Historisch interessante Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
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Die Erste Stadt in Bithynien
Hier möchte ich auch wieder einmal eine historisch interessante Münze vorstellen. Dabei ist es diesmal nicht so sehr die Abbildung, sondern die Legende, die eine wichtige Rolle spielt.
Bithyia, Nikaia, Domitian, 81-96 n.Chr.
AE 26, 8.54g
Av.: AYT DOMITIANOS KAISAR SEBA GER
Büste, belorbeert, n.r.
Rv.: TON KTISTH NEIKAIEIS PRWTOI THS EPARX
Kopf des Herakles, bärtig, belorbeert, n.l.
RPC 239; BMC 20
Selten, SS, tief-grüne Patina
Dieses Beitrag heute gehört zum Thema 'Der Wettstreit der Städte'. Darüber hatte ich schon einmal etwas geschrieben, siehe unter http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-405.html
Die Hauptstadt von Bithynien war zwar Nicomedia, aber Nicaea erhob ebenfalls Ansprüche auf diesen Titel. Das geht aus dieser Münze hervor, die unter Domitian geprägt wurde. Die Legende heißt in voller Länge NEIKAIEIS PRWTOI THS EPARXIAS, übersetzt "Die Nicaeer, die ersten der Eparchie". Daraus entwickelte sich ein langer Rechtsstreit, der erst von Valens entschieden wurde. Er bestimmte: Sowohl Nicomedia als auch Nicaea dürfen sich als erste Stadt in Bithynien bezeichnen. Aber allein Nicomedia solle den Titel Hauptstadt tragen. Dies war nun leider nur ein leerer Titel und nützte Nicaea in keiner Weise: Als die Provinzen neu geordnet wurden, wurde nicht Nicaea sondern Chalcedon die Hauptstadt des vorderen Pontus. Von Dion von Prusa, der zur Zeit des Domitians lebte, ist eine Rede erhalten, in der er die Einwohner von Nicomedea zur Eintracht mit den Nicaeern aufforderte.
Diese Münze wurde bereits von S.Morell beschrieben in "Numi imp, T.3, Numi Domtiani ex aere, Tab.21, Nr.21" und in Mionnet II. 451. Nr.216.
(Samson/Schoell, Geschichte der griechischen Literatur, 1831)
Mit freundlichem Gruß
Hier möchte ich auch wieder einmal eine historisch interessante Münze vorstellen. Dabei ist es diesmal nicht so sehr die Abbildung, sondern die Legende, die eine wichtige Rolle spielt.
Bithyia, Nikaia, Domitian, 81-96 n.Chr.
AE 26, 8.54g
Av.: AYT DOMITIANOS KAISAR SEBA GER
Büste, belorbeert, n.r.
Rv.: TON KTISTH NEIKAIEIS PRWTOI THS EPARX
Kopf des Herakles, bärtig, belorbeert, n.l.
RPC 239; BMC 20
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Dieses Beitrag heute gehört zum Thema 'Der Wettstreit der Städte'. Darüber hatte ich schon einmal etwas geschrieben, siehe unter http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-405.html
Die Hauptstadt von Bithynien war zwar Nicomedia, aber Nicaea erhob ebenfalls Ansprüche auf diesen Titel. Das geht aus dieser Münze hervor, die unter Domitian geprägt wurde. Die Legende heißt in voller Länge NEIKAIEIS PRWTOI THS EPARXIAS, übersetzt "Die Nicaeer, die ersten der Eparchie". Daraus entwickelte sich ein langer Rechtsstreit, der erst von Valens entschieden wurde. Er bestimmte: Sowohl Nicomedia als auch Nicaea dürfen sich als erste Stadt in Bithynien bezeichnen. Aber allein Nicomedia solle den Titel Hauptstadt tragen. Dies war nun leider nur ein leerer Titel und nützte Nicaea in keiner Weise: Als die Provinzen neu geordnet wurden, wurde nicht Nicaea sondern Chalcedon die Hauptstadt des vorderen Pontus. Von Dion von Prusa, der zur Zeit des Domitians lebte, ist eine Rede erhalten, in der er die Einwohner von Nicomedea zur Eintracht mit den Nicaeern aufforderte.
Diese Münze wurde bereits von S.Morell beschrieben in "Numi imp, T.3, Numi Domtiani ex aere, Tab.21, Nr.21" und in Mionnet II. 451. Nr.216.
(Samson/Schoell, Geschichte der griechischen Literatur, 1831)
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Hermes, der Sandalenbinder
Hier geht es wieder um eine interessante Legende. Dazu möchte ich zwei Münzen vorstellen, die auch aus anderen Gründen interessant sind. Dazu gehört natürlich die eigenartige Darstellung auf der Rs., die Hermes zeigt, wie er sich die Sandalen bindet. Dann ist die erste Münze eine Neuentdeckung. Bisher war dieser Typ nämlich nicht für Philipp I. bekannt. Und zum Schluß kommt dann die eigenartige Legende für Philipp II. auf der Vs. der zweiten Münze. Also alles Gründe, diese Münzen hier vorzustellen!
1.Münze:
Moesi inferior, Markianopols, Philipp I. & Otacilia Severa, 244-249
AE 27, 12.28g
geprägt unter dem Statthalter Prastina Messalinus
Av. [AVT M IOVL FI]LIPPOC AVG M WTAK / CEB[HRAC]
Die sich gegenüberstehenden Büsten des Philipp I., drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n.r., und der Otacilia Severa, drapiert und mit Stephane, n.l.
Rv.: VP PRACT MECCALLEINOV MARKIANOPOLEITWN
Hermes, nackt, gebeugt n.l. stehend, nach vorne blickend, den r. Fuß auf einen Widderkopf gestellt, den li. Arm mit der Chlamys auf das re. Knie gestützt; auf dem Boden zwischen seinen Füßen eine Schildkröte, re hinter ihm ein Baumstumpf mit dem Kerykeion davor.
im re. Feld E (für Pentassarion)
nicht in AMNG (rs. wie AMNG I/1 1209); nicht in Hristova/jekov; nicht in Varbanov (engl.); augenscheinlich unpubliziert!
gut S, allgemeine Rauhigkeit
Dieser Typ ist bekannt für Philipp II. mit dem Serapiskopf - siehe nächste Münze - aber bisher noch nicht für Philipp I.!
