Ebay, Kripo und was noch???

Kulturgutschutzgesetz

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 20.07.08 12:50

nephrurus hat geschrieben:http://cgi.ebay.de/ROMISCHE-MUNZEN-gute ... dZViewItem

...das ist ja der Hammer!!! wir hatten doch vor ein paar Wochen über unseren speziellen schweizer Freund gesprochen, welcher kurioserweise ausgerechnet in Dresden eine Firma gegründet hat. Nun schaut Euch mal die Auktion an! "Münzen rechtmäßig im deutschen Handel erworben" :wink: - offensichtlich von sich selbst! wenn das ebay mitbekommt :lol:
Solche Leute hetzen mit solch offensichtlichem Schmu erst recht noch den Sammlern die Behörden auf den Hals.

Homer
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n.......s
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Beitrag von n.......s » So 20.07.08 12:58

chinamul hat geschrieben:Für mich erhebt sich aus der ganzen Diskussion die Frage, was Wissenschaft und Museen aus der Fülle des ihnen zur Verfügung stehenden numismatischen Materials machen, um das Volk angemessen am vielzitierten „kulturellen Erbe der Menschheit“ teilhaben zu lassen. Es ist doch in höchstem Maße arrogant und letztlich undemokratisch, der Öffentlichkeit schlichtweg ein legitimes Interesse an der Vergangenheit und ihren Zeugnissen abzusprechen.
Was die Museen hinsichtlich einer echten Volksbildung leisten, ist durchweg eher dürftig. Daran ändert auch die Einstellung von Museumspädagogen wenig. Auch die teils aufwendig gestalteten Ausstellungen der Münzkabinette liefern kaum relevante Informationen und fordern eher zu einem Staunen als zu einem lernenden Betrachten heraus. Man höre sich nur einmal die entsprechenden Kommentare der Besucher an!
Um die Erkenntnisse der Wissenschaft einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen, bedarf es der sachkundigen Multiplikatoren etwa in Schule, Volkshochschule und Münzverein, die unter Vorlage von Originalstücken die Hemmschwelle überwinden, die Menschen oft an einem Museumsbesuch hindert. Das gilt besonders für ländliche Gebiete, in denen das nächste Museum zudem meist noch weit entfernt liegt. Ich warte bis heute vergeblich darauf, daß Wissenschaftler der Museen ihre Elfenbeintürme mal verlassen und durch Vorträge die Ergebnisse ihrer Forschungen in allgemeinverständlicher Form darstellen. Darauf hat der Bürger, der ja mit seinen Steuern die Mehrzahl der Museen finanziert, einen unbedingten Anspruch.
Bis das aber realisiert wird, kann auf die Öffentlchkeitsarbeit engagierter und sachkundiger Sammler in den unterschiedlichsten Gremien und Foren nicht verzichtet werden, wenn es wirklich um die Vermittlung historischen Wissens geht. Und dazu bedarf es notwendigerweise auch des Besitzes von antiken Originalen.
Illegale Grabungen und Hehlerei sind selbstverständlich indiskutabel, aber die Vorstellung, man könne diese Mißstände durch Schikanierung der Sammler und des Münzhandels in den Griff bekommen, ist zumindest naiv, wenn nicht gar etwas ganz anders dahinter steckt.
Daß es auch ganz anders geht, haben in vorbildlicher Weise die Archäologen bei der Ergrabung eine Hügelgrabes in Groß Rönnau bei Bad Segeberg vorgemacht: Sie beteiligten das ganze Dorf an ihrem Vorhaben und mehrere hundert Einwohner verfolgten und unterstützten mit großer Anteilnahme die Arbeiten der Wissenschaftler. Das zeigt wohl eindrucksvoll das große Potential, das in einer angemessenen Beteiligung der Bevölkerung an den Aktivitäten der Altertumswissenschaft liegt.

