Spielmarke mit Portrait der Königin Victoria

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

Antworten
Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11597
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 231 Mal
Danksagung erhalten: 1220 Mal

Spielmarke mit Portrait der Königin Victoria

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 13.12.06 23:55

Hallo!

Ich sammle an sich antike Münzen, habe jetzt aber dieses entzückende kleine Metallplättchen bekommen. Es scheint aus Messing zu sein, hat keine Herstellerbezeichnung. Auf der einen Seite steht SPIEL / MARKE im Eichenkranz, auf der anderen das jugendliche Portrait der Königin Victoria mit der Umschrift VICTORIA REGINA. Der Durchmesser ist 15 mm.

Wer weiß etwas, woher und von wann dieses Stück ist, und warum sich auf einer deutschen Spielmarke das Portrait der Queen Victoria befindet? Und seit wann gibt es eigentlich Spielgeld?

Danke im voraus,

Homer
Dateianhänge
victoria-spielmarke-b.jpg
victoria-spielmarke-a.jpg
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 951 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 14.12.06 12:29

Das Stück stammt aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, vermutlich ein Produkt der Fa. Lauer. Ähnlich Rogers Nr. 47. Spielgeld gibt es schon in der Antike, der von mir zitierte Katalog führt als Nr. 1 eine römische Tessera auf. Die Abgrenzung zwischen Marken, Jetons, Rechenpfennigen, Spielmarken und Spielgeld ist schwierig. Ich würde dein Stück als Spielmarke einstufen, Spielgeld ist für mich beziffertes Geld zB für Kaufmannsläden, Monopoly etc. Spielgeld in diesem Sinn scheint erstmals die Fa. Lauer seit 1880 hergestellt zu haben. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11597
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 231 Mal
Danksagung erhalten: 1220 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Do 14.12.06 19:10

Hallo!

1) Danke für die Info! Klar, Lauer in Nürnberg kennt man natürlich, der Name sagt sogar mir was.

2) Stimmt, als SpielGELD müßte das Stück natürlich irgendeine Wertangabe haben. So kann es ja nur ein Spiel mit gleichwertigen Marken gewesen sein. Vielleicht mußte man verschiedene Herrscher zusammenbringen?

3) Soweit ich weiß, waren aber die Zahlen auf den römischen Tesseren auch keine richtigen GELDWERTangaben - vielleicht Spielwertangaben wie auf unseren Spielkarten, ich vermute sowieso, daß die Dinger eine sehr ähnliche Funktion wie unsere Spielkarten hatten, damals gab's ja noch keine Pappe. Und genauso wie es bei uns unanständige Spielkarten gibt, gab's bei den alten Römern halt Spielmarken mit Sexszenen für den Herrenabend - heute ein Vermögen wert. So ein Stück hätte ich natürlich extrem gerne. Dann müßte Königin Victoria aber wegschauen. :wink:

Viele Grüße,

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 951 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 15.12.06 11:54

In England sollen solche Marken va für das Kartenspiel "Whist" benutzt worden sein, gelegentlich gibt es dafür die Bezeichnung Whist-Marker, leider weiß ich nichts Näheres darüber. Kann jemand Whist und sich einen Reim drauf machen? Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11597
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 231 Mal
Danksagung erhalten: 1220 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 15.12.06 18:48

Scheint ein relativ kompliziertes Kartenspiel zu sein, in dem die Parteien für das Erobern hoher Trumpfkarten oder von Stichen verschiedene Punktzahlen bekommen, die dann über mehrere Partien zusammengerechnet werden. Vorläuferspiel des Bridge, Bridge ist wohl noch komplizierter.

http://de.wikipedia.org/wiki/Whist

Das würde also schon einen Sinn ergeben, allerdings bezweifle ich das bei den deutschen Exemplaren - in Deutschland hat sich das Spiel wohl nicht sonderlich durchgesetzt.

