Æ oder AR? - Was ist attraktiver?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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chinamul
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Æ oder AR? - Was ist attraktiver?

Beitrag von chinamul » So 22.06.08 11:34

Beim Überblicken meiner Sammlung fällt mir auf, daß sie doch erheblich „Æ-lastig“ ist, d. h. daß die Kupfer-, Messing- und Bronzemünzen überproportional vertreten sind. Natürlich habe ich auch eine Menge Denare und Antoniniane, aber ich stelle fest, daß meine Käufe in den letzten 10 Jahren sich eher auf Æ-Münzen konzentrierten.
Möglicherweise hängt das damit zusammen, daß ich sehr oft bei eBay kaufe, und wenn dann von mir unbekannten Händlern mit wenig aussagekräftigem Bewertungsprofil interessante Münzen angeboten werden, fällt es mir leichter, die Echtheit einer Æ-Münze zu beurteilen als die einer AR-Münze. Besonders die in letzter Zeit hier im Forum vorgestellten, teilweise sehr überzeugend gemachten Fälschungen dieser Silberlinge hat mich da doch einigermaßen verunsichert. Es mag dazu noch das viel abwechslungsreichere Bild einer Schublade mit unterschiedlich patinierten Bronzen sein, das mich mehr anspricht als der doch eher eintönige Anblick einer solchen mit Denaren oder Antoninianen.
Außer diesem ästhetischen Gesichtspunkt vermitteln Bronzemünzen durch ihre jeweilige Beschaffenheit dem aufmerksamen Betrachter zudem noch sehr viel tiefere Einblicke in die damalige Zeit und in ihr seitheriges Schicksal. Das hängt wohl nicht zuletzt damit zusammen, daß bei Silbermünzen die Erhaltungskriterien strenger sind, so daß vor allem makellose Münzen in ss+ oder vz (wenn die Benutzung dieser Kategorien hier ausnahmsweise mal erlaubt ist) gesammelt werden. An solchen Münzen läßt sich aber kaum etwas ablesen, das über die Aussage von Bild und Legende hinausgeht.
Es würde mich nun sehr interessieren, Eure Meinungen zu diesem Punkt kennenzulernen.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » So 22.06.08 12:20

Wenn man mal die zwei vor etwa zwanzig Jahren in England gekauften wirklich gaggeligen spaetroemischen AE4(?)-Muenzen weglaesst fuehrt bei mir Ag mit 5 zu 4.5 Muenzen. Mich interessiert mehr die Herstellung der Muenzen und da ist es halt - wie du schon geschrieben hast - leichter und billiger gut erhaltene Muenzen in Ag zu bekommen. Die drei AE-Muenzen sind nicht so toll erhalten und sind als Quadrans, As, Dupondius und Sestertius als Ansichtsexemplar fuer Groesse und Gewicht gedacht.

vale

PS: Mir sind jetzt schon zwei Museen begegnet, die ein Dupondius als As ausgestellt haben: Weissenburg und Saalburg. Dabei konnte man da sicherlich als Blinder die Strahlenkrone erkennen.
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

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Beitrag von muenzenputzer06 » So 22.06.08 12:29

Hallo chinamul,

Deinen Ausführungen, was unterschiedlich patinierte Bronzemünzen anbelangt, ist sicherlich nichts mehr hinzuzufügen.
Allerdings sammle ich überwiegend Silberdenare.
Nicht unbedingt nur in "ss oder vz", sondern auch Stücke, die mir interessant
erscheinen und nicht gerade so häufig anzutreffen sind.
Bei den von Dir angesprochenen Fälschungen denke ich, dass Bronzemünzen heutzutage genauso gut gefälscht werden, wie Silbermünzen.
Was mich bewegt eher Silbermüzen zu sammeln ist die Angst vor
Bronzepest.
So manche Bronzemünze sieht in der Hand sehr schön aus - unter dem Mikroskop betrachtet - sieht man dann erst die teils winzigen "hellgünen" Stellen.

Gruß
müpu

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » So 22.06.08 12:50

Hallo chinamul

Das ist wohl Geschmacksache. Mit persönlich gefällt eine schön Patina wesentlich besser, als ein blanke Münze, sei es nun eine Bronze- oder eine Silbermünze. Die Frage nach "AE oder AR" wird zudem ab Mitte des 3. Jahrhunderts schwierig.

Viele Grüsse

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Beitrag von Numis-Student » So 22.06.08 14:52

Hallo,
ich bevorzuge in der Regel Silbermünzen. Das hat mehrere Gründe:
1. Ich habe ein besseres Gefühl für echt/falsch bei Silber.
2. Bei Bronzen gibt es diverse umgeschnittene, nachgeschnittene oder geglättete Münzen.
3. Meist sind Denare vom Portrait feiner geschnitten, obwohl AE größer ist. Aber das war ja "nur" Kleingeld...
4. Denare in ss sind wesentlich günstiger als Sesterzen in ss.
(5.) Bronzepest fürchte ich eher nicht, könnte aber unbewusst ein weiterer Grund sein.
Dennoch versuche ich, dass ein Tablett immer unterschiedlich bestückt ist. Also habe ich von Augustus bis Diokletian geschätzt 80 % Silber/Billon/Silbersud, und dann in der Spätzeit fast durchgängig Kupfer.
Ich kaufe aber fast alles spontan, was mir gut gefällt, mir noch fehlt und "studentenpreisig" ist.
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Beitrag von muenzenputzer06 » So 22.06.08 15:06

