Medaille 1669

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Medaille 1669

Beitrag von Lutz12 » Sa 10.07.04 12:37

Eine Medaille die das vielverwendete Bild des St. Georg im Kampf mit dem Drachen zeigt, gut erhalten fast vollständig lesbar, aber von mir noch nicht zuzuordnen.
Numismatische Angaben:
1669, Blei oder Zinn, älterer Abschlag (Original?), 43 mm, 13,5 g, Signatur ist nicht zu finden, auf dem Band das die Kronen und die Monogramme verbindet ist zu lesen: SOIT QVI MAL??Y PENSE HO?Y (meine Deutung)
Freue mich über jede Information
Gruß Lutz12
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Concordia Regum 1669 RS40.jpg
Concordia Regum 1669 VS40.jpg

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 10.07.04 17:55

Honi Soit qui mal y pense: das Motto des Order of the Garter, vulgo: Hosenbandorden. Damit ist das Stück wohl englischer Provenienz. 1669 ?, besser passen würde 1662: in diesem Jahr heiratete König Charles II Catherine von Braganza, die Symbolik könnte dazu stimmen. Die Machart würde zu der noch wenig ausgebildeten Technik der Engländer zu dieser Zeit passen. Ich hätte ggf. Interesse daran :-)
Grüße, KAM
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Sa 10.07.04 18:15

Hallo Lutz12!

Das Band ist der "Most Noble Order of the Garter". der englische Hosenbandorden mit der französischen Inschrift "HONNI SOIT QUI MAL Y PENSE" "Ein Schelm, der Böses dabei denkt." Dies ist der höchste britische Orden, der immer nur jeweils 25 lebende Mitglieder hat, darunter die Angehörigen des Königshauses. Damit gehört das Stück wohl nach Großbritannien.

Gruß

chinamul

Da ist mir doch schon wieder mal ein anderer Schlauberger zuvorgekommen, aber immerhin liefert mein Posting Dir noch einige zusätzliche Informationen!

klaupo
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Beitrag von klaupo » Sa 10.07.04 18:20

@kam,

immer eine Nasenlänge voraus! Aber weil's so schön ist, setz ich's trotzdem rein ...

Den genauen Ausgabeanlaß der Medaille hab ich leider auch nicht ermitteln können, wohl aber folgende Hinweise:
"Honi soit qui mal y pense" (altes Französisch: "ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt") ist die Aufschrift auf dem englischen Hosenbandorden, (Anm.: gegründet 1348). Der Ausspruch geht auf König Edward III. von England zurück, ... der sich auf einen peinlichen Zwischenfall bezog, als Eduard III. mit einer Dame auf einem Ball bei Hofe tanzte, als ein Stück der Unterbekleidung (vermutlich ein Stofffetzen, der als Monatsbinde verwendet wurde, obwohl es nach alten Quellen ein samtenes Tuch gewesen sein könnte) der Dame herabfiel. Galant hob Eduard III. es auf und um die Peinlichkeit zu stillen, band er es um eine seiner Beine. Dabei soll er gesagt haben: Honi soit qui mal y pense ("Ein Schuft (genauer: Schande über den), der Böses dabei denkt." Dies wurde schließlich zum Motto des Hosenbandordens. Die betreffende Dame wird in den unterschiedlichen Quellen als "Gräfin von Salisbury" bezeichnet, jedoch ohne einen konkreten Namenzu nennen. Einige Stimmen behaupten, es könne Eduards III. Schwiegertochter, Johanna von Kent, gewesen sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass es Johannas Schwiegermutter aus erster Ehe war.
Damit und mit dem Drachentöter Georg wäre England als Herkunftsland naheliegend. Dazu passen würde auch das Ausgabejahr 1669 und immerhin eines der bekrönten Monogramme C für Charles II 1630 -85. Wen das zweite C darstellen soll, kann ich nur vermuten. In Frage käme Carlos II von Spanien 1661 - 1700, aber dazu müßte man herausfinden, ob zwischen diesen beiden Monarchen im Jahr 1669 ein Abkommen oder Vertrag geschlossen wurde, denn die Legende Concordia Regum Salus Populorum (Eintracht der Könige dient dem Wohlergehen der Völker) deutet auf etwas derartiges hin.

Nicht viel, aber immerhin etwas ... :D

Gruß klaupo

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Beitrag von chinamul » Sa 10.07.04 19:21

Hallo KAM und klaupo!

"Tres faciunt collegium," auch hier wieder!

