Louis XIV (1643 - 1715) 1690 halb Ecu

[Fin]

Hallo liebe Gemeinde, ich stieß in einer alten Dorfchronik auf eine genaue Ortsangabe (ein bewaldeter Bergrücken), auf welchem sich im Juni 1690, im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges, ein Gefecht ereignet haben soll. Nachdem im nun in einer mehrstündigen Prospektion mit meinem MD den Bergrücken abgegangen war, fanden sich neben mehreren Musketenkugeln militärischen Kalibers, auch noch das Fragment einer Stiefel oder Taschenschnalle und einige Münzen der gleichen Zeitstellung. Darunter eben auch die oben bezeichnete. Obwohl ich von Münzen relativ wenig Ahnung habe, gelang es mir, die Münze im Netz relativ schnell zu identifizieren. Nun zeigt sie ja offensichtlich das Konterfei des franz. Sonnenkönigs. Da verwundert es auch nicht, wenn sich oben, nach der Buchstabenfolge "DG" , ein kleines Sonnensymbol befindet. Aber wie so oft liegt der Fehler nun einmal im Detail und bei genauer Betrachtung der Makrofotographie fiel mir auf, dass eben dieses Exemplar kein Sonnensymbol, sondern ein dreiblättriges Kleeblatt aufweist. Leider kann ich auch die Prägestätte nicht bestimmen, da die Münze an dieser Stelle merkwürdigerweise stark berieben ist. Vielleicht hat ja jemand genauer Informationen.

Gruß FIN

[ischbierra]

Hallo Fin,
zum Kleeblatt kann ich nichts sagen, aber der Atelierbuchstabe kann eigentlich fast nur ein S sein, dann wäre der Prägeort Troyes.
Gruß ischbierra

[klaupo]

... der Atelierbuchstabe kann eigentlich fast nur ein S sein, dann wäre der Prägeort Troyes.

Das möchte ich ein wenig korrigieren. Der Atelier-Buchstabe ist wohl wirklich ein S, aber die Münze in Troyes wurde 1679 geschlossen und der Prägebuchstabe S wurde von Reims übernommen. 1690 wurde dann Troyes reaktiviert und erhielt als Mzz. ein gekröntes S bis 1693.

Mit dem Dreiblatt ist es etwas schwieriger, weil ich nichts Eindeutiges gefunden habe. Der Stempelschneider von Troyes, Edmond Rondot, wurde nach der Schließung von Troyes 1680 nach Reims versetzt, kehrte aber 1690 nach der Wiedereröffnung nach Troyes zurück. Das "Dreiblatt" ist zweifellos seinem Nachfolger, der seine Arbeit vermutlich ebenfalls 1690 aufnahm, zuzuweisen, denn es wurde für Reims noch 1692 verwendet. Den Namen habe ich leider noch nicht ermitteln können.

Gruß klaupo

[ischbierra]

Hallo klaupo,
danke für die Korrektur, ich habe nur den Ciani, und da steht es anders: S oder S mit Krone, Troyes bis 1698; S und Ste Ampoule, Reims ab 1679.
Gruß ischbierra

[klaupo]

Hallo ischbierra,

Ciani schreibt ja nichts Falsches. Er erwähnt nur nicht die Unterbrechung von 1679 bis 1690 in Troyes, und das kann zu Mißverständnissen führen. Die französische Wikipedia führt da ähnlich in die Irre. Als ich ein Stück meiner Sammlung irrtümlich nach Reims verlegte, das nach Troyes gehörte, bin ich auf diesen Artikel gestoßen, der den Sachverhalt klärte:

http://www.inumis.com/ressources/france ... ms-fr.html

Auf dieser Seite findest du im letzten Drittel eine Abb. von einem "Ecu aux 8 L" von 1690, der ebenfalls das "Dreiblatt" der hier angefragten Münze zeigt.

Die Zuweisung nach Reims dürfte damit eindeutig sein.

Nachtrag: Hier kommt nun der fehlende Rest. Fünfstrahliger Stern im Revers hinter IMP = Mzz. Reims; Dreiblatt im Avers hinter DG = Jean Hindret (Münzdirektor Reims 1690-1695); Blume vor dem CRS im Revers = Pierre 1-er de la Haye (Stempelschneider Reims 1690-1693).

Gruß klaupo

P.S. Es wäre sicher sinnvoll, diesen Thread nach Europa und die Welt > Sonstige zu verschieben, denn mit einer Fehlprägung hat diese Anfrage nichts zu tun.

[Fin]

Vielen Dank, für die ausführlichen Informationen. Abschließend möchte ich mich noch nach dem Zustand der Münze erkundigen, wie würde ein Sammler diesen einschätzen?

Gruß FIN

[Chippi]

Hallo,

das Stück ist min. ss (sehr schön), lediglich etwas prägeschwach in der Mitte auf dem RV.

Gruß Chippi