Drei Klassiker aus Hellas?

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

Antworten
klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Drei Klassiker aus Hellas?

Beitrag von klaupo » Fr 30.06.06 22:26

Hallo mal wieder,

mich würde die Meinung der Experten interessieren, was von diesen drei Stücken zu halten ist - Einschätzung hinsichtlich Echtheit, Erhaltungsgrad und evtll. auch ein Wertansatz.

Zur Erläuterung: Die Münzen gehören nicht mir, ich habe sie nur in der Hand gehabt. Keine Daten zu Gewicht und Durchmesser verfügbar. Die Bilder nahm ich unter "field conditions" auf, d.h. Freihand, ohne Stativ, Tageslicht, Unterlage weißes Papier. Ich habe die Bilder bearbeitet: freigestellt, aufgehellt und ein wenig auf Kontrast angelegt. Die Geschichte, die hinter diesen Münzen steht, ist recht interessant und keine Händlerprosa. Sie befinden sich in Privatbesitz und je nach Sachlage kann ich Details nachliefern, möchte allerdings zunächst unvoreingenommene Meinungen einholen, soweit meine Bilder es zulassen.

Gruß klaupo
Dateianhänge
Syracuse-n.jpg
Opuntia-n.jpg
Chalkis-n.jpg

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 6389
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 300 Mal
Danksagung erhalten: 1320 Mal

Beitrag von Zwerg » Fr 30.06.06 23:12

Hallo Namensvetter
Echt sind sie sicherlich alle dreie

1) Ist Makedonien, Chalkidische Liga. Als Tetradrachme (?) mit Beamtenname sicherlich "besser" (eventuell auch sehr viel besser)
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... lc+and+lig

2) Bei Lokris geht nichts ohne Gewicht - Barfuß oder Lackschuh
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... nd+opuntia

3) Die syrakusanische Tetradrachme ist in dieser Erhaltung (wertmäßig) eher uninteressant (kommt natürlich immer auf den Standpunkt an)

Hilft dies erstmals?

Grüße
Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Sa 01.07.06 00:58

Hallo Namensvetter,

das hilft ganz erheblich weiter! Die Arethusa habe ich auch bedenkenlos für echt gehalten (da hatte ich eine Vergleichsmöglichkeit) und die Erhaltung bei S - SS angesetzt. Kopfzerbrechen bereitet mir der Magristat bei der Chalkidischen Liga: EPI ARISTWNOS habe ich gefunden, EPI ARISTWNOUS dagegen nicht. Die Erhaltung - wenn echt - würde ich als gutes SS einschätzen. Lokris mit dem korinthischen Helm und dem zerbrochenen Speer kommt einem Stück auf deinem Link sehr nah. Ich werde den Besitzer um das Gewicht bitten.

Für die Echtheit spricht auch aus meiner Sicht, daß außer den Münzen zwei Kataloge vorhanden waren (1898 und ich weiß nicht mehr von wann), die ich liebend gern eingescannt hätte - das ging leider nicht mangels technischem Gerät. Ebenfalls dafür spricht, daß diese drei Münzen ein "Vorabgeschenk" einer späteren Erbschaft waren.

Gegen die Echtheit spricht, daß einer der dazumal künftigen Erben den Wert der Sammlung, aus der die Stücke stammen, einschätzen konnte, die anderen nicht. Er ging daher - vermutlich - auf einen Flohmarkt und ließ seine Einkäufe in die Sammlung einfließen, will sagen, er tauschte sie aus. Sein Tun und Treiben schlug sich finanziell recht positiv nieder, als er später seinen Teil der Sammlung veräußerte, während die anderen sich mit einigen milde herablassenden Kommentaren begnügen mußten.

Anm.: Dies ist übrigens gratis ein überaus nützlicher Hinweis für Münzfreunde, deren Opa über einen Dachboden verfügt.

Und damit soll es vorerst genug sein - dies war nur die Kurzversion.

Gruß klaupo

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11561
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 222 Mal
Danksagung erhalten: 1201 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 03.07.06 21:32

Hallo klaupo, der Beamtenname heißt Lastenes, auf der Münze steht Epi Lastenous (= unter Lastenes). Den Namen, obwohl er mir als Griechischgelernthabendem komisch klingt, gab es, in Google habe ich ihn als Namen irgendeines hellenistischen Heerführers in der katalonischen (!) Wikipedia gefunden.

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 6389
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 300 Mal
Danksagung erhalten: 1320 Mal

Beitrag von Zwerg » Mo 03.07.06 21:42

Münsterberg http://www.snible.org/coins/library/muensterberg/ hat den Lastenes auch nicht, ist allerdings ein wenig älter.
Also: suchen in nicht im Internet erhältlichen Sammlungen - und da gibt es einige.

Grüße
Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Di 04.07.06 10:06

Hallo Homer und Zwerg, danke für die Korrektur des Beamtennamens und die Recherche. Das könnte ein interessantes Stück sein, wenn es in den gängigen Online-Listen nicht aufgeführt ist. Die Parameter der Münzen kann ich abfragen. Ob ich für eine Recherche in Sammlungen, die nicht im Internet zu finden sind, die erforderliche Zeit aufbringen kann, bezweifle ich allerdings. Andererseits pressiert es nicht, und vielleicht kann der Besitzer in der Literatur, die er zusammen mit den Münzen erhielt, einen Anhaltspunkt finden, der zur Klärung führt.

Die Sammlung muß übrigens ein interessantes Objekt gewesen sein: der Erblasser hat z.B. vor Jahrzehnten einer Verwandten von mir eine Tetradrachme Alexanders d. Großen geschenkt, die sich jetzt in meiner Sammlung befindet. Und die war sicher nicht sein bestes, sondern ein entbehrliches Stück.

Gruß klaupo

Benutzeravatar
Dapsul
Beiträge: 754
Registriert: Do 28.04.05 17:50
Wohnort: Vicus Scuttarensis
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Dapsul » Mo 17.07.06 12:24

Lastenes ist kein Name. Es ist vom Stempelschneider sicher Lasthenes gemeint, der Führer der olynthischen Reiterei, der die Stadt 348 an Philipp II. verriet (Demosthenes or. 8,40; 9,66; 19,265; Diodor 16,53,2). Daß einer der wenigen aus der antiken Literatur bekannten Olynthier (die Münze wurde in Olynth geprägt), zudem mit Schreibfehler, genannt ist, scheint mir nicht unverdächtig zu sein.

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Mo 17.07.06 21:00

Hallo Dapsul,

deine Beobachtung stimmt natürlich nachdenklich, zumal damit indirekt auch die beiden anderen Stücke in Frage gestellt werden, die ja gemeinsam als Geschenk vergeben wurden. Ich habe deine Information bereits weitergereicht und warte auf die metrischen Daten der Münzen. Nur hat nicht jeder eine Feinwaage in Reichweite.

Als sicher darf gelten, daß der ursprüngliche Besitzer sich mit Münzen sehr gut auskannte und eine Sammlung von hohem Wert (numismatisch und finanziell) zusammengetragen hat. Dafür spricht u.a. die Fachliteratur (in griechischer Sprache aus dem 19. Jahrhundert), die ich - mit leichten Neidgefühlen - gesichtet habe. Sicher ist auch, daß die Sammlung zu einem unbekannten Zeitpunkt manipuliert wurde, allerdings vermutlich erst nach dem Tod des ursprünglichen Besitzers. Und das macht die Klärung der Sache nicht leichter.

Gruß klaupo

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste