Dissertation über versilberte römische Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
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Dissertation über versilberte römische Münzen
Hallo!
Im Internet bin ich auf folgende Dissertation mit dem Titel „Chemisch-Analytische Charaktrisierung römischer Silbermünzen“ gestoßen:
http://elib.tu-darmstadt.de/diss/000609/
Es wurden eine Reihe von Münzen mittels Rasterelektronenmikroskopie, Elektronenstrahlmikroanalyse und Sekundärionenmassenspektrometrie untersucht, darunter einige zeitgenössische Fälschungen, um aus den Ergebnissen Schlüsse auf die zugrunde liegende Versilberungstechnik zu ziehen.
Zu den für mich bemerkenswerten Erkenntnissen zählen unter vielem anderen:
- Kupferkerne wurden tatsächlich vor dem Prägen in Folie eingewickelt. Ein Lot und/oder Flussmittel ist dabei nicht notwendig. Von den Fälschern wurden für die Folien auch Legierungen benutzt, die selber gar kein Silber enthalten, die aber für einige Zeit, solange metallisch blank, den Eindruck von Silber vermittelt haben, weshalb manche der Stücke die als Anima oder Potin-Münzen gelten tatsächlich plattiert sind und lediglich durch Oxidation der Plattierung über Jahrhunderte ihr unedles Metall auf der Oberfläche offenbart haben.
- Ganz interessant ist auch, dass Serrati VOR dem Prägen eingekerbt wurden. Anhand der Bearbeitungsspuren lässt sich zudem darauf schließen, wie diese Kerben erzeugt wurden. Auch wird sehr schön gezeigt, dass die Serrati keinen Schutz vor gefütterten Münzen boten.
- Die späten Billon-Antoniniane mit geringem Silberanteil können nicht weißgesotten sein, da dies einen Silberanteil von mindestens 15-20% erfordert. Es wurden daher andere Verfahren angewandt, um die Oberfläche zu versilbern bzw. das wenige in der Legierung vorhandene Silber an der Oberfläche anzureichern. Dazu gibt es Vermutungen/Theorien, die aufgrund der metallurgischen Untersuchungen je nach Exemplar mehr oder weniger wahrscheinlich erscheinen.
Für alle, die sich für die antiken Versilberungstechniken interessieren absolut lesenswert!
Leider sind die Dateien recht groß, und wenn man mit einem langsamen, analogen Modem ins Internet geht, wie ich es tue, benötigt der Download recht lange - aber es lohnt sich!
Grüße, Stefan
Im Internet bin ich auf folgende Dissertation mit dem Titel „Chemisch-Analytische Charaktrisierung römischer Silbermünzen“ gestoßen:
http://elib.tu-darmstadt.de/diss/000609/
Es wurden eine Reihe von Münzen mittels Rasterelektronenmikroskopie, Elektronenstrahlmikroanalyse und Sekundärionenmassenspektrometrie untersucht, darunter einige zeitgenössische Fälschungen, um aus den Ergebnissen Schlüsse auf die zugrunde liegende Versilberungstechnik zu ziehen.
Zu den für mich bemerkenswerten Erkenntnissen zählen unter vielem anderen:
- Kupferkerne wurden tatsächlich vor dem Prägen in Folie eingewickelt. Ein Lot und/oder Flussmittel ist dabei nicht notwendig. Von den Fälschern wurden für die Folien auch Legierungen benutzt, die selber gar kein Silber enthalten, die aber für einige Zeit, solange metallisch blank, den Eindruck von Silber vermittelt haben, weshalb manche der Stücke die als Anima oder Potin-Münzen gelten tatsächlich plattiert sind und lediglich durch Oxidation der Plattierung über Jahrhunderte ihr unedles Metall auf der Oberfläche offenbart haben.
- Ganz interessant ist auch, dass Serrati VOR dem Prägen eingekerbt wurden. Anhand der Bearbeitungsspuren lässt sich zudem darauf schließen, wie diese Kerben erzeugt wurden. Auch wird sehr schön gezeigt, dass die Serrati keinen Schutz vor gefütterten Münzen boten.
- Die späten Billon-Antoniniane mit geringem Silberanteil können nicht weißgesotten sein, da dies einen Silberanteil von mindestens 15-20% erfordert. Es wurden daher andere Verfahren angewandt, um die Oberfläche zu versilbern bzw. das wenige in der Legierung vorhandene Silber an der Oberfläche anzureichern. Dazu gibt es Vermutungen/Theorien, die aufgrund der metallurgischen Untersuchungen je nach Exemplar mehr oder weniger wahrscheinlich erscheinen.