2. Münze:
Moesia inferior, Markianopolis, Philipp II., Caesar 244-247
AE 29, 13.1g
geprägt unter dem Statthalter Prastina Messalinus
Av.: M IOVLIOC FILIPPOC KAI / CAR AVG
Die sich gegenüberstehenden Büsten des Philipp I., drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n.r., und des Serapis, drapiert ud mit Kalathos, n.l..
Rv.: VP PRACT MECCALLEINOV MARKIANOPOLEITWN (WN ligiert)
Hermes, nackt, gebeugt n.l. stehend, nach vorne blickend, den r. Fuß auf einen Widderkopf gestellt, den li. Arm mit der Chlamys auf das re. Knie gestützt; auf dem zwischen seinen Füßen eine Schildkröte, re hinter ihm ein Baumstumpf mit dem Kerykeion davor.
im r. Feld E (für Pentassarion)
AMNG I/1, 1209, Tf. XVI, 25, Rs., stempelgleich(2 Ex., Philippopopel, Sophia); Hristova/Jekov No.6.44.10.3 8 (stempelgleich, zitiert fälschlicherweise AMNG 1215); Varbanov (engl.) 2107
Selten, fast SS, etwas rauh
Das Standbild:
Die Abbildung auf den Rs. zeigt Hermes den Sandalenbinder. Dieses Standbild gibt es in mehreren Marmorkopien, die alle auf ein verlorengegangenes griechisches Bronzeoriginal zurückgehen. Zugeschrieben wird es gewöhnlich dem griechischen Erzgießer Lysipp, der in der 2.Hälfte des 4.Jh. tätig war und der Hofbildhauer Alexander des Großen war.
Die Identfizierung der Figur als Hermes war nicht leicht. Er trägt hier keins seiner Attribute, weder Flügelhut, noch geflügelte Sandalen, noch das Kerykeion. Sandalen spielen in der griechischen Mythologie eine Rolle bei Theseus, und als der Gemäldeverkäufer Gavin Hamilton 1769 ein Exemplar im Pantanello von Hadrians Villa in Tivoli entdeckte, zögerte er nicht, ihn Cincinnatus oder Theseus zu nennen. Die Sage von Jason kent auch eine verlorene Sandale, und als Augustus Hare dieses Standbild im Ballsaal vo Lansdowne House sah, bezeichnete er sie als 'Jason, sich die Sandalen bindend'. Die endgültige Identifizierung als Hermes geht zurück auf die Identifizierung der Originalbronze als eines Standbildesdes Hermes im Gymnasium und den Thermen des Zeuxippos in Constantinopel. Diese wurde nämich detailliert beschrieben in der Ekphrasis des Gymnasiums von Christodoros von Koptos: Da gab es einen Hermes an der goldenen Wand Er stand und befestigte die Zungen seiner geflügelte Sandalen mit der re Hand, um seinen Lauf fortzusetzen. Sein re. Bein war im Knie gebogen und darauf ruhte seine li. Hand, und dabei war sein Gesicht zum Himmel gewendet, als ob er die Befehle seines Königs und Vaters höre..
Nach dem Stil der Kopien und ihrer hohen Qualität zu urteilen, muß die Originalbronze als eines der Meisterwerke der Antke angesehen werden. Überlebt haben 3 eingermaßen vollständige Kopien:
(1) Das Exemplar im Louvre.
Dies war das erste, das entdeckt wurde. Es wurde publiziert 1594 als Eigentum des Kardinal di Montalto. 1685 wurde es von Ludwig XIV. gekauft und in Versailles aufgestellt, bis es 1792 in den Louvre kam. Hier hat man der Statue eine Pflugschar beigefügt, weil sie ursprünglich für Cincinnatus gehalten wurde, was aber bereits Winckelmann als unmöglich erkannt hatte.
(2) Der Lansdowne Sandalbinder.
Dieser wurde vom Entdecker Hamilton Papst Clemens XIV angeboten, der aber ablehnte, sodaß er dann 1772 an den Earl von Shelburne verkauft wurde. Er steht jetzt in der Ny Carlsberg Glyptothek in Kopenhagen. Dies ist das einzige Exemplar mit erhaltenem Kopf. Bezeichnet wurde die Figur einfach als Athlet!
(3) Der Münchner Sandalbinder.
Er wurde 1780 vom Comte Marefoschi in seinem eigenen Garten an der Villa Hadriana gefunden. Nach seiner Restaurieung wurde er an Maximilia I. von Bayern verkauft. Hier findet sich eine Sandale, nach der die anderen Kopien dann ergänzt wurden. Diese Statue steht heute in der Glyptothek in München, eine Bronzekopie im Stadtmuseum in Stettin.
Daneben gibt es noch angefangene Torsos. Einer steht auf der Akropolis in Athen.
Die Titel des Philipp II. in der Vs.-Legende:
Wenn man die Vs.-Legende de zweiten Münze sorgfältig studiert, stolpert man über die Bezeichnung KAICAR AVG(stus). Also was nun? Caesar oder Augustus? Pick schreibt dazu in einer Fußnote: 'Über den Gebrauch des Namens Augustus bei dem jüngeren Philippus vgl. Mommsen römisches Staatsrecht 2, 1164 Anm. 5; zu den dort angeführten Zeugnissenkommen unsere Münzen von Markianopolis (n. 1209, 1210, 1216), sowe einige von Tomis.
Das habe ich getan und folgendes gefunden:
'Nach dem Wegfall der secundären proconsularischen Gewalt scheint der sekundären tribunizischen Gewalt größere praktische Bedeutung zugekommen zu sein. Die Cäsaren des dritten Jahrhunderts besitzen in der Regel die tribunizische Gewalt nicht: wird aber ein Cäsar mit derselben bekleidet, ohne doch Augustus zu werden, so erlangt er das dem Caesar als solchem fehlende wirkliche Mitregiment und wird in den Gesetzen und Erlassen neben dem Augustus aufgeführt' (S..1164-1165)
Und hier die Fußnote, auf die sich Pick bezieht:
'Nach der wahrscheinlich correcten Titulatur dieser Caesaren, wie sich auf einigen Inschriften der Söhne des Decius (C.I.L. VI, 1100.1102. Henzen 5538) und in dem Edict des Diocletian (C.I.L. III p.824) findet, bezeichnen sie ihren Antheil am Mitregiment durch nichts als durch die althergebrachte "tribunicia potestas". Eine Anzahl anderer Documente freilich hebt das Mitregiment des Caesars noch in anderer Weise hervor und zwar
1. durch vorgesetztes "imp. Caesar"...
