"sinnvolle" Anordnung von Provinzlern

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Numis-Student
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"sinnvolle" Anordnung von Provinzlern

Beitrag von Numis-Student » So 14.06.09 19:04

Hallo,
wie ihr ja wisst, sammle ich eigentlich nur Reichsrömisches, aber hin und wieder verirrt sich auch was provinzielles zu mir. Ich schätze, ich habe jetzt etwa 10 oder 15 Provinzler (3x Alexandria, 1x Thessalonika, 1x 1x Ephesos, 1x Nikaia etc), die ich nun gerne mal katalogisieren und richtig legen würde.
Ich möchte sie nicht in der Kaiserreihe haben, da sie zu stark aus dem System fallen...
Wie wäre es dann sinnvoll ?

* Die Städte in alphabetischer Reihenfolge, innerhalb der Stadt chronologisch ?

* Die Städte nach dem Eckhelschen System, innerhalb der Region alphabetisch, innerhalb der Stadt chronologisch ?

* Die Kaiser chronologisch, innerhalb eines Kaisers die Städte alphabetisch ?

Die zweite Möglichkeit wäre mir irgendwie am sympathischsten, aber natürlich auch am umständlichsten...
Schöne Grüße,
MR

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areich
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Beitrag von areich » So 14.06.09 20:46

Die zweite finde ich am Besten aber es hängt davon ab, weswegen Du diese sammelst und wieviele wohl dazukommen werden. Solange die Menge überschaubar bleibt, finde ich jegliche Ordnung nicht unbeding notwendig.

Da ich mich meist erinnern kann bzw. Zettel dabei sind, verzichte ich auf jegliche Ordnung. Gerade mal pseudo-autonom oder nicht (mehr oder weniger konsequent) , intern dann nach Größe, aus ästhetischen Gründen oder je nach Laune thematisch aber das wechselt immer wieder. Aber so wahnsinnig viele Münzen habe ich ja auch nicht.

Andreas

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Beitrag von richard55-47 » So 14.06.09 21:05

@NuStu: ist doch gar kein Problem; ich sammele nicht wissenschaftlich, sondern à travers champs. Augustus zu Augustus (das fällt bei meiner Sammlung nicht schwer), Tiberius zu Tiberius (dito) etc. Dazwischen lasse ich viel Platz. Ich habe keine Lust, mittlerweile ca. 180 Münzen (viel Schrott, falls Einbrecher mitlesen) ständig umzufächern. Meine Münzbretter sind obendrein recht wenig flexibel. Da muss ein Denar auch mal in einem Gefache eines Sesterzes Platz nehmen. Das sieht zwar bescheuert aus, aber was will man machen.
Allerdings habe ich das Glück gehabt, eine Münzcassette mit diversen Böden und variablen Einlegefächern zu erwerben (216 Münzfächer für (mit Porto) 11,40 €). Das Ding ist erste Qualität und ganz einfach toll. In Kürze wird umgruppiert. Dann habe ich ein Problem gelöst.
do ut des.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 14.06.09 21:43

Wie Areich halte ich das 2. Ordnungsprinzip für das Beste, und zwar deshalb, weil man nur so die Entwicklung der Portraits und der Rs. vergleichen kann. Jede Region hat ihren eigenen Stil und das gilt natürlich auch für die verschiedenen Städte in einer Region. In Thrakien gibt es Statthalter, die für mehrere Städte prägen ließen. Diese Münzen gehören auf natürliche Weise zusammen. Sonst würden diese Serien auseinandergerissen und die in ihnen steckende Information ginge verloren. Und ein Severus z.B. aus Moesien hat kaum etwas zu tun mit einem Severus aus Phönikien (bis auf den Kaiser).

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von inferus » So 14.06.09 22:26

mich als Neuling in der Numismatik würde interessieren, was genau das Eckhelsche system bedeutet bzw.vielleicht lässt sich die Frage allgemeiner fassen, was gibt es denn für Ordnungssysteme?

