Manuelle Reinigung - Zahnarztwerkzeug, Stereomikroskop

Reinigungstips, Aufbewahrung, Handschuhe, Pinzetten, Olivenöl, Literatur, Software usw.
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lasta
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Manuelle Reinigung - Zahnarztwerkzeug, Stereomikroskop

Beitrag von lasta » So 12.06.05 01:06

Hallo,
ich habe schon viele Reinigungsmethoden für antike Münzen ausprobiert (chem. Reinigung {NaOH, Olivenöl}, Elektrolyse, Ultraschall,...). Dabei spielte der gute alte Zahnstocher eine zentrale Rolle.

Ich habe gelesen, dass für manuell/mechanische Reinigung auch Zahnarztwerkzeug gut geeignet ist. Nun hätte ich einen Zahnarzt, der mir gerne seine ausgedienten Hilfsmittel zur Verfügung stellt. Hat jemand Ahnung was denn verwendet werden kann (Stichel, Bohrer, ...)?

Ausserdem werde ich mir ein Stereomikroskop zulegen. Taugt z.B. folgendes billige Gerät (219€).
http://www.bresser.com/index.php?id=55& ... id=5803000
Hat jemand Ahnung, welche Art von Stereomikroskopen für das Beobachten und Reinigen von Münzen am besten geeignet sind?

danke&liebe Grüße
lasta

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chinamul
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Beitrag von chinamul » So 12.06.05 17:24

Hallo lasta!

Von den technischen Daten her müßte das Gerät für den vorgesehenen Zweck geeignet sein. Es entspricht weitgehend meinem Mikroskop, das ich seit Jahren in Gebrauch habe und mit dem ich sehr gut zurechtkomme.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

heripo
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Beitrag von heripo » Di 02.08.05 22:53

hallo lasta, davon abgesehen, daß "mechanische Restauration" fast ausschliesslich Sache des Fachmannes ist : Bohrer und Schleifer ( vor allem etwa mit Motor - oder Düsenantrieb, auch über elastische Welle ) sind für Münzen undenkbar! Unter dem Binokular wirst du schnell erkennen, daß selbst der kleines Bohrer oder Diamantschleifer viel zu groß ist - und vor allem - sein Wirkung in die Tiefe kannst Du nicht kontrollieren ! Also Finger weg !
Für mechanische Reinigung ( wenn's denn sein muß ) empfele ich Dir; schneide mit einer guten Schere von einer Rasierklinge spitzwinklige Dreiecksstücke ab ( die scharfe klinge soll die Spitze bilden ). in ein Holzstäbchen, das Du vorn einwenig spaltest, setzt Du dieses Stück Klinge ein - mit gutem Kleber und umwickeltem Garn, der mit dem Kleber verhärtet wird, erhältst Du so einen sehr elastischen "Schaber", mit dem Du in die kleinsten
Ecken kommst und mit dem Du flach gehalten, hartnäckigen Schmutz entfernen kannst. Wichtig ist, daß die arbeitende Hand eine gute Auflage (neben dem Binokular - ggf ein Buch in der richtigen Dicke ) hat... und nun - nicht zittern und ruhig atmen ! Jeder "Ausrutcher" hinterlässt tiefe Eindrücke !
Ich wünsch Dir ein ruhiges Händchen, einen noch ruhigeren Atem ( kannst Du bei den Schützen üben ...) und dann eine Eselsgeduld! Gruß Heripo

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Iaitas
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Beitrag von Iaitas » Sa 06.08.05 14:00

hallo lasta und heripo

aslo erstmal vorweg: beim Restaurieren von Münzen gebrauche ich durchaus einen Drehmotor mit Welle und verschiedenen Aufsätzen, wobei dies meist nur in speziellen Fällen (zB. Entfernung von Kupferoxydul-Pusteln) sowie beim Finish mit Borstenradaufsatz passiert. Das Hauptinstrument beim mechanischen Restaurieren ist immer noch das Skalpell (mit mindestens einer scharfen und einer stumpfen Klinge), dessen Handhabung jedoch grosse Übung braucht, um keine Spuren auf der Münze zu hinterlassen, denn Du möchtest ja die gesunde Patina der Münze nicht verletzen. Zur Einebnung allfälliger kleiner Unregelmässigkeiten eignet sich ein feiner Glasfaserpinsel aus dem Goldschmiedebedarf. Diesen jedoch nicht zu exzessiv anwenden, sonst werden die Prägekannten abgerundet.

