Mauricius Tiberius, Antiochia

Münzen des alten Byzanz

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quisquam
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Mauricius Tiberius, Antiochia

Beitrag von quisquam » Do 29.05.08 18:36

Meine kleine Byzanz-Fraktion hat Zuwachs bekommen. Gefallen hat mir an dieser Münze vor allem der breite Schrötling. Auf der Rückseite ist sogar der Stempelrand zu sehen.

Technische Daten: 29-32 mm, 11,60 g

Es dürfte sich um Sear 533, DOC 164(d?) handeln, die Vs-Legende liest sich dN MAU ΓI – C N P AVT.

Die Auflösung bereitet mir Probleme. AVT scheint eine seltsame (fehlerhafte, für Antiochia typische?) Schreibweise für AVG zu sein, für das ΓI – C N P habe ich aber keine Idee. Ich hoffe jemand von euch weiß wofür diese Buchstaben stehen.

Bei meiner ersten Suche in Netz habe ich kein Exemplar aus Offizin Δ, um die es sich bei mir wohl handelt, finden können. Oder könnte meine Münze auch aus Offizin A sein?

Grüße, Stefan
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Do 29.05.08 23:39

Hallo Quisquam,

schönen zuwachs hast Du da bekommen. Ich mag die Maurice Tiberius - Prägungen aus Antiochia, der Kaiser schaut dort immer so schüchtern drein :-D

Deine Bestimmung ist nach Sear richtig, nach DOc komme ich auf DOC 164a, unter dem M sehe ich eher ein A, wobei dies wirklich schlecht zu deuten ist, aber das "Dreieck" hat "untenrum" 3 "Zipfel" ;-) wo der Mittlere Zipfel teil des Querbalken des "A" sein dürfte, diese Querbalken wurden oft wie ein "V" ausgeführt.

Die Umschrift ist in Antiochia teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, der im Sear abgebildete Folles trägt auch das AVT am Ende, ebenso kommt ein AVI vor.
In der Übergangszeit nach dem Regierungswechsel von Tiberius Konstantin zu Maurice Tiberius finden sich Maurice Folles mit Tib.Cons Legende.
In der dortigen Prägestätte scheinen recht wenig wirklich schreibkundige gearbeitet zu haben.

Micha
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Fr 30.05.08 00:32

Jetzt hat mich deine Frage nach der Umschrift dazu veranlasst meine Stücke mal genauer zu betrachten, und siehe da, alle tragen das AVT am Ende der Legende.
Dabei ist auch ein Jahr 12 aus der 3ten Offizin.

Und wieder merke ich, das diese Prägungen ihren ganz eigenen Reiz haben, ich mag sie, irgendwie schaut der Kaiser so schüchtern und Sanft, fast wohlwollend auf den Betrachter.
Wenn dies Absicht war, ist die "Münzpropaganda" hier sehr gelungen.
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dionysus
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Beitrag von dionysus » Fr 30.05.08 08:16

Ein kleines Detail zu der Umschrift möcht ich noch anmerken.
Links sind die Buchstaben dN mit einem Ligaturstrich verbunden. Rechts ist das P oft tiefergestellt und darüber befindet sich ein Bogen.
Meine Idee dazu ist, dass das P dadurch verdoppelt werden soll. Das T in AVT würde ich als verunglücktes Gamma ansprechen wollen.

Die Legenden bei den Sear 533 sind übrigends immer einheitlich gestaltet. Vielleicht steckt da ja doch ein System hinter...

Gruß
Maico
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Fr 30.05.08 08:39

Hallo Maico,
du hast recht :oops:

Sear schreibt
D.N. mAurI. CN.P.AuT.(or similar, but sometimes dm.TIu.CONSTAN.PP.AVI. on coins of years 8 and 9
Also ist die Umschrift immer sehr ähnlich gestaltet, mit Ausnahme der erwähnten Tiberius-Legenden aus dem Jahr 8.

Sear merkt übrigens noch an, das man die Prägungen des Maurice Tiberius von denen des Tiberius Konstantin anhand des Ornamentes auf der Krone unterscheiden kann. Tiberius Konstantin hat dort ein Kreuz, Maurice ein Trifolium (natürlich nur bei den Stücken mit ähnlicher Legende)

Micha
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Beitrag von vMadai » Fr 30.05.08 09:13

Ist ja nett - die selbe Münze habe ich mir diese Woche aus Kappadokien mitgebracht - allerdings leider nicht so schön (und Jg.25)!

Liebe Grüße,
vMadai

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Beitrag von quisquam » Fr 30.05.08 14:44

Danke Micha und Maico!

Was die Offizin angeht ist das "Delta" wohl tatsächlich ein A, quasi eine Verkleinerung des Buchstabens wie man es in A/N/N/O sieht. Meine erste Vermutung beim AVT war, dass es an das griechische "Autokrator" angelehnt sein könnte.

Ob das ΓI für das TI in TIberius oder das RI von MauRIcius steht (wie Sear es anscheinend sieht) lässt sich vermutlich nicht klären.

Erstaunlich, dass ein Namensbestandteil des Vorgängers in der Legende auftaucht. Bei den (echten :wink:) Römern war es nicht ungewöhnlich den Namen des Adoptivvaters in die Titulatur aufzunehmen. Offenbar gab es dies auch noch unter den byzantinischen Kaisern. Oder gibt es eine andere Erklärung?

@ vMadai: Bist Du dir mit Jahr 25 sicher? Mauricius Tiberius regierte nur knapp 20 Jahr lang.

Grüße, Stefan
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Beitrag von vMadai » Fr 30.05.08 19:42

Quatsch!
Ich habe nicht mehr nachgeschaut und aus dem Gedächtnis zitiert und dabei mit einem gleichzeitig bestimmten Justinian verwechselt. Es war Jahr 15!

Gruß,
vMadai

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