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 14.06.09 23:02

Ordnungssysteme gibt es so viele, wie Dir einfallen. Du kannst ja irgendeinen Parameter nehmen und danach Deine Sammlung ausrichten. Beispiele:
- Größe, Gewicht, Metall, Nominal.
Dies scheint etwas zu äußerlich zu sein und entspricht nicht der Bedeutung einer Münze. Trotzdem wird z.B. das Nominal benutzt, um Ordnung in die Ausgaben der Römisch Imperialen Münzen zu bekommen, wo es im RIC und im BMCR innerhalb eines Kaisers benutzt wird. Aber auch AMNG benutzt es bei der Ordnung eines Kaisers. Varbanov tut dies nicht (nur alphabetische Ordnung der Legenden), was das Auffinden einer Münze im Katalog erschwert.
- Prägedatum allein
Führt zu Durcheinander bei gleichzeitig regierenden Kaisern. Als Unterkriterium möglich, allerdings erschwert es das Auffinden einer Münze, wenn man das Prägedatum nicht kennt. Außerdem gibt es viele Münze, bei denen das genaue Prägedatum sowieso nicht bekannt ist.
- Kaiser
Das ist eine 'natürliche' Ordnung. Reicht allein aber nicht aus. Es muß Unterordnungen geben, z.B. nach Münzstätten, wie es RIC und BMCR machen. Dazu gehört dann auch die Trennung von Imperialen Münzen und Provinzausgaben!
- Regionen alphabetisch, geographisch
Dies ist 'natürlich' bei Provinzialmünzen. Die geographische Eiinteilung hat den Vorteil einer logischen Zusammengehörigkeit. Alphabetisch allein hat diese Logik nicht. Dann sind Kaiser, Prägedatum, Statthalter, Größe usw. Unterordnungen.
- Städte alphabetisch
Hier ist der Nachteil, daß Städte zusammenstehen, die geographisch oder geschichtlich nichts miteinander zu tun haben.
- Rückseitendarstellungen
Interessant! Hat aber den Nachteil, daß es die Vs. nicht genügend berücksichtigt. Trotzdem wird es im AMNG oder von Varbanov benutzt, um Unterordnungen zu schaffen. Hristova/Jekov benutzt es ausgiebig, zerreißt damit aber zusammengehörende Ausgaben eines Statthalters.
- Statthalter
Dies gilt für Provinzialmünzen und wird von AMNG innerhalb der einzelnen Kaiser benutzt. Entspricht etwa dem Prägezeitpunkt.
- Legenden, alphabetisch
Wird z.b. von Varbanov benutzt als Unterordnung zu Region, Stadt, Kaiser. Entspricht nicht dem Prägezeitpunkt und ist deshalb zu äußerlich.

Diese ist nur eine kleine Übersicht. Sie zeigt aber die Schwierigkeiten, die auftreten. Die Ordnung hängt grundsätzlich davon ab, was man mit seiner Sammlung vorhat.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

n.......s
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Beitrag von n.......s » Mo 15.06.09 21:38

es kommt doch sicher darauf an, wieviele Münzen man vom jeweiligen Sammelgebiet / der jeweiligen Region hat?
Ich habe ein Schubladensystem- bei den Provinzlen stehen da Städtenamen dran:
Deultum
Anchialos
Serdica
usw.

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Beitrag von Peter43 » Mo 15.06.09 22:45

Ich habe Provinzmünzen aus 157 verschiedenen Städten. Das geht nicht mit Stadtschubladen. Die sind natürlich nach Großregionen sortiert, in den Großregionen nach Provinzen, innerhalb der Provinzen alphabetisch nach Städten, innerhalb der Städte chronologisch nach Kaisern, bei den Kaisern nach Rückseitenmotiven.

Auch da gibt es Schwierigkeiten, wenn z.B. Provinzgrenzen geändert worden sind oder neue Provinzen gegründet wurden.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von hermes234 » Mo 15.06.09 23:40

Warum nicht der Sortierung folgen, die BMC und alle klassischen Sylloges vorgeben? Auch die großen Auktionshäuser richten sich schließlich danach.

Es geht los in England (Kelten) über Frankreich, Spanien, Italien rund ums Mittelmeer, über Syrien, Abstechern nach Mesopotamien, Baktrien nach Ägypten bis an die afrikanische Atlantikküste.

Diese Ordnung gilt m. E. für griechische Münzen UND für Provinz-Römer.
hermes234

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Beitrag von n.......s » Di 16.06.09 08:26

Peter43 hat geschrieben:Ich habe Provinzmünzen aus 157 verschiedenen Städten. Das geht nicht mit Stadtschubladen. Die sind natürlich nach Großregionen sortiert, in den Großregionen nach Provinzen, innerhalb der Provinzen alphabetisch nach Städten, innerhalb der Städte chronologisch nach Kaisern, bei den Kaisern nach Rückseitenmotiven.

Auch da gibt es Schwierigkeiten, wenn z.B. Provinzgrenzen geändert worden sind oder neue Provinzen gegründet wurden.

Mit freundlichem Gruß
das klingt, als müsstest Du Dein System ständig ändern - z.B. bei Neuzugängen?
Natürlich habe ich auch Schubladen, auf denen Münzen verschiedener Regionen liegen - meist sind das Städte, von denen man nur wenige Münzen bekommt.

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Beitrag von Numis-Student » Di 16.06.09 10:33

Hallo,
zuerst mal danke ür eure Erläuterungen und Gedanken zu meinem "Problem".

Areich, ich kann keinen klaren Grund nennen, warum ich auch die Provinzler sammle. Es ist eher ein Bündel von Gründen:
Schnäppchen
Die Herausforderung, etwas unbekanntes zu bestimmen
Schönheit einer Münze
interessante Darstellung
Beimischung in Lots
etc.
hermes234 hat geschrieben:Warum nicht der Sortierung folgen, die BMC und alle klassischen Sylloges vorgeben? Auch die großen Auktionshäuser richten sich schließlich danach.