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » Fr 15.12.06 19:05

Hallo,
ZITAT aus Wikipedia:
"Ab dem frühen 19. Jahrhundert, in der Zeit nach dem Wiener Kongress, verbreitete sich Whist über den gesamten Erdball. Zum einen durch die Briten selbst in allen Regionen des British Empire, zum anderen durch all diejenigen Nationen, welche den britischen Lebensstil – den Stil der damals bedeutendsten Weltmacht – kopierten, wie etwa Frankreich, Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn.

Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts ging aus Whist allmählich Bridge hervor und verdrängte dieses fast vollständig."

Diese Aussagen decken sich vollständig mit den mir bekannten Ausgaben der deutschen Spielmarken. Insgesamt sind diese Spielmarken von der Typenvielfalt schwer zu überschauen. Die oftmals einfache (= billige) Machart und die allseits bekannten Motive (in Deinem Fall Monarchen) sind für mich ein Zeichen der weiten Verbreitung des Spieles in allen Schichten der Bevölkerung. Natürlich ist auch die Verwendung für andere Spiele denkbar.
Um 1800 sind von Loos (Berlin) silberne Whistmarken sorgfältig gefertigt wurden, wohl für die besseren Schichten. Später sind dann Messingmarken üblich. Ich könnte mir vorstellen, dass eine ganze Reihe von Messingjetons (entweder mit der Aufschrift JETON oder auch ohne jeden Hinweise aufs Spielen) trotzdem zu Spielzwecken gefertigt wurden. Anders ist für mich die Häufigkeit und die Themenvielfalt schwer zu erklären.
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Sa 16.12.06 23:48

... und für Spieler, die sich die Regeln nicht merken konnten, gab es diese speziellen Marken ... :D

Gruß klaupo
Dateianhänge
boston_whist.jpg

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11597
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 231 Mal
Danksagung erhalten: 1220 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » So 17.12.06 00:46

Das ist der Beweis, beweißer geht's nicht, würde ich sagen! Muß also auch in Deutschland ein populäres Spiel gewesen sein, wenn solche Marken - offensichtlich für Whist und nichts anderes - geprägt wurden!

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » So 17.12.06 17:40

Wer dazu noch die Regel braucht, kann sich auf seiner Spielmarke informieren, und es gibt keine Diskussionen
- z.B. ob ACE jetzt high oder low ist. :evil:
Dateianhänge
Whist Marke.jpg

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Mo 18.12.06 18:34

gelöscht

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 951 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 19.12.06 11:15

Das sind die Regeln Nr. 1 und 2 aus dem Regelwerk von Edmond Hoyle. Es gab ein konkurrierendes Regelwerk von Thomas Mathews, auch dieses ist auf solchen Marken zitiert. Es gibt sogar eine satirische Marke, auf der Hoyles Regeln schlecht gemacht werden. Ich habe noch gefunden, daß jeder Spieler vier Marken hatte, die er einem bestimmten System auf den Tisch legte, um die gewonnenen Punkte anzuzeigen. - Mich würde interessieren, ob diese Bilder Vorder- und Rückseite der gleichen Marke zeigen. Verkauft wurden die Stücke in kleinen Zylindern aus Messingblech. Hast du vielleicht so einen kompletten Satz? Und natürlich würde mich eine Signatur interessieren, falls vorhanden. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Mi 20.12.06 19:32

Hallo KAM, es handelt sich tatsächlich um Vorder- und Rückseite der gleichen Marke.
Das Stück hatte ich in London in einem Haufen Münzen für 25 Penny ea. gefunden zusammen mit einer Handvoll Victoria - go to Hannover - Jetons, fast alle verschieden.
Die Stücke sind in meiner Token Sammlung integriert, die langsam schon zeigbar wird.

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 951 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 21.12.06 11:53

Sowas hört man gern, als kleines Weihnachtsgeschenk dieser Link: http://www.conderclub.homestead.com/
Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast