Mythologisch interessante Münzen
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Re: Mythologisch interessante Münzen
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Das ist aber schön, dass ich eine persönliche Widmung bekomme

Gruß
Altamura
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Es wäre ja schon schön, wenn Du bei mir Deine Grinsemännchen weglassen würdest!
Jochen
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Wo sind wir denn hier nun gelandet ...
... schwer vorstellbar, dass es sich um erwachsene Menschen handeln soll, die hier schreiben.
Andreas

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"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Menestheus und die Dioskuren
Die folgende Münze gibt mir den Anlaß, etwas über die Memmii und Menestheus zu schreiben.
Die Münze:
Römische Republik, L. Memmius, gens Memmia
AR - Denar, 3.8g, 22mm
Rom, 109-108 v. Chr.
Av.: Männlicher Kopf (Apollo?), mit Eichenkranz, n. r., unter dem Kinn Wertzeichen
Rv.: Die Dioskuren frontal stehend, jeder hält einen Speer und hält sein Pferd am Zaum
im Abschnitt L MEMMI
Ref.: Crawford 304/1; Sydenham 558; RBW 1145; Memmia 1 Die gens Memmia:
Die Memmii waren eine plebejische Familie, die zuerst 172 v. Chr. mit Gaius Memmus Gallus als Praetor geschichtlich bekannt wurde. Bis in die Zeit des Augustus stellte sie zahlreiche Volkstribunen. Daß auf Münzen des Gaius Memmius 56 v. Chr. der sabinische Gott Quirinus dargestellt ist, spricht für eine sabinische Her-kunft der Familie.
Lucius Memmius, der unsere Münze schlagen ließ, war triumvir monetalis ca. 109 v. Chr. Er war der Bruder des Gaius Memmius, des Volkstribuns von 111 v. Chr. Cicero beschreibt ihn als mittelmäßigen, aber agressiven Redner. Er unterstützte Marcus Livius Drusus, der wichtige Reformen anstieß, aber scheiterte, und seine Tochter heiratete Gaius Scribonius Curio, den Consul von 76 v. Chr.
Die gens Memmia behauptete ihre Abstammung von Mnestheus, einem Trojaner, der zusammen mit Aeneas nach Italien gekommen war. Dieser war ein Gefährte des Aeneas aus dem Geschlecht des Assarakos, des Königs von Dardanos in der Troas, und vertrat ihn oft. Im Schiffswettkampf bei Sizilien bei den Todesfeiern zu Ehren des Anchises war er der Steuermann des Schiffes Pristis ("Walfisch"), wo er zwar zusammen mit Hippokoon und Akestis von Eurytion besiegt worden ist, aber doch den zweiten Preis errang und dafür den Panzer des Demoleon erhielt. Vergil nennt ihn "mox Italus (= bald ein Italer), das Geschlecht von dem der Name der Memmii stammt". Dies geht zurück auf die etymologische Anknüpfung dieser gens an memor, woher der troische Held Mnestheus seinen Namen haben soll. Diese späte Abstammungslegende, die erst aus der Aeneis von Vergil (70 v. Chr. - 19 n. Chr.) bekannt ist und eigentlich keine Grundlage hat, deutet darauf hin, daß diese gens am Ende der Republik ein beachtenswerter Teil des römischen Adels geworden war.
Die Abbildung der beiden Dioskuren auf dem Revers dieser Münze spricht aber dafür, daß zur Zeit ihrer Prägung die Abstammungslegende sich noch auf Menestheus bezog, den mythischen König von Athen, der mit Hilfe der Dioskuren Theseus aus Athen verjagte.
Mythologie:
Menestheus war der Sohn des Peteos und über dessen Vater Orneus ein Urenkel des Erechtheus, des mythischen Königs von Attika. Peteos wurde von König Aigeus aus Attika vertrieben und flüchtete nach Phokis, wo er die Stadt Stiris gründete. Aigeus bekam keine Kinder und nahm als seinen Sohn und Nachfolger Theseus an.
Als Theseus 50 Jahre alt war, ging er zusammen mit dem Lapithenkönig Peirithoos nach Sparta und entführte die zwölfjährige Helena. Attischer Rotfiguriger Stamnos mit der Entführung der Helena. Theseus führt Helena zum Wagen des Peirithoos; ganz rechts Phoibe, die Schwester der Helena Zugeschrieben dem Polygnotos-Maler, ca. 430-420 v. Chr. Heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen (NAMA). (Wikipedia)
Helena, die Tochter der Leda und Schwester der Dioskuren, galt als schönstes weibliches Wesen der Antike. Als Theseus und Peirithoos um Helena losten, gewann Theseus. Da sie aber noch nicht heiratsfähig war, gab er sie in die Obhut seiner Mutter Aithra nach Aphidnai in Attika. Als Entschädigung verlangte Peirithoos daraufhin Persephone zur Frau, die Gemahlin des Hades.
Als Theseus und Peirithoos in die Unterwelt gingen, um Persephone zu entführen, stellten die Dioskuren ein Heer auf, marschierten gegen Athen und forderten die Herausgabe ihrer Schwester. Da die Athener den Aufenthaltsort nicht kannten, verwüsteten die Zwillinge das Land. Schließlich verriet nach einer Version des Plutarch Akademos das Versteck, um weiteren Schaden abzuwenden. Nach einer Version des Herodot haben die Dioskuren den Aufenthaltsort der Helena von den Dekeleiern erfahren, die deshalb von den Spartanern besonders geehrt wurden. Die Brüder eroberten Aphidnai im Sturm, verwüsteten es, befreiten Helena und nahmen ihrerseits Aithra gefangen. Danach brachten sie Menestheus, den Sohn des Peteos, aus dem Exil zurück und machten ihn zum Herrscher Athens. "Castor und Pollux befreien Helena", 1817, Ölgemälde von Jean Bruno Gassies (1786-1832), Privatsammlung. Bild von Sotheby's 2015
Es wird erzählt, daß Helena von Theseus schwanger gewesen sei und entweder schon in Aphidnai oder später in Argos Iphigenie, die eigentlich als Tochter von Agamemnon und Klytämnestra gilt, geboren haben soll. Helena soll Iphigenie an Klytämnestra weitergegeben haben, da diese bereits verheiratet war.
Inzwischen hatte Menestheus mit Hilfe der Dioskuren die Athener gegen Theseus aufgewiegelt. Als Theseus aus der Unterwelt wieder nach Athen zurückkam, wurde er von Menestheus vertrieben und begab sich zur Insel Skyros. Entweder forderte er von König Lykomedes dessen Thron oder Unterstützung gegen Menestheus – dies war jedenfalls für Lykomedes Grund genug, Theseus von einem Felsen in den Tod stürzen zu lassen. Er wurde auf der Insel begraben.
So wurde Menestheus unumschränkter Herrscher von Athen. Als Helena verheiratet werden sollte, war Menestheus einer der zahlreichen Freier. Die Dioskuren wollten ihn an ihre Schwester verheiraten, aber sie wurde an Menelaos, den reichsten der Griechen, gegeben.
Als es nach dem Raub der Helena durch Paris zum Trojanischen Krieg gekommen war, beteiligte sich Menestheus als König von Attika mit 50 Schiffen. Zusammen mit Odysseus und dem Herold Talthybios überredete er König Kinyras von Kypros auch am Krieg teilzunehmen. Homer erzählt, daß niemand ihm an Kriegserfahrenheit gleich gewesen sei. In der Kunst, Gespanne und Krieger zur Schlacht zu ordnen, konnte nur Nestor es mit ihm aufnehmen. Philostratos nennt ihn τακτικωτατος, den größten Taktiker. Vor Troja kämpfte er gegen Sarpedon und Glaukos und bei Pausanias war er einer der 40 Krieger im Hölzernen Pferd. Er habe auch im Heiligtum der Artemis Brauronia auf der Akropolis von Athen eine Bronze gesehen, die Menestheus beim Heraussteigen aus dem Pferd zeigte. Insgesamt spielten die Athener aber vor Troia trotz ihrer 50 Schiffe keine große Rolle.
Vom Ende des Menestheus gibt es mehrere Versionen. Nach einigen sei er vor Troja gefallen. Nach anderen kehrte er nach dem Ende des Krieges mit Aithra, der Mutter des Theseus, und ihrer Tochter Klymena als König nach Athen zurück, wo er den freigesprochenen Orestes unterstützte (Dictys). Strabo erzählt, daß er auf der Rückreise von Troja Alais in der Aiolis gegründet habe, und Apollodor berichtet, daß er nach dem ge-wonnenen Krieg nach Mimas gesegelt und zur Kykladeninsel Melos gelangt sei, wo er König wurde, da deren König Polyanax gerade gestorben war.
Strabo berichtet von einem λιμην Μενεσθεως, einer Bucht in der Nähe von Gades an der Küste von Baetika in Südspanien und von einem μαντειον Μενεσθεως, einer Orakelstätte. Philostratos erzählt, daß die Gaditaner dem Menestheus opferten.
Jedenfalls besteht Einigkeit darüber, daß nach seinem Tod Demophon und Akamas, die Söhne des Theseus, die zusammen mit Elenophor, dem König von Euboia nach Troja gezogen waren, die Herrschaft ihres Vaters wiedererlangten und sie über 3 Generationen für die Nachkommen des Theseus sicherten.
Anmerkung:
Dictys Cretensis: Ephehemeridos bello Troiani libri. Ein angeblicher Augenzeugenbericht eines Kreters, der auf Seiten der Griechen am Trojanischen Krieg teilgenommen hatte. Er begleitete seinen König Idomeneos von Knossos nach Troja. Sein Manuskript wurde angeblich 60 n.Chr. entdeckt und auf Befehl von Kaiser Nero vom Phönizischen ins Lateinische übersetzt. Als Gegenentwurf zu Dares Phrygius spielte dieses Werk bis in die Neuzeit eine wichtige Rolle bei der Rezeption des Troja-Stoffes.
Quellen:
(1) Homer, Ilias
(2) Apollodor, Bibliotheke
(3) Hesiod, Theogonie
(4) Hyginus, Fabulae
(3) Cicero, Brutus
(4) Plutarch, Theseus
(5) Vergil, Aeneis
(6) Pausanias, Reisen durch Griechenland
(7) Strabo, Geographika
(8) Philostratos, Vita Apolloni
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, Leipzig 1770
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie
(3) Der Kleine Pauly
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(5) Wilhelm Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch
(6) Der kleine Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Die folgende Münze gibt mir den Anlaß, etwas über die Memmii und Menestheus zu schreiben.
Die Münze:
Römische Republik, L. Memmius, gens Memmia
AR - Denar, 3.8g, 22mm
Rom, 109-108 v. Chr.
Av.: Männlicher Kopf (Apollo?), mit Eichenkranz, n. r., unter dem Kinn Wertzeichen
Rv.: Die Dioskuren frontal stehend, jeder hält einen Speer und hält sein Pferd am Zaum
im Abschnitt L MEMMI
Ref.: Crawford 304/1; Sydenham 558; RBW 1145; Memmia 1 Die gens Memmia:
Die Memmii waren eine plebejische Familie, die zuerst 172 v. Chr. mit Gaius Memmus Gallus als Praetor geschichtlich bekannt wurde. Bis in die Zeit des Augustus stellte sie zahlreiche Volkstribunen. Daß auf Münzen des Gaius Memmius 56 v. Chr. der sabinische Gott Quirinus dargestellt ist, spricht für eine sabinische Her-kunft der Familie.
Lucius Memmius, der unsere Münze schlagen ließ, war triumvir monetalis ca. 109 v. Chr. Er war der Bruder des Gaius Memmius, des Volkstribuns von 111 v. Chr. Cicero beschreibt ihn als mittelmäßigen, aber agressiven Redner. Er unterstützte Marcus Livius Drusus, der wichtige Reformen anstieß, aber scheiterte, und seine Tochter heiratete Gaius Scribonius Curio, den Consul von 76 v. Chr.
Die gens Memmia behauptete ihre Abstammung von Mnestheus, einem Trojaner, der zusammen mit Aeneas nach Italien gekommen war. Dieser war ein Gefährte des Aeneas aus dem Geschlecht des Assarakos, des Königs von Dardanos in der Troas, und vertrat ihn oft. Im Schiffswettkampf bei Sizilien bei den Todesfeiern zu Ehren des Anchises war er der Steuermann des Schiffes Pristis ("Walfisch"), wo er zwar zusammen mit Hippokoon und Akestis von Eurytion besiegt worden ist, aber doch den zweiten Preis errang und dafür den Panzer des Demoleon erhielt. Vergil nennt ihn "mox Italus (= bald ein Italer), das Geschlecht von dem der Name der Memmii stammt". Dies geht zurück auf die etymologische Anknüpfung dieser gens an memor, woher der troische Held Mnestheus seinen Namen haben soll. Diese späte Abstammungslegende, die erst aus der Aeneis von Vergil (70 v. Chr. - 19 n. Chr.) bekannt ist und eigentlich keine Grundlage hat, deutet darauf hin, daß diese gens am Ende der Republik ein beachtenswerter Teil des römischen Adels geworden war.
Die Abbildung der beiden Dioskuren auf dem Revers dieser Münze spricht aber dafür, daß zur Zeit ihrer Prägung die Abstammungslegende sich noch auf Menestheus bezog, den mythischen König von Athen, der mit Hilfe der Dioskuren Theseus aus Athen verjagte.
Mythologie:
Menestheus war der Sohn des Peteos und über dessen Vater Orneus ein Urenkel des Erechtheus, des mythischen Königs von Attika. Peteos wurde von König Aigeus aus Attika vertrieben und flüchtete nach Phokis, wo er die Stadt Stiris gründete. Aigeus bekam keine Kinder und nahm als seinen Sohn und Nachfolger Theseus an.
Als Theseus 50 Jahre alt war, ging er zusammen mit dem Lapithenkönig Peirithoos nach Sparta und entführte die zwölfjährige Helena. Attischer Rotfiguriger Stamnos mit der Entführung der Helena. Theseus führt Helena zum Wagen des Peirithoos; ganz rechts Phoibe, die Schwester der Helena Zugeschrieben dem Polygnotos-Maler, ca. 430-420 v. Chr. Heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen (NAMA). (Wikipedia)
Helena, die Tochter der Leda und Schwester der Dioskuren, galt als schönstes weibliches Wesen der Antike. Als Theseus und Peirithoos um Helena losten, gewann Theseus. Da sie aber noch nicht heiratsfähig war, gab er sie in die Obhut seiner Mutter Aithra nach Aphidnai in Attika. Als Entschädigung verlangte Peirithoos daraufhin Persephone zur Frau, die Gemahlin des Hades.
Als Theseus und Peirithoos in die Unterwelt gingen, um Persephone zu entführen, stellten die Dioskuren ein Heer auf, marschierten gegen Athen und forderten die Herausgabe ihrer Schwester. Da die Athener den Aufenthaltsort nicht kannten, verwüsteten die Zwillinge das Land. Schließlich verriet nach einer Version des Plutarch Akademos das Versteck, um weiteren Schaden abzuwenden. Nach einer Version des Herodot haben die Dioskuren den Aufenthaltsort der Helena von den Dekeleiern erfahren, die deshalb von den Spartanern besonders geehrt wurden. Die Brüder eroberten Aphidnai im Sturm, verwüsteten es, befreiten Helena und nahmen ihrerseits Aithra gefangen. Danach brachten sie Menestheus, den Sohn des Peteos, aus dem Exil zurück und machten ihn zum Herrscher Athens. "Castor und Pollux befreien Helena", 1817, Ölgemälde von Jean Bruno Gassies (1786-1832), Privatsammlung. Bild von Sotheby's 2015
Es wird erzählt, daß Helena von Theseus schwanger gewesen sei und entweder schon in Aphidnai oder später in Argos Iphigenie, die eigentlich als Tochter von Agamemnon und Klytämnestra gilt, geboren haben soll. Helena soll Iphigenie an Klytämnestra weitergegeben haben, da diese bereits verheiratet war.
Inzwischen hatte Menestheus mit Hilfe der Dioskuren die Athener gegen Theseus aufgewiegelt. Als Theseus aus der Unterwelt wieder nach Athen zurückkam, wurde er von Menestheus vertrieben und begab sich zur Insel Skyros. Entweder forderte er von König Lykomedes dessen Thron oder Unterstützung gegen Menestheus – dies war jedenfalls für Lykomedes Grund genug, Theseus von einem Felsen in den Tod stürzen zu lassen. Er wurde auf der Insel begraben.
So wurde Menestheus unumschränkter Herrscher von Athen. Als Helena verheiratet werden sollte, war Menestheus einer der zahlreichen Freier. Die Dioskuren wollten ihn an ihre Schwester verheiraten, aber sie wurde an Menelaos, den reichsten der Griechen, gegeben.
