Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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mias
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mias » Di 14.09.10 04:22

Hallo zusammen,

Ich bin mir am ueberlegen, ind die Apotheke zu gehen, Paraffin zu besorgen, um damit ein paar
meiner Bronzen "versiegeln". Insbesondere will ich dies bei Muenzen tun, welche in der Hand
etwas glanzlos wirken. Folgende Fragen:

- Wie legitim ist das ueberhaupt? Taeusche ich damit einen Glanz vor, der eigentlich gar nicht da ist?
- Muss ich die Muenzen zuvor in einem dreistuendigen Isapropanolbad "trocknen"?
- Wie erfolgt die Paraffinbehandlung? Lege ich die Muenzen in ein kleines Glass, giese darin Paraffin
ein, warte ein paar Stunden und wische nach dem Herausnehmen der Stuecke diese mit einem
Tempotuch einfach etwas ab? Oder reiht es auch einfach, etwas Paraffin auf ein Temptuch zu troepfeln
und die Muenze damit einzureiben?
- Kann ich die Paraffinbehandlung gleich im Anschluss Isapropanolbehandlung durchfuehren, ohne
die Muenzen nochmal vorher an der Luft zu trocknen?

Ich weiss, dass sind jetzt ein Haufen Fragen, aber ich habe noch nie damit rumhantiert.

Gruss,

Mias

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beachcomber
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Di 14.09.10 15:21

wenn du mich fragst - lass den quatsch! erstens versiegelt paraffin auch nicht wirklich, zweitens ist eine versiegelung bei einer geschlossenen patina überhaupt nicht nötig, und drittens kann's zu einem unnatürlichen glänzen der münze kommen,die dich irgenwann stört. :)
ich hab's mal mit 'renaisance wax', einem mikrokristallinen kunst-wachs (das nicht diese klebrige gefühl an den fingern hinterlässt )bei einigen münzen probiert. das bringt manchmal was, ist aber ebensooft kontraproduktiv. zum glück verblasst selbst dieses wachs irgendwann, sodass der negative effekt nicht von zu langer dauer war.
ein sanftes(!) polieren mit der silberdraht-bürste ist meines erachtens effektiver.
grüsse
frank

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mias
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mias » Di 14.09.10 21:27

Halo Frank,

Danke fuer die Antwort.

Meinst Du das hier: http://www.antikwachs.de/shop/shpSR.php ... 31&c=g&CP= :?:

Muss ich die Muenzen vorher gut entfeuchten?
Und kann ich sie einfach mit einem Tempotuch mit dem Wachs einreiben?

Gruss,

Mias

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Di 14.09.10 21:48

nein, das meine ich nicht. ich meine 'renaissance wax' das ist farblos, und klebt nicht. google einfach mal :)
grüsse
frank

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areich
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von areich » Di 14.09.10 21:55

Ich mag's nicht aber wenn dann ist das von Frank genannte schon gut. Ergiebig und deshalb auch nicht teuer.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » So 07.11.10 14:32

Ein Erfahrungsbericht vom heutigen Tage:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... MEWNX%3AIT

Diese männlichmarkante Salonina ist mir diese Woche zugeflogen. In der Hand gehalten traf sie jedoch nicht meine Erwartungen, bzw. die, die das Foto versprach. Die dunkle Patina war an einigen Stellen abgeplatzt und zeigte unschöne Stellen. So hatte ich sie dann ganz schnell "auserkoren", verschiedene Reinigungsmethoden anzuwenden.

Die Versuche unter dem Stereomikro blieben ohne Erfolg... da war nichts mehr "abzupiddeln". Das darauf folgende Elektrolysebad zeigte schlimmeres auf: Stellen, an denen die Patina abgeplatzt war, schimmerten hellkupfern. So entschloss ich mich letztendlich zur Brachialmethode "Salzsäure" - ein kalkulierbares Risiko selbst bei diesen Billionantoninianen, wenn die Grundsubstanz stimmt!

Im Ergebnis erhielt ich dann eine Münze, die recht einheitlich silbrig bis messingfarben attraktiv schimmert.

So manch einer wird mich jetzt steinigen wollen, aber mir jedenfalls ist eine "entkleidete" Münze lieber als eine mit einer unattraktiven, partiellen Patina!
Dateianhänge
Salonina_Av.jpg
Salonina_Rev.jpg

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von gallienvs » So 07.11.10 15:37

Mir gefällt deine " entkleidete " Salonina auch besser als vorher, allerdings verstehe ich nicht das sie immer noch silber ist. :o
Hast du Salzsäure pur, oder die kombi mit Alufolie benutzt?
Ich habe bei Prägungen dieser Zeit als Ergebnis einer HCL-Behandlung immer hässliche Kupferstücke erhalten.
gruß gallienvs

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » So 07.11.10 15:47

Man muss da aber unterscheiden: Viele Prägungen dieser Zeit sind nicht aus Billion, sondern bestehen aus einem Kupferkern, der nur versilbert wurde. Diese Münzen zeigen nach einem Säurebad natürlich nur noch ihren Kern.