Dann liste ich jetzt also mal unsere gesammelten Erkenntnisse auf:

REGUM ist hier der Genitiv Plural von REX und REGINA, da in solchen Fällen immer das Maskulinum den Ausschlag für das Genus der Nomina gibt. Seinerzeit war es mit der grammatischen Gleichberechtigung der Geschlechter eben noch nicht so weit wie heute :cry:, liebe Forumsfreundinnen und -freunde. Die Übersetzung würde demnach lauten müssen: "Die Eintracht des Königspaares (zwei gleiche Kronen!) bedeutet das Wohlergehen der Völker", womit sicher die beiden Heimatnationen des Herrscherpaares gemeint sind.

Und, @KAM, was heißt hier schon, daß 1992 besser passen würde als 1669? Noch nie was vom verflixten siebten Jahr einer Ehe gehört :agrue: ? Das wird dann eben eine dezente Mahnung an die königlichen Eheleute sein, sich auch in diesem kritischen Jahr zum Wohle ihrer beiden Völker gefälligst gut zu vertragen. :wink:

Gruß

chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am Sa 10.07.04 19:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 10.07.04 19:22

@klaupo: wenn man sich mal überlegt, was mit einem Strumpfband seinerzeit noch für Aufsehen erregt werden konnte, da hats die heutige Damenwelt schon schwer dagegen :-) - Der spanische König, 1669? da herrschte nicht grad Frieden zwischen GB und den Spaniern, siehe: http://www.cavazzi.com/morgan/
politisch könnte eher der Schwede Karl XI. passen, der war aber erst 13 Jahre alt... und 1669 scheint nicht richtig viel geschehen zu sein, also mir fällt da kein passender Ausgabeanlaß ein. Ists denn wirklich eine 9 am Ende?
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Beitrag von Lutz12 » Sa 10.07.04 20:26

An alle Spezies,
Danke für die umfassenden Informationen. Sorry KAM leider will mich die Medaille nicht verlassen, sie hängt so an mir. :wink:
Habe das Stück nochmal unter die Lupe genommen, zu 95 % bin ich mir sicher das die letzte Ziffer eine 9 ist, mit sehr viel Phantasie und der Unterstellung dass bei sonst guter Erhaltung gerade am Fuss der Zahl ein Prägefehler aufgetreten ist, könnte man auch eine 2 hineindeuten, aber ich würde trotz aller Zusammenhänge zum Jahr 1662 weiter vom Jahr 1669 ausgehen.
Nochmals Danke an alle, Ihr habt mir sehr geholfen.
Gruß Lutz12
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Beitrag von mumde » Sa 10.07.04 23:13

Im zuständigen Katalog "Medallic Illustrations of British History" ist das Stück unter dem Jahr 1669 mit folgendem Kommentar aufgeführt (übersetzt): "Geprägt in Schweden. Für die Unterstützung, die Schweden England und Holland gab bei deren Versuch, die ehrgeizigen Pläne Frankreichs in Bezug auf die spanischen Niederlande zu verhindern, verlieh Karl II. von England Karl XI. von Schweden am 19. Juni 1668 den Hosenbandorden, und am 29. Juli 1668 fand in Stockholm die Investitur statt. Die Medaille ließ der schwedische König im folgenden Jahr prägen, um diese Ordensverleihung zu ehren."
Gruß mumde

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Beitrag von Lutz12 » So 11.07.04 10:16

Dann wird das Exemplar in Blei/Zinn kein Original sein. Der Schwedische König wird die ihm zugedachte Ehre wohl repräsentativer verkünden. Ich denke das Original wird in Silber sein, vielleicht sogar in Gold.
Aber auch so ein interessantes Stück Europäische Geschichte, wenn auch nicht so teuer zu haben wie mancher Euro :wink:
Gruß Lutz12
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Beitrag von fartuloon » Fr 15.02.08 15:50

Ich habe hier ein Bleiplakette, nach der ich das ganze net abgesucht habe und wo lande ich schliesslich? Hier auf dem mir wohlbekannten Board.
Die Umschrift dürfte wohl die des Hosenbandordens sein, aber der Rest ist mir völlig schleierhaft. Ich habe keine Ahnung wofür dieses Stück geprägt wurde.
Wer kann helfen?
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DSCN4540.JPG

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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 15.02.08 15:56

Wegen des Lochs: Tuchballenmarke? Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von fartuloon » Fr 15.02.08 16:29

Ein Tip fürs Alter der Marke? Herkunft?

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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 15.02.08 17:05

Das Wappen ist von Stil und Inhalt das englische Königswappen aus der Zeit der Tudors (1485-1603). Ich habs jetzt auch im Katalog gefunden, Mitchiner III zu Nr. 4708: einseitiger Rechenpfennig aus Blei, wahrscheinl. London, ca. 1574-1590. Für die einseitigen Stücke (es gibt auch beidseitig geprägte) schließt Mitchiner eine Nutzung als Textilmarke oder Miniatur-Medaille nicht aus. (Solltest du es nicht brauchen, bitte PN) Grüße, KarlAntonMartini
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