Für alle, die sich für die antiken Versilberungstechniken interessieren absolut lesenswert!
Leider sind die Dateien recht groß, und wenn man mit einem langsamen, analogen Modem ins Internet geht, wie ich es tue, benötigt der Download recht lange - aber es lohnt sich!
Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.
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Hallo Peter43!
Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn Du die Dissertation auch im FAC vorstellst - wie sollte ich auch, sie ist ja (leider) nicht aus meiner Feder. Möglicherweise sollte man aber zuvor die Kernpunkte auf englisch formulieren, da eine Abhandlung in deutscher Sprache für die meisten internationalen Leser nur von begrenztem Nutzen ist.
Grüße, Stefan
Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn Du die Dissertation auch im FAC vorstellst - wie sollte ich auch, sie ist ja (leider) nicht aus meiner Feder. Möglicherweise sollte man aber zuvor die Kernpunkte auf englisch formulieren, da eine Abhandlung in deutscher Sprache für die meisten internationalen Leser nur von begrenztem Nutzen ist.
Grüße, Stefan
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'Möglicherweise' im Sinne von 'nach Möglichkeit'. Ich habe vor kurzem 'Quo Vadis' von Sienkiewicz gelesen, wo 'wunderbar' oft im Sinne von 'wundersam' oder 'sonderbar' verwendet wird. Vermutlich hat der Sprachgebrauch um 1900 etwas auf mich abgefärbt.
Der Qualität Deiner Beiträge in diesem Formum nach zu urteilen habe ich an Deinen Möglichkeiten aber nicht den geringsten Zweifel!
@nephrurus: Kraft erwähnt die Möglichkeit, den Schrötling in eine Silberionen-haltige Lösung zu geben, vermutlich ist dies die galvanische Methode, über die Du diskutiert hast. Favorit ist aber die Anreicherung mittels Bleianteilen in der Legierung.
Grüße, Stefan
Der Qualität Deiner Beiträge in diesem Formum nach zu urteilen habe ich an Deinen Möglichkeiten aber nicht den geringsten Zweifel!

@nephrurus: Kraft erwähnt die Möglichkeit, den Schrötling in eine Silberionen-haltige Lösung zu geben, vermutlich ist dies die galvanische Methode, über die Du diskutiert hast. Favorit ist aber die Anreicherung mittels Bleianteilen in der Legierung.
Grüße, Stefan
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@quisquam danke schoen fuer diese Dokument-Verweisung ! Sowas haben wir schon Jahren gesucht.. also eine Beschreibung der genaue Technik der Verfassung spaetroemischer "silber" muenzen.. wir haetten nicht gerne unsere eigene schoene Muenzchen daran geopfert, das heisst an solche "Chemischen Analysen" ! Na gut... wenn es also sachverstaendlich untersucht worden ist und klar aufgeschrieben.. wer sind wir noch.. Super !
Gruss aus Holland,
Lex (www.muntenbodemvondsten.nl)
Gruss aus Holland,

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- quisquam
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Hallo Goodies,
das freut mich, denn diese Arbeit hat es verdient auch in anderen Bereichen als den Material- und Geowissenschaften Beachtung zu finden.
Etwas schade ist, dass Gunther Kraft für seine Arbeit keine der noch späteren, versilberten Folles mit intakter Silberschicht zur Verfügung standen. In 'Die Römische Münzstätte Trier' von Peter N. Schulten (Frankfurt, 1974) ist im Anhang mit wenigen Worten die analytische Untersuchung eines Follis der 7. Emission (297/298 n. Chr.) beschrieben, mit diesem Ergebnis: "Die untersuchte Münze besteht aus Kupfer mit einem relativ hohen Silbergehalt in der Größenordnung von ca. 10%. Die silbergraue, stumpfe Farbe (Anmerkung: der Oberfläche) ist durch die Anwesenheit von Zinn bedingt. Der Silbergehalt der Münze allein kann nicht dieses Aussehen verursachen".
Wie hoch dieser Zinngehalt ist wird leider nicht erwähnt, es ist aber sehr fraglich, ob die Ergebnisse der späten Antoniniane auch auf solche Folles übertragbar sind.
