessen zwei breite sich kreuzende Straßen mit einer Abwasserrinne in der Mitte, Remisen, Speicher, Tavernen, Bauten mit Laubengängen und Häuser im mediterranen Atriumstil. „Hier lebten Menschen, die einen Anspruch auf gehobenes Wohnen hatten“, sagt Armin Becker.
Der dominierende Bau war das Forum, das unerlässliche Zentrum einer jeden römischen Stadt. An die große Versammlungshalle, die Basilika, waren zwei Apsiden und ein Viereckbau angegliedert. Hier saß die zivile Verwaltung, hier wurde Recht gesprochen. In den Wandelhallen wickelte man Geschäfte ab oder frönte dem gehobenen Müßiggang. Und im Innenhof stand auf einem der fünf massiv gemauerten Podeste die vergoldete Bronzestatue des Kaisers: Hier ist Rom!
Und das mit einer eindeutigen Zukunftsperspektive: In Waldgirmes, analysiert von Schnurbein, „ist das Forum für die vorhandene Besiedlung zu groß. Das Ganze war eindeutig auf Wachstum angelegt“. Der Ort an der Lahn sollte offenbar – wie etwa Trier – das Verwaltungszentrum für ein germanisches Gebiet werden, das zum römischen Reich gehörte. „Das alles können wir natürlich nicht beweisen“, gibt von Schnurbein zu, „aber die archäologischen Funde sprechen eindeutig für diese Interpretation.“ Armin Becker betont die Einzigartigkeit von Waldgirmes: „Es war eine ,Stadt in Gründung‘. Das gibt es sonst in keiner anderen römischen Siedlung in eroberten Gebieten.“
Die ersten Bewohner dieser zivilen Anlage waren vermutlich Handwerker und Händler, Verwaltungsfachleute und Experten, die etwas von Straßenbau, Verkehrserschließung, Landwirtschaft und Landesentwicklung verstanden – Staatsdiener eben. Der hohe Anteil grober germanischer Keramik in der römischen Siedlung lässt nach Meinung der Ausgräber nur den Schluss zu, dass in Waldgirmes Römer und Germanen zusammenlebten – und zwar friedlich. Hier wurde Koexistenz praktiziert. Die Römer wollten offensichtlich bleiben. Aber irgendwann wurde die goldene Bronzestatue zerschlagen und die Stadt verlassen. Zunächst setzten die Archäologen für beides das Jahr 9 nach Christus an – die „Varusschlacht“ habe auch der zivilen Besiedlung Germaniens ein Ende gesetzt.
Als im August dieses Jahres der nahezu komplette Pferdekopf der Reiterstatue in einem Brunnen gefunden wurde, machte das Schlagzeilen. Die wirkliche Überraschung war sehr viel unscheinbarer, setzt jedoch neue Zeitmarken: Die Archäologen entdeckten in ihren Grabungskampagnen über der Innenstadtstraße eine massive Gitterkonstruktion aus Holzbalken. Deren Zwischenräume waren mit Schotter aufgefüllt und planiert – die Straße war ausgebaut oder renoviert worden, offenbar erwartete man mehr Verkehr. Im Füllschutt unter diesem Bauwerk fanden die Ausgräber weitere Fragmente der zerschlagenen Statue.
„Damit ist die Reihenfolge klar“, sagt Becker. „Erst wurde die Statue zerschlagen, dann wurde die Siedlung wieder- oder weiterbenutzt, die Straße renoviert und danach erst ging die Stadt in Flammen auf und wurde aufgegeben.“ Dafür setzt der Archäologe der RGK jetzt das Jahr 16 an, als nach den verlustreichen und erfolglosen Rachefeldzügen des römischen Feldherrn Germanicus alle Aktivitäten Roms im freien Germanien auf Befehl des Kaisers Tiberius eingestellt wurden.
Wer hat dann die Statue zerschlagen – und wann? Armin Becker vermutet unter den römischen Bewohnern Waldgirmes eine spezielle Gruppe: Entlassene Soldaten, denen wie üblich Land in „befriedeten“ Gebieten zugewiesen worden war. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet von Legionären, die – zunächst im Donauraum, dann imperiumsweit – um 14 nach Christus ihrer Wut gewaltsam Luft machten, weil sie nach 25 Jahren Militärdienst mit unfruchtbaren Böden in krankmachenden Gegenden abgespeist wurden. Dass ein solches Unmutspotenzial („Waldgirmes statt Mittelmeer!“) in eine Meuterei unzufriedener Legionäre mündet, kann sich Armin Becker auch an der Lahn vorstellen.
Sein Szenario: „In meinen Augen ist das wahrscheinlichste Modell, dass die Statue um 14 nach Christus bei inneren Unruhen zerschlagen und der Platz später für die Feldzüge des Germanicus noch einmal aufgesucht und ausgebaut wurde; eventuell war die Stadt sogar noch in Betrieb.“ Das Ende der ersten zivilen römischen Stadt im freien Germanien wäre nach dieser Lesart erst um 16 nach Christus durch den Tiberius-Befehl zum kompletten Rückzug besiegelt worden. Das aber bedeutet, sagt Armin Becker, „dass Süddeutschland von der Varusschlacht und ihren Auswirkungen nicht betroffen war.“
Quelle: Tagesspiegel vom 17.12.2009
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