Winzlinge aus Milet

Griechische Münzen des Altertums

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Chippi
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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Chippi » Mo 28.01.13 20:42

Das scheint ein sehr guter Ansatz zu sein, die Ähnlichlkeit zu den Münzbildern ist gegeben.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

Altamura2
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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Mo 28.01.13 21:26

Hallo Iulia (und natürlich werte andere Mitleser :D ).

Entstehung von Bronzeprägungen:

Ja, da scheint die Größenentwicklung, aber nicht nur die, nicht einheitlich gewesen zu sein. Price erwähnt auch die Delfinmünzen aus Olbia, die ja auch früh (zumindest für Olbia), aber eher leicht sind.

Unterscheidung von Bronzenominalen:

Zu meinen Beispielen bildgleicher Bronzenominale hatte ich ja selbst schon geschrieben, dass die sich alle aufgrund größeren Gewichts besser als unsere Winzlinge auseinanderhalten lassen.
Bei den Alexanderbronzen kommt noch hinzu, dass die Halbstücke ("1/2 unit") zwischen den Bildgleichen dann andere Münzbilder aufweisen.

Den Eupolemos gibt es aber wirklich in zwei Größen. Man sieht die kleinen gelegentlich auf eBay, ich selbst besitze von jeder Variante eine. Und die unterscheiden sich nicht nur in Größe und Gewicht (18 mm mit 4,3 g und 13 mm mit 2,2 g), auch wenn man den Durchmesser der abgebildeten Schilde misst, kommt man auf deutlich unterschiedliche 14 und 11 mm.
(Irgendwie will es mir aber nicht gelingen, das jetzt mit einem Artikel nachzuweisen, das ist jetzt fast schon rufschädigend :wink: .)

Lebende Vorbilder für die Wachtelmünzen:

Da passt Dein Beispiel mit den Chukarhühnern schon viel besser als die Wachtel, die haben auch den von mir irgendwo ganz oben bei den Wachteln vermissten (und auf den Münzen erkennbaren) Schwanz :D .
Wobei ich aber vermuten würde, dass man noch mehr halbwegs passende Hühnervögel mit Vorkommen in Kleinasien finden wird, wenn man mal richtig sucht.
Es sei denn, dass sich ein antiker Autor auch über das massenhafte Vorkommen dieser Chukarhühner in der Gegend von Mylasa ausgelassen hätte :wink: .

Gruß

Altamura

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Mo 28.01.13 21:39

Altamura2 hat geschrieben:... (Irgendwie will es mir aber nicht gelingen, das jetzt mit einem Artikel nachzuweisen, das ist jetzt fast schon rufschädigend :wink: .) ...
Kaum hat man's hingeschrieben, schon stimmt's nicht mehr :D : http://www.mcu.es/museos/docs/MC/ActasN ... anders.pdf
Auf Seite 408 in der ersten Anmerkung unten links ist es beschrieben, auf Seite 413 sind es die abgebildeten Nummer 23 und 24 (Beschreibung Seite 412).

Gruß

Altamura

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von divus » Di 29.01.13 13:38

Hallo lieber "Freundeskreis Milet"!

Leider habe ich momentan gar keine Zeit mehr, mich weiter in unsere Problemstellungen zu vertiefen, aber bei der Lektüre eurer letzten Beiträge hat sich jedenfalls kein spontaner Protest bei mir geregt... ;)

Aber eben ist mir aber bei einer Recherche eine interessante Münze der Sammlung Klein aufgefallen, die offenbar zu unserem aktuellen Thema passt:

Slg. Klein, Nr. 499, ich zitiere: "Unbestimmte Münzstätte. Tetartemorion, 0,24g, 4. Jhdt. v. Chr. Vs. Löwenvorderteil mit Vorderpranke in Perlkreis n.l. Rs. Laufvogel mit offenem Schnabel und ausgebreiteten Schwingen in quadratischer Vertiefung n. l. st., unten l. i. F. M (?). "

Das "M" wird wohl auch ein "N" sein, also ein karisches M. Insofern gehört das Stück wohl auch nach Mylasa und in unsere Gruppe.

Grüße!

PS: Das putzige Hühnchen geht bestimmt in die richtige Richtung. Ob es nun genau exakt diese Art ist, welche in dieser Gegend vor 2400 Jahren vorkam, ist freilich wieder so eine Frage. ;)
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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Iulia » Di 29.01.13 17:49

Hallo Altamura,
Der Aufsatz von Chrysanthos Valassiadis über Kassanders Bronzemünzen ist wie üblich eine trouvaille von Dir :D . Danke! Habe auch noch nicht gewusst, dass es von Kassanders Helm/Lanzenspitzen-Typ ein Halbnominal gibt. Und die Prägestätte vermutet er auch noch in Karien. Wir kommen von der Gegend nicht los. Herrlich!

@ divus: Ich habe Dir eine PN gesendet!

Schöne Grüße an alle
von Iulia

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von quinctilius » Di 29.01.13 23:28

...hier mal ein Fourree 12tel Stater aus Milet, sieht man nicht häufig und: Diesmal NICHT aus Karien :-)

VG
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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.02.13 08:57

divus hat geschrieben:... Das "M" wird wohl auch ein "N" sein, also ein karisches M. Insofern gehört das Stück wohl auch nach Mylasa und in unsere Gruppe. ...
Da bleiben mir aber immer noch diese Münzen rätselhaft:
http://www.vcoins.com/en/stores/wayne_c ... fault.aspx
http://www.vcoins.com/en/stores/wayne_c ... fault.aspx
da sieht mir der Buchstabe eher nach einem M und nicht nach einem N aus 8O .