Gruß aus der Nachbarstadt Kleve
Stefan
das freut mich, denn diese Arbeit hat es verdient auch in anderen Bereichen als den Material- und Geowissenschaften Beachtung zu finden.
Etwas schade ist, dass Gunther Kraft für seine Arbeit keine der noch späteren, versilberten Folles mit intakter Silberschicht zur Verfügung standen. In 'Die Römische Münzstätte Trier' von Peter N. Schulten (Frankfurt, 1974) ist im Anhang mit wenigen Worten die analytische Untersuchung eines Follis der 7. Emission (297/298 n. Chr.) beschrieben, mit diesem Ergebnis: "Die untersuchte Münze besteht aus Kupfer mit einem relativ hohen Silbergehalt in der Größenordnung von ca. 10%. Die silbergraue, stumpfe Farbe (Anmerkung: der Oberfläche) ist durch die Anwesenheit von Zinn bedingt. Der Silbergehalt der Münze allein kann nicht dieses Aussehen verursachen".
Wie hoch dieser Zinngehalt ist wird leider nicht erwähnt, es ist aber sehr fraglich, ob die Ergebnisse der späten Antoniniane auch auf solche Folles übertragbar sind.
Gruß aus der Nachbarstadt Kleve
Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.
@quisquam
Es sind in Syrien Maschinen und Gerätschaften gefunden worden - die noch funktionfähig waren (aus genau dieser Zeit) - und nach deren Untersuchung und Analyse man herausfand , dass diese Geräte eben zum Galvanisieren benutzt wurden .
Ich erreiche meinen Gesprächspartner gerade nicht - werde allerdings die Quelle gern nachliefern .
Gruß
Torsten
Es sind in Syrien Maschinen und Gerätschaften gefunden worden - die noch funktionfähig waren (aus genau dieser Zeit) - und nach deren Untersuchung und Analyse man herausfand , dass diese Geräte eben zum Galvanisieren benutzt wurden .
Ich erreiche meinen Gesprächspartner gerade nicht - werde allerdings die Quelle gern nachliefern .
Gruß
Torsten
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hallo wenn ihr eine quelle sucht, schaut mal auf dieser seite nach:
http://www.world-mysteries.com/sar_11.htm
grïusse
frank
http://www.world-mysteries.com/sar_11.htm
grïusse
frank
- quisquam
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Hochinteressant! Aber: ihrer (fragwürdigen) Datierung nach sind diese Funde deutlich früher, aus einer anderen Region, die tatsächliche Funktion ist ungewiss und selbst wenn es elektrische Zellen waren ist es immer noch fraglich, wozu sie verwendet wurden. Der Wissensstand ist so gering, dass es nicht verwundert, einen Artikel über diese „Batterien“ auch auf www.alien.de zu finden. Ein wissenschaftlicher Beleg (oder zumindest Indiz) sieht für mich anders aus.
Grüße, Stefan
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- helcaraxe
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Seht mal den Artikel daüber in der englischen Wikipedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/Baghdad_battery
Dort wird beschrieben, dass eine einzige Zitrone mehr Strom produzert als diese "Batterien".
Gruss
helacaraxe
http://en.wikipedia.org/wiki/Baghdad_battery
Dort wird beschrieben, dass eine einzige Zitrone mehr Strom produzert als diese "Batterien".
Gruss
helacaraxe
Viele Grüße
helcaraxe
________________
[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer
helcaraxe
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- Homer J. Simpson
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Das kommt sicher drauf an, welche Metallstifte du in die Zitrone steckst - die Potentialdifferenz zwischen diesen macht den Strom, die Zitronensäure hält nur die Metallionen in Lösung und leitet den Strom. Deswegen muß die Zitrone auch vor dem Versuch gut durchgeknetet werden, sonst fließt der Strom nicht. Auch so war das Ergebnis in der Sendung mit der Maus ausgesprochen armselig. Eine (wegen des Kontrastes) mit einem Kragen aus schwarzem Papier umgebene winzige Leuchtdiode hat man ganz schwach auffunzeln sehen. Um einen LCD-Taschenrechner zu betreiben, mußte ein kunstvolles Arrangement aus ca. 2 kg verdrahteten Zitronen aufgestellt werden.
Homer
Homer
Zuletzt geändert von Homer J. Simpson am Mi 26.07.06 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
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