Auflösung einer Rv-Legende

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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elgi
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Auflösung einer Rv-Legende

Beitrag von elgi » So 22.02.09 11:37

Hallo zusammen,

ich zerbreche mir gerade den Kopf wegen der Auflösung einer Rückseitenlegende, vielleicht kann mir jemand von Euch weiterhelfen.
Es geht um folgenden Augustus-Aureus RIC 131:

http://www.romanatic.com/search.html?em ... e=131&sf=2

Unklar ist mir hier die Abkürzung MILIT. Steht die für MILITIBUS (parallel zu CIVIB(US) oder handelt es sich hier doch eher um die Abkürzung MILITARIBUS (Adjektiv, bezogen auf SIG(NIS)?

Danke für Eure (Mit)Überlegungen!

Gruß,
elgi

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » So 22.02.09 11:57

ist zwar sehr schon lange her, dass ich mich mit latein beschäftigen musste, aber das MILIT bezieht sich natürlich auf die SIGNIS, weil es hier um die von den parthern zurückgeholten militärzeichen geht. (und wenn ich mich dunkel erinnere auf diplomatischem weg, ohne einen erneuten kampfeinsatz bei dem sie verloren gingen)
grüsse
frank

imperator44
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Beitrag von imperator44 » So 22.02.09 13:24

Hallo elqi,
ich bin auch der Meinung, daß sich MILIT als Adjektiv auf SIGNIS bezieht, also MILITARIBUS heißen muß, um einen Sinn zu geben, so daß der ganze Satz lautet : CIVIBUS ET SIGNIS MILITARIBUS A PARTHIS RECUPERATIS.
Schöne Grüße vom imperator44

elgi
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Beitrag von elgi » So 22.02.09 13:27

Hallo Frank,
das habe ich mir fast schon gedacht, dafür spricht auch, dass MILIT hinter den SIGN(IS) steht. Stellt sich noch die Frage, was mit dem CIVIB ET gemeint ist: Civibus als Dativus commodi (für die Bürger), aber was soll dann das ET? Oder civibus als Ablativ (wie Signis), aber das müsste doch heißen, dass Augustus sowohl Bürger als auch Feldzeichen zurückgeholt hat (das wären dann Geiseln gewesen, aber die wären inzwischen ganz schön alt, oder :lol: )?
Gruß,
elgi

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Beitrag von Peter43 » So 22.02.09 13:56

CIVIBVS ist durch ET mit SIGNIS verbunden und dadurch parallel geschaltet. Augustus hat also römische Bürger (cives) und Militärzeichen von den Parthern zurückgewonnen.

Zum Alter der römischen Bürger: Die Niederlage des Crassus bei Carrhae war 53 v.Chr., Augustus erzielte das Abkommen mit der Parthern 20 v.Chr., also 33 Jahre später. Waren die Gefangenen damals 20 Jahre alt, so waren sie jetzt 53 Jahre alt und damit noch im besten Mannesalter. Man sollte auch bedenken, daß die Alten bei den Römern in höherem Ansehen standen, als es heute bei uns üblich ist. Es heißt nicht umsonst SENATVS!

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Homer J. Simpson » So 22.02.09 15:27

Für Nichtlateiner: von senex = der Greis, also ganz wörtlich Ältestenrat.

Homer
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Beitrag von elgi » So 22.02.09 15:36

Sorry, es sollte sich bestimmt niemand auf den Schlips getreten fühlen...

Noch eine Frage zu den "Civibus": In seinen Res gestae erwähnt Augustus nur die Rückgabe von spolia und signa (Parthos trium exercitum Romanorum spolia et signa reddere mihi supplicesque amicitiam populi Romani petere coegi). Rechnete man also die cives als Teil der spolia oder waren die Menschen einfach nicht so wichtig, um erwähnt zu werden - oder wurden doch keine "Menschen zurückgegeben"? Ich frage mich nämlich immer noch, ob civibus nicht doch ein Dativ ist und et dann als verkürztes etiam anzusehen ist.

Gruß,
elgi

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Beitrag von chinamul » So 22.02.09 20:02

Hallo elgi!

Deine Version (et = etiam und civibus = Dativ) hat grammatisch etwas für sich, aber was wäre für die Bürger denn außer den Signa noch wiedererlangt worden? Wenn es tatsächlich die Beute war, muß man sich doch fragen, warum sie nicht erwähnt wird.
Möglicherweise hat aber die Wiedererlangung von Beute und Signa in mehreren Etappen stattgefunden, so daß nach der inzwischen vielleicht bereits allseits bekannten und gebührend abgefeierten Wiedererlangung der Beute nunmehr auch die mit Verzögerung erfolgte, jedoch viel wichtigere Rückgabe der Signa festlich begangen werden kann.
Man müßte mal die Historiker zu der Abfolge der einzelnen Rückgaben befragen.

Gruß

chinamul
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Beitrag von elgi » So 22.02.09 23:40

Ja, ich glaube inzwischen auch nach all Euren Argumenten bei civibus eher an einen Ablativ. Aber nochmal die Frage, weil mich das wirklich interessiert: Rechneten die Römer zu spolia (wie sie Augustus benennt) auch Geiseln? Normalerweise übersetzt man ja mit "Beutestücke" o. Ä.
Und vielleicht weiß ja tatsächlich einer der Historiker hier mehr über diese ganze Geschichte Bescheid: Was hat denn Augustus den Parthern auf dem diplomatischen Weg anzubieten gehabt, dass sie die Sachen wieder rausrückten? Das kann doch nicht bloß eine Drohung mit einem weiteren Feldzug gewesen sein, schließlich hatten doch die Römer gegen die Parther - wenn ich das noch richtig im Hinterkopf habe - bis dahin noch nie Erfolg!

Gruß,
elgi

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Beitrag von Pscipio » Mo 23.02.09 00:00

Kann man den Gegner militärisch besiegen, muss man andere Mittel finden: Augustus hatte dem Gegenkönig von Phraates, nämlich Tiridates, Asyl gewährt und damit natürlich ein gutes Druckmittel in der Hand. Phraates schloss dann 20 v. Chr. besagten Friedensvertrag, verzichtete auf Armenien und gab die Gefangenen und Feldzeichen von 53 v. Chr. zurück, im Gegenzug erhielt er die Zusicherung, dass Tiridates nicht weiter unterstützt würde, sowie die Bestätigung der Euphratgrenze.

Das Partherreich litt wie früher die Perser und Seleukiden unter häufigen Thronwirren, was den Römern immer wieder ausgezeichnete diplomatische Möglichkeiten eröffnete - in solchen Sachen waren die Römer schon immer gut.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von elgi » Mo 23.02.09 11:11

Danke für die Info! :)

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