2. durch hinzugesetzten Titel "Augustus" (vgl. Borghesis 3, 484)... - Der jüngere Philippus: "nobilissimus Caesar p.f. inv. Aug." (C.I.L III, 5719) und "K(AISAR) SE(BASTOS) auf alexandrinischen Münzen (Eckhel 4, 89)...
3. durch den Proconsultitel...
Ich hoffe, daß dies einige interessieren wird. Ich hätte jetzt natürlich gerne einige alexandrinische Münzen des Philipp II. gesehen, auf denen das erwähnte K SE zu sehen ist.
Mit freundlichem Gruß
Hier geht es wieder um eine interessante Legende. Dazu möchte ich zwei Münzen vorstellen, die auch aus anderen Gründen interessant sind. Dazu gehört natürlich die eigenartige Darstellung auf der Rs., die Hermes zeigt, wie er sich die Sandalen bindet. Dann ist die erste Münze eine Neuentdeckung. Bisher war dieser Typ nämlich nicht für Philipp I. bekannt. Und zum Schluß kommt dann die eigenartige Legende für Philipp II. auf der Vs. der zweiten Münze. Also alles Gründe, diese Münzen hier vorzustellen!
1.Münze:
Moesi inferior, Markianopols, Philipp I. & Otacilia Severa, 244-249
AE 27, 12.28g
geprägt unter dem Statthalter Prastina Messalinus
Av. [AVT M IOVL FI]LIPPOC AVG M WTAK / CEB[HRAC]
Die sich gegenüberstehenden Büsten des Philipp I., drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n.r., und der Otacilia Severa, drapiert und mit Stephane, n.l.
Rv.: VP PRACT MECCALLEINOV MARKIANOPOLEITWN
Hermes, nackt, gebeugt n.l. stehend, nach vorne blickend, den r. Fuß auf einen Widderkopf gestellt, den li. Arm mit der Chlamys auf das re. Knie gestützt; auf dem Boden zwischen seinen Füßen eine Schildkröte, re hinter ihm ein Baumstumpf mit dem Kerykeion davor.
im re. Feld E (für Pentassarion)
nicht in AMNG (rs. wie AMNG I/1 1209); nicht in Hristova/jekov; nicht in Varbanov (engl.); augenscheinlich unpubliziert!
gut S, allgemeine Rauhigkeit
Dieser Typ ist bekannt für Philipp II. mit dem Serapiskopf - siehe nächste Münze - aber bisher noch nicht für Philipp I.!
2. Münze:
Moesia inferior, Markianopolis, Philipp II., Caesar 244-247
AE 29, 13.1g
geprägt unter dem Statthalter Prastina Messalinus
Av.: M IOVLIOC FILIPPOC KAI / CAR AVG
Die sich gegenüberstehenden Büsten des Philipp I., drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n.r., und des Serapis, drapiert ud mit Kalathos, n.l..
Rv.: VP PRACT MECCALLEINOV MARKIANOPOLEITWN (WN ligiert)
Hermes, nackt, gebeugt n.l. stehend, nach vorne blickend, den r. Fuß auf einen Widderkopf gestellt, den li. Arm mit der Chlamys auf das re. Knie gestützt; auf dem zwischen seinen Füßen eine Schildkröte, re hinter ihm ein Baumstumpf mit dem Kerykeion davor.
im r. Feld E (für Pentassarion)
AMNG I/1, 1209, Tf. XVI, 25, Rs., stempelgleich(2 Ex., Philippopopel, Sophia); Hristova/Jekov No.6.44.10.3 8 (stempelgleich, zitiert fälschlicherweise AMNG 1215); Varbanov (engl.) 2107
Selten, fast SS, etwas rauh
Das Standbild:
Die Abbildung auf den Rs. zeigt Hermes den Sandalenbinder. Dieses Standbild gibt es in mehreren Marmorkopien, die alle auf ein verlorengegangenes griechisches Bronzeoriginal zurückgehen. Zugeschrieben wird es gewöhnlich dem griechischen Erzgießer Lysipp, der in der 2.Hälfte des 4.Jh. tätig war und der Hofbildhauer Alexander des Großen war.
Die Identfizierung der Figur als Hermes war nicht leicht. Er trägt hier keins seiner Attribute, weder Flügelhut, noch geflügelte Sandalen, noch das Kerykeion. Sandalen spielen in der griechischen Mythologie eine Rolle bei Theseus, und als der Gemäldeverkäufer Gavin Hamilton 1769 ein Exemplar im Pantanello von Hadrians Villa in Tivoli entdeckte, zögerte er nicht, ihn Cincinnatus oder Theseus zu nennen. Die Sage von Jason kent auch eine verlorene Sandale, und als Augustus Hare dieses Standbild im Ballsaal vo Lansdowne House sah, bezeichnete er sie als 'Jason, sich die Sandalen bindend'. Die endgültige Identifizierung als Hermes geht zurück auf die Identifizierung der Originalbronze als eines Standbildesdes Hermes im Gymnasium und den Thermen des Zeuxippos in Constantinopel. Diese wurde nämich detailliert beschrieben in der Ekphrasis des Gymnasiums von Christodoros von Koptos: Da gab es einen Hermes an der goldenen Wand Er stand und befestigte die Zungen seiner geflügelte Sandalen mit der re Hand, um seinen Lauf fortzusetzen. Sein re. Bein war im Knie gebogen und darauf ruhte seine li. Hand, und dabei war sein Gesicht zum Himmel gewendet, als ob er die Befehle seines Königs und Vaters höre..
