Gänse des Tages

Griechische Münzen des Altertums

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gorostiza
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Gänse des Tages

Beitrag von gorostiza » So 28.01.07 20:32

Gerne will ich hier ein prächtiges Münzlein vorstellen, dass ich vor Kurzem "gefunden" habe.

Makedonien, Eion, 450-437 v. Chr.
AR-Tritartemorion 11/13 mm, 0.39 gr.
AV: Zwei Gänse gestaffelt nach rechts, darüber im Feld links Efeublatt mit Stiel und H, alles im Perlenkreis
RV: viergeteiltes Quadratum incusum

SNG Copenhagen 181 var.;
es Auktion Rauch 76 (2005), 232;
ex John Minter Coll.

Sehr schön zentriert auf grossem Schrötling, hohes Relief. Eine gelungene Komposition, das hier dem Stempelstecher gelungen ist. Man achte auch auf die Perspektive, die Beine der hinteren Gans sind etwas kleiner gearbeitet, was die Tiefe des Bildes hebt. Die Federn der Flügel sind fein herausgearbeitet. Auch das Efeublatt, perfekt gestaltet, fügt sich grafisch sehr schön ins Gesamtbild ein. Der Buchstabe "H", obwohl nur knapp ein qmm2 gross ist feinst gelungen.
Immer wieder bewundere ich die Fähigkeiten dieser Leute, ohne optische Hilfsmittel solch perfekte Arbeit geleistet zu haben.
Mann kann nicht nur an den römischen Kaiserinnen Freude haben, auch Gänse können das Auge erfreuen.
Roland
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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » So 28.01.07 20:39

Lieber Roland!

Ein prächtiges Stück, dass sich in Deiner Sammlung wunderbar ausnehmen wird!
gorostiza hat geschrieben: Mann kann nicht nur an den römischen Kaiserinnen Freude haben, auch Gänse können das Auge erfreuen.
Wobei vielleicht die eine oder andere Kaiserin auch seine solche (dumme) gewesen sein könnte... ;-)

Herzliche Grüsse aus meinem letzten Nachtdienst in der Schweiz!
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Chippi » So 28.01.07 20:39

Hallo Goro,

der Stempelschneider durfte neben dem künstlerischen Können auch ein gutes (scharfsinniges) Augenlicht gehabt haben.
In meiner ehemaligen Klasse habe ich einen Mitschüler immer bewundert, denn er konnte aus über einen Meter Entfernung die Handschrift anderer lesen (hat seine Gabe allerdings nur zum Spicken eingesetzt).

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von helcaraxe » So 28.01.07 20:46

Und im Vergleich mit den anderen Stücken bei coinarchives hast Du eindeutig das Schönste!

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 44&Lot=232

Und Dein Photo ist auch besser! ;-)

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 44&Lot=232
Viele Grüße
helcaraxe
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gorostiza
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Beitrag von gorostiza » So 28.01.07 21:55

Das ist diese Münze, sie kam in die Sammlung von John Minter, jetzt ist sie in meinem Hühnerhof gelandet und ich muss gestehen - es war Liebe auf den ersten Blick.
Meine 71 jährigen Augen gehören ja auch nicht mehr zu den klarsten-ich bin froh um die Lupe, aber die Altvorderen müssen Augen wie Habichte gehabt haben.

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Beitrag von Pscipio » So 28.01.07 22:10

Eine wundervolle Münze!

Lars
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Zwerg » So 28.01.07 22:43

Diese Typ von Eion war mir bisher nicht bekannt - eine wunderschöne Münze.

Aber in diesem Zusammenhang
aber die Altvorderen müssen Augen wie Habichte gehabt haben.
hatten sie diese wirklich? Die Herstellung der griechischen Winzlinge kann m.E. nicht ohne technische Hilfsmittel vonstatten gegangen sein - irgendwelche Vergrößerungshilfen muß man gehabt haben.

Weiß da jemand etwas?

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 29.01.07 00:16

...oder Kimon, Euainetos und Co. waren kurzsichtig wie die Maulwürfe. :D

Daß dieses kleine Prachtstück bei der Rauch-Auktion nicht verkauft wurde, wundert mich sehr. Wunderschönes Stück! Beiliegend meine Drachme (3,43g) von Eion mit zwei gegenüberstehenden Gänsen, einer großen und einer kleinen, Rs. sehr grobes Incusum. Seltenes Stück, aber natürlich nicht entfernt so schönes wie Deins, Roland.

