Die Schönheit der Münzen des Commodus

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von drakenumi1 » Fr 26.02.10 11:16

Ist hier im Forum oder auch anderswo die Rede von Münzen des Commodus, so meistens nicht ohne Erwähnung ihres unschönen Aussehens, ihres verwilderten Stiles oder ihrer unregelmäßigen Form.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und die willkürlich zusammengetragenen Denare meiner Sammlung nach den Schwerpunkten untersucht, die zu diesem Urteil geführt haben, wo seine Quellen liegen. Und ich komme zu dem interessanten Urteil, daß man von einem verwilderten STIL eigentlich gar nicht reden kann. Tut man das in praxi tatsächlich, tut man damit den Stempelschneidern unrecht, denn ihre Arbeit beweist zwar Eigenwilligkeiten des Schnittes, der Darstellung, aber überwiegend war ihre Arbeit sauber und gewissenhaft und auch gar nicht so oberflächlich und flüchtig, wie das Urteil es vermuten läßt.
Diese "Verwilderung" ist wohl überwiegend ein Ergebnis einer stark aus dem Ruder gelaufenen Prägetechnologie, die eigentlich alle Arbeitsschritte bzw. Prägesektionen gleichermaßen betrifft:

- Die Prägestempel verschleißen schnell und werden über Gebühr lange verwendet (Härte der Stempel?)
- Die Schrötlinge sind ungleichmäßig in Form u. Gewicht
- Das Münzmetall schwankt (wahrscheinlich unkontrolliert) in seiner Zusammensetzung und beeinflußt damit die Fließfähigkeit des Metalles beim Prägen negativ und ebenfalls unkontrolliert (Folgen sind alle feststellbaren Unregelmäßigkeiten der Kontur (auch Fließlinien und "Prägeschatten" an den Buchstaben - heißt nicht vollkommenes Füllen der Räume für die Buchstaben in der Prägeform).
- Glühtemperatur und Prägeschlagkraft entsprechen nicht den optimalen und Erfordernissen.
- Starker Zeitdruck (Massenproduktion) wirkt nicht qualitätsfördernd.
- Die Qualitätskontrolle ist offensichtlich außer Funktion bzw. sieht sich außerstande, wegen der technisch kaum zu beherrschenden Probleme noch selektierend einzugreifen.
In groben Zügen beurteilt, heißt das wohl, daß der reichsweite Silbermangel wegen des immensen Exportes an gemünztem Silber zum Einkauf exotischer Waren überwiegend aus dem Osten diese Silberkrise hervorgerufen hat und damit zur rasanten Verschlechterung des Silbergehaltes der Münzen. Das Produkt des dekadenten Lebens!

Aber bitte: LASSEN WIR DOCH DIE STEMPELSCHNEIDER AUS DEM SPIEL !
Sie können es schon noch, wenn doch ihre Arbeit leider überdeckt wird durch die technischen Probleme. Schauen wir doch mal auf die Münzen unserer Sammlungen und denken uns alle technischen Mängel weg: Was dann uns anschaut, sind Graveurleistungen, die sich mit denen früherer oder späterer Zeiten sicherlich messen können, denkt

drakenumi1

Unten mal ein Stück des Commodus, das besonders durch seine angenehme Patina wirkt, wie sie eben bei Silber leicht entsteht, wenn die unedlen Bestandteile überwiegen:
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Fr 26.02.10 11:43

hallo drakenumi,
du hast vollkommen recht, dass ein grossteil des allgemeinen eindrucks: 'die qualität der münzen des commodus ist miserabel', vor allem der massenproduktion und technischer mängel geschuldet ist. und das nicht nur bei silber, auch die bronzen sind oft flache prägungen, und haben lange nicht das relief wie die vorhergehender und späterer kaiser.
allerdings muss ich sagen, dass neben diesen mängeln, auch die qualität der porträts oft zu wünschen übrig lässt.
es gibt zwar jede menge denare, aber die mit gutem porträt sind seehr dünn gesät!
um so erstaunlicher ist die tatsache, dass es von commodus die meisten und fantastischsten medaillons gibt! die höhe des reliefs auf meinem medaillon ist wirklich erstaunlich (wirklich dreidimensional) und zeigt, dass die technischen fähigkeiten durchaus vorhanden waren.
grüsse
frank

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Beitrag von emieg1 » Fr 26.02.10 17:08

Drake, zunächst danke für die Mühe, die du dir anknüpfend an die interessante Diskussion um Marc Aurel gemacht hast.

