Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Hallo Münzfreunde,
ich habe folgende 2 Fragen zum Thema Münzen in den ehemaligen deutschen Kolonien :
1)
Als zur Zeit der Kolonisation in den damaligen deutschen Kolonien des Deutschen Kaiserreiches das Münzwesen neu geordnet und in den meisten Kolonien die so genannte "Reichsmarkrechnung" eingeführt wurde, sind für die bis dahin umlaufenden Münzen nichtdeutschen Gepräges Umtauschkurse zur Reichswährung festgelegt worden, da die nichtdeutschen Münzen erst nach und nach ausser Kraft gesetzt wurden.
In der Bekanntmachung des Gouverneurs von Togo vom 25.11.1899 zur Regelung des Zahlungsverkehrs in Togo, wurden u.a. auch derartige Umtauschkurse für Togo festgelegt. In genannter Bekanntmachung wird jedoch auch erwähnt, dass die 1/2 Dollar-Münzen der USA, sofern sie sich in den öffentlichen Kassen befinden, durch den ursprünglichen Einlieferer (sofern bekannt) in Zahlung genommen werden müssen bzw. in Reichswährung umzutauschen sind. Ein Umrechnungskurs des 1/2 US-Dollar-Stückes zur Reichswährung wird jedoch nicht angegeben.
In Deutsch-Samoa wurden für die dort ebenfalls umlaufenden US-Dollar-Münzen entsprechende Umtauschkurse durch Verordnung des Gouverneurs vom 15.06.1901 (Kolonialblatt S. 590) festgesetzt. Demnach entsprach u.a. das 2 1/2 US-Dollar-Stück Gold einem Gegenwert in Reichswährung von 10 M 45 Pf und 1 US-Dollar Silber 4 M.
Nun die eigentliche Frage : Kann ich davon ausgehen, dass somit für das 1/2 US-Dollar-Stück in Togo ein Umtauschkurs von 2 M galt ? Wenn ja, woraus ergibt sich dieser formal ? Die Deutschen waren (und sind ...) ja für ihre Bürokratie und Akribie "bekannt", kann es daher sein, dass dies vergessen wurde ?
2)
1916 wurden In Tabora in Deutsch-Ostafrika wegen des tobenden Ersten Weltkrieges die bekannten Notmünzen zu 5 und 20 Heller sowie zu 15 Rupien geprägt. Weder im Buch von Seidel noch im Buch von Grasser, die sich ja beide akribisch der deutschen Münzgesetzgebung gewidmet hatten, kann ich eine amtliche Veröffentlichung zur Prägung bzw. Inkraftsetzung dieser Münzen finden. Auch wenn Krieg war, gab es keinerlei formale Veröffentlichung zu diesem Thema ?
Jeder Hinweis ist willkommen !
Gruss
Ingolf
ich habe folgende 2 Fragen zum Thema Münzen in den ehemaligen deutschen Kolonien :
1)
Als zur Zeit der Kolonisation in den damaligen deutschen Kolonien des Deutschen Kaiserreiches das Münzwesen neu geordnet und in den meisten Kolonien die so genannte "Reichsmarkrechnung" eingeführt wurde, sind für die bis dahin umlaufenden Münzen nichtdeutschen Gepräges Umtauschkurse zur Reichswährung festgelegt worden, da die nichtdeutschen Münzen erst nach und nach ausser Kraft gesetzt wurden.
In der Bekanntmachung des Gouverneurs von Togo vom 25.11.1899 zur Regelung des Zahlungsverkehrs in Togo, wurden u.a. auch derartige Umtauschkurse für Togo festgelegt. In genannter Bekanntmachung wird jedoch auch erwähnt, dass die 1/2 Dollar-Münzen der USA, sofern sie sich in den öffentlichen Kassen befinden, durch den ursprünglichen Einlieferer (sofern bekannt) in Zahlung genommen werden müssen bzw. in Reichswährung umzutauschen sind. Ein Umrechnungskurs des 1/2 US-Dollar-Stückes zur Reichswährung wird jedoch nicht angegeben.
