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Zwerg
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Beitrag
von Zwerg » Fr 11.02.22 10:26
Anbei eine Pressemitteilung zum Tod von Wolfram Weiser.
Wir haben beide das Studium gleichzeitig abgeschlossen - da kommt man so ans Denken.
Grüß
Klaus
Prof. Dr. Wolfram Weiser 1954 – 2022
Wolfram Weiser ist tot. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit am 6. Februar im Alter von nur 67 Jahren in der Kölner Uniklinik.
Nach dem Abitur am Krefelder Arndt-Gymnasium leistete er seinen Wehrdienst und verließ die Bundeswehr als Leutnant der Reserve. Anschließend studierte er Geschichte, Wirtschaftswissenschaften, Latein und Griechisch in Köln. Sein Schwerpunkt waren immer die antiken Münzen, für die er sich seit Schülerzeiten begeistert hatte. Bei Prof. Dr. Reinhold Merkelbach promovierte er mit einer Dissertation über die bithynischen kaiserzeitlichen Bronzemünzen aus Nikaia. 1997 wurde er von der philosophischen Fakultät der Universität zu Köln zum Honorarprofessor für Alte Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Numismatik ernannt, 1999 wurde er mit dem Ehrenpreis der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte ausgezeichnet.
Da er aus seiner universitären Laufbahn keine Einkünfte bezog, war er freischaffend tätig, textete auch Auktionskataloge und Sammlungen verschiedener Auftraggeber. Gern beriet er auch Sammler und andere Münzfreunde. Sein Herz aber schlug für die Wissenschaft, ständig veröffentlichte er in verschiedensten wissenschaftlichen Zeitschriften, Festschriften und anderen Fachpublikationen Aufsätze, die ein immer weiteres Forschungsgebiet umfassten: Zu den kleinasiatischen Münzen der Antike kamen bald byzantinische Siegel, aber auch spätere Medaillen und andere Prägungen aus vielen Gebieten der europäischen und asiatischen Numismatik. Viele seiner publizierten Erkenntnisse wurden weitgehend übernommen, teilweise auch ohne Hinweis auf den Urheber.
Wolfram Weiser war engagierter Uni-Dozent. Er nahm jedes Semester seinen unvergüteten Lehrauftrag gern an und freute sich eigentlich darauf, auch ein hundertstes Lehrsemester zu schaffen, was ihm aber nicht mehr vergönnt war. Zwei Bücher warten noch in seinem Nachlass auf die Herausgabe.
Als begeisterter Familienvater, Gärtner und Chorsänger hatte er auch privat Ausgleich von Forschung und Wissenschaft. Sein tiefgründiger Witz und seine geistreiche Art führten noch in seinen letzten Tagen in der Uniklinik zu der Bemerkung, dass er in seiner Verbundenheit zur Universität zu Köln nur von der philosophischen Fakultät zur medizinischen Fakultät gewechselt hätte…
Text: DMW
Zuletzt geändert von
Zwerg am Fr 11.02.22 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag
von Altamura2 » Fr 11.02.22 11:35
Das ist eine traurige Nachricht
. Weiser hat ja wirklich ein breites Spektrum der Numismatik abgedeckt, ich hab' da doch einiges von ihm auf der Festplatte.
Gruß
Altamura
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Beitrag
von Numis-Student » Fr 11.02.22 12:29
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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von Numis-Student » Fr 11.02.22 20:18
Da fehlen mir die Worte !
Natürlich liest man den Namen Wolfram Weiser immer wieder einmal, aber ich kannte ihn nicht persönlich und ich glaube auch, dass ich bisher noch keine tiefere Auseinandersetzung mit Weisers Arbeiten hatte. In diesem Sinne fällt es mir schwer, persönliche Worte zu finden.
Dennoch mein tief empfundenes Beileid an seine Familie, seine Freunde und den Kreis seiner Bekannten und Weggefährten.
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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Beitrag
von Arminius » Mo 16.10.23 23:41
Ein für diese Welt zu gutmütiger Gelehrter ist von uns gegangen.
Im akademischen Umfeld waren die lukrativen Pöstchen besetzt. So mußte er sich anderweitig "durchschlagen" - und leider oft unter Wert verkaufen.
Ich habe seine Erfahrung geschätzt und einige "Schätzchen" durch ihn erlangt.
Manchmal ging die Phantasie mit ihm etwas durch und er spekulierte am Rande des Nachweisbaren. Aber die leidenschaftliche Welt der Sammler braucht mehr als nüchterne Tatsachen.
Ich bin ihm für diese Inspirationen dankbar!
WS
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