Eigenartiger Speer

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Eigenartiger Speer

Beitrag von Peter43 » Sa 07.02.09 23:23

Hallo!

Der Speer, mit dem der Soldat auf dieser Münze den gefallenen Reiter ersticht, hat in der Mitte eine deutliche Verdickung, um dann wieder dünn zu werden. Ich glaube nicht, daß dies ein Zufall ist. Da ich kein Waffenspezialist bin, hoffe ich, daß jemand vom Forum dazu etwas sagen kann.

Mit freundlichem Gruß
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klausklage
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Beitrag von klausklage » Sa 07.02.09 23:39

Wild geraten: Eine Umwicklung, damit man ihn besser halten bzw. schleudern kann? Im Eifer des Gefechts (wörtlich gemeint) kann man ja schon mal ins Schwitzen kommen, da hält sich dann eine rauhe Oberfläche doch viel sicherer in der Hand.

Gruß,
Olaf
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 07.02.09 23:41

Ich hatte eigentlich die Vermutung, daß es etwas mit dem Schwerpunkt zu tun hat.

Mit freundlichem Gruß
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » So 08.02.09 00:11

ein plumbata vielleicht?
ist zwar normalerweise ein wurfspeer, der hinter der spitze mit einer dicken bleiumantelung beschwert war (um mehr masse zu bekommen), aber warum soll sowas nicht auch mal als spiess benutzt worden sein?
grüsse
frank

Lemur
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Beitrag von Lemur » So 08.02.09 00:12

Obwohl nach wie vor archäologische Belegstücke fehlen wird teilweise immer noch von der Existenz überschwerer Pila ausgegangen.
Siehe z.B.die Darstellung auf dem Cancelleriarelief:

http://www.rome101.com/Cancelleria

(dort ganz rechts)

Das höhere Gewicht dieser Pilen wurde womöglich durch eine Bleikugel an der Verbindugsstelle zwischen hölzernem Schaft und dem langausgezogenen klingenartigen Pileneisen erzielt.Dadurch ergeben sich sowohl beim Wurf als auch beim Stoß mit der Waffe deutlich erhöhte Durschlagsleistungen.
Natürlich war das Pilum vornehmlich zum Wurf geeignet,allerdings ist es durchaus möglich es als Stoßspeer im Nahkampf einzusetzen.Schon Caesar beschreibt einen solchen Einsatz des Pilums als Nahkampfwaffe bei der Abwehr des gallischen Entsatzheeres vor Alesia.
Dieses Prinzip der Bleiverdickung an Speeren ist in der Spätantike durch mehrere Bodenfunde gut belegt.Die Plumbata ist aber eine sehr kurze Waffe welche definitiv ausschließlich Wurfgeeignet war.Diese Plumbata wurde vornehmlich von den Balkanlegionen des 4.Jh.geführt.
Meiner Meinung nach ergibt sich daraus die Möglichkeit daß der Stempelschneider hier inspiriert durch die reale Waffe(Plumbata)und Darstellungen vegleichbar der des Cancelleriareliefs die vorliegende Darstellung schuf.
Die zweite Möglichkeit wäre natürlich daß es das überschwere Pilum eben doch auch außerhalb der Ikonographie gab und bis in die Spätantike überlebte.Andere Variationen des Pilums(Gaesum) lassen sich durchaus bis ins Merowingerzeitliche hinein verfolgen(Ango)
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Beitrag von cepasaccus » So 08.02.09 01:45

Ein Pilum ist ja eigentlich eine Wurf und keine Stosswaffe. Ob so ein Provisorium auf eine Muenze kommt? Ein Militaerexperte wuesste sicher auch, ob es sowas zu der Zeit dieser Muenze noch gab. Eine Lanze zum Stossen war die Hasta, die es sicher zur Zeit dieser Muenze gab. Von der hab ich noch nie eine mit einer Verdickung gesehen, aber dafuer waren sie schoen bunt bemalt.
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Beitrag von Lemur » So 08.02.09 03:03

So einfach und klar sind die meisten römischen Stangenwaffen nicht in Wurf-oder Stoßspeere zu trennen.Abgesehen davon müßten wir auch noch eine drritte Kategorie einführen-den Fechtspeer-vergleichbar dem ostasiatischen Bo.
Weder ist das Pilum ein ausschließlicher Wurfspeer wenn auch klar zum Wurf auf kurze Distanz optimiert,noch ist die Hasta zum Wurf völlig ungeeignet.
Die Lancea(oft mit Amentum-Schleuderschlaufe)ist ebenfalls eine primäre
Wurfwaffe mit allerdings sehr fließendem Übergang zur Hasta.
Lediglich die sehr kurzen Wurfspieße der Römer(Iacula,Plumbata,Mattiobarbulus),die letzteren beiden nach heutigem Verständnis eher schwere Wurfpfeile,sind als reine Wurfwaffen anzusprechen.
Am andern Ende der Skala ist lediglich der Contus eine pure Stoßwaffe.Wenn man den Begriff"pila muralia"nicht mit dem hölzernen Annäherungshindernis gleichsetzt wie dies häufig geschieht,sondern darin eine deutlich verlängerte Hasta sieht hätten wir hiermit eventuell eine zweite ausschließliche Stoßwaffe(Belagerugswaffe von "Mauern"herab)
Alles was nun zwischen diesen Polen liegt(leichtes Pilum,schweres Pilum,ein mögliches überschweres Pilum,Hasta,Tragula,Spicula,Lancea,Gaesum...)sind zwar für einen bestimmten Zweck optimierte Stangenwaffen aber mit jeweiligem Potential auch anders als in ihrer Kernbestimmung eingesetzt zu werden.
Bis heute steht ja jede Armeeführung vor der Aufgabe den einzelnen Soldaten mit einer Waffe auszurüsten welche zwar seinem direkten Einsatzprofil gerecht wird aber eben auch möglichst viele andere Situationen abzudecken in der Lage ist.
Das klassische Pilum hat in unterschiedlicher Form gesichert die Spätantike erlebt-meine "zweite Möglichkeit"im letzten Beitrag bezog sich auf ein mögliches überschweres Pilum welches leider generell ausschließlich ikonographisch tradiert ist.
Mittelschaftverdickungen sind mehrfach für die normalen schweren Pilen der Prinzipatszeit belegt,allerdings meine ich auf Peters Reitersturz klar die zusätzliche Kugelverdickung vergleichbar der des Cancelleriareliefs zu erkennen.
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Beitrag von Lemur » So 08.02.09 03:15

Eine weitere Darstellung von überschweren Pilen vom Tropaeum Traiani in Adamklissi Rumänien:

http://www.romansireland.ie/romanarmy/adamDSC00820.JPG
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Beitrag von Peter43 » So 08.02.09 13:39

Ich möchte allen, insbesondere natürlich Lemur, für ihre Beiträge herzlich danken. Jetzt habe ich eine Menge zum Nachschlagen.

Mit freundlichem Gruß
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