Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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Hoja
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Hoja » Fr 03.08.12 12:26

Auch auf die Gefahr hin, das ich öffentlich gesteinigt werde, möchte ich diese Münze trotzdem mal vorstellen und Meinungen einholen, um es beim nächsten Mal eventuell besser machen zu können.
Ich habe zu Übungszwecken mal wieder ein Lot Schmuddelmünzen bestellt. Ich habe natürlich keine Wunder erwartet.
Unter anderem war auch dies Münze dabei.
Man konnte erahnen um was es sich habdelt.
Ich habe zuerst versucht mechanisch ( erst mit einem Zahnstocher (erfolglos) dann mit einer Spritzennadel) etwas zu erreichen.
Die Patina oder reste davon platzten nur ein bißchen ab.
Also entschloß ich mich die Münze ganz zu entpatienieren. ( einlegen in Apfelessig)
Schlechter konnte es ja nicht mehr werden.
Das Gute war, das Münzbild ist doch überraschenderweise sehr klar erkennbar.
Das Schlechte, an einigen Stellen schaut das blanke Metall hervor.
Hätte man vorher erkennen können, das darunter ein gut erhaltenen Münze steckt und mechanisch doch noch was machen können und wenn ja an was erkenn ich sowas?
Hätte ich hier mit Elektrolyse ( ich besitze kein Gerät) ein besseres Ergebniss erzielt?
Soll ich die Münze nun so lassen oder noch länger in Essig packen um noch den Rest herunterzuholen?
Grüße Holger
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areich
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von areich » Fr 03.08.12 13:12

Hallo Holger, das Ergebnis ist doch ganz ok, auch wenn es wohl eher Glück war, daß diese Münze auf das Essig gut reagiert hat. Nach einer Essigbehandlung habe ich Münzen immer mit viel Bullrichsalz mit ein wenig Wasser leicht abgerieben. Erstmal neutralisiert das die Säure und ich bilde mir ein, daß auch der noch vorhandene Dreck ganz gut abging. Den Rest dann mit Zahnstochern. Ich weiß leider nicht, ob die jetzt schon blanken Stellen vom Essig nicht weiter angegriffen werden, ich habe immer darauf verzichtet, die Münze nochmal ins Essig zu werfen. Das blanke Metall wird ganz gut nachtönen aber etwas rauh bleibt sie natürlich.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Fr 03.08.12 13:23

ich würde den rest nur mechanisch entfernen, denn auch essig ist natürlich eine säure, und wird die stellen ohne patina noch mehr zerlöchern!.
wenn du das ganze dann noch dunkel färbst, wird das resultat doch ganz ansehnlich sein.
grüsse
frank

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mike h
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Fr 03.08.12 14:07

Hier ein paar Ergebnisse der Elektrolyse:
IMG_2612.jpg
IMG_2612.jpg (10.19 KiB) 952 mal betrachtet
IMG_2630.jpg
IMG_2809.jpg
IMG_2827.jpg
IMG_2827.jpg (21.99 KiB) 952 mal betrachtet
IMG_2856.jpg
Ich hätte auch noch bessere.....

Aber Vorsicht!!

Die Elektrolyse kann nur hervorholen, was vorhanden ist.

Ist die Münze Schrott, dann wird es durch die Elektrolyse nur um so mehr hervorgehoben: Nächster Beitrag
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Fr 03.08.12 14:14

Hier die schlechten Beispiele:
IMG_2891.jpg
IMG_2824.jpg
Auch hier hätt ich noch mehr (müsste ich allerdings erst fotografieren)

Ich verfahre folgendermaßen:

Ist die Patina unbeschädigt, beginne ich mit der mechanischen Reinigung (Nadel, Stereomikroskop)

Ist mit der mechanischen Reinigung kein Ästhetisches Erscheinungsbild zu erzielen, kommt die Elektrolyse.

Säuren würde ich bei Bronzen nicht mehr anwenden.