Als es nach dem Raub der Helena durch Paris zum Trojanischen Krieg gekommen war, beteiligte sich Menestheus als König von Attika mit 50 Schiffen. Zusammen mit Odysseus und dem Herold Talthybios überredete er König Kinyras von Kypros auch am Krieg teilzunehmen. Homer erzählt, daß niemand ihm an Kriegserfahrenheit gleich gewesen sei. In der Kunst, Gespanne und Krieger zur Schlacht zu ordnen, konnte nur Nestor es mit ihm aufnehmen. Philostratos nennt ihn τακτικωτατος, den größten Taktiker. Vor Troja kämpfte er gegen Sarpedon und Glaukos und bei Pausanias war er einer der 40 Krieger im Hölzernen Pferd. Er habe auch im Heiligtum der Artemis Brauronia auf der Akropolis von Athen eine Bronze gesehen, die Menestheus beim Heraussteigen aus dem Pferd zeigte. Insgesamt spielten die Athener aber vor Troia trotz ihrer 50 Schiffe keine große Rolle.
Vom Ende des Menestheus gibt es mehrere Versionen. Nach einigen sei er vor Troja gefallen. Nach anderen kehrte er nach dem Ende des Krieges mit Aithra, der Mutter des Theseus, und ihrer Tochter Klymena als König nach Athen zurück, wo er den freigesprochenen Orestes unterstützte (Dictys). Strabo erzählt, daß er auf der Rückreise von Troja Alais in der Aiolis gegründet habe, und Apollodor berichtet, daß er nach dem ge-wonnenen Krieg nach Mimas gesegelt und zur Kykladeninsel Melos gelangt sei, wo er König wurde, da deren König Polyanax gerade gestorben war.
Strabo berichtet von einem λιμην Μενεσθεως, einer Bucht in der Nähe von Gades an der Küste von Baetika in Südspanien und von einem μαντειον Μενεσθεως, einer Orakelstätte. Philostratos erzählt, daß die Gaditaner dem Menestheus opferten.
Jedenfalls besteht Einigkeit darüber, daß nach seinem Tod Demophon und Akamas, die Söhne des Theseus, die zusammen mit Elenophor, dem König von Euboia nach Troja gezogen waren, die Herrschaft ihres Vaters wiedererlangten und sie über 3 Generationen für die Nachkommen des Theseus sicherten.
Anmerkung:
Dictys Cretensis: Ephehemeridos bello Troiani libri. Ein angeblicher Augenzeugenbericht eines Kreters, der auf Seiten der Griechen am Trojanischen Krieg teilgenommen hatte. Er begleitete seinen König Idomeneos von Knossos nach Troja. Sein Manuskript wurde angeblich 60 n.Chr. entdeckt und auf Befehl von Kaiser Nero vom Phönizischen ins Lateinische übersetzt. Als Gegenentwurf zu Dares Phrygius spielte dieses Werk bis in die Neuzeit eine wichtige Rolle bei der Rezeption des Troja-Stoffes.
Quellen:
(1) Homer, Ilias
(2) Apollodor, Bibliotheke
(3) Hesiod, Theogonie
(4) Hyginus, Fabulae
(3) Cicero, Brutus
(4) Plutarch, Theseus
(5) Vergil, Aeneis
(6) Pausanias, Reisen durch Griechenland
(7) Strabo, Geographika
(8) Philostratos, Vita Apolloni
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, Leipzig 1770
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie
(3) Der Kleine Pauly
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(5) Wilhelm Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch
(6) Der kleine Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Die Quellnymphe Iuturna
Die Münze:
Römische Republik, Aulus Albinus Sp. f, gens Postumia
AR - Denar, 3.61g, 18.13mm, 180°
Rom, Hilfsmünzwerkstatt 96 v. Chr.
Av.: Belorbeerter Kopf des Apollo n. r., davor X (Wertzeichen), dahinter Stern
darunter ROMA
Rv.: Die Dioskuren, nackt, Chlamys über den Schultern, mit Pileus, mit Speeren n. l. stehend,
neben ihren Pferden, die aus dem Iuturna-Brunnen trinken, im oberen li. Feld Mondsichel
im Abschnitt A ALBINVS SF
Ref.: Crawford 335/10a; Sydenham 612; Albert 1157; BMCRR 518; FFC 1055; Postumia 5 Anmerkung:
Der Münzmeister Aulus Albinus Sp. f. war wahrscheinlich der Sohn des Spurius Postumius Albinus Magnus, des römischen Konsuls von 148 v.Chr.
Die Schlacht am Regillus-See
Diese Münze bezieht sich auf die Schlacht am Regillus-See der römischen Frühgeschichte. Der lacus Regillus lag im Gebiet von Tusculum. Vermutlich handelt es sich bei ihm um einen im 19. Jh. trockengelegten Kratersee, den heutigen "Pantano Secco" bei Frascati.
Dort fand zu Beginn des 5. Jh. v. Chr. (genannt wird 496) die Entscheidungsschlacht im ersten Latinerkrieg statt, wobei die Überlieferung stark legendenhaft ist. Die Latiner hatten sich zu einem Bund zusammengefunden und zogen gegen die junge Römische Republik. Dabei wurde die latinische Kavallerie vom ehemaligen römischen König Tarquinius Superbus angeführt, der kurz zuvor von Brutus aus Rom verjagt worden war. Die Römer wurden von dem Diktator Aulus Postumius P. f. Albus († nach 493 v. Chr.) angeführt, der danach den Ehrennamen (Agnomen) Regillensis bekam. Es wird erzählt, daß, als die Römer die Schlacht zu verlieren drohten, Aulus Postumius Albus den von den Latinern verehrten Dioskuren, den Schutzgöttern der latinischen Kavallerie, das Versprechen (exoratio) gegeben habe, ihnen einen eigenen Tempel zu errichten. Dadurch sei es ihm gelungen, sie auf die römische Seite zu ziehen. Dann habe Albus durch ein kluges Manöver seine Kavallerie absteigen lassen, gegen die feindliche Infanterie geworfen, und dadurch die eigene entmutigte Infanterie aufgerichtet. Dieses Manöver habe mit Hilfe der Dioskuren die Schlacht entschieden und die Standarten konnten zurückgewonnen werden.
Von einem Eingreifen der Dioskuren weiß Livius nicht, dies ist erst der dichterischen Phantasie Ovids zu verdanken. Er erzählt auch, daß noch am Abend der Schlacht die Dioskuren am Iuturna-Brunnen auf dem Forum in Rom erschienen seien und dort ihre Pferde getränkt und den Römern ihren Sieg verkündigt hätten (So auch Dion. Hal.)
Der versprochene Tempel wurde 484 v. Chr. eingeweiht. Allerdings war es den Römern nicht gelungen, die Latiner völlig zu unterwerfen. Der Friedensvertrag (foedus Cassianum), der ausgehandelt wurde, war ein gleichberechtigter Verteidigungsbund zwischen Rom und den Latinern.
Iuturna:
Bereits bei der Schilderung der Schlacht am Regillus-See mischen sich Historie und Mythologie. Iuturna wurde schon in archaischer Zeit als Quellnymphe verehrt. Ursprünglich war sie die Nymphe einer Quelle am Numicius in der Nähe von Lavinium, ist dann aber nach Rom übertragen worden (durch evocatio?).
Die Dichter der augusteischen Zeit haben die Göttin auf verschiedene Weise in das von ihnen entworfene Bild italischer Götter- und Heldensage einzufügen gesucht.
(1) Vergil berichtet in seiner Aeneis, sie sei die Tochter des Daunus und die Schwester des Turnus, des Königs der Rutuler, gewesen. Dabei hat wohl die Namensähnlichkeit den Anhalt gegeben. Mit Turnus, der ein im Styx gehärtetes Schwert besaß, mußte sich Aeneas im Zweikampf messen, bevor sich die geflohenen Trojaner endgültig in Latium niederlassen konnten. Iuturna habe dabei wiederholt die Gestalt eines Wagenlenkers angenommen, um ihrem Bruder zu helfen.
(2) Eine andere Version, von der wir nur durch Arnobius Kunde haben, machte sie zur Tochter des Wassergottes Volturnus, zur Gemahlin des Ianus und Mutter des Fontus, des Gottes der Quellen. Einen tieferen mythologischen Gehalt darf man in diesen willkürlichen Kombinationen nicht suchen; Natur und Wesenheit der Göttin sind von Varro in seinen antiqitates rerum divinarum richtig bezeichnet worden mit den Worten: "Iuturna inter proprios deos nymphasque ponitur (Iuturna wurde bei den typischen Göttern und Nymphen eingeordnet)" (Wissowa)
Bei Vergil wird die Liebe des Iuppiter zu Iuturna angedeutet, von Ovid in den Fasten ausgemalt. Ovid berichtet, daß sich Iuppiter in sie verliebt habe. Dafür, daß sie sich ihm hingegeben habe, schenkte Juppiter ihr die Unsterblichkeit und machte sie zur Göttin über alle Quellen und Flüsse in Latium. Im Allgemeinen war eine lokale Wassernymphe nur für eine einzige Wasserquelle zuständig, aber Iuturnas viel größere Macht spiegelt ihre Bedeutung in Latium wider. Ovid hat die Sage von Iuppiters Liebe zu Iuturna weiter ausgesponnen, indem er erzählt, wie die spröde Nymphe vor den Bewerbungen des Gottes in ihr feuchtes Element flieht, bis Iuppiter alle übrigen Nymphen Latiums bittet, ihm zu helfen und die Flüchtige aufzuhalten. Ovid erzählt auch, daß Larunda, eine andere Nymphe, das Geheimnis ihrer Liebschaft verraten habe und dafür von
Juppiter mit Stummheit bestraft worden sei.
Sie war die einzige Liebschaft des Juppiter, der Juno nicht böse gewesen ist. So sandte sie Iuturna ihrem Bruder Turnus zu Hilfe, um ihn vor dem drohenden Tode zu bewahren. Beim Wagenrennen warf Iuturna den Metiscus vom Wagen und nahm dessen Gestalt an. Obwohl Turnus seine Schwester erkannte, sprang er doch vom Wagen, um mit Aeneas zu kämpfen, und wurde von ihm getötet. Iuturna zog sich trauernd in ihr Wasser zurück (Vergil).
.
Ihr Name soll von iuvo (= ich helfe), kommen, weil ihr Wasser heilkräftig gewesen war und zum Opfern gebraucht wurde (Varro, de ling. Lat.)
Der Kult:
Einen öffentlichen Kult scheint die Göttin jedoch erst am Ausgang des ersten punischen Krieges 241 v. Chr. erhalten zu haben, als Gaius Lutatius Catulus ihr einen Tempel gelobte und im Marsfelde in der Nähe der Saepta, dort wo später der Eckpunkt der Aqua Virgo war, erbaute (Serv. Aen.; Ovid. fast). Wohl nach einer Erneuerung dieses Tempels unter Augustus 2 v. Chr. wurden die Iuturnalia als Stiftungsfest des Tempels am 11. Januar gefeiert. wo ihr Opfer gebracht wurden und sie von den fontani geehrt wurde, den Männern, die zuständig waren für die Brunnen und Aquädukte Roms. Dieser Tag wurde von allen Handwerkern festlich begangen, die zur Ausübung ihres Berufes Quellwasser benötigten (Serv. Aen.).
Ein weiteres Fest, auf dem Iuturna verehrt wurde, waren die Volcanalia. Am 23. August, dem Tag der Volcanalia, fand in Rom ein feierliches Opfer bei allen Gottheiten statt, deren Schutz man gegen Feuersgefahr anflehte, was in Rom, das oft durch Brände heimgesucht wurde, besonders notwendig war. Hier fanden nach Volcanus, dem Gott des Feuers sofort Iuturna und die Nymphen ihre Stelle.
Die Juturna-Quelle
Links neben dem Tempel des Castor und Pollux befindet sich die Iuturna-Quelle. Frontinus erwähnt in seinem Werk "De Aquis Urbis Romae", daß Rom vor dem Bau des ersten Aquaedukts durch Appius Claudius sein Wasser aus dem Tiber, aus Brunnen und den wenigen Quellen der Stadt schöpfte. Die wichtigste dieser Quellen entsprang direkt am Forum am Fuße des Palatin: Dies war der lacus Iuturnae, die Iuturna-Quelle. Ursprünglich fungierte die Kultstätte als Naturheiligtum ohne Fassung. In der ersten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. wurde sie mit einem Bassin versehen. Die erste architektonische Gestaltung und die Weihung der Statuen der Dioskuren veranlasste wohl Lucius Aemilius Paullus, dem die Dioskuren während ihrer zweiten Epiphanie bei der Quelle seinen Sieg über den Makedonenkönig Perseus in der Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) verkündeten. Vor dem Becken wurde ein großer Raum mit Nischen freigelegt, An der Rückwand ragt die Aedikula der Iuturna auf einem hohen Sockel empor. Eine Inschrift nennt diese Stelle den wahren Ort des Kultes für Iuturna. Der vor der Aedikula aufgestellte Altar fand sich im Inneren. Er zeigt die Darstellung des Turnus und der Iuturna. Es fand sich auch eine Statue des Aesculap, weil man der Quelle heilende Kräfte zuschrieb. Das heutige Aussehen entspricht dem der Zeit des Trajan.
Kunstgeschichte:
Die Ikonographie der Iuturna ist weitgehend unbekannt. Ein spätereres Altarrelief vom Tempel des Castor und Pollux stellt sie möglicherweise dar.
(1) Brunnen der Iuturna (lacus Iuturnae), Aedicula mit der Abbildung des Turnus und der Iuturna. Inschrift: “Marcus Barbatius Pollio, curulischer Aedil, hat dieses Heiligtum der Iuturna erneuert” (Wikipedia)
(2) Das Bild zeigt das Marmorfragment eines Pferdes der Dioskuren, das im Becken der Iuturna-Quelle gefunden wurde. Es stammt aus dem 2.Jh. v. Chr. Zu sehen mit weiteren Teilen im Tempel des Romulus auf dem Forum (Wikipedia)
(3) Die sogenannte Area Sacra (Heiliger Bezirk) di Largo di Torre Argentina liegt auf dem antiken Campus Martius unterhalb des heutigen Straßenniveaus und ist von allen Seiten gut einzusehen. Das Ausgrabungsgebiet umfasst die Reste von vier Tempeln und angrenzenden Profanbauten aus der Zeit der Republik. Bei Rom-Fans war es bekannt als "Katzenforum", weil arme alte Frauen dort aus Barmherzigkeit die wild umherstreunenden Katzen fütterten.
Die Tempel sind von A bis D numeriert. Das Bild zeigt den Tempel A aus dem 3.Jh. v. Chr. Es wird angenommen, daß es sich dabei um den Tempel der Iuturna oder den Tempel der Iunonis Curritis handelt. Ersterer wurde von Quintus Lutatius Catulus nach dem Sieg der Römer über die Falerii im Jahr 241 v. Chr. errichtet, letzterer von Quintus Lutatius Cercone nach dem Sieg seines Verwandten Quintus Lutatius Cercone über die Falerii, ebenfalls im Jahr 241 v. Chr. Die wahrscheinlichste Identifizierung ist aber die erste.
Anmerkung:
Sextus Iulius Frontinus (* um 35; † 103) war ein römischer Senator, Soldat und Schriftsteller. Im Jahr 74/75 wurde er Statthalter der Provinz Britannien, bis er im Jahr 79/80 von Agricola abgelöst wurde. Nach Aufgaben als legatus Augusti pro praetore im späteren Germania inferior und als Proconsul der Provinz Asia wurde er 97 n. Chr. von Kaiser Nerva zum Oberaufseher über die Aquädukte in Rom (curator aquarum) bestellt, eine Aufgabe, die lediglich Personen mit sehr hohem Ansehen anvertraut wurde. Er war dreimal Konsul, das letztemal 100 n. Chr. zusammen mit Kaiser Trajan, was eine hohe Auszeichung darstellte.
Sein bekanntestes Werk ist De aquaeductu urbis Romae in zwei Büchern. Darin beschreibt er die Geschichte, die Nutzung, Unterhaltung und den Zustand der römischen Wasserver- und entsorgung. Diese hält er für eine große zivilisatorische Leistung der Römer. Er erkannte aber auch, daß es den Führungskräften am nötigen Fachwissen mangelte. Deshalb sammelte er systematisch das verstreute Fachwissen für die notwendige Kompetenz zur Führung der Amtsgeschäfte auch seiner Nachfolger.
Ein anderes Werk, die Strategematon libri beschäftigte sich mit der Geschichte der griechischen und römischen Kriegslisten zum Gebrauch für Offiziere und Heerführer
Quellen:
(1) Titus Livius, Ab urbe condita
(2) Dionysios von Halikarnassos, Antiqutates Romanae
(3) Vergil, Aeneis
(4) Ovid, Fasti
(5) Varro, De Lingua Latina
(6) Sextus Iulius Frontinus, De aquaeductus urbis Romae
(7) Servius, Kommentar zur Aeneis
(8) Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia
(9) Plutarch, Aemilius Paulus
(10) Arnobius der Ältere, Adversus gentes
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(3) Mommsen, Römische Gechichte
(4) Der Kleine Pauly
(5) Der kleine Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) Wildwinds
(3) acsearch.info
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Die Münze:
Römische Republik, Aulus Albinus Sp. f, gens Postumia
AR - Denar, 3.61g, 18.13mm, 180°
Rom, Hilfsmünzwerkstatt 96 v. Chr.
