Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Anfenger » Do 10.12.15 23:16

Wie kommt es zu den Abnutzungen der Münzen? Waren die 5, 20 oder 50 Jahre (mehr?) in Gebrauch? Ganz unwillkürlich ein Link dazu:
http://www.ebay.de/itm/TITUS-SILBER-DEN ... OSw9mFWK88~
Wurden die deutlich besser erhaltenen Münzen früh schon von Sammlern oder durch andere Umstände aus dem Verkehr gezogen? Wenn ich heute eine sehr gut erhaltene antike Silbermünze (nur theoretisch :D ) in meine Geldbörse lege, die ich täglich benutze, wie lange würde es dauern, bis sie so aussieht?

P.S.: Wenn jemand Links oder ein gutes Buch zu meinen Anfänger-Fragen kennt, wäre ich dankbar.

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Numis-Student » Do 10.12.15 23:59

Hallo,
ein Denar des Titus, etwa um 80 n. Chr. geprägt, war theoretisch bis zur Verdrängung der Denare durch die Antoniniane kursgültig, also mindestens bis etwa 240 n. Chr.

Ob das Stück jetzt 160 Jahre im Umlauf war, oder bereits nach 70 oder 100 Jahren verborgen/verloren wurde, oder 50 Jahrer im Umlauf war, 40 Jahre in einer spardose lag und abschliessend noch mal 25 Jahre umlief, muss Spekulation bleiben ;-)

Die Stücke wurden eher nicht von Sammlern beiseite gelegt, sondern verloren oder versteckt (beispielsweise eingemauert und vergessen), in Spardosen beiseite gelegt etc.

Die heutigen maschinengeprägten Münzen aus härteren Metallen und mit dem chmalen, hohen Randstab würden eher viele Kratzer hinterlassen, nicht so eine glatte Oberfläche.

Du kannst ja mal in der Schweiz im Umlauf schauen, wie beispielsweise 20, 40, 60, 80 und 100 Jahre zirkulierende Kleinmünzen meistens aussehen ;-)

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Anfenger » Fr 11.12.15 00:17

Vielen Dank, schon mal! Abgewetzte Alltagsmünzen kennen wir heute nicht mehr. Aus meiner Kindheit weiß ich noch, dass herunter gekommene DM-Münzen keine Seltenheit waren. Natürlich sind die heutigen Münzen viel härter als ihre betagten Vorgänger. Aber eine Anschlussfrage noch. Heißt das, dass die Münzen in der Antike noch als Zahlungsmittel akzeptiert wurden, solange sie noch halbwegs erkennbar waren?

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Numis-Student » Fr 11.12.15 10:00

ja, ein Denar war ein Denar und solange das erkennbar war, war er umlauffähig. Man erkennt dies sehr schön an Schatzfunden, wo oft die ältesten Stücke extrem abgenutzte Republiksdenare sind, die zum Zeitpunkt der Schatzverbergung oft schon 100 oder 150 Jahre im Umlauf waren und wirklich abgenudelt sind.

Der Wert einer Münze war j damals im Materialwert begründet, so dass hin und wieder auch ähnlih große Silbermünzen akzeptiert wurden und daher in solchen Schatzfunden liegen.

Der einzige Grund, der römische Münzen wirklich einigermaßen aus dem Umlauf vertreiben konnte, waren währungspolitische Änderungen: Beispielsweise eine starke Reduktion des Silbergehaltes (da werden die alten, guten Münzen entweder gespart oder zum Einschmelzen gebracht), Ersatz eines Nominals durch ein anderes (zB die Antoniniane, die ab 240/250 die Denare fas vollständig verdrängt haben), oder ein neues Münzsystem (wie die Einführung von Follis, Argenteus und Solidus ab 294).

MR
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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Anfenger » Sa 12.12.15 00:48

Schade, dass es hier kein "Like" oder etwas Ähnliches gibt! Kennst du vielleicht ein Buch, das diese Themen behandelt? Bei Amazon finde ich zwar einige Bücher unter entsprechenden Suchbegriffen, aber fast keine mit aussagekräftigen Inhaltsangaben oder hilfreichen Kundenbewertungen. Gibt es dazu ein(ige) Standardwerke? Ich will mir nicht (mehr) weniger gute Bücher zulegen, wenn es anderes gibt.

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von alex456 » Sa 12.12.15 08:36

Hallo,
Ich bin zwar nicht direkt angesprochen, aber als Einführung würde ich "Geld in der antiken Welt" von Christopher Howgego empfehlen.

Gruß
Alex

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Anfenger » So 13.12.15 00:44

@alex456, danke und das bestelle ich mir. Die sehr schlechte Suchfunktion von Amazon hatte mir das nicht ausgeworfen.

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von MarcusAurelius » So 13.12.15 08:27

Der Wert einer Münze war j damals im Materialwert begründet,
Das gilt für Denare und Aurei aber nicht für Bronzemünzen wie z.B. Asse. Die waren schon sehr früh Scheidemünzen, deren Nominalwert höher als der Materialwert war.

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Mynter » So 13.12.15 17:02

Numis-Student hat geschrieben:Hallo,
ein Denar des Titus, etwa um 80 n. Chr. geprägt, war theoretisch bis zur Verdrängung der Denare durch die Antoniniane kursgültig, also mindestens bis etwa 240 n. Chr.

Ob das Stück jetzt 160 Jahre im Umlauf war, oder bereits nach 70 oder 100 Jahren verborgen/verloren wurde, oder 50 Jahrer im Umlauf war, 40 Jahre in einer spardose lag und abschliessend noch mal 25 Jahre umlief, muss Spekulation bleiben ;-)

Die Stücke wurden eher nicht von Sammlern beiseite gelegt, sondern verloren oder versteckt (beispielsweise eingemauert und vergessen), in Spardosen beiseite gelegt etc.

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Schöne Grüße,
MR
Vielen Dank für diese sehr interessante Frage und die ebenso interessanten Antworten. Eine Anmerkung zu den modernen Münzen; zur Zeit des Kaiserreichs gab man einer Silbermünze eine lebensdauer von 100 Jahren. Ein Rundgang durch Ebay verdeutlicht also gut, wie eine Münze, die bis zu 40 Jahren im Umlauf war aussah. Zwanzigmarkstücken gab man 50 Jahre, Zehnmarkstücken 25 Jahre, wobei für letztere aber ein Passiergewicht galt, da sie Währungsmünzen waren.
Grüsse, Mynter

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Mynter » So 13.12.15 17:04

Numis-Student hat geschrieben:Hallo,
ein Denar des Titus, etwa um 80 n. Chr. geprägt, war theoretisch bis zur Verdrängung der Denare durch die Antoniniane kursgültig, also mindestens bis etwa 240 n. Chr.
Schöne Grüße,
MR
Das bedeutet dann, dass Antoniane maximal bis zur Münzreform des Diocletian im Umlauf waren ?
Grüsse, Mynter

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Re: Wie hart oder weich sind antike Silbermünzen?

Beitrag von Numis-Student » Mo 14.12.15 11:34

Theoretisch ja, aber mit der Einschränkung, dass die guthaltigen frühen Stücke ab der Mitte des Jahrhunderts (ca. 250/60) aus dem Umlauf verschwunden waren, da sie einerseits in den Spartöpfen der Bevölkerung und andererseits in die Schmelztiegel gewandert waren. In einem Schatzfund zur Zeit des Diokletian sollte also die überwiegende Mehrheit aus den Silbersudantoninianen "besserer Ausprägung" ab der Münzreform des Aurelian bestehen.

MR
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