Nach dem Stil der Kopien und ihrer hohen Qualität zu urteilen, muß die Originalbronze als eines der Meisterwerke der Antke angesehen werden. Überlebt haben 3 eingermaßen vollständige Kopien:
(1) Das Exemplar im Louvre.
Dies war das erste, das entdeckt wurde. Es wurde publiziert 1594 als Eigentum des Kardinal di Montalto. 1685 wurde es von Ludwig XIV. gekauft und in Versailles aufgestellt, bis es 1792 in den Louvre kam. Hier hat man der Statue eine Pflugschar beigefügt, weil sie ursprünglich für Cincinnatus gehalten wurde, was aber bereits Winckelmann als unmöglich erkannt hatte.
(2) Der Lansdowne Sandalbinder.
Dieser wurde vom Entdecker Hamilton Papst Clemens XIV angeboten, der aber ablehnte, sodaß er dann 1772 an den Earl von Shelburne verkauft wurde. Er steht jetzt in der Ny Carlsberg Glyptothek in Kopenhagen. Dies ist das einzige Exemplar mit erhaltenem Kopf. Bezeichnet wurde die Figur einfach als Athlet!
(3) Der Münchner Sandalbinder.
Er wurde 1780 vom Comte Marefoschi in seinem eigenen Garten an der Villa Hadriana gefunden. Nach seiner Restaurieung wurde er an Maximilia I. von Bayern verkauft. Hier findet sich eine Sandale, nach der die anderen Kopien dann ergänzt wurden. Diese Statue steht heute in der Glyptothek in München, eine Bronzekopie im Stadtmuseum in Stettin.
Daneben gibt es noch angefangene Torsos. Einer steht auf der Akropolis in Athen.
Die Titel des Philipp II. in der Vs.-Legende:
Wenn man die Vs.-Legende de zweiten Münze sorgfältig studiert, stolpert man über die Bezeichnung KAICAR AVG(stus). Also was nun? Caesar oder Augustus? Pick schreibt dazu in einer Fußnote: 'Über den Gebrauch des Namens Augustus bei dem jüngeren Philippus vgl. Mommsen römisches Staatsrecht 2, 1164 Anm. 5; zu den dort angeführten Zeugnissenkommen unsere Münzen von Markianopolis (n. 1209, 1210, 1216), sowe einige von Tomis.
Das habe ich getan und folgendes gefunden:
'Nach dem Wegfall der secundären proconsularischen Gewalt scheint der sekundären tribunizischen Gewalt größere praktische Bedeutung zugekommen zu sein. Die Cäsaren des dritten Jahrhunderts besitzen in der Regel die tribunizische Gewalt nicht: wird aber ein Cäsar mit derselben bekleidet, ohne doch Augustus zu werden, so erlangt er das dem Caesar als solchem fehlende wirkliche Mitregiment und wird in den Gesetzen und Erlassen neben dem Augustus aufgeführt' (S..1164-1165)
Und hier die Fußnote, auf die sich Pick bezieht:
'Nach der wahrscheinlich correcten Titulatur dieser Caesaren, wie sich auf einigen Inschriften der Söhne des Decius (C.I.L. VI, 1100.1102. Henzen 5538) und in dem Edict des Diocletian (C.I.L. III p.824) findet, bezeichnen sie ihren Antheil am Mitregiment durch nichts als durch die althergebrachte "tribunicia potestas". Eine Anzahl anderer Documente freilich hebt das Mitregiment des Caesars noch in anderer Weise hervor und zwar
1. durch vorgesetztes "imp. Caesar"...
2. durch hinzugesetzten Titel "Augustus" (vgl. Borghesis 3, 484)... - Der jüngere Philippus: "nobilissimus Caesar p.f. inv. Aug." (C.I.L III, 5719) und "K(AISAR) SE(BASTOS) auf alexandrinischen Münzen (Eckhel 4, 89)...
3. durch den Proconsultitel...
Ich hoffe, daß dies einige interessieren wird. Ich hätte jetzt natürlich gerne einige alexandrinische Münzen des Philipp II. gesehen, auf denen das erwähnte K SE zu sehen ist.
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- harald
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Den Ehrentitel bekam Iulia Domna von den Legionären ihres Mannes für besondere Verdienste verliehen.
Vielleicht wißt Ihr noch mehr über die Gründe für diese Ehrung zu berichten.
Denar, Iulia Domna
3,74 Gramm
IULIA AUGUSTA Drapierte Büste rechts
MATRI CASTRORUM Die verschleierte Kaiserin steht links, hält Patera und Schattulle.
Vor ihr brennender Altar und 2 Feldzeichen.
RIC 567
Gruß
Harald
Vielleicht wißt Ihr noch mehr über die Gründe für diese Ehrung zu berichten.
Denar, Iulia Domna
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IULIA AUGUSTA Drapierte Büste rechts
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Eher, weil sie Anfang 195 den Feldzug gegen die parthischen Anhänger Nigers mitmachte.
Frühester epigraphischer Beleg für den Titel: anscheinend Frühjahr 195. Der Münztyp erschien dann, wie ich aus Stempelkoppelungen auf den Sesterzen und Dupondien schliessen konnte, im Frühjahr 196.
208 wurde der Typ wieder geprägt, offensichtlich weil Julia auch den Feldzug nach Britannien mitmachte.
Frühester epigraphischer Beleg für den Titel: anscheinend Frühjahr 195. Der Münztyp erschien dann, wie ich aus Stempelkoppelungen auf den Sesterzen und Dupondien schliessen konnte, im Frühjahr 196.
208 wurde der Typ wieder geprägt, offensichtlich weil Julia auch den Feldzug nach Britannien mitmachte.
Zuletzt geändert von curtislclay am Mi 10.09.08 23:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Die Nomadenstadt Hatra
Bei meinen Recherchen zum Sonnengott Shamash bin ich auf die Stadt Hatra gestoßen. Deshalb hier einmal ein Beitrag zu einem - den meisten wohl unbekannten - Kapitel der römischen Geschichte, der Nomadenstadt Hatra
Mesopotamien, Hatra, Anfang-Mitte des 2.Jh. n.Chr.