Av.: Belorbeerter Kopf des Apollo n. r., davor X (Wertzeichen), dahinter Stern
darunter ROMA
Rv.: Die Dioskuren, nackt, Chlamys über den Schultern, mit Pileus, mit Speeren n. l. stehend,
neben ihren Pferden, die aus dem Iuturna-Brunnen trinken, im oberen li. Feld Mondsichel
im Abschnitt A ALBINVS SF
Ref.: Crawford 335/10a; Sydenham 612; Albert 1157; BMCRR 518; FFC 1055; Postumia 5 Anmerkung:
Der Münzmeister Aulus Albinus Sp. f. war wahrscheinlich der Sohn des Spurius Postumius Albinus Magnus, des römischen Konsuls von 148 v.Chr.
Die Schlacht am Regillus-See
Diese Münze bezieht sich auf die Schlacht am Regillus-See der römischen Frühgeschichte. Der lacus Regillus lag im Gebiet von Tusculum. Vermutlich handelt es sich bei ihm um einen im 19. Jh. trockengelegten Kratersee, den heutigen "Pantano Secco" bei Frascati.
Dort fand zu Beginn des 5. Jh. v. Chr. (genannt wird 496) die Entscheidungsschlacht im ersten Latinerkrieg statt, wobei die Überlieferung stark legendenhaft ist. Die Latiner hatten sich zu einem Bund zusammengefunden und zogen gegen die junge Römische Republik. Dabei wurde die latinische Kavallerie vom ehemaligen römischen König Tarquinius Superbus angeführt, der kurz zuvor von Brutus aus Rom verjagt worden war. Die Römer wurden von dem Diktator Aulus Postumius P. f. Albus († nach 493 v. Chr.) angeführt, der danach den Ehrennamen (Agnomen) Regillensis bekam. Es wird erzählt, daß, als die Römer die Schlacht zu verlieren drohten, Aulus Postumius Albus den von den Latinern verehrten Dioskuren, den Schutzgöttern der latinischen Kavallerie, das Versprechen (exoratio) gegeben habe, ihnen einen eigenen Tempel zu errichten. Dadurch sei es ihm gelungen, sie auf die römische Seite zu ziehen. Dann habe Albus durch ein kluges Manöver seine Kavallerie absteigen lassen, gegen die feindliche Infanterie geworfen, und dadurch die eigene entmutigte Infanterie aufgerichtet. Dieses Manöver habe mit Hilfe der Dioskuren die Schlacht entschieden und die Standarten konnten zurückgewonnen werden.
Von einem Eingreifen der Dioskuren weiß Livius nicht, dies ist erst der dichterischen Phantasie Ovids zu verdanken. Er erzählt auch, daß noch am Abend der Schlacht die Dioskuren am Iuturna-Brunnen auf dem Forum in Rom erschienen seien und dort ihre Pferde getränkt und den Römern ihren Sieg verkündigt hätten (So auch Dion. Hal.)
Der versprochene Tempel wurde 484 v. Chr. eingeweiht. Allerdings war es den Römern nicht gelungen, die Latiner völlig zu unterwerfen. Der Friedensvertrag (foedus Cassianum), der ausgehandelt wurde, war ein gleichberechtigter Verteidigungsbund zwischen Rom und den Latinern.
Iuturna:
Bereits bei der Schilderung der Schlacht am Regillus-See mischen sich Historie und Mythologie. Iuturna wurde schon in archaischer Zeit als Quellnymphe verehrt. Ursprünglich war sie die Nymphe einer Quelle am Numicius in der Nähe von Lavinium, ist dann aber nach Rom übertragen worden (durch evocatio?).
Die Dichter der augusteischen Zeit haben die Göttin auf verschiedene Weise in das von ihnen entworfene Bild italischer Götter- und Heldensage einzufügen gesucht.
(1) Vergil berichtet in seiner Aeneis, sie sei die Tochter des Daunus und die Schwester des Turnus, des Königs der Rutuler, gewesen. Dabei hat wohl die Namensähnlichkeit den Anhalt gegeben. Mit Turnus, der ein im Styx gehärtetes Schwert besaß, mußte sich Aeneas im Zweikampf messen, bevor sich die geflohenen Trojaner endgültig in Latium niederlassen konnten. Iuturna habe dabei wiederholt die Gestalt eines Wagenlenkers angenommen, um ihrem Bruder zu helfen.
(2) Eine andere Version, von der wir nur durch Arnobius Kunde haben, machte sie zur Tochter des Wassergottes Volturnus, zur Gemahlin des Ianus und Mutter des Fontus, des Gottes der Quellen. Einen tieferen mythologischen Gehalt darf man in diesen willkürlichen Kombinationen nicht suchen; Natur und Wesenheit der Göttin sind von Varro in seinen antiqitates rerum divinarum richtig bezeichnet worden mit den Worten: "Iuturna inter proprios deos nymphasque ponitur (Iuturna wurde bei den typischen Göttern und Nymphen eingeordnet)" (Wissowa)
Bei Vergil wird die Liebe des Iuppiter zu Iuturna angedeutet, von Ovid in den Fasten ausgemalt. Ovid berichtet, daß sich Iuppiter in sie verliebt habe. Dafür, daß sie sich ihm hingegeben habe, schenkte Juppiter ihr die Unsterblichkeit und machte sie zur Göttin über alle Quellen und Flüsse in Latium. Im Allgemeinen war eine lokale Wassernymphe nur für eine einzige Wasserquelle zuständig, aber Iuturnas viel größere Macht spiegelt ihre Bedeutung in Latium wider. Ovid hat die Sage von Iuppiters Liebe zu Iuturna weiter ausgesponnen, indem er erzählt, wie die spröde Nymphe vor den Bewerbungen des Gottes in ihr feuchtes Element flieht, bis Iuppiter alle übrigen Nymphen Latiums bittet, ihm zu helfen und die Flüchtige aufzuhalten. Ovid erzählt auch, daß Larunda, eine andere Nymphe, das Geheimnis ihrer Liebschaft verraten habe und dafür von
Juppiter mit Stummheit bestraft worden sei.
Sie war die einzige Liebschaft des Juppiter, der Juno nicht böse gewesen ist. So sandte sie Iuturna ihrem Bruder Turnus zu Hilfe, um ihn vor dem drohenden Tode zu bewahren. Beim Wagenrennen warf Iuturna den Metiscus vom Wagen und nahm dessen Gestalt an. Obwohl Turnus seine Schwester erkannte, sprang er doch vom Wagen, um mit Aeneas zu kämpfen, und wurde von ihm getötet. Iuturna zog sich trauernd in ihr Wasser zurück (Vergil).
.
Ihr Name soll von iuvo (= ich helfe), kommen, weil ihr Wasser heilkräftig gewesen war und zum Opfern gebraucht wurde (Varro, de ling. Lat.)
Der Kult:
Einen öffentlichen Kult scheint die Göttin jedoch erst am Ausgang des ersten punischen Krieges 241 v. Chr. erhalten zu haben, als Gaius Lutatius Catulus ihr einen Tempel gelobte und im Marsfelde in der Nähe der Saepta, dort wo später der Eckpunkt der Aqua Virgo war, erbaute (Serv. Aen.; Ovid. fast). Wohl nach einer Erneuerung dieses Tempels unter Augustus 2 v. Chr. wurden die Iuturnalia als Stiftungsfest des Tempels am 11. Januar gefeiert. wo ihr Opfer gebracht wurden und sie von den fontani geehrt wurde, den Männern, die zuständig waren für die Brunnen und Aquädukte Roms. Dieser Tag wurde von allen Handwerkern festlich begangen, die zur Ausübung ihres Berufes Quellwasser benötigten (Serv. Aen.).
Ein weiteres Fest, auf dem Iuturna verehrt wurde, waren die Volcanalia. Am 23. August, dem Tag der Volcanalia, fand in Rom ein feierliches Opfer bei allen Gottheiten statt, deren Schutz man gegen Feuersgefahr anflehte, was in Rom, das oft durch Brände heimgesucht wurde, besonders notwendig war. Hier fanden nach Volcanus, dem Gott des Feuers sofort Iuturna und die Nymphen ihre Stelle.
Die Juturna-Quelle
Links neben dem Tempel des Castor und Pollux befindet sich die Iuturna-Quelle. Frontinus erwähnt in seinem Werk "De Aquis Urbis Romae", daß Rom vor dem Bau des ersten Aquaedukts durch Appius Claudius sein Wasser aus dem Tiber, aus Brunnen und den wenigen Quellen der Stadt schöpfte. Die wichtigste dieser Quellen entsprang direkt am Forum am Fuße des Palatin: Dies war der lacus Iuturnae, die Iuturna-Quelle. Ursprünglich fungierte die Kultstätte als Naturheiligtum ohne Fassung. In der ersten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. wurde sie mit einem Bassin versehen. Die erste architektonische Gestaltung und die Weihung der Statuen der Dioskuren veranlasste wohl Lucius Aemilius Paullus, dem die Dioskuren während ihrer zweiten Epiphanie bei der Quelle seinen Sieg über den Makedonenkönig Perseus in der Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) verkündeten. Vor dem Becken wurde ein großer Raum mit Nischen freigelegt, An der Rückwand ragt die Aedikula der Iuturna auf einem hohen Sockel empor. Eine Inschrift nennt diese Stelle den wahren Ort des Kultes für Iuturna. Der vor der Aedikula aufgestellte Altar fand sich im Inneren. Er zeigt die Darstellung des Turnus und der Iuturna. Es fand sich auch eine Statue des Aesculap, weil man der Quelle heilende Kräfte zuschrieb. Das heutige Aussehen entspricht dem der Zeit des Trajan.
Kunstgeschichte:
Die Ikonographie der Iuturna ist weitgehend unbekannt. Ein spätereres Altarrelief vom Tempel des Castor und Pollux stellt sie möglicherweise dar.
(1) Brunnen der Iuturna (lacus Iuturnae), Aedicula mit der Abbildung des Turnus und der Iuturna. Inschrift: “Marcus Barbatius Pollio, curulischer Aedil, hat dieses Heiligtum der Iuturna erneuert” (Wikipedia)
(2) Das Bild zeigt das Marmorfragment eines Pferdes der Dioskuren, das im Becken der Iuturna-Quelle gefunden wurde. Es stammt aus dem 2.Jh. v. Chr. Zu sehen mit weiteren Teilen im Tempel des Romulus auf dem Forum (Wikipedia)
(3) Die sogenannte Area Sacra (Heiliger Bezirk) di Largo di Torre Argentina liegt auf dem antiken Campus Martius unterhalb des heutigen Straßenniveaus und ist von allen Seiten gut einzusehen. Das Ausgrabungsgebiet umfasst die Reste von vier Tempeln und angrenzenden Profanbauten aus der Zeit der Republik. Bei Rom-Fans war es bekannt als "Katzenforum", weil arme alte Frauen dort aus Barmherzigkeit die wild umherstreunenden Katzen fütterten.
Die Tempel sind von A bis D numeriert. Das Bild zeigt den Tempel A aus dem 3.Jh. v. Chr. Es wird angenommen, daß es sich dabei um den Tempel der Iuturna oder den Tempel der Iunonis Curritis handelt. Ersterer wurde von Quintus Lutatius Catulus nach dem Sieg der Römer über die Falerii im Jahr 241 v. Chr. errichtet, letzterer von Quintus Lutatius Cercone nach dem Sieg seines Verwandten Quintus Lutatius Cercone über die Falerii, ebenfalls im Jahr 241 v. Chr. Die wahrscheinlichste Identifizierung ist aber die erste.
Anmerkung:
Sextus Iulius Frontinus (* um 35; † 103) war ein römischer Senator, Soldat und Schriftsteller. Im Jahr 74/75 wurde er Statthalter der Provinz Britannien, bis er im Jahr 79/80 von Agricola abgelöst wurde. Nach Aufgaben als legatus Augusti pro praetore im späteren Germania inferior und als Proconsul der Provinz Asia wurde er 97 n. Chr. von Kaiser Nerva zum Oberaufseher über die Aquädukte in Rom (curator aquarum) bestellt, eine Aufgabe, die lediglich Personen mit sehr hohem Ansehen anvertraut wurde. Er war dreimal Konsul, das letztemal 100 n. Chr. zusammen mit Kaiser Trajan, was eine hohe Auszeichung darstellte.
Sein bekanntestes Werk ist De aquaeductu urbis Romae in zwei Büchern. Darin beschreibt er die Geschichte, die Nutzung, Unterhaltung und den Zustand der römischen Wasserver- und entsorgung. Diese hält er für eine große zivilisatorische Leistung der Römer. Er erkannte aber auch, daß es den Führungskräften am nötigen Fachwissen mangelte. Deshalb sammelte er systematisch das verstreute Fachwissen für die notwendige Kompetenz zur Führung der Amtsgeschäfte auch seiner Nachfolger.
Ein anderes Werk, die Strategematon libri beschäftigte sich mit der Geschichte der griechischen und römischen Kriegslisten zum Gebrauch für Offiziere und Heerführer
Quellen:
(1) Titus Livius, Ab urbe condita
(2) Dionysios von Halikarnassos, Antiqutates Romanae
(3) Vergil, Aeneis
(4) Ovid, Fasti
(5) Varro, De Lingua Latina
(6) Sextus Iulius Frontinus, De aquaeductus urbis Romae
(7) Servius, Kommentar zur Aeneis
(8) Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia
(9) Plutarch, Aemilius Paulus
(10) Arnobius der Ältere, Adversus gentes
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(3) Mommsen, Römische Gechichte
(4) Der Kleine Pauly
(5) Der kleine Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) Wildwinds
(3) acsearch.info
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Sa 09.09.23 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Flora
Die Münze:
Römische Republik, C. Servilius C.F., gens Servilia
AR - Denar, 3.99g, 17.71mm, 180°
Rom, 57 v. Chr.
Av.: FLORAL PRIMVS
Kopf der Flora mit Blumenkranz n.r., Halskette mit Anhängern, kreuzförmiger
Ohrring, das Haar in juwelengeschmücktem Knoten, dahinter Lituus
Rv.: Zwei Soldaten, behelmt und in kurzem Militärrock, sich gegenüberstehend, jeder
hält ein Schild über der li. Schulter und in der Rechten ein Kurzschwert aufrecht;
das Schild des re. Soldaten dekoriert mit einem 6-strahligen Stern
im Abschnitt: C.SERVEIL, re. aufwärts C.F.
Ref.: Crawford 423/1; Sydenham 890; Servilia 15; Kestner 3448; BMCRR Rome 3817
selten Anmerkung:
Für die Darstellung auf dieser Münze gibt es 2 verschiedene Interpretationen. Nach RRC 447f. spielt der sonst unbekannte Münzmeister mit diesem Typ wahrscheinlich darauf an, daß er als Floralis primus, d.h. als flamen Floralis für die alte Feier der Floralia zuständig war.
Die Rs. ist eine Anspielung auf den für seine Zweikampfsiege berühmten Vorfahren M. Servilius Pulex Geminus (Konsul 202 v. Chr.). Dann kann nach Hollstein (1993) 256-260 der Lituus auf der Vs. für sein langes Augurenamt stehen, und die Münze eine Anspielung sein auf die Umwandlung der Floralia 173 v. Chr. durch einen anderen Vorfahren in ein jährliches Fest. So würde diese Münze die ganze gens Servilia ehren, was in dieser Zeit, wo die verschiedenen Familien um Einfluß konkurrierten, von Bedeutung sein kann.
Die gens Servilia:
Die Servilii waren eine der ältesten römischen Patrizierfamilien und waren angeblich aus Alba Longa nach Rom übergesiedelt. Seit 495 v.Chr. gehörte die gens Servilia zu den konsularischen Familien. In der frühen Republik gab es die Zweige der Servilii Ahalae und der Servilii Fidenates. Die aus den Cognomen des Ahnherrn Publius Servilius Priscus Structus ableitbaren Zweige der Prisci und Structi sind nicht belegbar. Nach dem Jahr 412 n.Chr. tauchen die Servilier für längere Zeit nicht mehr in den Fasti auf. Seit dem ersten punischen Krieg stellten die Servilier mit dem patrizischen Zweig der Caepiones (die sich von den Ahales ableiteten) und dem ursprünglichen patrizischen, dann wegen des Übertritts zur Plebs, wahrscheinlich um Volkstribunen stellen zu können, plebejischen Zweig der Gemini wieder zahlreiche Magistrate. Darüber hinaus entwickelten sich die Linien der Vatiae – später als Isaurici bekannt, und der plebejischen Rulli.
Etymologie:
Flora stammt ab von lat. flos = Blüte. Ovid leitet den Namen fälschlicherweise von griech. chloros = grün ab, aber dies tut er, weil er Flora mit der griechischen Nymphe Chloris verbindet und dann die Sage von der Werbung des Zephyrus auf sie überträgt.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wird diese Göttin metonymisch zunächst in der Dichtung, dann auch in anderen Texten, für die Pflanzenwelt einer bestimmten Region verwendet. Der Flora steht die Fauna, die Tierwelt, gegenüber. benannt nach der römischen Göttin Fauna. Es heißt heute noch Bakterienflora, weil Bakterien früher zu den pflanzlichen Lebewesen gezählt wurden.
