Noch so eine Frage

Deutschland vor 1871
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Chirurg
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Noch so eine Frage

Beitrag von Chirurg » Mo 30.11.20 12:26

Hallo zusammen,

heute habe ich mal Zeit meine Münzen durchzusehen.
Dabei sind mir diese beiden preussischen 8-Gröscher aufgefallen.
Diese unterscheiden sich doch sehr stark in Größe und Gewicht.

Der 8-Gröscher von 1756 hat einen Durchmesser von 32 mm und wiegt 8,6 g
Der 8-Gröscher von 1759 hat nur noch einen Durchmesser von 29 mm und wiegt 7,8 g.

Lässt sich das allein mit der Münzverschlechterung im 7-jährigen Krieg erklären ?
Hatten beide Münzen die gleicht Kaufkraft ? Und was hat die Bevölkerung dazu gesagt ?

Beste Grüße, Chirurg
8GG vorn_1.jpeg
8GG hinten_1.jpeg

Silberpfennig
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von Silberpfennig » Mi 09.12.20 15:35

Ja, Preußen verschlechterte zur Kriegsfinanzierung seine Münzen. Übrigens auch die Goldmünzen. Als dies der Bövelkerung auffiel und das Greshamsche Gesetz eintrat, wurde auch mit Tricks wie Rückdatierung der Münzen gearbeitet, gerne auch mit geraubten alten sächsischen Münzstempel.
Der Kriegsgegner Österreich z. B. bestritt einen anderen Weg. Zur Kriegsfinanzierung wurde dort erstmals Papiergeld emittiert und das Münzwesen blieb unangetastet.
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von mimach » Mi 09.12.20 19:32

Hallo Chirurg,
Hatte vor einiger Zeit mal was zu den 8 Guten Groschen geschrieben. Die geheime Entwertung von 1759 ist auch behandelt.

viewtopic.php?f=51&t=48033&start=90#p521796

Grüße,
Mimach
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von Chirurg » Do 10.12.20 19:41

Hallo,

vielen Dank für die fundierten Erklärungen.
Das Gresham'sche Gesetz muss ich mir merken.

Grüße,

Chirurg

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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von mimach » Do 10.12.20 21:39

Chirurg hat geschrieben:
Do 10.12.20 19:41
Gresham'sche Gesetz
Mit der Münzreform Graumanns wurde 1750 nicht nur der 14-Talerfuß im Königreich Preußen eingeführt, sondern auch die Münzbuchstaben A,B,C,D,E,F,G. Wovon hier Achtgröscher aus Berlin (A) und Magdeburg (F) gezeigt werden.
Die Achtgröscher oder auch Dritteltaler hatten nach dem Graumannschen Münzfuß nach ein Raugewicht von 8,661g und ein Feingewicht von 5,413g in Silber (Feingehalt 625/1000).
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von Andechser » Fr 11.12.20 05:59

Hallo mimach,
nach der Münzreform Graumanns hat sehr wohl das Greshamsche Gesetz gegriffen. Dieses besagt nämlich, dass schlechtes Geld das gute Geld aus dem Umlauf verdrängt. Das liegt daran, dass die als gut erkannten Münzen, also die, die mehr Edelmetall bei gleichem Nominalwert enthalten, eher gespart und damit dem Umlauf entzogen werden, während die Münzen mit geringerem Edelmetallgehalt schnell wieder ausgegeben werden.

Beste Grüße
Andechser

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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von mimach » Fr 11.12.20 06:12

Hallo Andechser,
Hast du eine Quelle dazu?
In meinen Büchern wird die Verschlechterung als eine geheim eingeführte Aktion beschrieben. Über Dezember 1958 noch für 1859 durch Friedrich veranlasst. Die Ephrahemiten wurden da nicht offiziell durch ein Gesetz bestätigt.
Nach dem Krieg, 1864 wurde da der Graumansche Münzfuß wieder eingeführt.
Zuletzt geändert von mimach am Fr 11.12.20 07:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von Andechser » Fr 11.12.20 06:56

Das Greshamsche Gesetz ist kein Gesetz, welches erlassen wurde, sondern ein Gesetz des Marktes, welches von Herrn Gresham entdeckt und formuliert wurde. Das wird bei Wikipedia ganz gut erläutert: https://de.wikipedia.org/wiki/Greshamsches_Gesetz

Beste Grüße
Andechser
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Re: Noch so eine Frage

Beitrag von mimach » Fr 11.12.20 07:05

Hallo Andechser,
danke für die Klarstellung. Da wundert man sich, warum weiter oben von Gresham und nicht von Graumann gesprochen wird.
Das es sich um ein makroökonomisches Prinzip aus der Renaissance handelt war mir nicht klar.
Vielen Dank!
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