Gruß

Altamura
Zuletzt geändert von Altamura2 am Sa 02.02.13 09:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.02.13 09:01

quinctilius hat geschrieben:...hier mal ein Fourree 12tel Stater aus Milet, sieht man nicht häufig ...
Meinen hatte ich hier mal gezeigt: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 49&t=46654
... und: Diesmal NICHT aus Karien :-) ...
Vielleicht bekommen wir das ja auch noch geregelt, wer weiß :wink: .

Gruß

Altamura

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.02.13 19:28

Nachdem wir in diesem Thread jetzt schon allerlei verschiedene Milet-Zuweisungen einer Prüfung unterzogen haben, will ich noch einen draufsetzen, genaugenommen drunter, nämlich gewichtsmäßig :D .

Es gibt diese 1/92 Stater (also noch winzigere Winzlinge) mit einer Art Wirbel auf dem Avers und einem Fünfpunktemuster auf dem Revers, Beispiele hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=598662
http://www.acsearch.info/record.html?id=71493
http://www.asiaminorcoins.com/gallery/d ... play_media
In letzter Zeit sind diese Münzen auch vermehrt auf eBay aufgetaucht, ganz so selten sind sie also nicht mehr.

Als Prägestätte werden Milet, aber auch Erythrae genannt, beides wohl aufgrund von Analogien des Avers-Musters (Erythrae) oder des Revers-Musters (Milet) zu anderen Münztypen aus Erythrae bzw. Milet.
Robert O'Hara diskutiert diese Münzen auf seiner Seite auch (http://rjohara.net/coins/eye-swirl-quincunx/) und weist sie ebenfalls Milet zu.

Weiß man da mehr dazu?

Gruß

Altamura

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von divus » Do 07.02.13 23:02

Grüß Dich, Altamura,

das sind in der Tat wieder rätselhafte Winzlinge, über die ich mir ehrlich gesagt noch nie weitergehende Gedanken gemacht habe. Viel weiss man wohl nicht zur Urheberschaft dieser Münzlein. Die wichtigsten Argumente wirst Du schon genannt haben: Das Incusum spricht für Milet, das Vorderseitenmotiv für Erythrai.

Zu klären wäre wohl zunächst, ob der Wirbel (erster link) und das "Blumensymbol" (letzter link) überhaupt zusammengehören, also verschiedene Entwicklungsstufen ein und des selben Motives sind.
Davon ausgehend, und nimmt man die von Dir verlinkten Exemplare als mögliche chronologische Typenentwicklung, dann spräche nach meinem Dafürhalten einiges für Erythrai, wo das florale Ornament ja in verschiedenen Nominalen und Variationen vorkommt (auch mit eindeutigem Ethnikon).

Für Milet wäre der Wirbel eine ganz überraschende Ausnahme im Typenkanon, ohne Vorläufer und ohne Nachwirkung - und von daher durchaus erklärungsbedürftig.

Grüße!

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von quinctilius » Fr 08.02.13 21:20

na da könnt ich doch wetten, dass Ihr diesen 8tel Stater auf Ebay auch gesehen habt (ex Gitbud & Naumann)
Ich hab ihn, Mein Sammlerherz lacht :-)

VG
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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von ischbierra » Fr 08.02.13 21:30

Na dann, Glückwunsch. Den hatte ich auch im Visier, habe aber den Zeitpunkt glatt verpaßt - Dein Glück.
Gruß ischbierra

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von Altamura2 » Sa 09.02.13 18:05

quinctilius hat geschrieben:... Ich hab ihn, Mein Sammlerherz lacht :-) ...
Sehr schön.

Beim Durchblättern des neuen G&M-Katalogs hab' ich noch eine neue Variante der Wachtelmünzen entdeckt:
https://www.gmcoinart.de/auction/KARIEN ... =0&lang=de
Auf dem Revers sieht das so aus, als ob da noch Kringel um die zwei (nur sehr schwach erkennbaren) Knubbel gezogen wären. Der linke Kringel ist nicht ganz geschlossen, der rechte hat auch noch eine Fortsezung nach unten. Wenn man nach passenden karischen Buchstaben dazu sucht, dann wird man auch fündig (na ja, mit einer ordentlichen Portion gutem Willen vielleicht :? ), wären laut dem oben zitierten Konuk-Artikel ein D und ein T.

Vermutlich ist das aber ein wenig überinterpretiert :wink: , denn die Münze sieht in meinen Augen stilistisch etwas merkwürdig aus, vor allem der Vogel erscheint mir etwas ungelenk. Insgesamt aber doch interessant.

Gruß

Altamura

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von ischbierra » Sa 09.02.13 18:24

eine Schwanenseeballerina

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Re: Winzlinge aus Milet

Beitrag von quinctilius » So 17.02.13 20:57

hier mal etwas ausser der Rehe, ein Buch das ich gerade lese:

Persisches Feuer von Tom Holland


http://www.amazon.de/Persisches-Feuer-e ... 360894463X

Das Zusammentreffen der Perser mit den Griechen in Kleinasien und die anschließenden Kriege um Griechenland, geschrieben im Stil eines Geschichtskrimis. Der passende Hintergrund für die in diesem thread diskutierten Münzen - SEHR lesenswert.

VG
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