Nach Ovid war Flora eine Nymphe von den glückseligen Gefilden (den Kanarischen Inseln), über deren Eltern nichts bekannt ist. Sie war verantwortlich für das Blühen der Bäume, des Getreides und der Weinstöcke und dann dafür, daß diese nicht nur wohl und glücklich blühten, sondern auch die erwünschten Früchte brachten (Laktanz). Diese Macht hatte sie vom Windgott Zephyrus erhalten. Der hatte sie eines Frühlings auf einer Wiese entdeckt, sich wegen ihrer schönen Gestalt in sie verliebt, mit Gewalt genommen und dann zu seiner Gemahlin gemacht. Ovid erzählt, daß ihr anstatt Worte Rosen aus dem Mund kamen. Durch die Berührung mit einer Blüte soll sie Hera geschwängert haben, so daß sie den Ares zur Welt brachte. Hier verbindet Ovid die römische Flora mit der griechischen Sage der Nymphe Chloris, wobei es sich um eine hellenistishe Erfindung handelt. Er überträgt auf sie die Sage von der Entführung der Oreithyia durch den Nordwind Boreas.
Flora:
Tatsächlich aber war Flora in Mittelitalien seit alter Zeit heimisch. Bei den Oskern hieß sie Fluusa und die Sabiner hatten einen Monat mense Flusare, der nach ihr benannt war. Sie gehört zur ältesten Schicht der römischen Religion und war schon lange vor der Erbauung Roms bekannt.
Nach Varro wurde Flora durch Titus Tatius nach Rom gebracht. Ein altes Heiigtum, wahrscheinlich ein sacellum, lag auf dem Quirinal südlich der porta Sanqualis. Numa Pompilius habe ihr bereits einen Flamen eingesetzt und ihr Fest wurde schon altersher Ende April gefeiert. Das Fehlen eines Festes im Kalender kann daran liegen, daß es am Anfang feriae conceptivae hieß (Cic. Verr.). Tanz und derbe Scherze waren bei allen Festen für Fruchtbarkeitsgötter üblich.
Als sie 66 Jahre nicht stattgefunden hatten, kam es zu einer großen Dürre und in der Not zog man die sibyllinischen Bücher zu Rate. So wurden 241 v. Chr. nach ihrer Vorschrift die Spiele besonders prachtvoll und auf Staatskosten gefeiert. Ab hier datiert man ihre Stiftung. Die Aufsicht führten die plebejischen Ädilen L. und M. Publicius Malleolus, die für die Spiele angeblich das Geld verwendeten, das als Srafe für das Abweiden eines öffentlichen Guts (ager publicus) bezahlt worden war. Die beiden Publicii erbauten auch einen zweiten Tempel am Circus Maximus, Dieser wurde von Augustus erneuert und von Tiberius dediziert (Tacitus Ann.).
Eine euhemeristische Deutung lernen wir von Laktanz kennen. Da ist Flora eine Hure, die ihr großes Vermögen dem römischen Volk vererbt, unter der Bedingung, jedes Jahr an ihrem Geburtstag Spiele zu veranstalten. .
Ab 173 v. Chr. hatten die Floralia einen festen Termin und fanden jährlich statt (Ovid). Später übernahmen die curulischen Ädilen und seit 22 n. Chr. die Prätoren die Leitung der Spiele (Dio Cassius).
Die Floralia:
Die Angaben über den Ablauf der Spiele sind nicht sehr genau, und führen deshalb zu unterschiedlichen Vorstellungen. Die Floralia begannen am 28. April und dauerten bis zum 3. Mai. An diesen Tagen zogen die Römer bunte Kleider an und schmückten sich mit Blumenkränzen. Die Tische wurden mt Rosen bedeckt, und aus den Häusern wurden Rosen auf die Feiernden auf der Straße geworfen. Es wurden szenische Spiele aufgeführt mit Mimen und mit Huren (meretrices), die neckische Streiche ausführten, besondern nachts im Fackelschein. Auf Verlangen des Volkes mußten sie sich ganz entblößen und führten Gladiatorenkämpfe auf (Seneca). Der laszive Charakter des Fests zeugt wohl von griechischem Einfluß (Pauly).
Der letzte Tag fand im Circus Maximus statt. Er begann mit einer Jagd auf Hasen und Ziegen, die als Symbole der Fruchtbarkeit galten. Die Ädile warfen Erbsen und Bohnen auf das Volk, um so die Erde mit ihren eigenen Früchten zu versöhnen (Persius sat.). Unter den Kaisern wuchs mit dem Verfall der Sitten die Pracht und Ausgelassenheit der Spiele - unter Galba soll sogar ein auf einem Seil tanzender Elefant gezeigt worden sein! - und eben deshalb haben sie sich wohl bis in die späteste Zeit erhalten (Sueton Galba).
Als Gottheit der Blüte ist Flora auch eine Götin der Befruchtung und des Gedeihens. Darauf weisen alle Kultbräuche hin. Und das erklärt auch den Titel Flora mater, den sie bei Cicero hat. Und das erklärt auch den Anteil, den die meretrices an den Spielen hatten. Selbst das Abwerfen der Kleider mag symbolisch das Abfallen der Blütenblätter andeuten. Schon Ovid hat die bunten Kleider mit bunten Blüten in Verbindung gebracht. Und wie konnte dieser Brauch sonst als priscus mox (= altertümlicher Brauch) bezeichnet werden?
Kunstgeschichte:
Für Flora ist von der römischen Kunst kein selbständiger Typ entwickelt worden. Man hat vielmehr für sie den Typ der ihrem Wesen nach nahe verwandten Chloris oder den der Frühlingshora von den Griechen entlehnt Sicher nachweisbar ist nur der Kopf der Flora auf unserem Denar der gens Servilia. (1) Sogenannte Flora, Fresko aus der Villa di Arianna in Stabiae bei Pompeii, 1. Jh. n. Chr. Flora (oder Persephone oder die Allegorie des Frühlings) barfüßig in die Tiefe gehend, im li. Arm ein Cornucopiae haltend, heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel (Wikipedia).
Erst nach dem Wiederaufleben der Antike in der Renaissance und danach nahmen sich die Künstler wieder dieses Themas an.
(2) Detail aus dem Gemälde "Primavera", ca. 1480, von Sandro Botticelli (1445-1510), dem wohl berühmtesten Bild, das Flora zeigt, heute in den Uffizien in Florenz (Wikimedia). Die Deutung der allegorischen Darstellung dieses Gemäldes ist bis heute nicht geklärt. Aber in die Figur der Blumen streuenden Flora hat Botticelli nach älterer und jüngst wieder vertretener Auffassung möglicherweise die Gestalt der früh verstorbenen Simonetta Vespucci gekleidet. Sie trägt den für Botticelli typischen zart-blassen, melancholischen Ausdruck, der in zahlreichen allegorischen Darstellungen und Porträts wiederkehrt.
(3) Bartolomeo Veneto (-1555), Idealbildnis einer Kurtisane als Flora, ca. 1520, Städel Museum Frankfurt am Main. Traditionell gilt das Werk als Bildnis der Lucretia Borgia, Tochter von Papst Alexander VI. Es zeigt eine unbekannte Dame in Gestalt der antiken Frühlingsgöttin Flora.
(4) Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770), "Der Triumph der Flora" ca. 1743, heute im Museum für Fine Arts in San Francisco. Das Gemälde zeigt Flora, die Göttin der Blumen und des Frühlings, und ihren saisonalen Triumph, als sie im Sommer auf der Erde ankommt. Sie sitzt in einem goldenen Wagen, der von Putten gezogen wird, und ist umgeben von tanzenden Nymphen. Links bieten Ajax (in Rüstung) und Narzissus(?) der Göttin Blumen an.
Quellen:
(1) Ovid, Fasti
(2) Varro, Antiquitates
(3) Cicero Verres
(4) Sueton, Galba
(5) Dio Cassius, Römische Geschichte
(6) Aulus Persius Flaccus, Satiren
(7) Tacitus, Annalen
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur (auch online)
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, 1770 Leipzig
(3) Der Kleine Pauly
(4) W. Hollstein,Die stadtrömische Münzprägung der Jahre 78-50 v. Chr. zwischen politischer Aktualität und Familienthematik (1993) 256-260
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) Wikimedia
(3) theoi.com
(4) Roman Republic Coinage online (RRC)
Die Münze:
Römische Republik, C. Servilius C.F., gens Servilia
AR - Denar, 3.99g, 17.71mm, 180°
Rom, 57 v. Chr.
Av.: FLORAL PRIMVS
Kopf der Flora mit Blumenkranz n.r., Halskette mit Anhängern, kreuzförmiger
Ohrring, das Haar in juwelengeschmücktem Knoten, dahinter Lituus
Rv.: Zwei Soldaten, behelmt und in kurzem Militärrock, sich gegenüberstehend, jeder
hält ein Schild über der li. Schulter und in der Rechten ein Kurzschwert aufrecht;
das Schild des re. Soldaten dekoriert mit einem 6-strahligen Stern
im Abschnitt: C.SERVEIL, re. aufwärts C.F.
Ref.: Crawford 423/1; Sydenham 890; Servilia 15; Kestner 3448; BMCRR Rome 3817
selten Anmerkung:
Für die Darstellung auf dieser Münze gibt es 2 verschiedene Interpretationen. Nach RRC 447f. spielt der sonst unbekannte Münzmeister mit diesem Typ wahrscheinlich darauf an, daß er als Floralis primus, d.h. als flamen Floralis für die alte Feier der Floralia zuständig war.
Die Rs. ist eine Anspielung auf den für seine Zweikampfsiege berühmten Vorfahren M. Servilius Pulex Geminus (Konsul 202 v. Chr.). Dann kann nach Hollstein (1993) 256-260 der Lituus auf der Vs. für sein langes Augurenamt stehen, und die Münze eine Anspielung sein auf die Umwandlung der Floralia 173 v. Chr. durch einen anderen Vorfahren in ein jährliches Fest. So würde diese Münze die ganze gens Servilia ehren, was in dieser Zeit, wo die verschiedenen Familien um Einfluß konkurrierten, von Bedeutung sein kann.
Die gens Servilia:
Die Servilii waren eine der ältesten römischen Patrizierfamilien und waren angeblich aus Alba Longa nach Rom übergesiedelt. Seit 495 v.Chr. gehörte die gens Servilia zu den konsularischen Familien. In der frühen Republik gab es die Zweige der Servilii Ahalae und der Servilii Fidenates. Die aus den Cognomen des Ahnherrn Publius Servilius Priscus Structus ableitbaren Zweige der Prisci und Structi sind nicht belegbar. Nach dem Jahr 412 n.Chr. tauchen die Servilier für längere Zeit nicht mehr in den Fasti auf. Seit dem ersten punischen Krieg stellten die Servilier mit dem patrizischen Zweig der Caepiones (die sich von den Ahales ableiteten) und dem ursprünglichen patrizischen, dann wegen des Übertritts zur Plebs, wahrscheinlich um Volkstribunen stellen zu können, plebejischen Zweig der Gemini wieder zahlreiche Magistrate. Darüber hinaus entwickelten sich die Linien der Vatiae – später als Isaurici bekannt, und der plebejischen Rulli.
Etymologie:
Flora stammt ab von lat. flos = Blüte. Ovid leitet den Namen fälschlicherweise von griech. chloros = grün ab, aber dies tut er, weil er Flora mit der griechischen Nymphe Chloris verbindet und dann die Sage von der Werbung des Zephyrus auf sie überträgt.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wird diese Göttin metonymisch zunächst in der Dichtung, dann auch in anderen Texten, für die Pflanzenwelt einer bestimmten Region verwendet. Der Flora steht die Fauna, die Tierwelt, gegenüber. benannt nach der römischen Göttin Fauna. Es heißt heute noch Bakterienflora, weil Bakterien früher zu den pflanzlichen Lebewesen gezählt wurden.
Nach Ovid war Flora eine Nymphe von den glückseligen Gefilden (den Kanarischen Inseln), über deren Eltern nichts bekannt ist. Sie war verantwortlich für das Blühen der Bäume, des Getreides und der Weinstöcke und dann dafür, daß diese nicht nur wohl und glücklich blühten, sondern auch die erwünschten Früchte brachten (Laktanz). Diese Macht hatte sie vom Windgott Zephyrus erhalten. Der hatte sie eines Frühlings auf einer Wiese entdeckt, sich wegen ihrer schönen Gestalt in sie verliebt, mit Gewalt genommen und dann zu seiner Gemahlin gemacht. Ovid erzählt, daß ihr anstatt Worte Rosen aus dem Mund kamen. Durch die Berührung mit einer Blüte soll sie Hera geschwängert haben, so daß sie den Ares zur Welt brachte. Hier verbindet Ovid die römische Flora mit der griechischen Sage der Nymphe Chloris, wobei es sich um eine hellenistishe Erfindung handelt. Er überträgt auf sie die Sage von der Entführung der Oreithyia durch den Nordwind Boreas.
Flora:
Tatsächlich aber war Flora in Mittelitalien seit alter Zeit heimisch. Bei den Oskern hieß sie Fluusa und die Sabiner hatten einen Monat mense Flusare, der nach ihr benannt war. Sie gehört zur ältesten Schicht der römischen Religion und war schon lange vor der Erbauung Roms bekannt.
Nach Varro wurde Flora durch Titus Tatius nach Rom gebracht. Ein altes Heiigtum, wahrscheinlich ein sacellum, lag auf dem Quirinal südlich der porta Sanqualis. Numa Pompilius habe ihr bereits einen Flamen eingesetzt und ihr Fest wurde schon altersher Ende April gefeiert. Das Fehlen eines Festes im Kalender kann daran liegen, daß es am Anfang feriae conceptivae hieß (Cic. Verr.). Tanz und derbe Scherze waren bei allen Festen für Fruchtbarkeitsgötter üblich.
Als sie 66 Jahre nicht stattgefunden hatten, kam es zu einer großen Dürre und in der Not zog man die sibyllinischen Bücher zu Rate. So wurden 241 v. Chr. nach ihrer Vorschrift die Spiele besonders prachtvoll und auf Staatskosten gefeiert. Ab hier datiert man ihre Stiftung. Die Aufsicht führten die plebejischen Ädilen L. und M. Publicius Malleolus, die für die Spiele angeblich das Geld verwendeten, das als Srafe für das Abweiden eines öffentlichen Guts (ager publicus) bezahlt worden war. Die beiden Publicii erbauten auch einen zweiten Tempel am Circus Maximus, Dieser wurde von Augustus erneuert und von Tiberius dediziert (Tacitus Ann.).
Eine euhemeristische Deutung lernen wir von Laktanz kennen. Da ist Flora eine Hure, die ihr großes Vermögen dem römischen Volk vererbt, unter der Bedingung, jedes Jahr an ihrem Geburtstag Spiele zu veranstalten. .
Ab 173 v. Chr. hatten die Floralia einen festen Termin und fanden jährlich statt (Ovid). Später übernahmen die curulischen Ädilen und seit 22 n. Chr. die Prätoren die Leitung der Spiele (Dio Cassius).
Die Floralia:
Die Angaben über den Ablauf der Spiele sind nicht sehr genau, und führen deshalb zu unterschiedlichen Vorstellungen. Die Floralia begannen am 28. April und dauerten bis zum 3. Mai. An diesen Tagen zogen die Römer bunte Kleider an und schmückten sich mit Blumenkränzen. Die Tische wurden mt Rosen bedeckt, und aus den Häusern wurden Rosen auf die Feiernden auf der Straße geworfen. Es wurden szenische Spiele aufgeführt mit Mimen und mit Huren (meretrices), die neckische Streiche ausführten, besondern nachts im Fackelschein. Auf Verlangen des Volkes mußten sie sich ganz entblößen und führten Gladiatorenkämpfe auf (Seneca). Der laszive Charakter des Fests zeugt wohl von griechischem Einfluß (Pauly).
Der letzte Tag fand im Circus Maximus statt. Er begann mit einer Jagd auf Hasen und Ziegen, die als Symbole der Fruchtbarkeit galten. Die Ädile warfen Erbsen und Bohnen auf das Volk, um so die Erde mit ihren eigenen Früchten zu versöhnen (Persius sat.). Unter den Kaisern wuchs mit dem Verfall der Sitten die Pracht und Ausgelassenheit der Spiele - unter Galba soll sogar ein auf einem Seil tanzender Elefant gezeigt worden sein! - und eben deshalb haben sie sich wohl bis in die späteste Zeit erhalten (Sueton Galba).
Als Gottheit der Blüte ist Flora auch eine Götin der Befruchtung und des Gedeihens. Darauf weisen alle Kultbräuche hin. Und das erklärt auch den Titel Flora mater, den sie bei Cicero hat. Und das erklärt auch den Anteil, den die meretrices an den Spielen hatten. Selbst das Abwerfen der Kleider mag symbolisch das Abfallen der Blütenblätter andeuten. Schon Ovid hat die bunten Kleider mit bunten Blüten in Verbindung gebracht. Und wie konnte dieser Brauch sonst als priscus mox (= altertümlicher Brauch) bezeichnet werden?