AE 23
Av.: HTR DSMS (= Hatra des Shamash, Name der Stadt in aramäisch)
Büste des Sonnengottes Shamash, drapiert, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: großes umgedrehtes SC, darauf Adler mit geöffneten Flügeln frontal sitzend, Kopf n.l.,
alles in Lorbeerkreis
Ref.: SNG Copenhagen 232; Slocum Series 1, Walker Type A
fast SS, dicke grüe Patina
Am Rande der Steppe und zwischen den Großmächten der damaligen Zeit, dem
Partherreich der Arsakiden und dem Römischen Reich bildet sich im 1.Jh. n.Chr. ein von nomadischen Stämmen getragenes, städtisches Zentrum heraus: Hatra. Diese Stadt entwickelte sich im 2.Jh. zu einer stark umwallten Anlage mit einem zentralen Tempelbereich. Einer ihrer Hauptgötter war der alte Sonnengott Shamash. Die Anlage diese Stadt (auch genannt die runde) diente anderen Städten wie z.B. Bagdad als Vorbild. Bedeutung und Stärke Hatras wird deutlich in den mehrfachen, vergeblichen Versuchen römischer Kaiser, u.a. Trajan 117 und Severus 198, die Stadt zu erobern. In den sechziger Jahren des 2. Jh. nimmt der Herrscher Hatras den Titel König der Araber an. Dessen Bedeutung ist in der Forschung umstritten.
Wohl im Jahre 240 eroberte der Sassanidenkönig Ardaschir I. (oder Shapur I.) die Stadt, die inzwischen ein Verbündeter Roms war und schon einige Jahre vorher durch Ardaschir vergeblich belagert worden war, und ließ sie vollkommen zerstören. Der Legende nach verdankte er seinen Sieg dem Verrat der Tochter des Königs von Hatra, die ihm das Geheimnis des Talismans, unter dessen Schutz die Stadt stand, verriet. Im Koran ist Hatra eine der Städte, die einst groß und mächtig waren und jetzt nach ihrer Zerstörung der Belehrung der Gläubigen dienen sollen.
1985 wurde Hatra in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Es wurde im Irakkrieg beschädigt, was als Versuch angesehen werden muß, den Irakern ihre kulturelle Identität zu nehmen. Aber das kennen wir ja auch aus dem 2. Weltkrieg und dem Krieg auf dem Balkan. Ab 2003 haben in Hatra Arbeiten begonnen, die unter der Leitung der Deutschen-Orient-Gesellschaft stehen. Dabei werden zunächst die Gründe für die Herausbildung der Stadt vor dem Hintergrund der ökonomischen und politischen Interaktion von Nomaden, Sesshaften und Staat diskutiert. Anschließend steht die Frage der Beziehungen zwischen der Stadt, dem König der Araber und den Großmächten, insbesondere dem Arsakidenreich, im Mittelpunkt. Die Funktion Hatras wird dabei als dimorph, als Bindeglied zwischen Nomaden und Staat, beschrieben.
Diese Münze soll geprögt worden sein nach der vergeblichen Belagerung durch Trajan 117 n.Chr. Darauf soll der Adler anspielen, der als Sieger auf dem umgekehrte SC sitzt, dem Symbol für das besiegte Rom. Dann wäre es kein Fehler des Stempelschneiders, wie noch Walker 1968 glaubte. Ihren Sieg üer die Römer haben die Hatrener besonders dem Hatrenischen Feuer zu verdanken. Dies war eine brennende Mischung aus Bitumen und Schwefel, das über die gegen die Mauern anrennenden Angreifer geschüttet wurde.
Quellen:
- Der Kleine Pauly
- Sonnengottdarstellungen in Hatra und Südarabien im Vergleich, Universität Wien, Institut
für Numismatik und Geldgeschichte, Mitteilungsblatt 36/2008, S.18
- http://www.g26.ch/texte_irak_geschichte_10.html
- http://www.roman-empire.net/articles/article-036.html (schöne Bilder!)
weiterführende Literatur:
- Michael Sonmer, Hatra, von Zabern 2003
Mit freundlichem Gruß
Bei meinen Recherchen zum Sonnengott Shamash bin ich auf die Stadt Hatra gestoßen. Deshalb hier einmal ein Beitrag zu einem - den meisten wohl unbekannten - Kapitel der römischen Geschichte, der Nomadenstadt Hatra
Mesopotamien, Hatra, Anfang-Mitte des 2.Jh. n.Chr.
AE 23
Av.: HTR DSMS (= Hatra des Shamash, Name der Stadt in aramäisch)
Büste des Sonnengottes Shamash, drapiert, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: großes umgedrehtes SC, darauf Adler mit geöffneten Flügeln frontal sitzend, Kopf n.l.,
alles in Lorbeerkreis
Ref.: SNG Copenhagen 232; Slocum Series 1, Walker Type A
fast SS, dicke grüe Patina
Am Rande der Steppe und zwischen den Großmächten der damaligen Zeit, dem
Partherreich der Arsakiden und dem Römischen Reich bildet sich im 1.Jh. n.Chr. ein von nomadischen Stämmen getragenes, städtisches Zentrum heraus: Hatra. Diese Stadt entwickelte sich im 2.Jh. zu einer stark umwallten Anlage mit einem zentralen Tempelbereich. Einer ihrer Hauptgötter war der alte Sonnengott Shamash. Die Anlage diese Stadt (auch genannt die runde) diente anderen Städten wie z.B. Bagdad als Vorbild. Bedeutung und Stärke Hatras wird deutlich in den mehrfachen, vergeblichen Versuchen römischer Kaiser, u.a. Trajan 117 und Severus 198, die Stadt zu erobern. In den sechziger Jahren des 2. Jh. nimmt der Herrscher Hatras den Titel König der Araber an. Dessen Bedeutung ist in der Forschung umstritten.
Wohl im Jahre 240 eroberte der Sassanidenkönig Ardaschir I. (oder Shapur I.) die Stadt, die inzwischen ein Verbündeter Roms war und schon einige Jahre vorher durch Ardaschir vergeblich belagert worden war, und ließ sie vollkommen zerstören. Der Legende nach verdankte er seinen Sieg dem Verrat der Tochter des Königs von Hatra, die ihm das Geheimnis des Talismans, unter dessen Schutz die Stadt stand, verriet. Im Koran ist Hatra eine der Städte, die einst groß und mächtig waren und jetzt nach ihrer Zerstörung der Belehrung der Gläubigen dienen sollen.
