Sehenswerte Münzen des Trajan
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Das hatte ich irgendwo auch mal gelesen. Wie daf man sich die Verteilung von Geldgeschenken ans Volk eigentlich vorstellen ? Sass ein Verteilungsberechtigter an einem Zahltisch, an dem die Massen vorbeidifilierten oder wurde das Geld , im wahrsten Sinne " unters Volk geworfen " ? Ich komme auf diese Idee, da es hier oben den Begriff des " Kastpenning " , des " Wurfpfennigs " gibt. Solche " Wurfpennige " waren in desem Falle kleine Silbermedaillen mit Kaufkraft , die die schwedischen ( und ab 1814 die schwedisch- norwegischen ) Könige im Rahmen des aus Anlass der Krönung abgehaltenen Umzug von der Kirche zum Galadinner unter die gaffenden Massen warfen.alex456 hat geschrieben:Moin,
in dieser Erhaltung ist der wirklich schwer zu finden. Mein Exemplar ist auch ein Stückweit schlechter. Glückwunsch!
Ja, dieser Münztyp Schein wirklich nur von einigen Kaisern geprägt worden zu sein. Und dann auch nur in wenigen Typen. Dieser Typ hat z. B. Wohl einen Nero-Semis als Vorbild. Kann es sein, dass es sich hierbei auch um "Festausgaben" gehandelt hat, oder warum kommen sie nur so sporadisch vor?
Gruß
Alex
Auch ein anderer Anlass bei dem Münzen geworfen wurden, kommt mir in den Sinn. Als Kind war ich oft in den Ferien im Harz bei meinem Onkel der dort Dorfpfarrer war. Einmal erlebte ich eine Hochzeit mit. Vor der Kirche standen die Kinder des Dorfes Spalier und sperrten den Weg mit Girlanden ( also Zwirnsfäden, an denen Butterblümchen befestigt waren ). Der Bräutigam musste sich den Weg freikaufen, indem er mit vollen Händen ein Gemisch aus Bonbons und Kleingeld warf.Das Münzgemisch, daran kann ich mich noch ganz genau erinnern, enthielt einige wenige Fünfziger, ein paar Groschen und Sechser und jede Menge Pfennige, die für Masse sorgten.
Kamen so vielleicht die Semisses unters Volk ? Als Füllmasse, um einem Geldgeschenk Volumen zu verleihen und so nicht zu teuer davonkommen zu müssen ?
Ein interessantes Dokument, dass belegt, dass die Winzlinge auch für Fälscher interessant waren.aquensis hat geschrieben:Wegen ihrer Winzigkeit sind eben viele dieser Münzen verloren gegangen, sie lagen auch nie im Fokus der Sammler/Museen. Daher erklärt sich auch ihre heutige Seltenheit.
Trotzdem müssen sie aber im Geldumlauf eine Rolle gespielt haben, wiesonst erklären sich solche Beischläge aus Gallien .
Grüsse, Mynter
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Man gab tesserae numariae aus, die dem Empfänger (wie auch die tesserae frumentariae) ein Anrecht auf die folgende Auszahlung sicherten. Die Empfangsberechtigten wurden dabei in Listen erfasst und erhielten zunächst tesserae, die sie dann bei den zuständigen Beamten einlösen konnten. Caligula und Nero wichen von der Norm ab und zelebrierten ihre Geldspenden auch recht exzentrisch, indem sie Münzen und Wertgegenstände planlos in die Menge warfen.Mynter hat geschrieben:Wie daf man sich die Verteilung von Geldgeschenken ans Volk eigentlich vorstellen ? Sass ein Verteilungsberechtigter an einem Zahltisch, an dem die Massen vorbeidifilierten oder wurde das Geld , im wahrsten Sinne " unters Volk geworfen " ?
Laut Philon fielen die Geldspenden oft (vielleicht sogar regelmäßig) mit der Getreideausgabe zusammen. Ferner gab es Listen, welche die stadtrömische Plebs in einzelne Wohngebiete aufteilte. Diese Listen (plebs frumentaria) dienten als Grundlage für die Geld- und Getreideverteilungen.
