Hallo noch einmal!
Ich möchte die Diskussion um den von mir bereits gezeigten, noch ungeklärten Schüsselpfennig noch einmal aufgreifen. Herkunft Hohensolms habe ich mittlerweile verworfen - einen Löwen konnte ich bei bestem Willen (auch) nicht erkennen.
Hintergrund meiner neuen Fragestellung ist der, daß ich meinem Sohn, welcher Geschichte studiert, aber mit Numismatik nichts am Hut hat, mal ein Bild der fraglichen Münze gezeigt habe - mit der Bitte, mir zu sagen, was er im (vom Betrachter aus) linken Schild erkennen könne.
Er meinte, er sieht zwei Köpfe, die zu einem Doppeladler gehören könnten. In der Tat - der rechte Kopf ist gut zu sehen, der linke immerhin zu erahnen. Bei "Doppeladler und Rose" hat es bei mir dann irgendwie geklingelt.
Die Halbkreise um die vermeintlichen Köpfe des Doppeladlers kommen nämlich bei einem Hagenauer Pfennig auch vor - und zwar bei einer bis dahin unbekannten Variante, die im Fund von Preuschdorf mit dabei war.
Hier gegenübergestellt zu dem fraglichen Pfennig:
Quelle des linken Bildes:
https://fr.numista.com/forum/topic65914.html
Im Buch "Le dèpot monètaire de Preuschdorf", Seite 39 schreibt Ulrich Klein zu diesem Stück:
"Zu den insgesamt 382 Münzen der Stadt Hagenau gehören außer den gängigen Ausgaben mit Rose im Schild (Kat.-Nr. 25) und mit Rose allein (Kat.-Nr. 26) auch zwei stempelgleiche Exemplare eines bisher in der Literatur nicht verzeichneten Typs.
Bei ihm ist die Rose gleichsam mit einem Doppeladler unterlegt, dessen Extremitäten mehrfach den Perlkreis unterbrechen bzw. ihn ersetzen (Kat.-Nr. 27). Gerade zu diesem offensichtlich singulären Typ liegt eine Notiz in den Sitzungsberichten des Hagenauer Magistrats aus dem Jahre 1602 vor, wo er als Pfennig „mit der fünfblätterigen Rose und dem Reichsadler dahinter“ beschrieben wird’. In den Probationsakten ist dagegen von einer Pfennigprägung in diesem Jahr nicht die Rede."
Soweit, so gut.
Aber ein weiterer Aspekt könnte hier vielleicht interessant sein. Die üblichen, Hagenaupfennige gibt es in der Ausführung mit Rose im Perlkranz und mit Rose in einem spanischen Schild. Ich zitiere noch einmal, diesmal ein aus dem Französischen übersetzter Ausschnitt aus dem Buch "Le dèpot monètaire de Preuschdorf", Seite 29:
"Von den drei Prägevarianten der Münzen, die der Stadt Hagenau zugeordnet wurden, wurden zwei Münzen untersucht. Das am weitesten verbreitete Motiv (93 % der Münzen aus Hagenau) besteht aus einer Rose in einem Kreis von Punkten, wobei der Keim der Rose kariert ist (Kat.-Nr. 26). Diese Münzen enthalten durchschnittlich 127 + /- 16 mg Silber, ein Gewicht, das durchaus mit dem offiziellen Wert von 122 mg zu vereinbaren ist. Der Silberanteil entspricht dem Abkommen von 1623 zwischen der Stadt Straßburg, dem Land Hennegau, der Stadt Straßburg, der Stadt Hagenau und der Grafschaft Hanau-Lichtenberg.
Die zweite Sorte ist im Schatz viel seltener (6 % der Münzen aus Hagenau), sie zeigt eine Rose in einem Wappenschild (Kat.-Nr. 25). Münzen mit diesem Motiv enthalten durchschnittlich 62 + /- 10 mg Silber. Diese Entwertung resultiert sowohl aus einer Verringerung des Münzgewichts (0,21 g statt 0,36 g) bei den Pfennigen mit der "klassischen" Rose), als auch des Feingehalts (30,8 statt 37,5 %). Da die Silbermenge dieser Münzen nur halb so groß ist wie die der Pfennige der ersten Sorte,
schlagen wir vor, die Münzen mit dem Rosenmotiv im Wappenschild als das Unterscheidungsmerkmal für einen halben Pfennig (Heller) zu verstehen."
Wenn diese Theorie stimmig ist - Rose ohne Schild = Pfennig, Rose im Schild = Heller, ist die fragliche Münze vielleicht die "Heller-Version" zu dem bisher unbekannten Pfennig mit hinterlegtem Adler aus dem Preuschdorffund?
Was denkt Ihr?
Danke und Grüße,
Tannenberg