Hallo, Timo,
laßt Dir nichts einreden von wegen "es gibt keine Interessenten hier". War der Kumpel von Deinem Freund nicht bereit, Dir fix,
ohne weiteres Nachdenken und handeln 250 Euro für die Sammlung zu bieten? Schon allein so etwas sollte Dich stutzig machen, wie Chandragupta ja schon angemerkt hat

Nein, mal im Ernst: Natürlich sind so alte chinesische Münzen nur was für Sammler - aber die werden mehr, und wenn es davon in Deutschland auch nicht allzuviele gibt, in China gibt es umso mehr davon. Die Preise für Cashmünzen - und darunter gerade auch für Münzen der Songdynastie (Nord-und Süd) - ziehen langsam aber stetig an, und es gibt sehr viele Raritäten, die ordentlich Geld bringen können - meist vorausgesetzt, die Erhaltung ist sehr gut. Leider kann ich auf den Bildern nicht wirklich viele Details erkennen und deshalb auch nichts dazu sagen (außerdem interessiere ich mich eher für Münzen früherer Dynastien, u.a. die der nördlichen Song). Aber die 250 Euro, die in China laut Pingu für einen Komplettsatz verlangt werden, sind deshalb nur mit äußerster Vorsicht zu betrachten, denn in der Regel befinden sich darin nur Allerweltsmünzen (falls sie überhaupt echt sind) von schlechter Erhaltung. Wie schon geschrieben wurde, es ist manchmal ein kleiner Schwung eines Schriftzeichens in eine andere Richtung oder ein Knick im Bein eines anderen, die aus einer "normalen" Münze eine kostbare Rarität macht. So etwas erkennt man nicht über Nacht, sondern nur nur mit viel Übung und Spaß bei der Sache. Google mal nach Numismall und southern song coins oder nach anythinganywhere, um nur zwei zu nennen, und was dort Händler für einzelne Münzen verlangen, nur um mal eine Idee davon zu bekommen, was Du da in Händen halten könntest.
Es handelt sich übrigens um Bronze-, nicht um Kupfermünzen. Gerade in der Zeit der südlichen Song war das teure Kupfer knapp und die Münzen enthielten oft weniger als die Hälfte davon. Deshalb wurden damals auch viele Eisen und Bleimünzen gegossen, um der Münzverknappung zu entgehen.Vielleicht hast Du ja mal Lust, Dich mit der wirklich spannenden Geschichte der Song zu befassen, die Deinen Großvater offensichtlich so begeistert hat. Und mit seinen Münzen. Es ist zwar nicht so einfach, Cashmünzen des Mittelalters zu bestimmen oder zu sammeln, aber es geht auch ganz ohne Chinesisch-Kentnisse (die kommen so nach und nach ganz von alleine

). Viele Internet-Seiten (allerdings meist in englisch, z.B. die genannten zeno.ru, oder eine ältere Seite wie
http://www.calgarycoin.com/reference/china/china6.htm, eine Einführung ins Thema, helfen dabei weiter. In China gibt es zudem seit wenigen Jahren Bücher über die Bronze- und Eisen -Münzen der Songdynastien, aber das macht erst Sinn für weiter fortgeschrittene Sammler. Tatsächlich haben Chinesen die gleichen Schwierigkeiten wie wir mit den alten Schriften, deshalb werden dort bislang eher neuere Münzen gesammelt, vor allem der Qingdynastie, die viel einfacher zu bestimmen sind.
Aber, wie gesagt, das ändert sich. Es würde sich sicherlich lohnen, die Münzen gut aufzubewahren, sie auf gar keinen Fall mit Chemikalien, Stahlbürsten o.ä. zu reinigen (wie man das immer öfter sieht und was den Wert einer solchen Münze für ernsthafte Sammler auf O senkt!), sich damit zu beschäftigen und die Sammlung nicht für schnelles Geld wegzugeben. Nicht umsonst kaufen immer mehr Chinesen alte europäische Sammlungen auf-mitunter befinden sich wahre Schätzchen darin. Sollte es doch um einen Verkauf gehen, dann, wie Du schon den Rat bekommen hast, nur international anbieten.
Grüße
xiaolong