Homer
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Beitrag von Wurzel » Mo 29.01.07 01:08

Zwerg hat geschrieben:
hatten sie diese wirklich? Die Herstellung der griechischen Winzlinge kann m.E. nicht ohne technische Hilfsmittel vonstatten gegangen sein - irgendwelche Vergrößerungshilfen muß man gehabt haben.

Weiß da jemand etwas?

Grüße
Zwerg
Lieber Zwerg,

ich kann deine Frage leider nicht beantworten, aber es ist für mich durchaus vorstellbar, das man bereits Damals ein, wie auch immer geartetes, Gerät oder Hilfsmittel zur vergrösserten Darstellung eines Objektes kannte.
Immerhin hat Heron von Alexandria, für diesen kenne ich auch die Bezeichnung "Mechanikles", schon den Anfang der Dampfmaschine sowie mechanische Geräte erfunden.
So zum Beispiel Tempeltüren die sich von selbst öffneten und vollkommen mechanische Theateraufführungen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Heron_von_Alexandria
http://www.wundersamessammelsurium.de/Heron/index.html

Was für mich bedeutet das die Altvorderen mehr Fähigkeiten und Kenntnisse hatten als uns heute bekannt ist, und und die Tatsache, das solche Dinge nicht auf uns gekommen sind, heißt noch lange nicht, das es sie nicht gab.

Liebe Grüße
Michael
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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Beitrag von Dapsul » Mo 29.01.07 17:41

Es müssen ja nicht alle damals so gute Augen gehabt haben. Ich glaube jedenfalls nicht an Lupen u. dgl.
Abgesehen davon: Grün vor Neid, Roland!!

Gruß - Frank

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 29.01.07 18:25

Wurzel hat geschrieben: Was für mich bedeutet, daß die Altvorderen mehr Fähigkeiten und Kenntnisse hatten als uns heute bekannt ist, und und die Tatsache, daß solche Dinge nicht auf uns gekommen sind, heißt noch lange nicht, daß es sie nicht gab.

Liebe Grüße
Michael
Aber hallo! Guckst Du hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Antikythera-Mechanismus

Da legst' Di nieder, wie der Bayer sagt.

homer
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Beitrag von Chippi » Mo 29.01.07 19:08

Echt beeindruckend...
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von gorostiza » Mo 29.01.07 22:52

Da staunt der Laie und ...., ein grossartiges Gerät. Aber an Lupen glaube ich nicht, denn dann müsste irgend bei einer Ausgrabung eine solche zutage gefördert worden sein. Wenn wir nur den Zeitraum zwischen den ersten Münzen mit Bild (um 600 v. Chr.) und Jahr 0 in Betracht ziehen, müssten bei der Vielzahl der Städt, die geprägt haben, zehntausende von Stechern gearbeitet haben. Man hat von fast allen Schritten zur Münzprägung gefunden, Stempel, Hämmer, Formen usw, aber keine einzige Lupe, soweit mir wenigstens bekannt ist.
homer, Deine Münze mit den beiden sich gegenüberstehenden Gänsen ist einmalig, ich habe so ein Stück noch nie gesehen. Auch bei Deiner Münze besticht die künstlerisch-grafische Darstellung. Die hatten schon ein prächtiges Formengefühl und eine hoch entwickelte Aesthetik. Ich bin stets wieder von Neuem fasziniert.

Roland

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Beitrag von gorostiza » Mo 29.01.07 23:02

Frank, ich sass ja wie auf glühenden Kohlen als ich die Münze in einem Angebot sah, bis ich sie in der Hand halten durfte. Für mich ist die Münze ein highlight, trotzdem die Oberfläche etwas rauh ist. Das hat Interessenten wohl vom Kauf abgehalten.

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diwidat
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Beitrag von diwidat » Di 30.01.07 00:16

Von dieser Fähigkeit solche kleinen Sachen in der Antike zu bearbeiten (abgesehen von den Pyramiden) war ich schon immer begeistert.
Heute kann ich einen Zapfen mit 0,1 mm Durchmesser an eine Welle drehen (mit meinen Hilfsmitteln), aber wie wurden in der Antike z.B. Gemmen geschnitten, die man heute nur mit der Lupe betrachten kann?
Oder wie hat der Stempelschneider die Schrift auf dem Antoninus P. von (gemessen) 1,0 bis 1,2 mm in den Stempel geschnitten und dabei auch noch Fehler korrigiert?
(Das "EURO" auf dem Cent ist auch 1,0 mm)
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