Ansonsten kann ich nur Heripo beipflichten: mechanisches Restaurieren ist Sache des Fachmannes, obschon seine Alternativmethode mit "Do-it-yourself-Skalpell" recht gewagt ist.

Was ich hier auch noch loslassen möchte - man möge mir verzeihen: Die Hausmittelchen mit Olivenöl, Salzsäure etc. sind für die Münze enorm schädlich und unterstützen durch das zutragen von HCL und anderen Salzen eine schnelle Korrosion, welche sich unter Umständen bereits nach wenigen Jahren von blossem Auge erkennen lässt. Falls man dies trotzdem nicht lassen will: Bitte anschliessend immer aureichend in deionisiertem Wasser baden, um möglichst viel des Salzes wieder auszuwaschen.

Nun noch zu deinen Zahnarztwerkzeugen ohne Motor: Ich verwende für das Restaurieren von Kleinmetall-Funden oftmals Zahnarzt-Haken und Stichel bzw. verschiedene Pinzetten für das Halten, Drehen oder Leimen von Fragmenten, für den normalen Vorgang des Restaurierens selbst sind diese jedoch nicht zwingend von Nutzen.

Gruss...Iaitas

heripo
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Beitrag von heripo » So 07.08.05 12:23

hallo Iaitas,
für mich ist es durchaus wichtig, die Grenze zwischen Reinigung und Restauration dutlich zu ziehen, denn letzteres hat allzuoft mit "Verschönern" - was numismatisch gesehen nichts anderes ist, als Verfälschen - zu tun ! Die professionellen Händler wissen ein Lied davon zu singen, daß inzwischen so "perfekt restaurierte" Großmünzen aus "östlichen Ländern" auf den Markt kommen, daß selbst der Fachhändler mit Grausen daran denkt ! Wenn mal Objekte bei 500 € aufwärts liegen, dann erwartet der Käufer auf jeden Fall eine "echte und unreparierte" Münze - oder zumindest Auskunft d a n n , wenn Risse, Kratzer, Löcher "gestopft" und/oder Patina nachgebessert wurde ! Die Materialien die die Chemie inzwischen anbietet, lassen für "Restauratoren, Verschönerer, Stopfer, FLicker und Fälscher" keine Wünsche mehr übrig!
Bald wird wohl die Warmlichtkamera und die Ultraviolett - Strahlung bei verschiedenen Temperaturen zum "Standard jeden Fachhändlers" gehören müssen, will er dem Käufer hochwertiger Objekte ( und auch seinen Ruf ) schützen !
Wozu hat denn die Numismatik die Begriffe - s - ss - vz - letztlich eingeführt ?
Alles, was rein pekuinären Interessen dient um aus einer allenfalls -s- eine -vz- Münze "zu machen" ist und bleibt Betrug und Verfälschung !

Warum sage ich es hier s o d e u t l i ch ??? In den letzten 6 Jahren habe ich z.B. sehr deutlich bemerkt, wie eine nicht geringe Anzahl von Leuten "ungereinigte Fundmünzen" angekauft .... sich sehr für die div. Reinigungs- und Restaurationsmethoden interessiert haben - um wenig später quasi als Profi zum Dauer - Anbieter in div. Internet-"Auktionen" zu werden - freilich sind's dann jetzt keine "Fundmünzen" mehr !
Das soll nicht der Sinn - z.B. dieses Forums - sein - eher im Gegenteil !
Als S a m m l e r wollen wir sicherlich keine "manipulierten, reparierten oder restaurierten" Münzen ! Ich habe eine große Menge nicht gerade vorzüglicher römischer Münzen in meiner Sammlung ! Und ich würdige die sog. "schlechter erhaltenen" Münzlein sehr wohl ebenso, wie die anderen !

Ich akzeptiere und übe das Reinigen ( auch das mechanische, wo erforderlich ) - ächte aber ( wie vorstehend gesagt ) alles, was in die "falsche Richtung" geht !