Trotz meiner momentanen Zeitnot hab ich meinen bisher einzigen Denar von Commodus abgelichtet - sorry für die schlechte Bildqualität; die Lichtverhältnisse waren gerade alles andere als optimal. Aber er unterstreicht auch nochmals deine Thesen, die ich einfach nur unterschreiben kann/möchte/muss!

beach, tja, der Mangel an wirklich guten Portraits hat dazu beigetragen, dass dies auch mein einziger Denar des Commodus bisher ist (übrigens so ungefähr für 18 Euronen von den ebay-Tommis); wahrlich herausragende Portraits konnte ich bisher noch nicht finden, wobei ich natürlich hier für mich unerreichbare Medaillons ausnehme. Die Massenproduktion des bärtigen Commodus ist tatsächlich auffallend langweilig und die Rückseiten, wie man an meiner Münze ersehen kann, von den bis zum Erbrechen benutzten Stempeln platt wie die Flunder!

Nein, den Stempelschneidern kann man dies nicht anlasten!

Man darf nicht vergessen, dass Commodus eine völlig entleerte Haushaltskasse übernommen hat... und da liegt doch wohl auch genau der Grund, warum sich "qualitativ" die Münzen des Marc Aurel und des Commodus nicht im geringsten unterscheiden, ja doch?!
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drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Fr 26.02.10 20:53

Nicht herausragend, aber sehr angenehm zu betrachten, dieses weiche Portrait. Irgendwo hab ich mal gelesen, Commodus würde sein Haar (und wohl auch seinen Bart) mit Goldstaub pudern. Kann ich mir sehr effektvoll vorstellen, bei dieser Lockenpracht. Zu dieser Vorstellung passt nun wieder Deine weiche Kontrasteinstellung sehr gut.

Happy weekend wünscht

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Beitrag von n.......s » Fr 26.02.10 22:29

es gibt nach meinem empfinden bestimmte Kaiser , die sind einfach wenig populär- ob das nun ausschließlich an der Erhaltung liegt?
Fakt ist , dass bestimmte Kaiser in der Antike verhasst waren- dies hat sich offensichtlich bis heute (z.T.) durchgesetzt. Ich kann mich gut erinnern, als ich vor ca. 2 Jahren zur Numismata nach einem Commodus gefragt habe (ich hatte nach einem frühen Porträt gesucht) , dass ich hier und da schon merkwürdige Blicke geerntet habe. Auch bei Sammlern scheint dieser Kaiser nicht sonderlich verbreitet zu sein. Ich finde, dass es wunderbare und ausdrucksstarke Münzen des Commodus gibt. Zugegeben, es sind oft die Bronzen, aber es gibt auch hübsche Silberlinge dieses Kaisers.

http://www.acsearch.info/search.html?se ... 1&page=4#5

http://www.acsearch.info/search.html?se ... 1&page=4#7

http://www.acsearch.info/search.html?se ... &page=2#12

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Beitrag von drakenumi1 » Fr 26.02.10 22:59

Ja, hier ist natürlich alles versammelt, was aus der Menge positiv herausragt. Da wird man auch auf Crispina gestoßen, für die ja, weil zeitgleich, ähnliche Merkmale anzutreffen sein sollten. Mein Stück ist in diesem Sinne zwar nicht herausragend, aber immerhin doch von ansehnlichem Schnitt und gutklassiger Prägung. Wenn man überlegt, daß ich noch 2001 dafür nur 77.- Euronen beim Händler dafür abzudrücken brauchte, macht das Geschäft noch heute ein angenehmes Gefühl bei

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Denar Crispina C. 35 Rv. VENVS. Venus m. Apfel li. stehd..jpg
Denar Crispina C. 35 Av.CRISPINA AVGVSTA..jpg
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Beitrag von richard55-47 » Fr 26.02.10 23:02

Drakenumi, die hätte ich auch für diesen Preis genommen. Nach jetzt siebenKommafünf Jahren Römersammler habe ich noch keine Crispina, einfach, weil mir entweder die Münze oder der Preis nicht gefiel.
do ut des.