Kunstgeschichte:
Für Flora ist von der römischen Kunst kein selbständiger Typ entwickelt worden. Man hat vielmehr für sie den Typ der ihrem Wesen nach nahe verwandten Chloris oder den der Frühlingshora von den Griechen entlehnt Sicher nachweisbar ist nur der Kopf der Flora auf unserem Denar der gens Servilia. (1) Sogenannte Flora, Fresko aus der Villa di Arianna in Stabiae bei Pompeii, 1. Jh. n. Chr. Flora (oder Persephone oder die Allegorie des Frühlings) barfüßig in die Tiefe gehend, im li. Arm ein Cornucopiae haltend, heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel (Wikipedia).
Erst nach dem Wiederaufleben der Antike in der Renaissance und danach nahmen sich die Künstler wieder dieses Themas an.
(2) Detail aus dem Gemälde "Primavera", ca. 1480, von Sandro Botticelli (1445-1510), dem wohl berühmtesten Bild, das Flora zeigt, heute in den Uffizien in Florenz (Wikimedia). Die Deutung der allegorischen Darstellung dieses Gemäldes ist bis heute nicht geklärt. Aber in die Figur der Blumen streuenden Flora hat Botticelli nach älterer und jüngst wieder vertretener Auffassung möglicherweise die Gestalt der früh verstorbenen Simonetta Vespucci gekleidet. Sie trägt den für Botticelli typischen zart-blassen, melancholischen Ausdruck, der in zahlreichen allegorischen Darstellungen und Porträts wiederkehrt.
(3) Bartolomeo Veneto (-1555), Idealbildnis einer Kurtisane als Flora, ca. 1520, Städel Museum Frankfurt am Main. Traditionell gilt das Werk als Bildnis der Lucretia Borgia, Tochter von Papst Alexander VI. Es zeigt eine unbekannte Dame in Gestalt der antiken Frühlingsgöttin Flora.
(4) Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770), "Der Triumph der Flora" ca. 1743, heute im Museum für Fine Arts in San Francisco. Das Gemälde zeigt Flora, die Göttin der Blumen und des Frühlings, und ihren saisonalen Triumph, als sie im Sommer auf der Erde ankommt. Sie sitzt in einem goldenen Wagen, der von Putten gezogen wird, und ist umgeben von tanzenden Nymphen. Links bieten Ajax (in Rüstung) und Narzissus(?) der Göttin Blumen an.
Quellen:
(1) Ovid, Fasti
(2) Varro, Antiquitates
(3) Cicero Verres
(4) Sueton, Galba
(5) Dio Cassius, Römische Geschichte
(6) Aulus Persius Flaccus, Satiren
(7) Tacitus, Annalen
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur (auch online)
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, 1770 Leipzig
(3) Der Kleine Pauly
(4) W. Hollstein,Die stadtrömische Münzprägung der Jahre 78-50 v. Chr. zwischen politischer Aktualität und Familienthematik (1993) 256-260
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) Wikimedia
(3) theoi.com
(4) Roman Republic Coinage online (RRC)
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Die ägyptische Libye
Die Münze:
Kyrenaika, Kyrene, Ptolemaios III., 284-247 v. Chr.
AE 22, 6.09g, 21.76mm, 330°
Av.: Kopf des Ptolemaios, drapiert und diademiert, n. r.
Rv.: ΠTOΛEMAIOV BAΣIΛEΩΣ
Kopf der Libye mit Taenia, n.r., Haare in 3 langen Locken in den Nacken fallend, unter dem Kinn Doppelcornucopia
Ref.: Svoronos 866; BMC 13-14; Weber (DE) 4479; Milan 7555
SS, braune Patina Anmerkung:
Da alle Münzen dieses Typs sehr ähnlich aussehen, ist es sehr schwierig, den genauen Ptolemaios zu bestimmen. So könnte es hier auch Ptolemaios II. sein.
Mythologie:
Libye (lateinisch Libya) war eine autochthone Frau bzw. eine ägyptische Königstochter. Die alten Genealogen fügten sie dem von Zeus und Io ausgehenden Stammbaum hinzu, wie es regelmäßig mit Gottheiten fremder Völker geschah. Apollodor konstruierte einen komplizierten Stammbaum: Da war sie die Tochter des Epaphos und der Memphis, der Tochter des Neilos, und damit eine Enkelin der Io und des Zeus. Von Apollodor erfahren wir, daß sie die Mutter des Belos war, des Vaters von Aigyptos und Danaos und damit eine Urahnin des Perseus.
Herodot erzählt, daß sie sich mit Poseidon, einem lokalen libyschen Gott vermählte und von ihm Mutter der Zwillinge Belos und Agenor wurde. Bei ihrer Vermählung habe sie von Hephaistos einen goldenen Korb erhalten, den sie später der Telephassa geschenkt habe, der Mutter der Europa. Neben der Hauptgenealogie gibt es noch eine Reihe von Varianten. So macht Plinius sie zur Mutter des Atlas, ohne einen Vater anzugeben, und nach einigen soll sie Mutter des Prometheus gewesen sein. Als ihre Eltern werden auch Okeanos und Pompholyge genannt und Asia sei ihre Schwester (Andron. Halikarnass.). Hygin zählt unter den Söhnen des Hermes auch die Tochter Libys aus Libye auf. Das paßt zu Pausanias, der in einer Notiz Hermes zu den libyschen Göttern zählt.
Apollonios Rhodos erzählt in seiner Argonautensage, daß die Argonauten mit ihrem Schiff "Argo" von Stürmen in die Syrtis nach Libyen geworfen wurden, wo sie an den Ufern des Tritonischen Sees strandeten. Verzweifelt suchten sie nach einem Ausweg. Da erschienen dem Jason 3 gespensterhafte göttliche Frauen, Töchter der Libye, die ihm rieten, ihrer Mutter, die sie so lange im eigenen Leib getragen habe, diese Wohltat mit Gleichem zu vergelten. Die Argonauten bezogen dies auf ihr Schiff, nahmen es auf ihre Schulter, trugen es durch die glühendheiße Wüste und konnten sich so retten (Pindar).
Ein Marmorrelief aus Kyrene, das sich heute im Britischen Museum befindet, zeigt, wie Libye Kyrene nach einem Löwenkampf bekränzt. Hier wird Libye mit der selben Haartracht dargestellt wie auf unserer Münze. Römisches Marmorrelief aus Kyrene (120-140 n. Chr.). Aus: Notfall – Rote Liste der Gefährdeten Kulturgüter Libyens, ICOM
Die Nymphe Kyrene war die Tochter des Lapithenkönigs Hypeseus und der Kreusa. Sie war eine begeisterte Jägerin. Bei einem Kampf mit einem Löwen sah sie Apollo und entbrannte in Liebe zu ihr. Er entführte sie nach Libyen, wo Libye ihr Asyl bot. Nach ihr wurde die von griechischen Siedlern aus Thera auf Santorin neu erbaute Stadt Kyrene genannt.
Sonst ist ihr charakteristisches Merkmal gewöhnlich die Elefantenhaut auf dem Kopf mit Rüssel und Stoßzähnen, wie es die nächste Münze zeigt.
2. Münze:
Galerius als Caesar, 293-305, Augustus 305-311
AE - Follis (AE 2), 11.36g, 28.8mm, 0°
Karthago 4. Offizin, ca. 298 n. Chr.
Av.: MAXIMIANVS NOB CAES
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: FELIX A - D - VENT AVG NN
Africa frontal stehend, Kopf n. l., in langer Kleidung, mit Kopfbedeckung aus Elefantenhaut, hält re. Standarte und li. Elefantenzahn; zu ihren Füßen li. Löwe mit erbeutetem Bullen.
im li. Feld: I (für die iovianische Familie)
im Abschnitt: PK Delta
Ref.: RIC VI, Carthago 26(b); C. 28 Mit dem Löwen und dem Bullen weist diese Münze auch auf den Tierreichtum Afrikas hin.
Belos, der Sohn der Libye, ist nach der griechischen Mythologie König von Ägypten. Mit Anchinoe, der Tochter des Flußgottes Neilos (Nil) zeugte er die Zwillinge Aigyptos und Danaos. Er gilt auch als mythischer Gründer Babylons. Sein Name ist die hellenisierte Form für Ba'al und entspricht dem hebräischen Baal des Alten Testaments. Damit handelt es sich nicht um einen Eigennamen, sondern eher um einen Titel (= "Herr")
Agenor, der andere Sohn der Libya, war König des phönizischen Tyros. Mit Telephassa zeugte er Europa, Kadmos, Phoinix, Kilix, Thasos und Phineus. Als Zeus Europa entführte, schickte er ihm seine Söhne hinterher, die aber niemals wiederkamen. Da Telephassa mit ihren Söhnen war, verlor er auch seine Frau.
Auffallend ist, daß von Libye selbst nicht viele Einzelheiten erzählt werden. Das liegt daran, daß sie keine genuin griechische Gestalt ist und erst spät in die griechische Mythologie eingeordnet wurde.
Etymologie:
Von Libye stammt der Name des heutigen Libyens. Aber zu Beginn nannten die griechischen Siedler nur die Region westlich des Nildeltas Libye, nach dem Stamm der afrikanischen Libu (alt-ägyptisch rbw, deshalb auch Rebu), die im Gebiet der Kyrenaika lebten. Bereits in der ältesten Erwähnung, in dem Epinikion (Siegeslied) für den Kyrenaier Telesikrates von Olympia, trat Libye als Eponym auf (Pindar, 9. Pythische Ode).
Mit der Ausdehnung der griechischen Siedlungsgebiete verschob sich auch der Begriff Libye durch die ionischen Geographen weiter nach Westen, bis er nicht nur Nordafrika westlich des Nils umfaßte, sondern zum Namen für ganz Afrika wurde. Strabo kannte die 3 Erdteile Europa, Asien und Libye.
Der heutige Name Afrika wurde zuerst von Scipio Africanus (235 v.Chr.-183 v.Chr.), dem Sieger über Karthago, benutzt und bezeichnete zunächst nur die römische Provinz im heutigen Tunesien um Karthago. Dieser Name stammt ab vom lateinischen Afer (Plural Afri) und bedeutet "Afrikaner, Punier" und kann von einem einheimischen Stamm abgeleitet sein, der "Höhlenbewohner" heißt. Das würde zu Herodot passen, der schrieb, daß das nordafrikanische Volk der Garamanten in Höhlen lebte. Die Griechen nannten ein afrikanisches Volk, das in Höhlen lebte, Troglodyten.
Etwas Geschichte:
Schon früh hatten die alten Ägypter Kontakte zu den Libyern. Gegen Ende des Alten Reiches stießen die "hellhäutigen Libyer", die den heutigen Berbern entsprachen, längs des Niltals vor. Im Neuen Reich kam es unter ihrem Fürsten Mereye zu einer großen libyschen Invasion der Libu und der Meschwesch, die sich mit den Seevölkern verbündet hatten, was zu schweren Abwehrkämpfen der Ägypter unter Ramses III. führte, die siegreich blieben (Darstellungen in Medinet Habu und im Papyrus Harris). Einige Stämme wurden in Ägypten angesiedelt. Sie assimilierten sich und waren als Söldner beliebt. 950 v.Chr. wurde sogar ein libyscher Häuptling als Scheschonk I., König von Ägypten und Begründer der 22. Dynastie.
Quellen:
(1) Apollodor, Bibliotheke
(2) Herodot, Historien
(3) Apollonios Rhodos, Argonautika
(4) Pindar, Olympia
(5) Strabo, Geographika
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches Mythologisches Lexikon
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie
(3) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(4) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
(5) Der Kleine Pauly
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Die Münze:
Kyrenaika, Kyrene, Ptolemaios III., 284-247 v. Chr.
AE 22, 6.09g, 21.76mm, 330°
Av.: Kopf des Ptolemaios, drapiert und diademiert, n. r.
Rv.: ΠTOΛEMAIOV BAΣIΛEΩΣ
Kopf der Libye mit Taenia, n.r., Haare in 3 langen Locken in den Nacken fallend, unter dem Kinn Doppelcornucopia
Ref.: Svoronos 866; BMC 13-14; Weber (DE) 4479; Milan 7555
SS, braune Patina Anmerkung:
Da alle Münzen dieses Typs sehr ähnlich aussehen, ist es sehr schwierig, den genauen Ptolemaios zu bestimmen. So könnte es hier auch Ptolemaios II. sein.
Mythologie:
Libye (lateinisch Libya) war eine autochthone Frau bzw. eine ägyptische Königstochter. Die alten Genealogen fügten sie dem von Zeus und Io ausgehenden Stammbaum hinzu, wie es regelmäßig mit Gottheiten fremder Völker geschah. Apollodor konstruierte einen komplizierten Stammbaum: Da war sie die Tochter des Epaphos und der Memphis, der Tochter des Neilos, und damit eine Enkelin der Io und des Zeus. Von Apollodor erfahren wir, daß sie die Mutter des Belos war, des Vaters von Aigyptos und Danaos und damit eine Urahnin des Perseus.
Herodot erzählt, daß sie sich mit Poseidon, einem lokalen libyschen Gott vermählte und von ihm Mutter der Zwillinge Belos und Agenor wurde. Bei ihrer Vermählung habe sie von Hephaistos einen goldenen Korb erhalten, den sie später der Telephassa geschenkt habe, der Mutter der Europa. Neben der Hauptgenealogie gibt es noch eine Reihe von Varianten. So macht Plinius sie zur Mutter des Atlas, ohne einen Vater anzugeben, und nach einigen soll sie Mutter des Prometheus gewesen sein. Als ihre Eltern werden auch Okeanos und Pompholyge genannt und Asia sei ihre Schwester (Andron. Halikarnass.). Hygin zählt unter den Söhnen des Hermes auch die Tochter Libys aus Libye auf. Das paßt zu Pausanias, der in einer Notiz Hermes zu den libyschen Göttern zählt.
Apollonios Rhodos erzählt in seiner Argonautensage, daß die Argonauten mit ihrem Schiff "Argo" von Stürmen in die Syrtis nach Libyen geworfen wurden, wo sie an den Ufern des Tritonischen Sees strandeten. Verzweifelt suchten sie nach einem Ausweg. Da erschienen dem Jason 3 gespensterhafte göttliche Frauen, Töchter der Libye, die ihm rieten, ihrer Mutter, die sie so lange im eigenen Leib getragen habe, diese Wohltat mit Gleichem zu vergelten. Die Argonauten bezogen dies auf ihr Schiff, nahmen es auf ihre Schulter, trugen es durch die glühendheiße Wüste und konnten sich so retten (Pindar).
Ein Marmorrelief aus Kyrene, das sich heute im Britischen Museum befindet, zeigt, wie Libye Kyrene nach einem Löwenkampf bekränzt. Hier wird Libye mit der selben Haartracht dargestellt wie auf unserer Münze. Römisches Marmorrelief aus Kyrene (120-140 n. Chr.). Aus: Notfall – Rote Liste der Gefährdeten Kulturgüter Libyens, ICOM
Die Nymphe Kyrene war die Tochter des Lapithenkönigs Hypeseus und der Kreusa. Sie war eine begeisterte Jägerin. Bei einem Kampf mit einem Löwen sah sie Apollo und entbrannte in Liebe zu ihr. Er entführte sie nach Libyen, wo Libye ihr Asyl bot. Nach ihr wurde die von griechischen Siedlern aus Thera auf Santorin neu erbaute Stadt Kyrene genannt.
Sonst ist ihr charakteristisches Merkmal gewöhnlich die Elefantenhaut auf dem Kopf mit Rüssel und Stoßzähnen, wie es die nächste Münze zeigt.
2. Münze:
Galerius als Caesar, 293-305, Augustus 305-311
AE - Follis (AE 2), 11.36g, 28.8mm, 0°
Karthago 4. Offizin, ca. 298 n. Chr.
Av.: MAXIMIANVS NOB CAES
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: FELIX A - D - VENT AVG NN
Africa frontal stehend, Kopf n. l., in langer Kleidung, mit Kopfbedeckung aus Elefantenhaut, hält re. Standarte und li. Elefantenzahn; zu ihren Füßen li. Löwe mit erbeutetem Bullen.
im li. Feld: I (für die iovianische Familie)
im Abschnitt: PK Delta
Ref.: RIC VI, Carthago 26(b); C. 28 Mit dem Löwen und dem Bullen weist diese Münze auch auf den Tierreichtum Afrikas hin.
Belos, der Sohn der Libye, ist nach der griechischen Mythologie König von Ägypten. Mit Anchinoe, der Tochter des Flußgottes Neilos (Nil) zeugte er die Zwillinge Aigyptos und Danaos. Er gilt auch als mythischer Gründer Babylons. Sein Name ist die hellenisierte Form für Ba'al und entspricht dem hebräischen Baal des Alten Testaments. Damit handelt es sich nicht um einen Eigennamen, sondern eher um einen Titel (= "Herr")
Agenor, der andere Sohn der Libya, war König des phönizischen Tyros. Mit Telephassa zeugte er Europa, Kadmos, Phoinix, Kilix, Thasos und Phineus. Als Zeus Europa entführte, schickte er ihm seine Söhne hinterher, die aber niemals wiederkamen. Da Telephassa mit ihren Söhnen war, verlor er auch seine Frau.