Ja, ich habe zweimal getaucht. Das erste mal in Alufolie und dann nochmal pur in einem sauberen Säurebad; anschliessend gut mit Natron abgerieben!

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von justus » Fr 26.11.10 14:20

Frage: Wie bekomme ich "Klarlack" :roll: von einer Bronzemünze, ohne dabei die Patina anzugreifen ?
mit freundlichem Gruß

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von richard55-47 » Fr 26.11.10 14:45

Mir hat beachcomber den Tipp gegeben, Azeton zu verwenden.
do ut des.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von justus » Fr 26.11.10 14:47

Danke, Richard. Werd' ich mal versuchen. :D
mit freundlichem Gruß

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Mithras » Fr 18.02.11 16:10

Hallo in die Runde - mein heutiges Problem: partielle harte Malachitauflagen

Einige meiner Münzen haben steinharte punktuelle grüne Auflagen - wohl Malachit. Die Münzen sind von sehr guter Erhaltung, teilweise fast wie prägefrisch mit vollem Silbersud -jedoch stören diese Malachitbuckel darauf erheblich. Sie sind über das Münzbild fleckig gesprenkelt 1mm dick verteilt - so als hätte jemand dicke Farbe darüber gespritzt - und bilden leider keine homogene die ganze Münze überziehende Schicht. Sie entstellen die Münzen damit absolut.

Nun habe ich mich hier durch diesen Thread gelesen und es als Ergebnis letztendlich nach vorherigen vergeblichen Versuchen mit Nadel und Skalpell mal bei einer Münze mit EDTA versucht - die Malachtiflecken lösten sich irgendwann tatsächlich auf, allerdings wurde auch der Silbersud mit angegriffen, so dass ich diesen (bzw. dessen rauhe Reste) elektrolytisch entfernen musste, um die Münze nicht noch entstellter wirken zu lassen.

Gibt es andere Möglichkeiten, gezielt nur diese Malachitflecken zu entfernen?

LG
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » Fr 18.02.11 16:55

Normalerweise müssten die sich mit einer neuen, frischen Nadel unter dem Mikro absprengen lassen. Bei Silbersud hat man manchmal aber das Problem, dass das Silber unter dem entfernten Material gleich mit wegfliegt.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Mithras » Fr 18.02.11 19:58

grummel... es ist genau so, wie du sagst Rainer :-(

bin eben mit der Spitze einer Kanüle an eine zweite Münze, unter der man noch nicht mal das Portrait vor lauter Malachit erkennen konnte - beim Versuch, die Auflagen wegzuhebeln, platzten sie samt der Silbersudschicht darunter ab :-(
auch in diesem Fall sieht die Münze nur dank Elektrolyse wieder recht anschaulich aus - das löst alles - Malachit und leider auch Silbersud

anbei mal ein Bild der Münzen - habe leider keines vor dem Versuch der Entkrustung gemacht, aber die beiden linken entsprachen etwa der rechten, nur noch nen ganzen deutlichen Zacken schlimmer mit den grünen Flecken beschichtet... von der Erhaltung schienen sie vor der Reinigung fast gering...
das waren mit die schlimmsten Patienten, die rechten sind im Vergleich dazu ganz ok und ich werde sie auch so belassen... aber bei einigen geht es wohl nicht anders, es sei denn, jemand kennt eine bessere Lösung?

ich weiß, die Patinahardcorefraktion wird nun eventuell aufschreien vor Entsetzen ;-) - aber nun kann man wenigstens erkennen, um welche Münze es sich handelt, das war vorher noch nicht mal möglich...
...ein Rettungsversuch mit Kompromissen

LG
Mithras
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Elektrolyse_vs_Malachitauflagen.jpg
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » Fr 18.02.11 20:08

Die Münzen links sehen doch phantastisch aus. Ich bin gerade bei Spätrömern auch eher für ein sachte entpatiniertes Stück als diese Rumhampelei von fetter Patina, wo kein Buchstabe wirklich zu erkennen ist.

Silbersud ist allerdings schwierig- IMHO das schwierigste überhaupt, wenn es um Reinigung geht.

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