1985 wurde Hatra in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Es wurde im Irakkrieg beschädigt, was als Versuch angesehen werden muß, den Irakern ihre kulturelle Identität zu nehmen. Aber das kennen wir ja auch aus dem 2. Weltkrieg und dem Krieg auf dem Balkan. Ab 2003 haben in Hatra Arbeiten begonnen, die unter der Leitung der Deutschen-Orient-Gesellschaft stehen. Dabei werden zunächst die Gründe für die Herausbildung der Stadt vor dem Hintergrund der ökonomischen und politischen Interaktion von Nomaden, Sesshaften und Staat diskutiert. Anschließend steht die Frage der Beziehungen zwischen der Stadt, dem König der Araber und den Großmächten, insbesondere dem Arsakidenreich, im Mittelpunkt. Die Funktion Hatras wird dabei als dimorph, als Bindeglied zwischen Nomaden und Staat, beschrieben.
Diese Münze soll geprögt worden sein nach der vergeblichen Belagerung durch Trajan 117 n.Chr. Darauf soll der Adler anspielen, der als Sieger auf dem umgekehrte SC sitzt, dem Symbol für das besiegte Rom. Dann wäre es kein Fehler des Stempelschneiders, wie noch Walker 1968 glaubte. Ihren Sieg üer die Römer haben die Hatrener besonders dem Hatrenischen Feuer zu verdanken. Dies war eine brennende Mischung aus Bitumen und Schwefel, das über die gegen die Mauern anrennenden Angreifer geschüttet wurde.
Quellen:
- Der Kleine Pauly
- Sonnengottdarstellungen in Hatra und Südarabien im Vergleich, Universität Wien, Institut
für Numismatik und Geldgeschichte, Mitteilungsblatt 36/2008, S.18
- http://www.g26.ch/texte_irak_geschichte_10.html
- http://www.roman-empire.net/articles/article-036.html (schöne Bilder!)
weiterführende Literatur:
- Michael Sonmer, Hatra, von Zabern 2003
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Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 26.11.08 16:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Hormisdas
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, schweife ich im Augenblick an den Grenzen des Römischen Reiches umher. Aber es lohnt sich, sich auch mit den Feinden der Römer zu beschäftigen. Ich stelle hier mal eine Drachme der Sassaniden ein, weil ich bei der Recherche auf neue, interessante Geschichten gestoßen bin, die es wert sind, in diesem Thread zu erscheinen, auch wenn der Ausgangspunkt keine römische Münze ist. Ich bitte deshalb um Verzeihung. Meinen Grund werdet ihr beim Verfolgen meines Beitrags verstehen!
Sassanidenreich, Hormizd II., 309-309 n.Chr.
AR - Drachme, 27.2mm, 3.48g
Av.: unterbrochene Legende in Pahlevi
Bärtige Büste n.r., Krone mit Adler n.r., der in seinem Schnabel eine Perle
trägt, darüber Korymbos (Göbl Kronentyp I)
Rv.: Taenienumkränzter Feueraltar, in den Flammen bärtige Büste des
zoroastrischen Gottes Ahuramazda n.l.; auf der li Seite Hormizd mit
Adlerkrone und Korymbos n.r. und re ein bärtiger Priester mit Mauerkrone n.l.
stehend, beide mit Pluderhosen und mit beiden Händen ein Schwert haltend
(Göbl Revers 1a); hinter den Figuren in Pahlevi 'Feuer des Hormizd', auf der
Basis des Altars 3 Globuli übereinander.
Ref.: cf.Göbl 83; cf.Mitchener ACW 867; cf.Paruck 176 (haben alle nur einen
Globulus)
Die Pahlevi-Legende (etwas verstümmelt) auf der Vs. heißt: 'Der Verehrer des Mazdas, der göttliche Hormizd, der König der Könige des Iran, der von den Göttern herabgestiegen ist' (nach T.K.Mallon von www.grifterrec.com , danke!).
Dieser König erscheint auch unter dem Namen Hormuzd oder Hormazd. Ich habe mich für Hormizd entschieden, weil er so auch im Kleinen Pauly vorkommt.
Der Korymbos (nicht Globus!) war eine typische Haartracht der sassanidischen Könige. Es war eine kugelförmige Zusammenfassung des Haupthaares, das mit einem Seidentuch umgeben war. Jeder Sassanidenkönig hatte seine eigene Krone, woran man ihn gut von den anderen unterscheiden kann.
Nun zur eigentlichen Geschichte, bei der diese Münze nur der Aufhänger war:
Die Römer hatten bekanntlich Probleme an der Nordgrenze ihres Reiches mit germanischen Völkern und an der Südostgrenze mit den Persern. Groß wurde die Gefahr, als die Sassaniden das persische Reich übernahmen. Unter ihnen erstarkte Persien nicht nur militärisch, sondern es kam auch zu einer kulturellen Hochblüte. Allen bekannt wird der Tiefpunkt des römischen Reiches sein, als zum erstenmal ein römischer Kaiser, Valerian, Gefangener des persischen Großkönigs, Shapur I., wurde. Aber wie Rom an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen mußte, hatte auch Persien neben Rom noch Feinde im Osten, die Kushans und die Hunnen, die das Sassanidenreich im Laufe der Zeit so schwächten, daß es schließlich von den islamischen Arabern erobert werden konnte.
Hormizd, oder Hormizdas, war der Name von 5 Königen der sassanidischen Dynastie. Dieser Name ist nur eine andere Form von Ahuramazda oder Ormuzd (Ormazd), dem Namen des zoroastrischen Hauptgotts, der unter den Sassaniden zum normalen Personennamen wurde und nicht nur von vielen Generalen und hohen Beamten jener Zeit getragen wurde - deshalb erscheint er oft auf persischen Siegeln - sondern selbst von einem römischen Papst (Papst Hormisdas 514-523). Genaugenommen ist es eine Abkürzung von Hormuzd-dad, 'gegeben von Ormuzd', einer Form die überliefert ist durch Agathias IV. 24.25 als Name für die Könige Hormizd I. und II.