Gruß

chinamul
volle Zustimmung!
Auch ich habe oft das Gefühl, die ruhen sich auf ihren Schätzen aus. Es wird prinzipiell nur ein geringer Teil der Sammlung ausgestellt, die Informationen zu den Objekten sind eher dürftig, der größere- und oftmals interessantere Teil- bleibt der Öffentlichkeit verborgen und unzugänglich und schlussendlich schaffen es die Damen und Herren "Wissenschaftler" nicht einmal, entsprechende Publikationen oder Sammlungskataloge zu veröffentlichen.

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Beitrag von helcaraxe » So 20.07.08 13:27

Chinamul hat natürlich recht!

Auch im privaten Kreis erlebe ich immer wieder die Begeisterung für die Antike, wenn man eher unbedarften Menschen (auch Kindern z. B) ein antikes Stück in die Hand gibt und ihnen erklärt, was es damit auf sich hat.

Zudem ist oft in Museen numismatischer Fachverstand eher dürftig vorhanden.

Ich glaube, jeder hat schon in einem Museum vor offensichtlich falschen Zuweisungen gestanden (As als Dupondius beispielsweise).
Viele Grüße
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Beitrag von cepasaccus » So 20.07.08 14:21

Ich hab bisher nur Dupondius als As erlebt - in Weissenburg und in der Saalburg. Wenn man eine mittlere Bronze in guter Erhaltung mit deutlichster Strahlenkrone in einem Roemermuseum als As ausstellt, dann koennen die numismatischen Kenntnisse fast nur abwesend sein. Schad, dass ich das nicht fotografiert habe. :twisted:

valete
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Beitrag von helcaraxe » So 20.07.08 14:26

Aber da möchte ich gleich passenderweise ein Rätsel einschieben:

Was stimmt?

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 65&Lot=876

oder

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 02&Lot=562

:D
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 20.07.08 14:41

Kleiner Fallensteller! Da diese Münzen aus Bronze sind, sind sie keine Dupondien, sondern Asse; die Strahlenkrone ist hier nicht Verdopplungs-, sondern Göttlichkeitssymbol (als Dupondiensymbol erst ab Nero!). Hab' ich auch erst in den Foren gelernt!

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Beitrag von cepasaccus » So 20.07.08 15:43

In den deutschen Museen war das schon aus der richtigen Kaiserzeit.
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Beitrag von caligula66 » So 20.07.08 16:08

Mir kam mal zu Ohren, in einigen Museen würden die Münzen in großen,blauen Plastikfässern eingelagert um selbstverständlicherweise niemals mehr an das Licht der Öffentlichkeit zu gelangen. Angeblich würde das Trierer Landesmuseum auch keine Fundmünzen mehr annehmen, weil alle Lager davon überquellen.

Zum Thema "ungereinigte Fundmünzen" Im Ernst hat jemals einer von euch dabei etwas anständiges gefunden, sprich eine sammelwürdige Münze? Das "undurchsucht" glaube ich auch nicht so ganz. Zumindest wird wohl grob vorsortiert nach Römern der frühen Jahrhunderte und der Spätantike, was ja für den geübten Sammler kein Problem darstellt.

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Beitrag von Pscipio » So 20.07.08 16:13

caligula66 hat geschrieben:Zum Thema "ungereinigte Fundmünzen"...
... gibt es mindestens ein Dutzend Threads, so dass wir das Thema hier bitte bitte nicht SCHON wieder anschneiden müssen :)

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Beitrag von Chippi » So 20.07.08 19:02

Wenn das Ziel die Verhinderung von "Raubgräberei" ist - wie soll das funktionieren?
Wenn es z.B. keine Sammler geben würde, was würde mit den Sachen passieren?
Zufallsfunde - werden dann wohl wieder weggeworfen?
Kulturgut aus Edelmetallen würden sie dann wohl im Boden lassen?