Philon weist auch darauf hin, Kaiser Augustus habe bei den monatlichen Austeilungen von Geld oder Getreide an die Plebs in Rom vermeiden wollen, dass den jüdischen Bürgern bei diesem Akt der Großzügigkeit Nachteile entstanden. Er wies deshalb die verteilenden Beamten an, die Austeilung an die Juden auf den nächsten Tag zu verschieben, falls sie auf den heiligen Sabbat fielen.
Auf dem Konstantinbogen in Rom ist eine Szene abgebildet. Rechts sitzt ein kaiserlicher Beamter mit den Namenslisten der Zuteilungsberechtigten. Daneben ein Sklave mit dem Dispenser, seine Arbeit wird von einem weiteren Beamten überwacht. Am linken Bildrand lässt ein togatus das Geld in seine aufgehaltene Toga hinein schütten:
L'Orange/Gerkan haben darauf hingewiesen, dass nur einmal in der Literatur auch der Ort eines Congiariums erwähnt wurde und zwar unter Commodus in der Basilica Ulpia auf dem Trajanforum. In der frühen Kaiserzeit sollen sich die Congiarien auf dem Caesarforum abgespielt haben. Beide Autoren vermuten, ebenso wie Rostovtzeff, unter Berücksichtigung der Minerva-Statue auf Neros Congiarium-Münzen als wahrscheinlichste Lokalität das Chalcidicum; es stand im engsten räumlichen Zusammenhang mit dem Caesarforum und wurde vielleicht von Domitian durch das Atrium Minervae ersetzt:
Mattingly schreibt, dass die Münzen mit der Aequitas-Moneta als Vorankündigung für ein Congiarium angesehen werden können.
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James Grover Thurber
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Nein.Mynter hat geschrieben:Kamen so vielleicht die Semisses unters Volk ? Als Füllmasse, um einem Geldgeschenk Volumen zu verleihen und so nicht zu teuer davonkommen zu müssen ?
Zur Auszahlung bei den Geldgeschenken kamen sicherlich nur Denare. Die Geldspenden betrugen i.d.R. um die 100 Denare, die wie gesagt mit dem Dispenser abgeschöpft wurden, vgl. die 200-Chukram-Bretter aus Indien.
Die kleinen Nominale Quadrantes und Semisses waren für den täglichen Zahlungsverkehr unerlässlich und mussten ständig kursieren, vgl. Seneca: Eintritt in eine uralte Therme = 1 Quadrans oder die PNR-Quadrantes des Caligula, deren Münzbild speziell den "kleinen Mann" mit seinen Markteinkäufen etc. ansprechen sollte.
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James Grover Thurber
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Alm- Öhi,
vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Wenn man von 100 Denaren als dem üblichen Umfanges einer Geldspende ausgeht, muten die Stipendien in vermutlicher Höhe von 16 HS pro Monat , die an die von der Alimentarordnung begünstigten Kinder unter Nerva und Trajan gezahlt wurden, regelrecht grosszügig an, pro Jahr und pro Kind machen sie fast die Hälfte eines solchen Spendenbetrages aus.
Solche Scheffel zum Abzählen der Geldstücke waren noch bis in die Neuzeit im Gebrauch. An der Münze in Kongsberg gab es um 1900 Zählbretter , deren Mulden eine definierte Anzahl von Münzen aufnehmen konnten, um so den Kontrollprozess zu erleichtern, bestimmt war dies nicht nur dort der Fall.