Hi Numis-Student,

wo gibts den die "studentenpreisigen" Augustus Denare?
Allerdings muß ich zugeben, die jetzigen BAföG-Sätze nicht zu kennen. :oops:
Gruß müpu

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Beitrag von Numis-Student » So 22.06.08 15:16

Hallo,
das sind dann die 20 % Kupfer :wink:
Auch wenn die Fotos nicht besonders sind, schau mal hier: http://www.numismatikforum.de/ftopic25827.html . Da gibts 2 Asse mit Gegenstempel. Das ist mein Sammlungsteil "Augustus"...
ps: Beziehe kein Bafög, kenne also die Sätze nicht...
Schöne Grüße,
MR
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Beitrag von pixxer » So 22.06.08 15:28

Hallo Chinamul!

In meiner noch bescheidenen Sammlung halten sich die Anteile der Silber- und der AE-Münzen genau die Waage. Ich finde beide "Sorten" haben ihre ganz speziellen Reize. Bei den AEs sind es die verschiedenen Patinaarten, die oft beeindruckende Größe und der damit verbundene größere Spielraum für Motive und das Gewicht, bei den Silberlingen die herrlichen feinen Details und natürlich der (wenn vorhanden) Glanz der Stücke.

Ob/welche Münze ich mir kaufe hängt allein davon ab, wie mich das Teil anspricht und ob ich es mir leisten kann. Präferenzen habe ich also (noch) keine, einziges Kriterium welches gegen AEs spricht ist die schon angesprochene Bronzepest. Da lasse ich im Zweifelsfall lieber die Finger davon, auch wenn die Münze noch so verlockend wäre...

Lg Pixxer

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Beitrag von donolli » So 22.06.08 17:39

pixxer hat geschrieben:
Ob/welche Münze ich mir kaufe hängt allein davon ab, wie mich das Teil anspricht und ob ich es mir leisten kann.
so würde ich das auch bei mir sehen. es muss halt einfach dieses "boah, ist die aber geil"-gefühl da sein ;). und das kann sich bei mir sowohl bei ae als auch ar einstellen.


grüße
olli
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Beitrag von beachcomber » So 22.06.08 19:23

wie man leicht am anteil der von mir vorgestellten AE-münzen sehen kann, liegt meine vorliebe auch ganz klar bei den bronzen!
mir geht's da wie chinamul: bei bronzen sehe ich eher ob was dran gemacht ist (spätestens unterm mikroskop :wink: )
trotzdem habe ich natürlich auch einige silberne, und numis-student's aussage, dass der porträt-stil bei silbermünzen besser sei, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. allein die grösse des stempels gibt dem stempelschneider schon immer die möglichkeit genauer zu arbeiten.
grüsse
frank

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Beitrag von Numis-Student » So 22.06.08 19:41

Hallo Frank,
wenn ich bei einer Bronze aber erst unter dem Mikroskop sehe, ob etwas daran verändert wurde, ist es aber bei Flohmakt- und Börsenkäufen schon zu spät, da man die meisten Händler kaum kennt. Und auf einer Börse schleppt man ja kaum ein Mikroskop mit, oder ?
Und mal 2 direkte Vergleiche: http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 61&Lot=503 dazu 2 Portraits, leider nur eins aus meiner Sammlung...
und
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 7&Lot=2265 , dazu ein Denar aus meiner Sammlung.
Aber soll doch jeder sammeln, was er mag. Und wenn alle nur Bronzen sammeln, bleiben meine Denare schön günstig :lol:
Schöne Grüße,
MR
ps: die Denare kosteten maximal 25 % der gelinkten Bronzen...
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Beitrag von areich » So 22.06.08 20:06

Sagen wir's mal andersrum: wenn alle nur langweilige Denare sammeln,
kaufen sie mir keine Bronzen vor der Nase weg.

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Beitrag von Numis-Student » So 22.06.08 20:12

dazu hab ich eh nicht genug Geld... :wink:
Schöne Grüße,
MR
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Beitrag von beachcomber » So 22.06.08 20:14

hallo numis-student,
keine sorge, meistens erkenne ich das auch schon ohne mikroskop! :)
was deine vergleiche angeht - das meinst du jetzt doch wohl nicht ernst?
was glaubst du wieviele klasse porträts ich dir auf bronzen raussuchen könnte, und wieviel miese auf silber? :wink:
grüsse
frank

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Beitrag von Numis-Student » So 22.06.08 20:25

Klar, es gibt sicher auch viele gut gemachte Portraits auf Bronzen, aber der Durchschnitt der Denare ist meiner Meinung nach besser als der Durchschnitt der Bronzen, da Bronzen auch öfter stark abgegriffen sind und auch teilweise Korrosionsschäden haben.
Und wenn ich bedenke, dieser mies fotografierte Denar des Geta (der mich 50 Euro gekostet hat), ist so detailreich und auch von der Erhaltung ein Prachtstück.... Dieses Stück als Sesterz würde dann aber locker 2000 oder mehr kosten.
Aber wenn ich von Leo immer höre, was in deiner Sammlung liegt, bin ich doch immer etwas neidisch :D Aber ich bin nur ein kleiner armer Student, und so reicht mir doch so etwas, was ich oben gezeigt habe.
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