Ohne Sammler keinen Sammlerwert, das ist klar. Doch gerade die Metallgegenstände haben doch auch einen Materialwert. Dann werden die Sachen halt nicht illegal verscherbelt , sondern verschrottet und geschreddert. Der Materialpreis sollte nicht unterschätzt werden. Nicht umsonst werden bei uns Gullideckel, Schienenstrenge, Metallzäune, etc. geklaut.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von cepasaccus » So 20.07.08 19:07

Nicht zu vergessen die Kupferpreise!

Bevor das mit dem Sammeln losging war das heimliche Einschmelzen normal.

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Beitrag von Homer J. Simpson » So 20.07.08 19:11

Klar! Ein Aes grave-As war 'ne ganze Menge Kupfer, das war immer schon was wert, weshalb davon wohl relativ gesehen sehr wenig auf uns gekommen ist. Einen Valentinianus konnte man wegschmeißen, ein Januskopf-As von 250 Gramm wurde eingeschmolzen. Von Silber und Gold ganz zu schweigen.

Im übrigen bin ich der Ansicht, daß wir sowieso nicht nur die Besitzer der Münzen sind (die sind 2000 Jahre ohne mich ausgekommen und werden hoffentlich mindestens noch mal solange ohne mich leben), sondern vor allem die Bewahrer. Und wenn ich mal eine unscheinbare, aber superseltene Münze billig aus dem Verkehr gezogen habe, freue ich mich auch, daß ich sie davor bewahren konnte, vielleicht für irgendwelche Reinigungsübungen herangezogen zu werden (siehe Bild). Und daß die Münzen es bei mir besser haben als in einem großen blauen Plastikfaß, glaube ich allemal. Jedenfalls kriegen sie bei mir mehr Liebe.

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Beitrag von beachcomber » So 20.07.08 19:53

was chinamul zu dem thema geschrieben hat, ist das allerwichtigste!
diese fundamentalistischen kulturschützer vergessen immer für wen sie eigentlich da sind!
ein abstraktes kulturerbe der menschheit, was angeblich durch private sammlungen zerstört wird, existiert doch überhaupt nicht.
erst durch die beschäftigung mit münzen und artefakten wird doch überhaupt das interesse an geschichte und kultur entwickelt, und ich bin mir sicher, dass viele sammler viel mehr zur verbreitung dieses interesses beigetragen haben und beitragen werden, als alle museen der welt es jemals könnten.
abgesehen davon, ist das wissen bei vielen sammlern ausgesprochen breit gefächert, während viele archäologen (die ich so kenne) vielleicht fachleuite auf ihrem interessensgebiet sind, aber ansonsten erstaunlich ignorant.
ausserdem kommt diese kritik ausgerechnet von einer wissenschaft, deren ursprüge allerdings nur durch das interesse einiger privater sammler entstand, und mit aktionen begann, die man wahrlich raubgräberei nennnen kann! :)
grüsse
frank

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Beitrag von Chippi » So 20.07.08 20:13

Stimmt, war ein Hobby der Mächtigen und Reichen...

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Homer J. Simpson » So 20.07.08 20:30

1820 wurde in Griechenland auf der Insel Milos in einer kleinen Erdhöhle, wo sie seit der Antike gelegen hatte, die "Venus von Milo" entdeckt. Heute steht sie im Louvre in Paris. Warum? Weil ein "böser französischer Raubsammler" davon Wind bekam und sie für Frankreich kaufte. Und was wäre daraus geworden, wenn er das nicht gemacht hätte? Stünde sie dann heute in Athen? Nee. Sie war schon auf ein Schiff Richtung Türkei verladen worden. Stünde sie dann heute in Ankara oder in Istanbul? Auch nicht. Sie wäre in der Türkei wie der ganze Rest der Schiffsladung im Ofen gelandet, wo Marmor aller Art - wie anderes Calciumcarbonat auch - zu Calciumoxidpulver (Branntkalk) reduziert wurde, für die Mörtelproduktion. Soviel zum Thema "Dinge unter allen Umständen im Ursprungsland belassen" (Griechenland war damals noch Osmanisches Reich).

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