Es geht los in England (Kelten) über Frankreich, Spanien, Italien rund ums Mittelmeer, über Syrien, Abstechern nach Mesopotamien, Baktrien nach Ägypten bis an die afrikanische Atlantikküste.

Diese Ordnung gilt m. E. für griechische Münzen UND für Provinz-Römer.
und wird Eckhelsches System genannt und von mir bevorzugt, auch wenn meine Provinzlersammlung vermutlich immer klein und bescheiden bleibt.

Schöne Grüße,
MR

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Re: "sinnvolle" Anordnung von Provinzlern

Beitrag von Numis-Student » Mo 19.06.23 10:31

Ich bin gerade auf diese alte Diskussion gestoßen...

Inzwischen bin ich für mich zu der Lösung gekommen, dass es keine Provinzrömer, sondern Greek Imperials sind... :wink:

Dementsprechend liegen sie nicht als Fremdkörper irgendwo bei den Römern, jeweils am Schluss eines Kaisers oder als Block hinter den Spätrömern, sondern deutlich harmonischer bei den Griechen, die ihrerseits nach dem Eckhelschen System liegen, also fängt zB Ephesos mit den hellenistischen Stadtprägungen an und läuft dann bis Marcus Aurelius.

Von der Menge her sind Griechen inkl. Greek Imperials aktuell 12 Bebaladen, die ich bei Gelegenheit auf 20 Laden auseinanderziehen sollte.

Schöne Grüße
MR
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mimach (Mo 19.06.23 19:34)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: "sinnvolle" Anordnung von Provinzlern

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 19.06.23 11:09

Numis-Student hat geschrieben:
Mo 19.06.23 10:31
Inzwischen bin ich für mich zu der Lösung gekommen, dass es keine Provinzrömer, sondern Greek Imperials sind...
Wichtig alleine ist, dass Du zufrieden bist mit Deiner Sortierung - am Ende ist dies ein subjektives Wohlbefinden, dass nur Du selbst bestimmen kannst. Bei mir ist es tatsächlich so, dass die Provinz Bronzen ziemlich weit hinten kommen.

1. Imperiale Silber Denare
2. Imperiale Bronzen
3. Provinz Silber
4. Provinz Bronzen

Mich würde es stören (Monk lässt grüßen), wenn die Silberlinge aus Cappadocien zeitlich passend zwischen den stadtrömischen Silberdenaren liegen würden. Aber jedem das seine :)

Bei meinen Provinz Bronzen habe ich RPC genommen. Da sind Online die Städte von A bis Z in einer Liste mit Nummern. Jede Stadt hat also eine Nummer (der RPC Reihenfolge) und so katalogisiere ich die Städte nach den Nummern aufsteigend.

Numis-Student hat geschrieben:
Mo 19.06.23 10:31
sondern deutlich harmonischer bei den Griechen, die ihrerseits nach dem Eckhelschen System liegen, also fängt zB Ephesos mit den hellenistischen Stadtprägungen an und läuft dann bis Marcus Aurelius.
Ok, ich habe keine Griechen. Klingt für mich logisch - so hast Du - als Beispiel - eine zeitlich chronologische Schublade von zBsp. Ephesus, welche bei den Griechen Kolonien beginnt, über die Republik bis hin zu den kaiserlichen Provinz Prägungen. Ich würde da die Krise bekommen Griechen und Römer zu "mischen" - aber so bleibt die Stadtgeschichte von BC zu AD bei Dir halt zusammen. Aber wie geschrieben - jeder Jeck ist anders und das auch gut so.
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mimach (Mo 19.06.23 19:34)
Veritas? Quid est veritas?

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Re: "sinnvolle" Anordnung von Provinzlern

Beitrag von dictator perpetuus » Di 20.06.23 23:20

prieure.de.sion hat geschrieben:
Mo 19.06.23 11:09
Mich würde es stören (Monk lässt grüßen), wenn die Silberlinge aus Cappadocien zeitlich passend zwischen den stadtrömischen Silberdenaren liegen würden. Aber jedem das seine
Da bin ich beispielsweise ein anderer Monk. Mein Ordnungssystem ist ganz strikt chronologisch und mein Monk ist verletzt, wenn irgendetwas nicht chronologisch ist. Und wenn nicht ganz klar ist, welche Münze zuerst geprägt wurde, kommt die, bei der der Mittelwert der Datierungsspanne niedriger ist, nach vorne. Und wenn ich mehrere Münzen mit gleicher Datierungsspanne habe, kommt zum Beispiel ein Germanicus vor einen Caligula, ein Aelius dagegen nach einen Hadrian.
Und wenn es sich nicht um Asse und Denare, die zahlenmäßig in meiner Sammlung am stärksten vertreten sind, handelt, dann mag ich auch nicht, wenn beispielsweise zwei Sesterzen, Dupondien oder Quinare nebeneinander liegen. Solange es also mein sonstiges Ordnungssystem nicht verletzt, versuche ich also das zu vermeiden. Und wenn dann eine meiner wenigen Provinzmünzen dazwischen liegt, befriedigt das meinen inneren Monk eher.

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