Eine Frage kam mir noch als ich versuchte, mir über den Umfang so eines Congiarums Gedanken zu machen. War dies eventuell auch eine Methode, Münzgeld in den Umlauf zu bringen ? Eine Zentralbank existierte ja nicht. Den Münzstätten sollen wohl Bankiers zugeordnet gewesen sein, doch wenn ich es richtig verstanden habe, ist über deren Rolle nichts bekannt.
vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Wenn man von 100 Denaren als dem üblichen Umfanges einer Geldspende ausgeht, muten die Stipendien in vermutlicher Höhe von 16 HS pro Monat , die an die von der Alimentarordnung begünstigten Kinder unter Nerva und Trajan gezahlt wurden, regelrecht grosszügig an, pro Jahr und pro Kind machen sie fast die Hälfte eines solchen Spendenbetrages aus.
Solche Scheffel zum Abzählen der Geldstücke waren noch bis in die Neuzeit im Gebrauch. An der Münze in Kongsberg gab es um 1900 Zählbretter , deren Mulden eine definierte Anzahl von Münzen aufnehmen konnten, um so den Kontrollprozess zu erleichtern, bestimmt war dies nicht nur dort der Fall.
Eine Frage kam mir noch als ich versuchte, mir über den Umfang so eines Congiarums Gedanken zu machen. War dies eventuell auch eine Methode, Münzgeld in den Umlauf zu bringen ? Eine Zentralbank existierte ja nicht. Den Münzstätten sollen wohl Bankiers zugeordnet gewesen sein, doch wenn ich es richtig verstanden habe, ist über deren Rolle nichts bekannt.
Grüsse, Mynter
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Worauf genau bezieht sich deine Frage?Mynter hat geschrieben:War dies eventuell auch eine Methode, Münzgeld in den Umlauf zu bringen ?
Der Kaiser mit seinen 80 Mio. HS congiarium hat ebenso wie der Bürger mit seinem täglichen Markteinkauf automatisch Münzgeld in Umlauf gebracht.
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Danke für die ausführlichen Informationen. Aber warum ist der Semis so selten und auch nicht von jedem Kaiser ausgegeben worden? Der Quadrans kommt ja gerade im 1.und 2. Jahrhundert sehr häufig vor. Der Semis dagegen viel seltener. Oder kommt mir das nur so vor?
Gruß
Alex
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Sehr hübsch ist auch die Aufnahme von dem hohen Relief der Vorderseite. Mach doch bitte mal so ein Foto von 3 Uhr aus, daß man das Gesicht von vorne sieht!
Homer
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Schönes Stück mit historisch interessanter Rückseite. Glückwunsch!
Gruß
Alex
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Gern.Homer J. Simpson hat geschrieben:Sehr hübsch ist auch die Aufnahme von dem hohen Relief der Vorderseite. Mach doch bitte mal so ein Foto von 3 Uhr aus, daß man das Gesicht von vorne sieht!
Homer
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Vielen Dank. Ich hatte diese Münze schon länger beobachtet, als ein schweizer Hochpreisauktionarius dann vor zwei Wochen seine neuen Angebote ins Netz stellte und auch ein Exemplar dieses Typs darunter war ( allerdings bereits zu einem Ausruf , der bereits höher war, als der Kaufpreis für meine Münze), habe ich dieses Stück hier lieber sofort gekauft.alex456 hat geschrieben:Schönes Stück mit historisch interessanter Rückseite. Glückwunsch!
Gruß
Alex
Ob noch Daker zum Um- Frieden- Betteln übrig waren, nachdem Trajans Legionen alles plattgemacht hatten ? Trajan selbst wird wohl dahingehend zitiert, dass er keine 60 am Leben gelasse habe. Dies ist vermutlich dann einer von ihnen.
Grüsse, Mynter
- Homer J. Simpson
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Re: Sehenswerte Münzen des Trajan
Danke! Hm, sieht doch ein wenig karikaturig aus - ich hätte mir da mehr Frontalporträt-Effekt erhofft.Mynter hat geschrieben:Gern.Homer J. Simpson hat geschrieben:Sehr hübsch ist auch die Aufnahme von dem hohen Relief der Vorderseite. Mach doch bitte mal so ein Foto von 3 Uhr aus, daß man das Gesicht von vorne sieht!
Homer

Viele Grüße,
Homer
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