Martin, der Anfänger
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Hoja » Fr 03.08.12 18:14

Danke erstmal für eure Tipps.
Das mit dem Natron und der Neutralisation hatte ich noch in Erinnerung und habe es so gemacht wie du sagtest .(Andreas)
@ Frank Meinst du die grünen Auflagen, die man noch entfernen Könnte mechanisch ?
Wenn ja glaube ich nicht das ich dazu in der Lage bin diese zu entfernen ohne die Münze zu beschädigen.
Und mit schwarz Anmalen meintest du Pariser Oxyd ?
Einlegen oder Einpinseln?
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Fr 03.08.12 19:10

ja und ja! :) ich meine die grünen auflagen, und bin mir ziemlich sicher, dass man die absprengen kann. und zum dunkel färben würde ich die münze mit pariser oxyd einfärben (pinseln!).
grüsse
frank

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von kc » Fr 03.08.12 19:49

ich brauche unbedingt tipps wie ich eine gleichfarbige patina auf die abgewetzte stelle des porträts auftragen kann.
es ist eine sehr schöne münze, aber diese stelle stört einfach das gesamtbild des stückes.

grüße
kc
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Hoja » Sa 04.08.12 10:36

Hallo kc,
Ich bin jetzt nicht so der Profi, was dein Problem angeht.
Deine Münze sieht sehr dunkel, bis schwarz aus.
Kann man da nicht auch was mit Pariser Oxyd probieren.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 26.08.12 15:13

Auf besonderen Wunsch eines Einzelnen zeige ich hier nochmal eine mechanische Reinigung im Einzelnen.
Verwendet wurde eine 0,45 mm x 25mm Injektionsnadel in einem 0,5 mm Zeichenstift als Halter.

Damit die Nadel im Halter auch einen festen Halt hat, wurde sie vorher mit einer Schicht aus Nagellack "aufgedickt".

Beim Stereo-Mikroskop habe ich eine 10-fache Vergrößerung verwendet.
IMG_3019.JPG
IMG_3020.JPG
So, 13:32h
Zugegeben, es handelt sich nur um eine sehr dünne Verschmutzung, die eine Bestimmung bereits jetzt zulässt.
Mancher Numismatiker würde sie vermutlich belassen.
Da die Verschmutzung jedoch sehr leicht zu entfernen ist, und sie mein Ästhetikempfinden doch sehr erheblich stört, kommt sie weg!

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 26.08.12 15:26

Im ersten Schritt reinige ich den äußeren Rand der Münze (ausserhalb und innerhalb des Perlkranzes) bis zum Rand der Legende resp. der Büste.
IMG_3021.JPG
So, 14:29 h
IMG_3025.JPG
So, 18:15 h
Da die Strukturen hier sehr eng sind, und die Vertiefungen im Grund abgerundet, nehme ich hierzu nur die Spitze der Nadel.
Hierbei achte ich darauf, das sie bereits ein wenig abgenutzt ist, so das die Spitze nicht mehr so scharf ist, das ich bei dem aufgrund der Tiefe der Struktur notwendigen steilen Arbeitswinkel der Nadel keine Kratzer verursache.
Zuletzt geändert von mike h am So 26.08.12 18:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 26.08.12 15:34

Im zweiten Schritt reinige ich die ebenen Felder zwischen der Legende und der Büste.
IMG_3022.JPG
So, 15:29h
IMG_3026.JPG
So, 18:54h
Hierzu wird die Nadel zunächst scharfgeschliffen. Im möglichst flachen Winkel führe ich die Nadel in gleichmäßigen, möglichst langen Schwüngen mit sehr geringem Druck über die Fläche, so das man langsam erkennen kann, wie der Belag durchscheinend wird. Je dünner der Belag, desto geringer der Druck....
Zuletzt bleibt dann am Legenden- bzw.Büstenrand ein Schmutzrand stehen, den ich mit der scharfen Nadelkante in kurzen, schräg aufwärts gericheten "Schnitten" entferne.
Zuletzt geändert von mike h am So 26.08.12 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 26.08.12 16:25

Im nächsten Schritt wird die Legende freigelegt.
IMG_3023.JPG
So, 16:23h
IMG_3027.JPG
So, 19:20h
Hier arbeite ich ausschließlich mit der Spitze im steilen Winkel. Ich achte besonders darauf, nicht in die glatten Felder abzurutschen....
Zuletzt geändert von mike h am So 26.08.12 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Hoja » So 26.08.12 16:34

Schick,obwohl ich die Sanpatina auch recht hübsch fand.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 26.08.12 17:35

Im letzten Schritt mach ich die Büste
IMG_3024.JPG
So, 17:31 h
IMG_3030.JPG
So, 21:00h
Hier arbeite ich nach dem Grundsatz: Unversehrtheit geht vor Sauberkeit!
Blos keine Kratzer machen!
Problematisch ist in meinem Fall die einseitige Beleuchtung an meinem Mikroskop... ständig muss man die Münzstellung verändern, um Beleuchtung und unterschiedliche Arbeitswinkel aneinander anzupassen.
Na ja, vielleicht gönne ich mir irgendwann mal ein modernes Mikroskop

:lol:

Mir gefällt das Ergebnis jedenfalls ziemlich gut

Martin
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