Auffallend ist, daß von Libye selbst nicht viele Einzelheiten erzählt werden. Das liegt daran, daß sie keine genuin griechische Gestalt ist und erst spät in die griechische Mythologie eingeordnet wurde.
Etymologie:
Von Libye stammt der Name des heutigen Libyens. Aber zu Beginn nannten die griechischen Siedler nur die Region westlich des Nildeltas Libye, nach dem Stamm der afrikanischen Libu (alt-ägyptisch rbw, deshalb auch Rebu), die im Gebiet der Kyrenaika lebten. Bereits in der ältesten Erwähnung, in dem Epinikion (Siegeslied) für den Kyrenaier Telesikrates von Olympia, trat Libye als Eponym auf (Pindar, 9. Pythische Ode).
Mit der Ausdehnung der griechischen Siedlungsgebiete verschob sich auch der Begriff Libye durch die ionischen Geographen weiter nach Westen, bis er nicht nur Nordafrika westlich des Nils umfaßte, sondern zum Namen für ganz Afrika wurde. Strabo kannte die 3 Erdteile Europa, Asien und Libye.
Der heutige Name Afrika wurde zuerst von Scipio Africanus (235 v.Chr.-183 v.Chr.), dem Sieger über Karthago, benutzt und bezeichnete zunächst nur die römische Provinz im heutigen Tunesien um Karthago. Dieser Name stammt ab vom lateinischen Afer (Plural Afri) und bedeutet "Afrikaner, Punier" und kann von einem einheimischen Stamm abgeleitet sein, der "Höhlenbewohner" heißt. Das würde zu Herodot passen, der schrieb, daß das nordafrikanische Volk der Garamanten in Höhlen lebte. Die Griechen nannten ein afrikanisches Volk, das in Höhlen lebte, Troglodyten.
Etwas Geschichte:
Schon früh hatten die alten Ägypter Kontakte zu den Libyern. Gegen Ende des Alten Reiches stießen die "hellhäutigen Libyer", die den heutigen Berbern entsprachen, längs des Niltals vor. Im Neuen Reich kam es unter ihrem Fürsten Mereye zu einer großen libyschen Invasion der Libu und der Meschwesch, die sich mit den Seevölkern verbündet hatten, was zu schweren Abwehrkämpfen der Ägypter unter Ramses III. führte, die siegreich blieben (Darstellungen in Medinet Habu und im Papyrus Harris). Einige Stämme wurden in Ägypten angesiedelt. Sie assimilierten sich und waren als Söldner beliebt. 950 v.Chr. wurde sogar ein libyscher Häuptling als Scheschonk I., König von Ägypten und Begründer der 22. Dynastie.
Quellen:
(1) Apollodor, Bibliotheke
(2) Herodot, Historien
(3) Apollonios Rhodos, Argonautika
(4) Pindar, Olympia
(5) Strabo, Geographika
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches Mythologisches Lexikon
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie
(3) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(4) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
(5) Der Kleine Pauly
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Jochen
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Ja, die sind schwer zu unterscheiden

https://numismatics.org/pco/results?q=f ... 22&lang=de
Das hab' ich bislang weder bei Kyrene noch bei Libye gesehenPeter43 hat geschrieben: ↑Sa 09.09.23 18:59...Er entführte sie nach Libyen, wo Libye ihr Asyl bot. Nach ihr wurde die von griechischen Siedlern aus Thera auf Santorin neu erbaute Stadt Kyrene genannt.
Sonst ist ihr charakteristisches Merkmal gewöhnlich die Elefantenhaut auf dem Kopf mit Rüssel und Stoßzähnen, wie es die nächste Münze zeigt.
...

Die Elefantenexuvie ist das Attribut der Africa, die auf Deiner zweiten Münze abgebildet ist. Africa ist ein römisches Erzeugnis und die Personifikation der gleichnamigen Provinz (https://en.wikipedia.org/wiki/Africa_(goddess) ).
Die Figur Africa scheint aber nicht identisch zu sein mit Libye, der griechischen Göttin (auch wenn das bei Roscher so steht). Gefunden hab' ich dazu
Peter Schenk, "Scipio und die Elephanten. Ein Beitrag zur Literaturhaftigkeit des pseudo-caesarianischen Bellum Africum", Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 23, 2020, S. 67-91: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/i ... 7623/71513 , sowie
Fabiola Salcedo, "África. Iconografía de una provincia romana", Madrid 1996 (auf Spanisch, kann man aber via Übersetzer recht gut lesen):
https://www.academia.edu/37531292/ICONO ... CIA_ROMANA
das ab Seite 128 sogar ein eigenes Kapitel zur Elefantenexuvie enthält.
In beidem steht letztlich, dass die Elefantenexuvie zuerst auf Münzen von Alexander III aufgetaucht ist und dann von einigen hellenistischen Herrschern übernommen wurde. Danach wurde sie von den Römern als Attribut der Personifikation der Provinz Africa verwendet (und letztere hatte ihren Ursprung in Tunesien und nicht in Ägypten).
Gruß
Altamura
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Danke für den Hinweis zu Africa. Ich werde ihn berücksichtigen.
Jochen
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Der Kampf um den Tripod
Diese Münze hätte ich gerne gehabt. Doch dann explodierte der Preis und stieg bis auf CHF 1500.- + fee. Damit war ich ausgebootet. Trotzdem möchte ich sie an den Anfang dieses Artikels stellen.
Die Münze:
Lakonia, Gytheion, Geta als Caesar, 197-209
AE 23, 4.19g, 240°
Av.: ΛOΥ CEΠ ΓETAC KAI
Büste, drapier und cürassiert, barhäuptig, n. r.
Rv.: ΓΥΘ - Ε - ΑΤ - ΩΝ
Herakles und Apollo kämpfen um den Tripod
Ref.: aus einer schwedischen Sammlung; unpubliziert in den Standardreferenzen
Nomos AG, Obolos 29, Lot 463, 8.10.23
Anmerkung:
Diese Münze bezieht sich auf die Gründermythe von Gytheion, nach der Herakles und Apollo sich nach dem Kampf um den Tripod wieder versöhnten und gemeinsam die Stadt gründeten. Nach Pausanias (3.21.8) standen die Statuen von Apollo und Herakles auf der Agora von Gytheion.
Der Kampf um den Tripod:
Die Geschichte des Kampfes um den Tripod beginnt eigentlich mit dem Mord an Iphitos. Iphitos, der Sohn des Königs Eurytos und der Antiope von Oichalia, war ein gutgesinnter und hilfsbereiter junger Mann, der auch bei der Argonautenfahrt dabeigewesen war. Eurytos selbst war der größte bekannte Bogenschütze. Es wird sogar erzählt, daß Herakles selbst sein Schüler gewesen sei (Apoll. Myth.). Als Herakles eines Tages um seine Tochter Iole anhielt, forderte Eurytos ihn zu einem Wettschießen heraus, bei dem Herakles aber gewann. Eurytos weigerte sich jeoch, Iole dem Herakles zu übergeben, obwohl Iphitos ihm gut zuredete.
Als dem Eurytos kurz danach die Rinder (oder Stuten) von Autolykos gestohlen wurden, glaubte man, daß es Herakles aus Rache gewesen sei. Doch Iphitos verteidigte ihn und bat ihn sogar, ihm zu helfen, die Rinder zu suchen. Herakles zeigte sich einverstanden und lud ihn als Gast in seine Herberge zu Tiryns. Aber da fiel er wieder in eine Raserei. Er führte Iphitos auf eine Mauer, damit er besser Ausschau nach den Rindern halten könnte, und stürzte ihn von der Mauer zu Tode (Apollodor).
Als er wieder zu Besinnung gekommen war, ging er nach Delphi, um das Orakel zu befragen, wie er sich von diesem Mord entsühnen könnte. Aber als Mörder durfte er das Orakel selbst nicht betreten. Da geriet er in Wut, ergriff den Tripod, auf dem die Pythia saß, und eilte mit ihm davon. Apollo versuchte, das zu verhindern, holte ihn ein und es kam zum Kampf zwischen dem Gott und dem Heros. Dabei stand Athene dem Herakles bei, Artemis dem Apollo. Endlich griff Zeus ein, um den Streit zu beenden. Er schleuderte einen Blitz zwischen die beiden, so daß sie sich trennten und Frieden schlossen. Danach sollen sie gemeinsam die Stadt Gytheion gegründet haben. "Apollo und Herakles kämpfen um den Tripod", Attischer rotfiguriger Krater, 490-460 v.Chr., zugeschrieben dem Myson, frühklassische Periode, heute im Britischen Museum London (theoi.com)
Um die Buße für den Gastmord kam Herakles trotzdem nicht herum. Hermes verkaufte ihn auf dem Sklavenmarkt für 3 Talente an Omphale und 3 Jahre mußte er ihr als Sklave dienen. Mit dem Geld wurden die Kinder (oder die Brüder) des Iphitos bezahlt. Die Demütigung durch Eurytos aber hatte Herakles nicht vergessen, Später stürmte er Oichalia, tötete Eurytos und dessen verbliebene Söhne und raubte Iole, um sie mit
seinem Sohn Hyllos zu vermählen.
Hintergrund:
Um die Hintergründe für den Kampf um den Tripod zu verstehen, müssen wir tiefer in die antike Kulturgeschichte hinabsteigen. Anscheinend haben die Dorer (Herakles) versucht, sich in den Besitz des delphischen Schreins zu setzen. Der Eingriff des Zeus stellt die Entscheidung dar, daß Apollo sein Heiligtum behalten durfte, sofern er der dorischen Interessen als Schutzherr der Dymaner diente (Ranke-Graves). Die Dymaner gehörten zur Dorischen Liga. Im Klassischen Zeitalter kontrollierten die Spartaner, die ja Dorer waren und sich "Söhne des Herakles" nannten, das Orakel von Delphi. Im Friedensvertrag von Nikias 421 v. Chr., der den Peloponnesischen Krieg zu einem vorläufigen Ende brachte, wurde der athenische Versuch vereitelt, die phokische Oberhoheit über Delphi zu erhalten. Dieser Vertrag war das Musterbeispiel für einen "Faulen Frieden", weil er die Ursachen des Konflikts nicht beseitigte und besonders die Interessen der spartanischen Verbündeten nur unzureichend berücksichtigte.
Im 4. Jh. brach der Streit wieder aus und die Phoker setzten sich in den Besitz von Delphi. Dabei plünderten sie dessen Schätze, um ihre Armee auszurüsten. Sie wurden jedoch besiegt und alle ihre Städte zerstört. Plutarch, der selbst ein delphischer Priester war, schreibt, daß Herakles den Tripod nur im "freundlichen Wettkampf" mit Apollo ergriffen habe. Plutarch hatte wohl die Absicht, aus "religiösem Anstand, den Streit zwischen Apollo, dem Phoker, und Herakles, dem Dorer, beizulegen" (Ranke-Graves)
Quellen:
(1) Homer, Odyssee
(2) Apollodor, Bibliotheke
(3) Diodorus Siculus, Bibliotheca historica
(4) Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges
(5) Plutarch, Dialoge über das E zu Delphi
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologiches Lexikon Leipzig 1770
(auch online)
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und
römischen Mythologie (auch online)
(3) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(5) Der Kleine Pauly
Online-Quellen
(1) Wikipedia
(2) theoi.com
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Diese Münze hätte ich gerne gehabt. Doch dann explodierte der Preis und stieg bis auf CHF 1500.- + fee. Damit war ich ausgebootet. Trotzdem möchte ich sie an den Anfang dieses Artikels stellen.
Die Münze:
Lakonia, Gytheion, Geta als Caesar, 197-209
AE 23, 4.19g, 240°
Av.: ΛOΥ CEΠ ΓETAC KAI
Büste, drapier und cürassiert, barhäuptig, n. r.
Rv.: ΓΥΘ - Ε - ΑΤ - ΩΝ
Herakles und Apollo kämpfen um den Tripod
Ref.: aus einer schwedischen Sammlung; unpubliziert in den Standardreferenzen
Nomos AG, Obolos 29, Lot 463, 8.10.23
Anmerkung:
Diese Münze bezieht sich auf die Gründermythe von Gytheion, nach der Herakles und Apollo sich nach dem Kampf um den Tripod wieder versöhnten und gemeinsam die Stadt gründeten. Nach Pausanias (3.21.8) standen die Statuen von Apollo und Herakles auf der Agora von Gytheion.
Der Kampf um den Tripod:
Die Geschichte des Kampfes um den Tripod beginnt eigentlich mit dem Mord an Iphitos. Iphitos, der Sohn des Königs Eurytos und der Antiope von Oichalia, war ein gutgesinnter und hilfsbereiter junger Mann, der auch bei der Argonautenfahrt dabeigewesen war. Eurytos selbst war der größte bekannte Bogenschütze. Es wird sogar erzählt, daß Herakles selbst sein Schüler gewesen sei (Apoll. Myth.). Als Herakles eines Tages um seine Tochter Iole anhielt, forderte Eurytos ihn zu einem Wettschießen heraus, bei dem Herakles aber gewann. Eurytos weigerte sich jeoch, Iole dem Herakles zu übergeben, obwohl Iphitos ihm gut zuredete.
Als dem Eurytos kurz danach die Rinder (oder Stuten) von Autolykos gestohlen wurden, glaubte man, daß es Herakles aus Rache gewesen sei. Doch Iphitos verteidigte ihn und bat ihn sogar, ihm zu helfen, die Rinder zu suchen. Herakles zeigte sich einverstanden und lud ihn als Gast in seine Herberge zu Tiryns. Aber da fiel er wieder in eine Raserei. Er führte Iphitos auf eine Mauer, damit er besser Ausschau nach den Rindern halten könnte, und stürzte ihn von der Mauer zu Tode (Apollodor).
Als er wieder zu Besinnung gekommen war, ging er nach Delphi, um das Orakel zu befragen, wie er sich von diesem Mord entsühnen könnte. Aber als Mörder durfte er das Orakel selbst nicht betreten. Da geriet er in Wut, ergriff den Tripod, auf dem die Pythia saß, und eilte mit ihm davon. Apollo versuchte, das zu verhindern, holte ihn ein und es kam zum Kampf zwischen dem Gott und dem Heros. Dabei stand Athene dem Herakles bei, Artemis dem Apollo. Endlich griff Zeus ein, um den Streit zu beenden. Er schleuderte einen Blitz zwischen die beiden, so daß sie sich trennten und Frieden schlossen. Danach sollen sie gemeinsam die Stadt Gytheion gegründet haben. "Apollo und Herakles kämpfen um den Tripod", Attischer rotfiguriger Krater, 490-460 v.Chr., zugeschrieben dem Myson, frühklassische Periode, heute im Britischen Museum London (theoi.com)
Um die Buße für den Gastmord kam Herakles trotzdem nicht herum. Hermes verkaufte ihn auf dem Sklavenmarkt für 3 Talente an Omphale und 3 Jahre mußte er ihr als Sklave dienen. Mit dem Geld wurden die Kinder (oder die Brüder) des Iphitos bezahlt. Die Demütigung durch Eurytos aber hatte Herakles nicht vergessen, Später stürmte er Oichalia, tötete Eurytos und dessen verbliebene Söhne und raubte Iole, um sie mit
seinem Sohn Hyllos zu vermählen.
Hintergrund:
Um die Hintergründe für den Kampf um den Tripod zu verstehen, müssen wir tiefer in die antike Kulturgeschichte hinabsteigen. Anscheinend haben die Dorer (Herakles) versucht, sich in den Besitz des delphischen Schreins zu setzen. Der Eingriff des Zeus stellt die Entscheidung dar, daß Apollo sein Heiligtum behalten durfte, sofern er der dorischen Interessen als Schutzherr der Dymaner diente (Ranke-Graves). Die Dymaner gehörten zur Dorischen Liga. Im Klassischen Zeitalter kontrollierten die Spartaner, die ja Dorer waren und sich "Söhne des Herakles" nannten, das Orakel von Delphi. Im Friedensvertrag von Nikias 421 v. Chr., der den Peloponnesischen Krieg zu einem vorläufigen Ende brachte, wurde der athenische Versuch vereitelt, die phokische Oberhoheit über Delphi zu erhalten. Dieser Vertrag war das Musterbeispiel für einen "Faulen Frieden", weil er die Ursachen des Konflikts nicht beseitigte und besonders die Interessen der spartanischen Verbündeten nur unzureichend berücksichtigte.
Im 4. Jh. brach der Streit wieder aus und die Phoker setzten sich in den Besitz von Delphi. Dabei plünderten sie dessen Schätze, um ihre Armee auszurüsten. Sie wurden jedoch besiegt und alle ihre Städte zerstört. Plutarch, der selbst ein delphischer Priester war, schreibt, daß Herakles den Tripod nur im "freundlichen Wettkampf" mit Apollo ergriffen habe. Plutarch hatte wohl die Absicht, aus "religiösem Anstand, den Streit zwischen Apollo, dem Phoker, und Herakles, dem Dorer, beizulegen" (Ranke-Graves)
Quellen:
(1) Homer, Odyssee
(2) Apollodor, Bibliotheke
(3) Diodorus Siculus, Bibliotheca historica
(4) Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges
(5) Plutarch, Dialoge über das E zu Delphi
Literatur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologiches Lexikon Leipzig 1770
(auch online)
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und
römischen Mythologie (auch online)
(3) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
(5) Der Kleine Pauly
Online-Quellen
(1) Wikipedia
(2) theoi.com
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 09.11.23 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Die Dea Roma
Vor kurzem hat mich ein Forumsmitglied gebeten, ihm zu erklären, welche Bedeutung die Göttin Roma für die Römer gehabt hat. Daraus ist jetzt der folgende Artikel entstanden. Über mehr als tausend Jahre Geschichte zu schreiben, ist schwierig. Deshalb habe ich mich auf das beschränkt, was ich für wesentlich gehalten habe.
