Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von Homer J. Simpson » So 18.07.10 15:45

Hallo, heute brauche ich einmal Eure Meinung. Ich habe mir ein Belegexemplar eines Antonia-Denars ersteigert (bei einem Ebay-Verkäufer, der üblicherweise echte Sachen verkauft), aber habe doch so meine Zweifel. Wie es Belegexemplare so an sich haben, ist die Münze schlecht erhalten, aber sie zeigt am Rand eine sehr deutliche Feilspur. Der restliche Rand läßt keine weiteren Schlüsse zu, die sonstigen technischen Angaben helfen nicht weiter (19 mm, 3,12 g, Stempelachse 12 Uhr). Nun gibt es ja auch mal echte befeilte Münzen, da früher manchen Leuten schön runde Münzen lieber waren (ich habe hier mal einen 100% echten Maximinus-Sesterz mit Feilspuren vorgestellt). Aber suspekt ist mir das Stück doch. Was meint Ihr als sachkundige Gefährten? Korrodiert oder moderne Fälschung??

Danke im voraus,

Homer
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Re: Denar - korrodiertes Original oder noderner Guß?

Beitrag von beachcomber » So 18.07.10 15:53

so'nen miesen guss gibt's doch gar nicht! :wink:
weiss der teufel wer, und warum da einer rumgefeilt hat. ich bin für echt. :)
grüsse
frank

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von drakenumi1 » So 18.07.10 17:01

Was man aus den Bildern natürlich nicht ersehen kann: Sollten diese Krater tatsächlich auf dem Wege der Korrosion entstanden sein, so sollten ihre Ränder scharfkantig sein. Und für gewöhnlich sollte man auch Stellen entdecken, wo die Korrosion sich in der Tiefe seitlich verbreitet. Das wären gußtechnisch gesehen sog. Hinterschneidungen, die sich nicht entformen lassen. Gibt es solche, müßte man von Korrosion ausgehen. Aber eindeutig ist Deine Frage wohl nicht zu beantworten, wäre doch auch beides gleichzeitig denkbar: Gußfälschung und nachfolgende Korrosion!
Schau Dir's mal durch die Lupe an.

@ frank:
Warum da jemand rumgefeilt hat? Es kam ja nicht darauf an, das Stück war eh gefälscht und untauglich für den Zahlungsverkehr.

Grüße von

drake
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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von beachcomber » So 18.07.10 18:53

drakenumi1 hat geschrieben:@ frank:
Warum da jemand rumgefeilt hat? Es kam ja nicht darauf an, das Stück war eh gefälscht und untauglich für den Zahlungsverkehr.

Grüße von

drake
also wenn's eine fälschung ist, dann keine antike! also nix mit zahlungsverkehr! :)
ausserdem wären dann die befeilten stellen ja wohl auch korrodiert.
grüsse
frank

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von drakenumi1 » So 18.07.10 19:40

beachcomber hat geschrieben: also wenn's eine fälschung ist, dann keine antike! also nix mit zahlungsverkehr! :)
ausserdem wären dann die befeilten stellen ja wohl auch korrodiert.

Hast recht, also dann antik gefälscht, seitdem korrodiert und dann modern (zB.) auf der Suche nach einem unedlen Kern bekratzt (weil ja offensichtlich sowieso nichts dran zu verderben war).
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Homer J. Simpson
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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von Homer J. Simpson » So 18.07.10 22:53

drakenumi1 hat geschrieben:
beachcomber hat geschrieben: also wenn's eine fälschung ist, dann keine antike! also nix mit zahlungsverkehr! :)
ausserdem wären dann die befeilten stellen ja wohl auch korrodiert.

Hast recht, also dann antik gefälscht, seitdem korrodiert und dann modern (zB.) auf der Suche nach einem unedlen Kern bekratzt (weil ja offensichtlich sowieso nichts dran zu verderben war).
Nee, so wie ich Frank jetzt verstanden habe, evtl. antik & echt, übel korrodiert, dann modern nachgeschaut, ob subaerat. Oder?