In Deutsch-Samoa wurden für die dort ebenfalls umlaufenden US-Dollar-Münzen entsprechende Umtauschkurse durch Verordnung des Gouverneurs vom 15.06.1901 (Kolonialblatt S. 590) festgesetzt. Demnach entsprach u.a. das 2 1/2 US-Dollar-Stück Gold einem Gegenwert in Reichswährung von 10 M 45 Pf und 1 US-Dollar Silber 4 M.
Nun die eigentliche Frage : Kann ich davon ausgehen, dass somit für das 1/2 US-Dollar-Stück in Togo ein Umtauschkurs von 2 M galt ? Wenn ja, woraus ergibt sich dieser formal ? Die Deutschen waren (und sind ...) ja für ihre Bürokratie und Akribie "bekannt", kann es daher sein, dass dies vergessen wurde ?
2)
1916 wurden In Tabora in Deutsch-Ostafrika wegen des tobenden Ersten Weltkrieges die bekannten Notmünzen zu 5 und 20 Heller sowie zu 15 Rupien geprägt. Weder im Buch von Seidel noch im Buch von Grasser, die sich ja beide akribisch der deutschen Münzgesetzgebung gewidmet hatten, kann ich eine amtliche Veröffentlichung zur Prägung bzw. Inkraftsetzung dieser Münzen finden. Auch wenn Krieg war, gab es keinerlei formale Veröffentlichung zu diesem Thema ?
Jeder Hinweis ist willkommen !
Gruss
Ingolf
- Rambo
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Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Hallo,
zu 1.: keine Ahnung
zu 2.: Quelle: Das deutsche 15 Rupien-Goldstück - Peter Schlobach 2003
"Doch ab der zweiten Hälfte des Jahres 1915 bestand
zunehmender Hartgeldmangel, besonders der kleinen Nominale,
die letzte staatliche Reserve betrug nur 60.000 Rupien in
Silber.... In
dieser Situation veranlaßte Dr. Schnee, der administrativ nur
dem Reichskanzler nachgeordnet war, eine Notgeldprägung, in
deren Verlauf die einzige deutsche Notgeldmünze in Gold
geprägt wurde."
mfg
zu 1.: keine Ahnung

zu 2.: Quelle: Das deutsche 15 Rupien-Goldstück - Peter Schlobach 2003
"Doch ab der zweiten Hälfte des Jahres 1915 bestand
zunehmender Hartgeldmangel, besonders der kleinen Nominale,
die letzte staatliche Reserve betrug nur 60.000 Rupien in
Silber.... In
dieser Situation veranlaßte Dr. Schnee, der administrativ nur
dem Reichskanzler nachgeordnet war, eine Notgeldprägung, in
deren Verlauf die einzige deutsche Notgeldmünze in Gold
geprägt wurde."
mfg
- KarlAntonMartini
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Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
@rambo: vielen Dank für das Zitat. Leider war es so lang, daß ich es aus Urheberrechtsgründen kürzen mußte. Langzitate oder gar ganze Aufsätze, deren Autor noch nicht 70 Jahre tot ist, können nur im privaten Verkehr ausgetauscht, nicht hier ohne ausdrückliche Zustimmung des Copyright-Inhabers veröffentlicht werden. Ich bitte um Verständnis. Grüße, KarlAntonMartini
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.
Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Vielen Dank, "Rambo", fuer die Hinweise zu den Notprägungen aus Tabora. Kannst Du mir wenigstens die Art der administrativen Verfügung von Dr. Schnee (Verordnung, Bekanntmachung ...) und ggf. die Quelle (z.B. Kolonialblatt ...) nennen und mir (sofern bekannt) mitteilen, von wann (Datum) diese administrative Verfuegung ist ?
Danke
Ingolf
Danke
Ingolf
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Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Ich habe heute zum ersten Mal gehört, dass in den afrikanischen Kolonien auch amerikanisches Hartgeld umlief, im Jaeger werden lediglich Sovereigns ( = 20 M ) und franz. 20 Franc - Stücke ( = 16 Mark ) erwähnt. das wusste ich noch gar nicht.
Ausgehned von diesen glatten Umrechnungswerten, stelle ich die These auf, dass der halbe Dollar als Zweimarkstück behandelt wurde, ähnlich auch der Praxis nach Einführung der Reichswährung, als östereichische Gulden in Südeutschland ebenfalls zum Kurs von 2 Mark ( 1,77 Mark nominell ) angenommen wurden.