Die Religion des römischen Staates muß man sich als eine Art von Rechtsverhältnis vorstellen, bei dem sich auf der einen Seite die politische Gemeinde und auf der anderen das Pantheon der römischen Götter mit dem Juppiter Optimus Maximus an der Spitze gegenüberstehen. An sich hat die dea Roma, die ja die Gemeinde vertritt, in dieser Gesamtheit keine Existenzberechtigung (Wissowa). Sie ist der römischen Religion eigentlich fremd und den Römern erst durch die Griechen "aufgeredet" worden (Preller). Griechische Historiker versuchten sogar, sie in die Genealogie einzuflechten. So sollte Rom u. a. von einem Arkader Euander gegründet worden sein, dessen Tochter Roma der Stadt den Namen gab (Servilius).
Den Einfluß des Griechischen sieht man auch daran, daß die erste Münze überhaupt, die unbestreitbar eine Abbildung der Roma zeigt, in Lokroi zur Zeit des Krieges gegen Pyrrhos von Epiros geprägt worden ist. Die abgebildete Münze stammt von CNG aus der Mail Bid Sale 60 vom 22.05.2002
1. Münze:
Bruttium, Lokroi Epizephyrioi. ca. 275-270 v. Chr.
AR - Stater, 7.24g
Av.: Belorbeerter Kopf des Zeus n. l.
darunter Monogramm NE
Rv.: li. [PΩMA], re. [ΠIΣTIΣ]
im Abschnitt [ΛΟΚPΩN]
Roma n. r. sitzend, wird von Pistis gekrönt
Ref.: SNG ANS 531; SNG Lloyd 645; SNG Copen-
hagen 1867. SNG München 1499; HN Italy 2347; Franke-Hirmer pl. 101, 293; Jameson 449; de Nanteuil 323 Diese seltene Münze wurde wahrscheinlich kurz nach der Schlacht von Beneventum geprägt, die so katastrophal für Pyrrhos und seine Verbündeten verlief. Pistis ist "Glauben, Vertrauen". Das bezieht sich jetzt auch auf die Lokrer, die ein Bündnis mit den Römern eingingen.
Zwar gab es in der Republik zur Zeit des 1. Punischen Krieges und dann während des Krieges gegen Pyrrhos eine ganze Reihe von Münzen mit dem Portrait einer kriegerischen Amazone mit Helm. Aber deren Identifizierung als Roma ist umstritten. Es gab im römischen Pantheon auch andere behelmte Gottheiten., z. B. Bellona oder Minerva, wobei Minerva nie so kriegerisch war wie die griechische Athene. Nach Mellor ist es eher ein Genius als eine Göttin. Roscher allerdings ist der Meinung, daß es sich bei dem Kopf mit einem Flügelhelm um Roma handeln muß und daß diese Darstellung schon seit 312 v. Chr. beginnt, als Rom sich zur beherrschenden Macht in Mittelitalien aufgeschwungen hatte. Dazu passe nur eine siegreiche, personifizierte Roma. Zu Beginn trug sie öfter einen phrygischen Helm, was evtl. die Abstammung der Römer von den Troern unterstreichen sollte. Eindeutige Abbildungen, auf denen Roma benannt wird, gab es in der römischen Republik erst später.
2. Münze:
Römische Republik, Porcius Laeca, gens Porcia
AR - Denar, 3.75g, 19.35mm, 225°
Rom, 110-109 v. Chr.
Av.: Kopf der Roma mit Flügelhelm, n. r.
darüber ROMA, dahinter P.LAECA
unter dem Kinn X (Wertzeichen)
Rv.: Männliche Figur in Militärkleidung (Militärbefehlshaber), mit Stiefeln und Kurzschwert im
Gürtel, steht halblinks, Kopf n. l., hält die erhobene re. Hand über den Kopf eines Bürgers in Toga, der n.r. steht und mit den Händen gestikuliert; hinter ihm ein Assistent (Liktor?) n. l. gehend, der in der Rechten eine lange Rute hält und in der Linken 2 weitere.
Im Abschnitt PROVOCO
Ref.: Crawford 301/1; Sydenham 178; Porcia 4 Als Roms Macht im Osten wuchs, drückten immer mehr Städte ihre Unterwürfigkeit gegenüber Rom in der Einrichtung eines Roma-Kultes aus. Dabei wurde der Kult der Roma eng mit dem Kaiserkult verbunden, und im hellenistischen Osten bauten sich die Städte, nach-dem sie die kaiserliche Erlaubnis erhalten hatten, Tempel, die der Roma und dem Augustus gleichzeitig gewidmet waren. Der erste Tempel der Roma überhaupt wurde 159 v. Chr. in Smyrna gebaut, und Smyrna rühmte sich dessen gegenüber Rom (Tacitus, Ann.). Smyrna war der älteste Verbündete der Römer in Kleinasien. Hederich spricht allerdings von "knechtischer Schmeichelei gegen die Römer".
3. Münze:
Mysien, Pergamon, pseudo - autonom, Ende 1. - Mitte 2. Jh. n. Chr.
AE 17, 3.4g, 17.29mm, 0°
Av.: ΘEON CVN – KΛHTON
Büste des jugendlichen Senats, drapiert, n. r.
Rv.: ΘEAN PΩ – MHN
Büste der Roma, drapiert und mit Mauerkrone, n. r.
Ref.: BMC 205; Sear 4910; SNG Post 182 (1 Ex.);
vgl. Fritze Pergamon Bd. 3, 18 (2 Ex.)
sehr selten, SS 1827 wurde ein größerer Hort dieser Münzen in der Nähe von Pergamon gefunden.
Wir müssen aber festhalten, daß Roma für die Römer lange Zeit kein Gegenstand göttlicher Verehrung war. In den Kreis der Stadtgötter trat sie erst durch die Gründung des Stadttempels durch Hadrian ein. Dies war ein Doppeltempel, der der Venus und Roma gemeinsam geweiht war und wodurch Roma erst vergöttlicht (Divinisation) wurde. Dargestellt war sie wie die Athena Polias in langem Gewand, mit Schild, Speer und Helm nach dem Vorbild der Statue des Phidias. Eingeweiht wurde der Tempel 135 n. Chr. und der 21. April, der vermeintliche Gründungstag der Stadt Rom, wurde auch als ihr Geburtstag noch bis in die späte Kaiserzeit in den Provinzen gefeiert. Wahrscheinlich wurde gleichzeitig eine neue Priesterschaft, die der XII viri Urbis Romae, für die neue Gottheit eingesetzt. Das Bild zeigt den Blick über das Forum in Richtung Colosseum. Direkt im Westen die Reste des Tempels der Venus und Roma, des größten Tempels des antiken Roms. Im 9. Jh. wurde er durch ein Erdbeben zerstört. (Photo: Daryl Mitchell, Wikiwand)
Auf imperialen Münzen findet sich die Bezeichnung Romae aeternae. Während die Götter immortales (= unsterblich) sind, die nicht sterben können, weil sie einen unsterblichen Leib besitzen, so wie die Menschen einen sterblichen, bezeichnet aeterna ein körperloses Wesen, das nur als Abstraktion denkbar ist (Roscher).
4. Münze
Licinius II., Caesar, 315-326
AE 19, 3.09g, 0°
Rom, 1. Offizin, 320
Av.: LICINIVS IVN NOB C
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n. r.
Rv.: ROMAE A - ETERNAE
Roma mit Helm auf einem Schild n. r. sitzend, hält mit der Linken ein Schild auf ihren Knien und schreibt darauf X / V
im Abschnitt R EPωC P
Ref.: RIC VII, Rom 199 corr. (schreibt: n. l. sitzend)
sehr selten (R4), S+ Anmerkung:
EPωC (griech.) ist das lateinische AMOR, das Palin-drom von ROMA. ROMA-AMOR war ein beliebtes Wortspiel.
307 n. Chr. wurde der Tempel durch ein großes Feuer zerstört. Maxentius (306-312) feierte auf mehreren Münzen den Wiederaufbau des Tempels. Er nennt Rom immer urbs sua (= seine Stadt)
5. Münze
Maxentius, 306-312, Sohn des Maximianus
AE - Follis, 24.52mm, 6.1g
Rom, 4. Offizin, 308-310
Av.: IMP C MAXENTIVS P F AVG
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: CONSERV - VRB SVAE
Sechssäuliger Tempel, darin Roma, behelmt, n .l. sitzend, in der li. Hand Szepter haltend, in der ausgestreckten Rechten
Globus mit Victoriola, die sie mit einem Kranz krönt; neben ihr ein Schild(?); Architrav geschmückt mit Wellenlinie und
Punkten; im Pediment 2 Figuren, links Juppiter mit Adlerzepter, re. Hercules auf Keule gestützt, die beiden äußeren Hände
jeweils ausgestreckt; im li. Winkel Oberkörper eines Flußgottes (Tiber?), im re. Winkel Sol mit Globus n. r.; als Acroteria
li. ein Kranz, re. eine männliche Figur mit langer Fackel
im Abschnitt RBQ
Ref.: RIC VI, Rom 208 var.(?); Victor Failmezger, Roman Bronze Coins 294-364 AD, no. 127iM3, notes 179, 183.; C. cf. 34; Drost, Monayage de Maxence, S. 310, Nr. 93, 5. Emission (1 Ex., Milano 5572), Bild 89d/3 (diese Münze!)
Die Rolle der Roma war ausgespielt, als Rom aufhörte, die Hauptstadt des Weltreiches zu sein, und Constantinopel an seine Stelle trat; bisweilen erscheinen noch beide Städtegöttinnen auf Münzen nebeneinander als Nebenbuhlerinnen; dann muß später die dea Roma der Tyche von Constantinopel weichen (Roscher).
Meine letzte Münze zeigt die Personifikation der Constantinopolis frontal sitzend, ebenso behelmt wie früher die dea Roma. Der einzige Unterschied ist, daß ihr re. Fuß auf der Prora eines Schiffes steht, als Zeichen dafür, daß Constantinopolis im Unterschied zu Rom einen direkten Zugang zum Meer hat.
6. Münze:
Honorius, 393-423
AU - Solidus, 4.47g, 21mm 180°
Constantinopolis, 7. Offizin, 402-ca. 403
Av.: D N HONORI - VS P F AVG
belorbeerter, behelmter Kopf mit Perlendiadem, gepanzerte 3/4-Büste n. r., mit geschulterter Lanze re. und mit ovalem Schild vor der li. Schulter, auf dem Reiter (Kaiser?) einen Feind niederreitet, Helm vorne mit Adler(?)
Rv.: CONCORDI - A AVGGG
drapierte, behelmte Constantinopolis frontal sitzend und nach re. blickend, re. Fuß auf Prora, hält Zepter in der re. Hand und
in der li. Hand Globus mit Victoriola, die der Gottheit zugewandt ist und sie mit einem Kranz krönt
im Feld li. ein Stern, unten re. ein umgekehrtes Z
im Abschnitt: CONOB
Ref.: RIC X, Arcadius 24; Cohen 3
Ronald Mellor aber schreibt in der Einleitung zu seinem Werk über Roma, daß "der Name Roma als Personifikation, als Göttin oder als Symbol vom klassi-schen Griechenland bis zu Mussolinis faschistischer Propaganda reicht ... Roma wurde als Göttin, als Hure, als Beinahe-Heilige und als Symbol der Zivilisation selbst gesehen. Sie bleibt das älteste kontinuierliche politisch-religiöse Symbol der westlichen Zivilisation."
Quellen:
(1) Livius, Ab urbe condita
(2) Tacitus, Annalen
(3) Neues Testament
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur
(2) Benjamin Hederich, Gründliches Lexikon der Mythologie
(2) Ronald J. Mellor, The Goddess Roma, 1991
Online-Quellen:
(1) Wildwinds
(2) Wikipedia
Liebe Grüße
Jochen
Vor kurzem hat mich ein Forumsmitglied gebeten, ihm zu erklären, welche Bedeutung die Göttin Roma für die Römer gehabt hat. Daraus ist jetzt der folgende Artikel entstanden. Über mehr als tausend Jahre Geschichte zu schreiben, ist schwierig. Deshalb habe ich mich auf das beschränkt, was ich für wesentlich gehalten habe.
Die Religion des römischen Staates muß man sich als eine Art von Rechtsverhältnis vorstellen, bei dem sich auf der einen Seite die politische Gemeinde und auf der anderen das Pantheon der römischen Götter mit dem Juppiter Optimus Maximus an der Spitze gegenüberstehen. An sich hat die dea Roma, die ja die Gemeinde vertritt, in dieser Gesamtheit keine Existenzberechtigung (Wissowa). Sie ist der römischen Religion eigentlich fremd und den Römern erst durch die Griechen "aufgeredet" worden (Preller). Griechische Historiker versuchten sogar, sie in die Genealogie einzuflechten. So sollte Rom u. a. von einem Arkader Euander gegründet worden sein, dessen Tochter Roma der Stadt den Namen gab (Servilius).
Den Einfluß des Griechischen sieht man auch daran, daß die erste Münze überhaupt, die unbestreitbar eine Abbildung der Roma zeigt, in Lokroi zur Zeit des Krieges gegen Pyrrhos von Epiros geprägt worden ist. Die abgebildete Münze stammt von CNG aus der Mail Bid Sale 60 vom 22.05.2002
1. Münze:
Bruttium, Lokroi Epizephyrioi. ca. 275-270 v. Chr.
AR - Stater, 7.24g
Av.: Belorbeerter Kopf des Zeus n. l.
darunter Monogramm NE
Rv.: li. [PΩMA], re. [ΠIΣTIΣ]
im Abschnitt [ΛΟΚPΩN]
Roma n. r. sitzend, wird von Pistis gekrönt
Ref.: SNG ANS 531; SNG Lloyd 645; SNG Copen-
hagen 1867. SNG München 1499; HN Italy 2347; Franke-Hirmer pl. 101, 293; Jameson 449; de Nanteuil 323 Diese seltene Münze wurde wahrscheinlich kurz nach der Schlacht von Beneventum geprägt, die so katastrophal für Pyrrhos und seine Verbündeten verlief. Pistis ist "Glauben, Vertrauen". Das bezieht sich jetzt auch auf die Lokrer, die ein Bündnis mit den Römern eingingen.
Zwar gab es in der Republik zur Zeit des 1. Punischen Krieges und dann während des Krieges gegen Pyrrhos eine ganze Reihe von Münzen mit dem Portrait einer kriegerischen Amazone mit Helm. Aber deren Identifizierung als Roma ist umstritten. Es gab im römischen Pantheon auch andere behelmte Gottheiten., z. B. Bellona oder Minerva, wobei Minerva nie so kriegerisch war wie die griechische Athene. Nach Mellor ist es eher ein Genius als eine Göttin. Roscher allerdings ist der Meinung, daß es sich bei dem Kopf mit einem Flügelhelm um Roma handeln muß und daß diese Darstellung schon seit 312 v. Chr. beginnt, als Rom sich zur beherrschenden Macht in Mittelitalien aufgeschwungen hatte. Dazu passe nur eine siegreiche, personifizierte Roma. Zu Beginn trug sie öfter einen phrygischen Helm, was evtl. die Abstammung der Römer von den Troern unterstreichen sollte. Eindeutige Abbildungen, auf denen Roma benannt wird, gab es in der römischen Republik erst später.
2. Münze:
Römische Republik, Porcius Laeca, gens Porcia
AR - Denar, 3.75g, 19.35mm, 225°
Rom, 110-109 v. Chr.
Av.: Kopf der Roma mit Flügelhelm, n. r.
darüber ROMA, dahinter P.LAECA
unter dem Kinn X (Wertzeichen)
Rv.: Männliche Figur in Militärkleidung (Militärbefehlshaber), mit Stiefeln und Kurzschwert im
Gürtel, steht halblinks, Kopf n. l., hält die erhobene re. Hand über den Kopf eines Bürgers in Toga, der n.r. steht und mit den Händen gestikuliert; hinter ihm ein Assistent (Liktor?) n. l. gehend, der in der Rechten eine lange Rute hält und in der Linken 2 weitere.