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Beitrag von Pscipio » Sa 27.02.10 10:24

Das ist mal eine schöne Crispina!
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von emieg1 » Sa 27.02.10 12:32

Auf diese Crispina kann ich auch nur einen neidvollen Blick werfen und ansonsten Richards Aussage blind unterschreiben: Entweder zu hässlich oder zu teuer :wink:

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Beitrag von chinamul » Sa 27.02.10 13:14

Worüber reden wir überhaupt in diesem Thread? Wir sind uns ja schon seit Jahren darüber einig, daß ganz allgemein die Reliefs der commodianischen Porträts weniger plastisch aus dem Feld heraustreten. Daraus jedoch ein Nachlassen der Qualität der Stempelschneider abzuleiten, scheint mir denn doch allzusehr am persönlichen Geschmack und an den hergebrachten Sehgewohnheiten orientiert zu sein. Es gehört doch keine größere Meisterschaft dazu, die Porträts bis fast zum Halbrelief zu erhöhen. Gerade in der Beschränkung zeigt sich ja oft das besondere Können eines Graveurs. Ich behaupte, daß die folgenden Beispiele aus meiner Sammlung (nicht zufällig alles mittelprächtig erhaltene Bronzen) den widersprüchlichen Charakter dies Kaisers zum Teil recht deutlich widerspiegeln.
Außerdem spielt bei dieser Diskussion offenbar die stupende Erhaltung der Stücke eine entscheidendere Rolle als die tatsächliche künstlerische Qualität des Stempelschnittes.

Gruß

chinamul
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von areich » Sa 27.02.10 13:51

Handwerklich solide aber künstlerische Qualität vermisse ich auch bei den Bronzen. Das gilt natürlich nicht für die Medaillons.
Zuletzt geändert von areich am Sa 27.02.10 14:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 27.02.10 14:31

Ich meine sogar, daß der weitgehende Verzicht des Stempelschneiders auf die 3. Dimension und die Beschränkung auf die Abbildung in nur einer Ebene die Ansprüche an die Meisterschaft nur vergrößert. Und so, wie Commodus auf Deinen Bronzen portraitiert wurde, kann man sagen, daß diese Meisterschaft vorlag.
Obwohl :wink: : An den wenigen stark profilierten Prägungen beobachtet man schon eine gesteigerte Lebendigkeit des Portraits und die Wildheit nicht nur des Bartwuchses sondern auch die Eindringlichkeit einer räumlich-plastischen Darstellung wirkt nachhaltiger auf einen Betrachter.
Daß stupende Erhaltungen bei dieser interessanten Diskussion über die Schönheiten der Prägung den Vorzug bei den vorliegenden Beweisstücken genießen, liegt wohl in der Natur der Sache. Selbstzweck sind sie wohl nicht, sie gewähren aber den unveränderten und unverschlissenen Eindruck auf das "Gesamtkunstwerk Münze". Wie natürlich auch auf diesem hochprofilierten Denar des

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Denar Commodus C. 150 (a) Av. M COMM ANT P FEL AVG BRIT..jpg
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von mias » Di 02.03.10 05:01

Hallo zusammen,

Nach der Vorstellung des sehr schoenen Profils von Drakenumis Denar unterbreche ich die
Diskussion ungerne. Ich hoffe Drakenumi wird es mir verzeihen, weil sein Beitrag am Samstag
gesandt wurde und somit schon etwas her ist.

Was haltet Ihr denn davon?

http://cgi.ebay.com/824-INDALO-Commodus ... 335a98c038

Echt oder nicht?

Ich bin selber ein bisschen verwirrt im Moment und habe noch keine klare Meinung, die Locken sind
verdaechtig, trotzdem halte ich das Stueck fuer zu schoen, dass es nachgeschnitten sein koennte.

Gruss,

Mias

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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von areich » Di 02.03.10 07:19

Die ist mal nett und unbearbeitet.

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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von drakenumi1 » Di 02.03.10 09:50

Hallo, mias,
Ein wunderbarer Sesterz, und dazu allseitig völlig unbearbeitet. Äußerlich sehr dezent und geschickt von leichten Ablagerungen gereinigt, so daß der Eindruck der einstigen antiken Verunreinigungen doch nicht verlorengeht. Ein 100%ig gleichmäßiges Erhaltungsbild, keine lokalen Verschleißspuren, auch nicht an der Randnähe, so daß die Notwendigkeit von "Schnitzereien" nicht zu erkennen ist. So machen Bronzen Spaß, wenn sie unbestreitbar authentisch geblieben sind.
Bin gespannt, wie die Bieterschaft angesichts dieser 3 Monetae monetär darauf reagiert ....

Es grüßt Dich

drakenumi1
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