Ausgehned von diesen glatten Umrechnungswerten, stelle ich die These auf, dass der halbe Dollar als Zweimarkstück behandelt wurde, ähnlich auch der Praxis nach Einführung der Reichswährung, als östereichische Gulden in Südeutschland ebenfalls zum Kurs von 2 Mark ( 1,77 Mark nominell ) angenommen wurden.
Grüsse, Mynter
- Rambo
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Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Folgende Fakten:
- "Weihnachten 1915 beschloss Gouvernement in Tabora eine Münze anzulegen und beauftrage Dr. Krenkel daselbst mit der Ausführung der dazu erforderlichen Arbeiten". Quelle: Berliner Münzblätter, Nr. 197, Mai 1918
- "Als mich Ende 1915 ein Eilbote des Gouverneurs Dr. Schnee erreichte, enthielt dessen Botschaft Anweisungen sofort mit allen Goldvorräten nach Tabora aufzubrechen und dort eine Münzanstalt einzurichten, weil der Kolonialverwaltung Zahlungsunfähigkeit drohte. So stellte ich eine Safari aus 200 Schwarzen zusammen, die mich mit sämtlichen Goldbarren im Wert von etwa einer Million Reichsmark nach zehn Tagen zuverlässig in Tabora ablieferten ..." Quelle: Dr. Schumacher
- Verordnung vom 14.1.1916 habe ich als Kopie, jedoch steht in dieser nicht, dass hiermit Notprägungen in Auftrag gegeben wurden.
- Im Buch "Deutsch Ost-Afrika im Weltkriege" von Dr. Schnee, steht auch keine genaueres Datum. So wie es aussieht wurde der Auftrag mündlich an Krenkel und später an Schumacher übergeben. Im Buch schreibt er nichts von einer amtlichen Verordnung etc.
Hoff ich konnte etwas helfen. Suche auch noch einige Quellen aus der Zeit.
mfg
- "Weihnachten 1915 beschloss Gouvernement in Tabora eine Münze anzulegen und beauftrage Dr. Krenkel daselbst mit der Ausführung der dazu erforderlichen Arbeiten". Quelle: Berliner Münzblätter, Nr. 197, Mai 1918
- "Als mich Ende 1915 ein Eilbote des Gouverneurs Dr. Schnee erreichte, enthielt dessen Botschaft Anweisungen sofort mit allen Goldvorräten nach Tabora aufzubrechen und dort eine Münzanstalt einzurichten, weil der Kolonialverwaltung Zahlungsunfähigkeit drohte. So stellte ich eine Safari aus 200 Schwarzen zusammen, die mich mit sämtlichen Goldbarren im Wert von etwa einer Million Reichsmark nach zehn Tagen zuverlässig in Tabora ablieferten ..." Quelle: Dr. Schumacher
- Verordnung vom 14.1.1916 habe ich als Kopie, jedoch steht in dieser nicht, dass hiermit Notprägungen in Auftrag gegeben wurden.
- Im Buch "Deutsch Ost-Afrika im Weltkriege" von Dr. Schnee, steht auch keine genaueres Datum. So wie es aussieht wurde der Auftrag mündlich an Krenkel und später an Schumacher übergeben. Im Buch schreibt er nichts von einer amtlichen Verordnung etc.
Hoff ich konnte etwas helfen. Suche auch noch einige Quellen aus der Zeit.
mfg
- kc
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Re: Frage zu Münzen in den ehem. dt. Kolonien
Es gibt auch alte Ansichtskarten mit Umrechnungstabellen aus den Deutschen Kolonien. Leider werden diese derzeit nirgendwo angeboten. Sie sind aber von der Machart ähnlich wie z.B. diese hier:
http://www.ak-ansichtskarten.de/ak/inde ... __gepraegt
Interessante Informationen gibt es auch hier:
http://www.kolonialgeld.de/
Grüße
kc
http://www.ak-ansichtskarten.de/ak/inde ... __gepraegt
Interessante Informationen gibt es auch hier:
http://www.kolonialgeld.de/
Grüße
kc
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