Victoria sitzt am Ruder
Moderator: Homer J. Simpson
- Fortuna
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Victoria sitzt am Ruder
Habe neulich diese Münze ergattert.
Besonders gefällt mir der künstlerische Stil des Stempelschneiders.
Victoria sitzt am Ruder,der Kaiser hält das Labarum,auf der Hand sitzt ein Phönix.
Nun meine Frage:Ist eigentlich bekannt aus welchem Anlass diese Münze geprägt wurde?
Gruß Fortuna
Gruß Fortuna
Re: Victoria sitzt am Ruder
Eine sehr schöne Münze - Glückwunsch! Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Typ einem bestimmten Anlass zugeordnet werden kann. Wenn doch, dann wäre ich auch interessiert mehr dazu zu erfahren.
Gruss
Dirk
Gruss
Dirk
- areich
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Das ist ein Standard-Typ, wie auch der 'Reitersturz' mit FEL TEMP REPARATIO-Legende. Da gibt's auch oft keinen passenden Anlass wie einen Sieg über Barbaren. Mehr so "alles ist (wieder) prima und unser Kaiser hat dafür gesorgt".
- Peter43
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Na ja, beim Reitersturz gibt es die Meinung, daß die Darstellung auf den Sieg der Römer 344 über die Sassaniden bei Ktesiphon anspielt, wo die Römer auch deren Thronfolger gefangennehmen konnten. Es gibt auch Münzen bei denen der gestürzte Reiter ein Diadem auf dem Kopf trägt, also kein einfacher Soldat ist.
RIC und Konrad Kraft: Die Taten der Kaiser Constans und Constantius II., in "Gesammelte Aufsätze zur antiken Geldgeschichte und Numismatik I., WBG 1978"
Und die Galeere kann eine Anspielung sein auf den Übergang des Constans nach Britannien (RIC). Hat dann aber auch natürlich einen allgemein symbolischen Sinn.
Mit freundlichem Gruß
RIC und Konrad Kraft: Die Taten der Kaiser Constans und Constantius II., in "Gesammelte Aufsätze zur antiken Geldgeschichte und Numismatik I., WBG 1978"
Und die Galeere kann eine Anspielung sein auf den Übergang des Constans nach Britannien (RIC). Hat dann aber auch natürlich einen allgemein symbolischen Sinn.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- justus
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Wenn ich mich richtig erinnere, so veröffentlichte Harold Mattingly 1933 im Numismatic Chronicle einen Artikel zum Thema "Fel. Temp. Reparatio”, in welchem er den Galley-Typus nicht unbedingt einem konkreten Ereignis, sondern der allgemeinen Staatspropaganda, genauer gesagt der „erfolgreichen Staatsführung“ (successful government of the state - the Galley) zuweist.
mit freundlichem Gruß
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- chinamul
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Zu diesem Münztyp habe ich vor Jahren (genau am 11.08.04) mal etwas im Forum geschrieben, was möglicherweise neuere Mitglieder noch nicht gelesen haben. Deshalb erlaube ich mir, den Text hier noch einmal einzustellen:
Verschiedene Münzen der Constantinssöhne (hier Constantius II) haben die Rückseitenlegende FEL(icium) TEMP(orum) REPARATIO = „Der glücklichen Zeiten Wiederherstellung“. Sie zeigen den Kaiser, der in einer von einer Victoria gesteuerten Galeere steht und in der Rechten einen Globus mit daraufstehendem Phönix hält und in der Linken ein Labarum mit dem Christogramm. Hier mischen sich auf reizvolle Weise „heidnische“ Vorstellungen mit den neuen christlichen Ideen. Interessant ist dabei, daß die neue Religion offenbar noch keine eigene, allgemeinverständliche Ikonographie hat entwickeln können, so daß man sich zum Transport christlicher Inhalte teilweise noch der gewohnten Bildsprache bedienen mußte. Das Kreuz als christliches Hauptsymbol beispielsweise taucht zu dieser Zeit auf Münzen noch nicht auf.
Bild und Legende ergeben eine Sinneinheit: Die Welt (Globus) wird sich erneuern (Phönix), und der Kaiser wird unter dem Banner Christi (Chi-Rho-Labarum) siegreich (Victoria steuert das Schiff) die glücklichen alten Zeiten (die aetas aurea) zurückbringen.
In der Antike herrschte die Vorstellung von einem zyklischen Charakter der Zeit. Sie alterte und brachte damit allmählich immer mehr Ungemach und schließlich Not und Elend. Aus dem ehemals Goldenen Zeitalter (eben der aetas aurea) wurde das Silberne Zeitalter (die aetas argentea), das schließlich in das eherne oder auch erzene Zeitalter (die aetas aerea) mündete, an dessen Ende die Zeit starb. Der Phönix verkörpert diese Vorstellungen, indem er am Ende der Zeit verbrennt und dann aus seiner eigenen Asche verjüngt wieder aufsteigt. Damit hat ein neues Goldenes Zeitalter begonnen.