Hormizd II., der Sohn des Narseh, regierte sieben Jahre und fünf Monate, 302-309 n.Chr. Über seine Regierung ist nicht viel bekannt. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Adarnases von den Granden des Reiches nach nur sehr kurzer Regierungszeit ermordet, weil er einen grausamen Charakter zeigte; sein zweiter Sohn, Hormizd, wurde gefangengesetzt und der Thron wurde bereitgehalten für das Kind mit dem eine seiner Konkubinen schwanger war und der den Namen Shapur II. erhielt.
Hormizd gelang 323 durch eine List seiner Frau die Flucht aus seinem Gefängnis und er floh zu Constantin dem Großen, an dessen Hof er Zuflucht fand. (Zosim. II. 27, Johannes von Antiochia, Fr. r78; Zonar. 13.5). In den römischen Quellen erscheint er unter dem Namen Hormisdas. Von Constantius II. wurde er zum Führer eines Reitergeschwaders ernannt und diente ihm im Kampf gegen die Perser. Er befand sich in seiner Begleitung, als Constantius 357 in Rom einzog. 363 war er mit Julian II. in Antiochia, und dieser soll daran gedacht haben, ihn an Stelle seines Bruders Shapur II. auf den persischen Thron zu erheben. Bei dem Perserfeldzug des Julian II. begleitete ihn Hormisdas und leistete ihm durch seine Kenntnis des Landes und der Sprache wertvolle Dienste.
Sein Sohn, der ebenfalls Hormisdas hieß, wurde vom Usurpator Procopius 365 zum Proconsul Asiae ernannt (Ammian. Marc. 26.8.12). Ihm wurde nicht nur die zivile, sondern auch die militärische Gewalt übertragen, und er kämpfte tapfer gegen Valens. 366 wurde er sogar römischer Consul. Um 380 erscheint er als Feldherr des Kaisers Theodosius (Zosim., Amm., Zonar., Joh. Ant., Liban.).
Resumee:
Die Beziehungen zwischen Rom und dem persischen Feind waren viel komplexer, als wir es ahnen!
Quellen:
Der kleine Pauly
Internetseite der iranischen Botschaft
Mit freundlichem Gruß
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, schweife ich im Augenblick an den Grenzen des Römischen Reiches umher. Aber es lohnt sich, sich auch mit den Feinden der Römer zu beschäftigen. Ich stelle hier mal eine Drachme der Sassaniden ein, weil ich bei der Recherche auf neue, interessante Geschichten gestoßen bin, die es wert sind, in diesem Thread zu erscheinen, auch wenn der Ausgangspunkt keine römische Münze ist. Ich bitte deshalb um Verzeihung. Meinen Grund werdet ihr beim Verfolgen meines Beitrags verstehen!
Sassanidenreich, Hormizd II., 309-309 n.Chr.
AR - Drachme, 27.2mm, 3.48g
Av.: unterbrochene Legende in Pahlevi
Bärtige Büste n.r., Krone mit Adler n.r., der in seinem Schnabel eine Perle
trägt, darüber Korymbos (Göbl Kronentyp I)
Rv.: Taenienumkränzter Feueraltar, in den Flammen bärtige Büste des
zoroastrischen Gottes Ahuramazda n.l.; auf der li Seite Hormizd mit
Adlerkrone und Korymbos n.r. und re ein bärtiger Priester mit Mauerkrone n.l.
stehend, beide mit Pluderhosen und mit beiden Händen ein Schwert haltend
(Göbl Revers 1a); hinter den Figuren in Pahlevi 'Feuer des Hormizd', auf der
Basis des Altars 3 Globuli übereinander.
Ref.: cf.Göbl 83; cf.Mitchener ACW 867; cf.Paruck 176 (haben alle nur einen
Globulus)
Die Pahlevi-Legende (etwas verstümmelt) auf der Vs. heißt: 'Der Verehrer des Mazdas, der göttliche Hormizd, der König der Könige des Iran, der von den Göttern herabgestiegen ist' (nach T.K.Mallon von www.grifterrec.com , danke!).
Dieser König erscheint auch unter dem Namen Hormuzd oder Hormazd. Ich habe mich für Hormizd entschieden, weil er so auch im Kleinen Pauly vorkommt.
Der Korymbos (nicht Globus!) war eine typische Haartracht der sassanidischen Könige. Es war eine kugelförmige Zusammenfassung des Haupthaares, das mit einem Seidentuch umgeben war. Jeder Sassanidenkönig hatte seine eigene Krone, woran man ihn gut von den anderen unterscheiden kann.
Nun zur eigentlichen Geschichte, bei der diese Münze nur der Aufhänger war:
Die Römer hatten bekanntlich Probleme an der Nordgrenze ihres Reiches mit germanischen Völkern und an der Südostgrenze mit den Persern. Groß wurde die Gefahr, als die Sassaniden das persische Reich übernahmen. Unter ihnen erstarkte Persien nicht nur militärisch, sondern es kam auch zu einer kulturellen Hochblüte. Allen bekannt wird der Tiefpunkt des römischen Reiches sein, als zum erstenmal ein römischer Kaiser, Valerian, Gefangener des persischen Großkönigs, Shapur I., wurde. Aber wie Rom an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen mußte, hatte auch Persien neben Rom noch Feinde im Osten, die Kushans und die Hunnen, die das Sassanidenreich im Laufe der Zeit so schwächten, daß es schließlich von den islamischen Arabern erobert werden konnte.
Hormizd, oder Hormizdas, war der Name von 5 Königen der sassanidischen Dynastie. Dieser Name ist nur eine andere Form von Ahuramazda oder Ormuzd (Ormazd), dem Namen des zoroastrischen Hauptgotts, der unter den Sassaniden zum normalen Personennamen wurde und nicht nur von vielen Generalen und hohen Beamten jener Zeit getragen wurde - deshalb erscheint er oft auf persischen Siegeln - sondern selbst von einem römischen Papst (Papst Hormisdas 514-523). Genaugenommen ist es eine Abkürzung von Hormuzd-dad, 'gegeben von Ormuzd', einer Form die überliefert ist durch Agathias IV. 24.25 als Name für die Könige Hormizd I. und II.
