Nero As aus Messing?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Herr Sharif
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Nero As aus Messing?

Beitrag von Herr Sharif » Sa 13.08.05 02:23

Hallo Gemeinde,

nachgereichtes Nero-As (Kampmann 14.48, RIC 318???) hat für mich eine komische Farbe. Normalerweise ist ein As doch aus Kupfer. Mein Stück sieht aus als hätte es zuviel Zink (oder Zinn?) mitbekommen. Solche "bronzefarbenen" Stücke sind doch normalerweise Dupondien oder Sesterze. Vielleicht handelt es sich ja auch um eine besondere Patina?

Danke für die Hilfe.

Gruß, Sharif
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nero_as.jpg
27 mm, 10,8 g

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Sa 13.08.05 02:57

In deiner Abbildung scheint mir das Stück die richtige rötliche Farbe zu haben, also ein normaler As zu sein.

Fridericus
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Beitrag von Fridericus » Sa 13.08.05 10:46

Ich selber besitze ein As des Gordianus III, das ebenfalls aus Orichalcum zu sein scheint, aber eindeutig echt ist. Anscheinend nahmen es die Münzwerkstätten mit den Legierungen nicht so genau. Ich halte Deine Münze ebenfalls für echt - und nebenbei, sie ist ausgesprochen hübsch!

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Sa 13.08.05 11:51

hallo herr sharif,
was wiegt denn dein stück?
es ist durchaus möglich, dass es sich hierbei um einen dupondius handelt.
denn für die römer, die das geld ja ohne patina sahen, war es durch die farbe des metalles sofort klar ob es sich um einen as oder einen dupondius handelte.
und es gibt durchaus dupondien ohne strahlenkrone!
grüsse
frank

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Sa 13.08.05 12:40

Hallo beachcomber,

Unter Nero ist dies leider nur bedingt richtig. Asse, Semisse und Quadranten gibt es sowohl in Kupfer als auch in Messing.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von beachcomber » Sa 13.08.05 12:49

hallo zwerg,
das wusste ich bisher nicht, aber wie haben denn die römer damals die nominale auseinander halten können, sie werden ja wohl nicht immer eine waage dabeigehabt haben?
grüsse
frank

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 13.08.05 13:27

Mit einer Waage wäre es auch kein Geld mehr! Das typische an Geld ist doch, daß man keine Waage braucht, um den Wert festzustellen!

MfG
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Beitrag von curtislclay » Sa 13.08.05 19:49

Unter Nero waren die verschiedenen Rs.Typen nominalspezifisch, z.B. Sharifs Typus, Victoria fliegend mit Schild, erschien nur auf Assen. Dupondien mit diesem Typ kommen nicht vor.

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Beitrag von Zwerg » Sa 13.08.05 21:59

Die Münzprägung unter Nero ist ein wenig verwirrend, da einige Reformen eingeführt, wieder verworfen, außerdem in zwei Münzstätten (Rom und Lyon) geprägt wurde.
In aller Kürze:
Ende 64 (nach der Emission TR P X) wurde das Gewicht des Aureus auf 1/45 Pfund Gold, das des Denars auf 1/96 Pfund Silber reduziert, der Silbergehalt des Denars um 5 bis 10% reduziert.
Die erste Emission der Aes-Prägungen erschienen ohne das bekannte "SC".
In Emission II werden alle Aes-Münzen in Messing (Orichalcum) geprägt. Dabei wird das Gewicht der Asse natürlich reduziert (von ca. 11 g auf ca. 9 g), da das Wertverhältnis Orichalcum - Kupfer bei ca. 8:5 lag.
In Emission III wird das SC wieder zugefügt, die Nominale unterhalb des Sesterzen erhalten "Wertmarken" (II=Dupondius, I = As, S= Semis, "3 Punkte" = Quadrans
Ab Emission IV werden Asse und Quadranten wieder in Kupfer geprägt.

Die ganze Angelegenheit ist natürlich weitaus komplizierter als hier dargestellt. Es geht um die Münzprägung eines Weltreiches mit allen finanzpolitischen und organisatorischen Aspekten.