Nach der reichlich verworrenen und für Rom nicht eben glücklich verlaufenen zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts und dem Beginn des vierten war unter den Erben Constantins eine solche, dazu noch mehrfach religiös fundamentierte, Wende zu den „guten alten Zeiten“ überfällig und wurde hiermit verkündet.
So vermitteln diese auf den ersten Blick eher unspektakulären Münzen einen interessanten Eindruck sowohl von der subtilen und überaus komplexen Bildsprache der Römer als auch der damit beabsichtigten Propaganda
Gruß
chinamul
Verschiedene Münzen der Constantinssöhne (hier Constantius II) haben die Rückseitenlegende FEL(icium) TEMP(orum) REPARATIO = „Der glücklichen Zeiten Wiederherstellung“. Sie zeigen den Kaiser, der in einer von einer Victoria gesteuerten Galeere steht und in der Rechten einen Globus mit daraufstehendem Phönix hält und in der Linken ein Labarum mit dem Christogramm. Hier mischen sich auf reizvolle Weise „heidnische“ Vorstellungen mit den neuen christlichen Ideen. Interessant ist dabei, daß die neue Religion offenbar noch keine eigene, allgemeinverständliche Ikonographie hat entwickeln können, so daß man sich zum Transport christlicher Inhalte teilweise noch der gewohnten Bildsprache bedienen mußte. Das Kreuz als christliches Hauptsymbol beispielsweise taucht zu dieser Zeit auf Münzen noch nicht auf.
Bild und Legende ergeben eine Sinneinheit: Die Welt (Globus) wird sich erneuern (Phönix), und der Kaiser wird unter dem Banner Christi (Chi-Rho-Labarum) siegreich (Victoria steuert das Schiff) die glücklichen alten Zeiten (die aetas aurea) zurückbringen.
In der Antike herrschte die Vorstellung von einem zyklischen Charakter der Zeit. Sie alterte und brachte damit allmählich immer mehr Ungemach und schließlich Not und Elend. Aus dem ehemals Goldenen Zeitalter (eben der aetas aurea) wurde das Silberne Zeitalter (die aetas argentea), das schließlich in das eherne oder auch erzene Zeitalter (die aetas aerea) mündete, an dessen Ende die Zeit starb. Der Phönix verkörpert diese Vorstellungen, indem er am Ende der Zeit verbrennt und dann aus seiner eigenen Asche verjüngt wieder aufsteigt. Damit hat ein neues Goldenes Zeitalter begonnen.
Nach der reichlich verworrenen und für Rom nicht eben glücklich verlaufenen zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts und dem Beginn des vierten war unter den Erben Constantins eine solche, dazu noch mehrfach religiös fundamentierte, Wende zu den „guten alten Zeiten“ überfällig und wurde hiermit verkündet.
So vermitteln diese auf den ersten Blick eher unspektakulären Münzen einen interessanten Eindruck sowohl von der subtilen und überaus komplexen Bildsprache der Römer als auch der damit beabsichtigten Propaganda
Gruß
chinamul
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Es kostete
Es kostete mich doch etwas Mühe und Zeitaufwand um den Link zu dem entsprechenden Beitrag zu finden. Ich denke, das dürfte der Grund sein und nicht etwa mangelndes Interesse neuer Mitglieder. Siehe unter http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 0&start=15chinamul hat geschrieben:Zu diesem Münztyp habe ich vor Jahren (genau am 11.08.04) mal etwas im Forum geschrieben, was möglicherweise neuere Mitglieder noch nicht gelesen haben.
mit freundlichem Gruß
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- Fortuna
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Bedanke mich recht herzlich für Eure wirklich lehrreichen Beiträge.
Jetzt schaue ich diese Münze mit anderen Augen an.
Da diese Münze recht häufig anzutreffen ist würde ich gerne Eure Exemplare sehen.
Öffnet Euren Safe und holt die guten Stücke hervor!
Gruß Fortuna
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Da diese Münze recht häufig anzutreffen ist würde ich gerne Eure Exemplare sehen.
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Gruß Fortuna
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Hier ist mein Exemplar, der Phönix und der Christogramm gehen leider etwas unter,
dafür eine schöne Galeere.
Grüsse
Juan
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Juan
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- chinamul
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Re: Victoria sitzt am Ruder
Ich habe auch gar nicht mangelndes Interesse neuerer Mitglieder unterstellt, sondern die inzwischen kaum durchzuarbeitende Fülle der Beiträge erklärt einleuchtend, wenn ein Forumsneuling noch nicht alles zur Kenntnis genommen hat.
Gruß
chinamul
Gruß
chinamul
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