Königreiche von Napoleons Gnaden

Alles was nichts mit Münzen zu tun hat

Moderator: Locnar

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s69_de
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Königreiche von Napoleons Gnaden

Beitrag von s69_de » Di 02.02.10 20:00

Hallo an die Geschichtsexperten :-)
wenn man sich mit Münzen beschäftigt (nicht nur mit Euros) wird man ja unweigerlich an Geschichte herangeführt. Man kann sich gar nicht dagegen wehren und wenn man sich der Geschichten, die die Münzen erzählen, nicht völlig verschließt, kommt Steinchen zu Steinchen in dem Mosaik und plötzlich sieht man die größeren Zusammenhänge und stellt sich auch mal Fragen.
So wundere ich mich nun, daß die Napoleon Bayern und Württemberg zu Königreichen erheben konnte, das von den jeweiligen Ländern ernstgenommen wurde und nach Napoleon auch noch bestehenbleiben konnte. Ist mir ein echtes Rätsel. Das stand doch nur den RÖMISCH DEUTSCHEN Kaiser zu. Vielleicht etwas überspitzt ein Vergleich: Stellt euch vor, unser Otto Graf Lambsdorf hätte seinerzeit Kaiser Bokassa besucht und der ihn nach einem Saufgelage zum König von Preussen, Böhmen und Mähren und Schlesien ernannt. Das Gelächter in Europa wäre sicher groß gewesen und auch er selber hätte es nicht ernst genommen (Denke ich mal ;-))

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Di 02.02.10 20:33

Dem Kurfürstentum Bayern wurden beim Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 große Teile Frankens und Schwabens zugesprochen. Im Frieden von Pressburg, der am 26. Dezember 1805 zwischen dem Napoleonischen Frankreich und dem abdankenden Kaiser Franz II. abgeschlossen wurde, wurden mehrere mit Napoleon verbündete deutsche Fürstentümer zu Königreichen erhoben. Herzog Maximilian IV. Joseph von Bayern – seit 1799 Herrscher über Kurbayern und ab 1803 über Teile Frankens und Schwabens – nahm am 1. Januar 1806 offiziell den Titel „König Maximilian I. von Bayern“ an. Am 1. Januar 1806 wurde er in München zum König von Bayern proklamiert.

Da war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation also schon beteiligt.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von vMadai » Mi 03.02.10 09:30

Und wenn Graf Lambsdorff die von dir genannten Gebiete erobert hätte und niemand dagewesen wäre, der ihm hätte hindern können, damit zu tun, was er will, wäre den Lachern das Lachen recht schnell im Halse stecken geblieben.

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 03.02.10 12:16

vMadai hat geschrieben:Und wenn Graf Lambsdorff die von dir genannten Gebiete erobert hätte und niemand dagewesen wäre, der ihm hätte hindern können, damit zu tun, was er will, wäre den Lachern das Lachen recht schnell im Halse stecken geblieben.
Das wäre für diese Gebiete bestimmt nicht das Schlechteste gewesen. :D
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Beitrag von s69_de » Mi 03.02.10 12:42

Nun, mir ging es da ja um die Frage, ob ein fremder Kaiser wirklich deutsche Fürsten dauerhaft erheben kann. Klar, solange er militärisch die Macht hatte, hätte er auch zw Rhein und Elbe die Republik Molwanien ausrufen und einen Sultan dort einsetzen können. Mir ist nur schleierhaft, wie Württemberg u Bayern NACH Napoleon weiterhin diesen Titel behalten konnten.
Wobei ich immer noch davon ausgehe, daß Napoleon, nicht Franz II. die "Königreiche" geschaffen hat.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 03.02.10 13:11

Die neue Titulatur wurde auf dem Wiener Kongreß bestätigt. Hier der Friedensvertrag von Preßburg: http://www.documentarchiv.de/nzjh/1805/ ... reich.html
Kurz und bündig.
Der sächsische Königstitel von 1806 ist wirklich nur von Napoleons Gnaden, wogegen Hannover immerhin 1814 aufgrund des Wiener Kongresses Königreich wurde, da gabs das Alte Reich schon nicht mehr.




Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von Privateer » Mi 03.02.10 15:29

s69_de hat geschrieben:Nun, mir ging es da ja um die Frage, ob ein fremder Kaiser wirklich deutsche Fürsten dauerhaft erheben kann. Klar, solange er militärisch die Macht hatte, hätte er auch zw Rhein und Elbe die Republik Molwanien ausrufen und einen Sultan dort einsetzen können. Mir ist nur schleierhaft, wie Württemberg u Bayern NACH Napoleon weiterhin diesen Titel behalten konnten.
Wobei ich immer noch davon ausgehe, daß Napoleon, nicht Franz II. die "Königreiche" geschaffen hat.
Das ist für Bayern hier sehr gut erklärt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte ... e_.C3.84ra

Dieser Abschnitt der bayerischen Geschichte hat mich schon immer sehr fasziniert.

http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig ... 6nigreichs

Württemberg hat sich ähnlich wie Bayern verhalten und bekam somit seinen Status als Königreich ebenfalls bestätigt.
Gruß Privateer

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Beitrag von s69_de » Mi 03.02.10 18:39

Hallo Privateer,
vielen Dank für die Links. Die deutsche Geschichte dieser Zeit ist schon sehr interessant...
Auch gerade der Reichsdeputationshauptschluß: Wie kann man nur vielen Herren, Grafen usw ALLES wegnehmen um einigen Fürsten einen geringeren Verlust zu versüssen? Nun ja - der Herr (in dem Fall der RD Kaiser) gibt, der Herr nimmt...
@ alle Geschichtsspezis:
Im Falle der "Erhebungen" durch Napoleon: Da Bayern u Württenberg zum Zeitpunkt der "Erhebungen" ja noch Bestandteil des RDR waren, müsste diese ja eigentlich illegal gewesen sein. Wirklich wirksam wurde der Status dann erst auf dem Wiener Kongress, als Belohnung für den Seitenwechsel im Krieg. Kann man das so sagen? Eigentlich hätte der Wiener Kongress ja darauf abzielen müssen, alle Veränderungen durch Napoleon rückgängig zu machen... ;-)

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