Übrigens.: Olivenöl und Salzsäure würde ich weder "nebeneinander" und schon gar nicht als "Hausmittelchen" benennen! Salzsäure ( wie auch jede andere Säure ) hat in den Händen eines Münzensammlers nichts zu suchen !
Säurefreies Olivenöl , um Verunreinigungen aufzuweichen , halte ich durchaus für sehr geeignet - wobei ich nun davon ausgehe, daß niemand, der sich einen
"verschmutzen Sesterz für 2000 € leisten kann " - diesen etwas selbst mit Olivenöl reinigen müsste ! Ergo: für den Anfänger und Jungsammler, der relativ billig Münzen der Soldatenkaiser ab z.B. 3. JH erwirbt, möge das Einweichen in Olivenöl - je nach Beschaffenheit der Münze - durchaus als
Reinigungshilfe erlaubt bleiben ! Selbstverständlich darf danach das sorgfältige
Ausbaden in leichter Seifenlösung und langsame und ebenso sorgfältige Austrocknen der Münzen ( bei grundsätzlich Nichtverwahrung in Plastik-Folien )
nicht ausbleiben !
Das "Reinigungs-Bedürfnis" ist besonders stark ausgeprägt bei Anfängern !!!!
Wenn Du mal soweit bist, daß Dich der Zustand der Münze weniger beschäftigt, als die Sorge, Du könntest beim Reinigungsversuch etwas zerstören - dann bist Du schon einen ganz entscheidenden SChritt in Richtung "Fortgeschrittener Sammler" weitergekommen !

Gruß, heripo

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Iaitas
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Beitrag von Iaitas » So 07.08.05 12:43

Lieber Heripo

Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich bin kein Sammler, sondern Fundnumismatiker, ich kaufe und verkaufe keine Münzen, und diejenigen Münzen, die ich restauriere (NICHT RENOVIERE, wie du andeutest), die kommen nicht in den Verkauf, sondern werden wissenschaftlich ausgewertet und landen dann, gut konserviert, in einem Depot des entsprechenden Amtes. Ich teile deine Meinung, was das "Aufpolieren" von Münzen angeht, doch das ist Renovieren und nicht Restaurieren, vgl. oben.

Gruss, Iaitas

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Beitrag von heripo » Mo 08.08.05 09:11

hallo Iaitas ....
sorry - für das Mistverständnis bin ich verantwortlich; - ich wollte nicht "subjektiv Dich" ( stellvertretend für alle diejenigen, die z.B.
aus wissenschaftl. Gründen Fund - Münzen oder auch andere Relikte ) ansprechen, so wie ich eigentlich auch niemanden personifizieren wollte:

es ging mir mehr drum," durch die Blume" einige Dinge zum Thema
"Restaurieren" .... zu sagen, für z.B. diejenigen, die meinen, "Kilomünzschrott" billig erwerben zu können um - nach "Reinigung" den Einsatz zu vervielfachen.

Ich bestaune und achte die Kunst der Fach - Restauratoren, denen auch ich gerne mal über die Schulter schaue ( und von denen auch ich manchen guten Tipp schon erhalten habe ) - denn - das Aufarbeiten von Fundstücken hat freilich seine eigene Faszination ! Diese hab ich vor mehr als 30 Jahren schon kennengelernt, als ich neben den kleinen Münzlein noch aktiv Fossilien sammelte und mich dabei auf versteinerte ( besser: eingelagerte ) Fische spezialisierte. Ich wohne unweit der berühmten Saurier-Lagerstätten des Jura-Lias-Meeres ( Holzmaden ) ...
100 bis 300 Arbeitsstunden unter dem Binokular waren da nichts ungewöhnliches.

Ohne die Fach-Restauratoren würde freilich vieles, was in den Museen gezeigt wird, vom Laien noch nichteinmal erkannt werden.