Grüße
Zwerg

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Beitrag von richard55-47 » Sa 13.08.05 22:42

Ich will mal päpstlicher sein als der Papst. Im Forum wird für "Messing" nach meinen Ermittlungen ausschließlich "orichalcum" als lateinische Entsprechung benutzt, auch von unserem praeceptor fori des Lateinischen, Chinamul. Das ist nach Langenscheidt auch korrekt.
Messing ist goldfarben. Bei "orichalcum" verweist Langenscheidt (cf) auf "aurichalcum". Dort steht der Gegenverweis und der Hinweis auf die Anlehnung an "aurum". Es sei mir gestattet, wie schon ein Mal, im Forum die Form "aurichalcum" zu benutzen. Ich bin da Purist.
do ut des.

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Beitrag von Zwerg » Sa 13.08.05 22:58

Hallo Richard
Ich bin da bei der Übersetzung Englisch-Deutsch (meine Kurzfassung basierte auf Mac Dowall) ein wenig ins Schleudern und an das "Orichalcum" geraten. Ansonsten gehe ich mit diesem Purismus völlig konform und kurzfristig in "Sack und Asche"
Nach dem Beitrag von Peter schüttele ich die Asche natürlich sofort ab.
Grüße
Zwerg
Zuletzt geändert von Zwerg am Sa 13.08.05 23:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Peter43 » Sa 13.08.05 23:00

Wenn wir jetzt schon bei der Kirchenhierarchie sind, dann bin ich mal der liebe Gott: Orichalcum haben die Römer - wie so vieles - aus dem Griechischen übernommen. Dort heißt es O P E I X A Λ K O Σ (Orei-chalkos). Und 'Orei-' heißt nicht Gold, sondern kommt von 'Oros', der Berg. 'Chalkos' ist 'das Erz', demnach ist Orichalcum = Bergerz! Es wegen des Goldes Aurichalcum zu nennen, ist also eine 'Ety-mogelei'. Wir sollten es nicht tun!

Und dem Langenscheidt soll man schon lange nicht mehr glauben! Der hat die sog. Rechtschreibreform mitgemacht und schreibt 'belämmert' mit ä, weil die Bevölkerung(oh, wie demokratisch!) es mit Lamm in Zusammenhang bringt! Es kommt aber vom Niederdeutschen 'belemmeren', was 'hindern, hemmen' heißt. Wollen wir die Wahrheit verbiegen, nur um politisch korrekt zu sein? Ich glaube nicht! Aber dies ist ein anderes Thema, und ich bin jetzt etwas vom Orichalcum abgekommen.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von richard55-47 » Sa 13.08.05 23:33

Jetzt habe ich einen nicht beabsichtigten Streit vom Zaun gebrochen. Im Langenscheidt steht der griechische Ursprung nicht - wie von Peter43 angegeben - mit "o" am Anfang, sondern mit "d", wenn diese lateinische Entsprechung des Griechischen erlaubt ist. "Bergerz" ist vollkommen korrekt. Meine Meinung ist, dass die Römer diese goldfarbene Metall mit Gold irgendwie in Verbindung gebracht haben, also mit "aurum", und das griechische Ursprungswort adoptiert haben. Beide Schreibweisen sind amtlich erlaubt. Ich benutze die latinisierte Form.
Mein Langenscheidt stammt übrigens aus 1982, meine Lateinliebe (Kenntnisse: lasst uns schweigen) aus älteren Zeiten (siehe Geburtsdatum).
do ut des.

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Beitrag von Peter43 » Sa 13.08.05 23:57

Hallo Richard!

Ich liebe solche Streitgespräche, weil sie unser Wissen vermehren! Gold auf Griechisch heißt 'Chrysos', da ist kein D. Wie heißt denn das ganze Wort, das der Langenscheidt als Ursprung angegeben hat?

MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Zwerg » So 14.08.05 00:12

In Ermangelung des Georges habe ich mir jetzt den Stowasser (1994, ich habe auch noch den ganz alten!) vorgenommen:
Eintrag
aurichalcum, i, n (vgl orichalcum) Co = aurum (Co steht im Stowasser für "Cornici", Plautus, Terenz)
orichalcum, i, n (OPEIXAΛKOΣ) Messing

Mein griechisches Lexikon (Pape von 1877!) verzeichnet unter OPEIXAΛKOΣ = das lat. orichalcum oder aurichalcum, eigtl. ein natürliches Messingerz oder daraus bereitetes Messing.

Jetzt haben wir uns wohl um des Kaisers Bart gestritten!

Grüße
Zwerg

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