Hormizd II., der Sohn des Narseh, regierte sieben Jahre und fünf Monate, 302-309 n.Chr. Über seine Regierung ist nicht viel bekannt. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Adarnases von den Granden des Reiches nach nur sehr kurzer Regierungszeit ermordet, weil er einen grausamen Charakter zeigte; sein zweiter Sohn, Hormizd, wurde gefangengesetzt und der Thron wurde bereitgehalten für das Kind mit dem eine seiner Konkubinen schwanger war und der den Namen Shapur II. erhielt.
Hormizd gelang 323 durch eine List seiner Frau die Flucht aus seinem Gefängnis und er floh zu Constantin dem Großen, an dessen Hof er Zuflucht fand. (Zosim. II. 27, Johannes von Antiochia, Fr. r78; Zonar. 13.5). In den römischen Quellen erscheint er unter dem Namen Hormisdas. Von Constantius II. wurde er zum Führer eines Reitergeschwaders ernannt und diente ihm im Kampf gegen die Perser. Er befand sich in seiner Begleitung, als Constantius 357 in Rom einzog. 363 war er mit Julian II. in Antiochia, und dieser soll daran gedacht haben, ihn an Stelle seines Bruders Shapur II. auf den persischen Thron zu erheben. Bei dem Perserfeldzug des Julian II. begleitete ihn Hormisdas und leistete ihm durch seine Kenntnis des Landes und der Sprache wertvolle Dienste.
Sein Sohn, der ebenfalls Hormisdas hieß, wurde vom Usurpator Procopius 365 zum Proconsul Asiae ernannt (Ammian. Marc. 26.8.12). Ihm wurde nicht nur die zivile, sondern auch die militärische Gewalt übertragen, und er kämpfte tapfer gegen Valens. 366 wurde er sogar römischer Consul. Um 380 erscheint er als Feldherr des Kaisers Theodosius (Zosim., Amm., Zonar., Joh. Ant., Liban.).
Resumee:
Die Beziehungen zwischen Rom und dem persischen Feind waren viel komplexer, als wir es ahnen!
Quellen:
Der kleine Pauly
Internetseite der iranischen Botschaft
Mit freundlichem Gruß
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Die enge Bindung dieser beiden Hormisdas an Rom könnte auch erklären, wieso ein Papst des 6. Jahrhunderts diesen für einen Christen sehr eigenartigen Namen trug:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hormisdas_(Papst)
Iotapianus (nach mir nannte sich noch kein Papst!)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hormisdas_(Papst)
Iotapianus (nach mir nannte sich noch kein Papst!)
ok, dann möchte ich hier auch mal eine meiner Lieblinge vorstellen:
absolut kein Prachtstück - aber ganz sicher ein Stück erzählte Geschichte.
Karien - Stratonikeia
AE 36/38
CARACALLA & GETA - Getas Büste eradiert!
mit Gegenstempel
Slg. v. Aulock 2685
Ich finde dieses Stück hochinteressant, da hier nach der Ermordung Getas
die Münzen - vermutlich auf Befehl der Statthalter (?) - so zu präparieren waren, daß das Porträt Getas nicht mehr sichtbar ist. Damit die Münze dennoch als gültiges Zahlungsmittel anerkannt wird, wurde dem Stück noch ein passender Gegenstempel verpasst (Kopf des Caracalla ?)
absolut kein Prachtstück - aber ganz sicher ein Stück erzählte Geschichte.
Karien - Stratonikeia
AE 36/38
CARACALLA & GETA - Getas Büste eradiert!
mit Gegenstempel
Slg. v. Aulock 2685
Ich finde dieses Stück hochinteressant, da hier nach der Ermordung Getas
die Münzen - vermutlich auf Befehl der Statthalter (?) - so zu präparieren waren, daß das Porträt Getas nicht mehr sichtbar ist. Damit die Münze dennoch als gültiges Zahlungsmittel anerkannt wird, wurde dem Stück noch ein passender Gegenstempel verpasst (Kopf des Caracalla ?)
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Münzen wie diese sind besonders interessant, weil sie über ihre historische Bedeutung hinaus auch noch Einblicke in die angewendete Erasionstechnik bieten. Zudem provozieren sie Überlegungen zu Zeitpunkt und Ort der Erasion.
Zu diesem Stück möchte ich Dir herzlich gratulieren und danke Dir dafür, daß Du es uns hier zeigst. Die Erhaltung ist dabei in meinen Augen eher zweitrangig.
Hier noch zwei Links zu einem anderen Stück mit einer damnatio memoriae gegen Geta aus Stratonikeia:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ulock+2686
http://www.numismatikforum.de/ftopic11928-1365.html (scrollen!)
Gruß
chinamul
Zu diesem Stück möchte ich Dir herzlich gratulieren und danke Dir dafür, daß Du es uns hier zeigst. Die Erhaltung ist dabei in meinen Augen eher zweitrangig.
Hier noch zwei Links zu einem anderen Stück mit einer damnatio memoriae gegen Geta aus Stratonikeia:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ulock+2686
http://www.numismatikforum.de/ftopic11928-1365.html (scrollen!)
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
vielen Dank!chinamul hat geschrieben:Münzen wie diese sind besonders interessant, weil sie über ihre historische Bedeutung hinaus auch noch Einblicke in die angewendete Erasionstechnik bieten. Zudem provozieren sie Überlegungen zu Zeitpunkt und Ort der Erasion.
Zu diesem Stück möchte ich Dir herzlich gratulieren und danke Dir dafür, daß Du es uns hier zeigst. Die Erhaltung ist dabei in meinen Augen eher zweitrangig.
Hier noch zwei Links zu einem anderen Stück mit einer damnatio memoriae gegen Geta aus Stratonikeia:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ulock+2686
http://www.numismatikforum.de/ftopic11928-1365.html (scrollen!)
Gruß
chinamul
Ich finde solche Stücke auch ausgesprochen interessant - sie regen auch die Phantasie an... Ich habe lange nach einem derartigen (bezahlbaren)
Stück gesucht.
Hier ein weiteres Stück aus einem vcoins-shop:http://www.vcoins.com/ancient/nemesisop ... 83&large=0
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