Dir also, lieber Iaitas, dann mal weiterhin gut Fund und v.a. Freude - nach der Restauration - dies oder jenes Stück wieder "zum Leben erweckt" zu haben ! Gruß heripo

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Beitrag von beachcomber » Sa 17.09.05 13:00

hallo lasta,
ein fantastisches werkzeug zum reinigen von antiken münzen unter dem stereomikroskop, ist die einwegspritze!
gibt's in verschiedenen stärken für minimales geld. noch günstiger ist, nur die nadeln kaufen, den plastikansatz abbrechen und in einen dreh-bleistifthalter wie ihn technische zeichner oder architekten verwenden, einspannen.
damit hast du ein sehr scharfes und hochelastisches instrument, mit dem du in die feinsten haarlinien von jedem spätrömer kommst!
die spuren die du beim reinigen auf der patina eigentlich immer hinterlässt, kann man sehr gut mit einer dieser feinen silberdraht-bürsten die es auf den börsen zu kaufen gibt, wegpolieren.
aber vorsicht, nur sehr wenig druck anwenden, sonst kannst du auch die patina wegbürsten!
weniger agressiv ist eine harte zahnbürste, aber die erreicht nicht den schönen glanz den die silberdrahtbürste bringt.
grüsse
frank

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Beitrag von Merowech » Do 29.09.05 22:33

Guten Abend,

ich habe eine gute Methode zur schnellen und schonenden Reinigung von antiken (und Anderen) Fundmünzen entdeckt.

Man braucht dazu folgendes Zubehör:

-NaOH
-Ultraschallbad
-Stereomikroskop oder Lupe
-Kanülen von Einwegspritzen

Zuest legt man die Münzen in hochkonzentrierte NaOH, aber nur für höchstens 10 min. Dann mir Wasser spülen. Danach höchsten 10 sec. ins Ultraschallbad, nicht länger sonst schadet es der Patina.
Nun kann man die Verkrustungen relativ leicht mit einer Kanüle oder Nadel von der Münze entfernen. Bei Bedarf wiederholen.

Gruß

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Beitrag von andi89 » Sa 01.10.05 14:53

Hallo!

Das mit den "Einweichen" in konz. Natriumlauge und dann Ultraschallbad hört sich interessant an, aber ich habe Angst, dass nach 10 Minuten von der Patina nicht mehr alles da ist. Vor allem bei Münzen mit dünner Patina. Ist da meine Angst berechtigt?

andi89

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Beitrag von Limes » Sa 01.10.05 20:03

Hallo,

ich stehe auf dem Standpunkt, dass jeder grundsätzlich mit seinen Münzen machen kann was er will. Ich persönlich würde keine Lauge, Säure oder Ultraschallmittel verwenden. Mich stört daran, dass man eigentlich im Blindflug arbeitet. Die Ergebnisse einer chemischen Behandlung sind nicht vorhersehbar, weil ja auch das Münzmaterial aus schwankenden Bestandteilen zusammengesetzt ist. Außerdem kennt man die Spätfolgen der Behandlung nicht. Allerdings gibt "Erfolg" immer Recht.

Ich möchte mich ausdrücklich für den Tip mit den Kanülen bedanken. Hatte den Beachbomber zuerst aufgebracht? Sie sind ein wirklich gutes Werkzeug. Schön, dass jemand seine Erkenntnisse teilt.

Leider habe ich für das Problem des Auflockerns der Kruste vor dem Reinigen auch keine (mich) befriedigende Lösung.

Grüße
Thomas

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Beitrag von Merowech » Sa 01.10.05 23:40

@andi89
Ich wende dieses "Verfahren" stets nur bei Münzen mit extrem dicker und harter Schmutzschicht an, bei denen man vor lauter Verkrustungen keinen Kaiser oder Legende erkennt.
Am Besten du probierst es erst mal mit ein paar Schrottmünzen.
Bei Münzen mit dünner Patina wende ich weiterhin Olivenöl an, weil mir da nichts besser erscheint.

Schlimmer für die Patina ist Ultraschall, da kann ziemlich schnell die Patina kaputt gehen.
(Sie bekommt Löche wie ein Schweizer Käse)
Das sieht man an der Münze die ich zu lange im Ultraschallbad hatte, sie hatte eine schöne glatte Oberfläche, nach dem Ultraschall ist die Patina total "durchlöchert".
Gruß
Martin
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