Homer
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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von beachcomber » So 18.07.10 23:30

genau! :)
grüsse
frank

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von heku » Mo 19.07.10 13:46

Homer J. Simpson hat geschrieben:
Nee, so wie ich Frank jetzt verstanden habe, evtl. antik & echt, übel korrodiert, dann modern nachgeschaut, ob subaerat. Oder?

Homer
Ich glaube eher an folgendes:

Eine größere Anzahl verkrusteter Münzen wird gefunden. Eine zufällig herausgesuchte wird am Rand befeilt um auf das Material zu prüfen. Gefunden wird Silber, kann also ein lohnender Fund sein. Die Münzen landen nicht als ungereinigte Römer im Handel, sondern irgend jemand reinigt sie und dann erst wandern sie zu einem Münzhändler.

Viele Grüße
Hermann

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von Uncia » Mo 19.07.10 15:26

Interessante Theorie. Ich hatte in meinem ersten ungereinigten Lot auch mal einen Follis, der am Rand befeilt worden war. Könnte schon sein, dass das so gehandhabt wird.

Grüße Uncia

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von antinovs » Mo 19.07.10 18:19

hi,

es könnte eine low-quality gussfälschung sein. die gefeilte stelle ist dann der bereich des angusskanals.
angenommen die münze ist echt. was ist dann passiert, dass die gesamte oberfläche so grob rauh ist und die felder so uneben?
ich kann mir nicht vorstellen, dass das alleine korrosion verursacht haben soll.
kann es sein, dass die münze hohen temperaturen ausgesetzt war?

gruss udo
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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von Numis-Student » Mo 19.07.10 18:55

Mit Münzen kann allerhand passieren, dass die Oberflächen so leiden. Sie könnte in einem Fluss-/Bachbett zwischen Geröll gelegen haben, ich habe auch keine Ahnung, wie Münzen aussehen, wenn sie in Bergen verloren werden und mit einem Erdrutsch oder so ins Tal rutschen... Feuer wäre ebenfalls möglich, genauso wie häufigen Pflügen stark steinhaltiger Felder... Baumaschinen kämen infrage...Schlechte, chemieverseuchte Böden (von Kunstdünger angefangen)...
Ebenso kann es sein, dass die Münze antik falsch ist. Eine ZF als Prägefälschung macht nur dann Sinn, wenn der Silbergehalt sehr viel schwächer ist als beim Original, oder ein unedler Kern darin versteckt ist. Schwaches Silber wird aber stärker korrodieren als guthaltiges Silber.
Oder es ist eine moderne Fälschung, die clever auf alt getrimmt wurde.

Sieht denn die Oberfläche unter einer starken Lupe oder dem Mikroskop eher kristallin oder eher nach Guss aus ?

Und noch eine Frage: Was kostet ein solches Belegstück ? (Und ja, ich weiss, dass Fälschen schon ab etwa 20 oder 50 Cent ein lohnendes Geschäft sein kann ;) )

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Antonia-Denar - korrodiertes Original oder moderner Guß?

Beitrag von heku » Mi 21.07.10 15:14

Numis-Student hat geschrieben:Mit Münzen kann allerhand passieren, dass die Oberflächen so leiden. Sie könnte in einem Fluss-/Bachbett zwischen Geröll gelegen haben, ich habe auch keine Ahnung, wie Münzen aussehen, wenn sie in Bergen verloren werden und mit einem Erdrutsch oder so ins Tal rutschen..
Ich zeige mal einen ehemaligen Spätrömer vor, der wohl vor der Patinierung transportiert worden war, vielleicht in einem Fluss. Vom Münzbild ist nichts mehr übriggeblieben.

Viele Grüße
Hermann
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transportierter Spätrömer.jpg

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