Im Abschnitt PROVOCO
Ref.: Crawford 301/1; Sydenham 178; Porcia 4 Als Roms Macht im Osten wuchs, drückten immer mehr Städte ihre Unterwürfigkeit gegenüber Rom in der Einrichtung eines Roma-Kultes aus. Dabei wurde der Kult der Roma eng mit dem Kaiserkult verbunden, und im hellenistischen Osten bauten sich die Städte, nach-dem sie die kaiserliche Erlaubnis erhalten hatten, Tempel, die der Roma und dem Augustus gleichzeitig gewidmet waren. Der erste Tempel der Roma überhaupt wurde 159 v. Chr. in Smyrna gebaut, und Smyrna rühmte sich dessen gegenüber Rom (Tacitus, Ann.). Smyrna war der älteste Verbündete der Römer in Kleinasien. Hederich spricht allerdings von "knechtischer Schmeichelei gegen die Römer".
3. Münze:
Mysien, Pergamon, pseudo - autonom, Ende 1. - Mitte 2. Jh. n. Chr.
AE 17, 3.4g, 17.29mm, 0°
Av.: ΘEON CVN – KΛHTON
Büste des jugendlichen Senats, drapiert, n. r.
Rv.: ΘEAN PΩ – MHN
Büste der Roma, drapiert und mit Mauerkrone, n. r.
Ref.: BMC 205; Sear 4910; SNG Post 182 (1 Ex.);
vgl. Fritze Pergamon Bd. 3, 18 (2 Ex.)
sehr selten, SS 1827 wurde ein größerer Hort dieser Münzen in der Nähe von Pergamon gefunden.
Wir müssen aber festhalten, daß Roma für die Römer lange Zeit kein Gegenstand göttlicher Verehrung war. In den Kreis der Stadtgötter trat sie erst durch die Gründung des Stadttempels durch Hadrian ein. Dies war ein Doppeltempel, der der Venus und Roma gemeinsam geweiht war und wodurch Roma erst vergöttlicht (Divinisation) wurde. Dargestellt war sie wie die Athena Polias in langem Gewand, mit Schild, Speer und Helm nach dem Vorbild der Statue des Phidias. Eingeweiht wurde der Tempel 135 n. Chr. und der 21. April, der vermeintliche Gründungstag der Stadt Rom, wurde auch als ihr Geburtstag noch bis in die späte Kaiserzeit in den Provinzen gefeiert. Wahrscheinlich wurde gleichzeitig eine neue Priesterschaft, die der XII viri Urbis Romae, für die neue Gottheit eingesetzt. Das Bild zeigt den Blick über das Forum in Richtung Colosseum. Direkt im Westen die Reste des Tempels der Venus und Roma, des größten Tempels des antiken Roms. Im 9. Jh. wurde er durch ein Erdbeben zerstört. (Photo: Daryl Mitchell, Wikiwand)
Auf imperialen Münzen findet sich die Bezeichnung Romae aeternae. Während die Götter immortales (= unsterblich) sind, die nicht sterben können, weil sie einen unsterblichen Leib besitzen, so wie die Menschen einen sterblichen, bezeichnet aeterna ein körperloses Wesen, das nur als Abstraktion denkbar ist (Roscher).
4. Münze
Licinius II., Caesar, 315-326
AE 19, 3.09g, 0°
Rom, 1. Offizin, 320
Av.: LICINIVS IVN NOB C
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n. r.
Rv.: ROMAE A - ETERNAE
Roma mit Helm auf einem Schild n. r. sitzend, hält mit der Linken ein Schild auf ihren Knien und schreibt darauf X / V
im Abschnitt R EPωC P
Ref.: RIC VII, Rom 199 corr. (schreibt: n. l. sitzend)
sehr selten (R4), S+ Anmerkung:
EPωC (griech.) ist das lateinische AMOR, das Palin-drom von ROMA. ROMA-AMOR war ein beliebtes Wortspiel.
307 n. Chr. wurde der Tempel durch ein großes Feuer zerstört. Maxentius (306-312) feierte auf mehreren Münzen den Wiederaufbau des Tempels. Er nennt Rom immer urbs sua (= seine Stadt)
5. Münze
Maxentius, 306-312, Sohn des Maximianus
AE - Follis, 24.52mm, 6.1g
Rom, 4. Offizin, 308-310
Av.: IMP C MAXENTIVS P F AVG
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: CONSERV - VRB SVAE
Sechssäuliger Tempel, darin Roma, behelmt, n .l. sitzend, in der li. Hand Szepter haltend, in der ausgestreckten Rechten
Globus mit Victoriola, die sie mit einem Kranz krönt; neben ihr ein Schild(?); Architrav geschmückt mit Wellenlinie und
Punkten; im Pediment 2 Figuren, links Juppiter mit Adlerzepter, re. Hercules auf Keule gestützt, die beiden äußeren Hände
jeweils ausgestreckt; im li. Winkel Oberkörper eines Flußgottes (Tiber?), im re. Winkel Sol mit Globus n. r.; als Acroteria
li. ein Kranz, re. eine männliche Figur mit langer Fackel
im Abschnitt RBQ
Ref.: RIC VI, Rom 208 var.(?); Victor Failmezger, Roman Bronze Coins 294-364 AD, no. 127iM3, notes 179, 183.; C. cf. 34; Drost, Monayage de Maxence, S. 310, Nr. 93, 5. Emission (1 Ex., Milano 5572), Bild 89d/3 (diese Münze!)
Die Rolle der Roma war ausgespielt, als Rom aufhörte, die Hauptstadt des Weltreiches zu sein, und Constantinopel an seine Stelle trat; bisweilen erscheinen noch beide Städtegöttinnen auf Münzen nebeneinander als Nebenbuhlerinnen; dann muß später die dea Roma der Tyche von Constantinopel weichen (Roscher).
Meine letzte Münze zeigt die Personifikation der Constantinopolis frontal sitzend, ebenso behelmt wie früher die dea Roma. Der einzige Unterschied ist, daß ihr re. Fuß auf der Prora eines Schiffes steht, als Zeichen dafür, daß Constantinopolis im Unterschied zu Rom einen direkten Zugang zum Meer hat.
6. Münze:
Honorius, 393-423
AU - Solidus, 4.47g, 21mm 180°
Constantinopolis, 7. Offizin, 402-ca. 403
Av.: D N HONORI - VS P F AVG
belorbeerter, behelmter Kopf mit Perlendiadem, gepanzerte 3/4-Büste n. r., mit geschulterter Lanze re. und mit ovalem Schild vor der li. Schulter, auf dem Reiter (Kaiser?) einen Feind niederreitet, Helm vorne mit Adler(?)
Rv.: CONCORDI - A AVGGG
drapierte, behelmte Constantinopolis frontal sitzend und nach re. blickend, re. Fuß auf Prora, hält Zepter in der re. Hand und
in der li. Hand Globus mit Victoriola, die der Gottheit zugewandt ist und sie mit einem Kranz krönt
im Feld li. ein Stern, unten re. ein umgekehrtes Z
im Abschnitt: CONOB
Ref.: RIC X, Arcadius 24; Cohen 3
Ronald Mellor aber schreibt in der Einleitung zu seinem Werk über Roma, daß "der Name Roma als Personifikation, als Göttin oder als Symbol vom klassi-schen Griechenland bis zu Mussolinis faschistischer Propaganda reicht ... Roma wurde als Göttin, als Hure, als Beinahe-Heilige und als Symbol der Zivilisation selbst gesehen. Sie bleibt das älteste kontinuierliche politisch-religiöse Symbol der westlichen Zivilisation."
Quellen:
(1) Livius, Ab urbe condita
(2) Tacitus, Annalen
(3) Neues Testament
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur
(2) Benjamin Hederich, Gründliches Lexikon der Mythologie
(2) Ronald J. Mellor, The Goddess Roma, 1991
Online-Quellen:
(1) Wildwinds
(2) Wikipedia
Liebe Grüße
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Dieser Artikel liegt schon längere Zeit in meinem Archiv. Er ist ein Exkurs zu dem Artikel "Philoktetes - Die Geschichte ins Einsamen und Gequälten", den vorher zu lesen ich empfehle.
viewtopic.php?f=6&t=11926&p=374014&hili ... es#p374014
Exkurs: Der Philoktet des Sophokles
Sophokles von der Porträtstatue in den Vatikanischen Museen, sog. Laterantyp (Photo der Kunstsammlung Erlangen)
Alle drei großen Tragödiendichter der Antike, Aischylos, Euripides und Sophokles haben Tragödien über Philoktetes geschrieben. Die Tragödien des Aischylos und des Euripides sind uns nur durch einen Bericht von Dion von Prusa (nach 40 – ca. 120 n. Chr.) überliefert, in dem er sie mit dem „Philoktet“ des Sophokles vergleicht.
Daraus geht hervor, daß Aischylos (525 v. Chr. - 456 v. Chr.) als Erster den Diomedes der Mythologie durch Odysseus ersetzt hat, was nicht einer Ironie entbehrt, war Odysseus doch für die Aussetzung verantwortlich. Dies haben die beiden anderen Dichter übernommen. Er tritt auf als unaufrichtiger, verschlagener Lügner, der durch Drohungen und Versprechungen sein Ziel erreicht. Durch seine Redekunst war er natürlich für die antike Tragödie geeignet. Der Chor besteht aus Männern aus Lemnos.
Bei Euripides (480 oder 485/84 v. Chr. - 406 v. Chr.) gibt es eindrucksvolle Diskussionen zwischen den Abgesandten der Troer und der Griechen. Der Chor stellt sich auf die Seite des Odysseus und dieser nötigt den wehrlosen Philoktetes unter Hinweis auf seine patriotische Pflicht zur Rückkehr. Hier kommt bei der Umstimmung des Philoktetes neben dem allgemein-menschlichen der national-hellenistische Gedanke mit ins Spiel.
Vollständig erhalten geblieben ist nur dss Werk des Sophokles (496/7 in Kolonos – 406/5 in Athen). Wir wissen sogar genau, wann es aufgeführt wurde, nämlich 409 v. Chr., weil Sophokles in diesem Jahr den 1. Preis für diese Tragödie bekommen hat. Er war damals bereits 85 Jahre alt. Durch seinen dramatischen Aufbau und die psychologisch überzeugende Handlungsführung gilt der „Philoktetes“ als sein reifstes Werk. Es unterscheidet sich aber in mehreren Details vom mythologischen Philoktetes.
So macht Sophokles aus Lemnos ein menschenleeres Eiland und steigert damit das Leiden des Philoktetes ins Absolute. Er führt den im Mythos nicht vorgesehenen Neoptolemos ein, der als Sohn des Achilleus ganz auf Geradheit und Wahrheit gestellt ist und damit den genauen Gegensatz zum berechnenden Odysseus darstellt. Seine Menschlichkeit und sein Mitleid mit dem Leidenden wird immer größer, bis er den Bogen, den er bereits in der Hand hält, dem Philoktetes zurückgibt, gegen den Widerstand des mitleidlosen Odysseus.
Sophokles „Philoktetes“ ist ein Stück über den Gegensatz der Realität des Krieges mit seinen brutalen Praktiken auf der einen und der Welt des Leidens und des naiven Herzens auf der anderen Seite. Dies gilt besonders, als Neoptolemos erfahren muß, daß vor Troja alle Guten und Edlen gefallen sind und nur die Schurken und Schwätzer noch leben. Hier spielen biographische Erlebnisse des Sophokles sicher eine Rolle.
Aber es ist bestimmt auch einer besonders ausgeprägten Form der Altersschwermut zu danken, die auch Sophokles nicht erspart geblieben ist.
Eine neue Idee ist auch seine Einführung des Herakles. Herakles spricht am Ende die Warnung aus, bei der Zerstörung Trojas die Scheu vor den Göttern zu verlieren. Es keimt eine Art von Hoffnung auf. Herakles tritt bühnentechnisch zwar auf als deus ex macchina, aber da er Mensch geworden ist, kann er den Knoten nicht lösen.
Wir, wie auch die Zuschauer, wissen aber, wie es beim grausamen Hinschlachten der Troer wirklich zuging. Die Götter haben sich aus dem Geschehen zurückgezogen, „und der Mensch mit all seiner Klugheit erreicht doch nur, daß die Dinge sich rettungslos verwirren.“ (Schadewaldt)
Sophokles hat auch einen „Philoktet in Troja“ geschrieben, von dem nur einige kurze Fragmente erhalten sind, darunter ein Fragment (698 Radt) mit dem schönen Wort vom „Tod als letztem Arzt der Krankheiten“.
Die Rezeption in der Moderne:
Bemerkenswert ist, daß es im 20. Jahrhundert zu einem Interesse am PhiloktetesDrama kam. Begonnen hatte es mit Andre Gides „Philoctete, ou Le traite de trois morales“ (1898).
In den 50er Jahren kam der „Philoktet“ von Bernt von Heiseler heraus, der damals zum Literaturkanon unserer Gymnasien gehörte. Der Grund war wohl, daß hier Probleme aufgegriffen wurden, die besonders im Deutschland nach dem 2. Weltkrieg hochaktuell waren: Die Auseinandersetzung zwischen Individuum und Gesellschaft.
Der große Ulrich Wildgruber (1917-1999) in einer eindrucksvollen Szene des „Philoktetes“ des Sophokles
Zur Zeit des Mauerbaus erschien Heiner Müllers „Philoktet“. Auch hier ist das Hauptthema der Konflikt zwischen Individuum und gesamtgesellschaftlicher Pflicht. Es treten nur 3 Personen auf, die unvereinbare politische Positionen verkörpern. Die Tragödie steht in der Tradition der Brechtschen Lehrstücke.
Es zeigt sich, daß der Philoktetesstoff auch unserer Zeit noch etwas zu sagen hat. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende: 2009 veröffentlichte Jean-Pierre Simeon sein Stück „Philoctete, Variation a partir de Sophocle“, das mit großem Erfolg in Paris
aufgeführt wurde.
Das Bild zeigt das Gemälde „Philoctetes“ von Nikolaj Abraham Abildgaard (1743-1809), 1775, heute im Statens Museum für Kunst, Kopenhagen.
Quellen:
(1) Sophokles, Philoktetes, 1999 (in der Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt)
(2) Dion Chrysostomos, Sämtliche Reden, Artemis-Verlag
Moderne Werke (eine Auswahl):
(1) Andre Gides „Philoctete, ou Le traite de trois morales“ (1898)
(2) Rudolf Pannwitz, Philoktetes,1913
(3) Bernt von Heiseler, Philoktet, 1947 (gehörte in meiner Schulzeit zum Literaturkanon)
(4) Walter Jens, Der tödliche Schlag, 1974
(5) Seamus Heaney, The Cure at Troy, 1991
Sekundärliteratur:
(1) Eckard Lefevre, Philoktetes, Wandlungen der Sophokles-Tragödie im 20. Jahrhundert: 12 Dramen von Andre Gide bis Seamus Heaney, Rombach, 2012
darunter einige Themen auch online:
(2) Eduard Lefevre, Sophokles' und Bernt von Heiselers Philoktet, in: Anton Bierl u.a. (Hrsg.): Orchestra: Drama, Mythos, Bühne; [Festschrift für Hellmut Flashar anläßlich seines 65. Geburtstages], Stuttgart, Leipzig, Teubner, 1994
(3) Eckard Lefevre, Sophokles' und Heiner Müllers Philoktet, in: Susanne Gödde (Hrsg.): Skenika: Beiträge zum antiken Theater und seiner Rezeption; Festschrift zum 65. Geburtstag von Horst-Dieter Blume, Darmstadt, WBG, 2000
(4) Martin Hose, Philoktet: Von der Schwierigkeit der Wiedereingliederung, in Philologus Band 152, 2008
Online-Quellen:
(1) www.unidue.de/einladung/Vorlesungen/dra ... hokles.htm
(2) aeria.phil.uni-erlangen.de
(3) Wikipedia
Liebe Grüße denen, die es zu schätzen wissen
Jochen
viewtopic.php?f=6&t=11926&p=374014&hili ... es#p374014
Exkurs: Der Philoktet des Sophokles
Sophokles von der Porträtstatue in den Vatikanischen Museen, sog. Laterantyp (Photo der Kunstsammlung Erlangen)
Alle drei großen Tragödiendichter der Antike, Aischylos, Euripides und Sophokles haben Tragödien über Philoktetes geschrieben. Die Tragödien des Aischylos und des Euripides sind uns nur durch einen Bericht von Dion von Prusa (nach 40 – ca. 120 n. Chr.) überliefert, in dem er sie mit dem „Philoktet“ des Sophokles vergleicht.
Daraus geht hervor, daß Aischylos (525 v. Chr. - 456 v. Chr.) als Erster den Diomedes der Mythologie durch Odysseus ersetzt hat, was nicht einer Ironie entbehrt, war Odysseus doch für die Aussetzung verantwortlich. Dies haben die beiden anderen Dichter übernommen. Er tritt auf als unaufrichtiger, verschlagener Lügner, der durch Drohungen und Versprechungen sein Ziel erreicht. Durch seine Redekunst war er natürlich für die antike Tragödie geeignet. Der Chor besteht aus Männern aus Lemnos.
Bei Euripides (480 oder 485/84 v. Chr. - 406 v. Chr.) gibt es eindrucksvolle Diskussionen zwischen den Abgesandten der Troer und der Griechen. Der Chor stellt sich auf die Seite des Odysseus und dieser nötigt den wehrlosen Philoktetes unter Hinweis auf seine patriotische Pflicht zur Rückkehr. Hier kommt bei der Umstimmung des Philoktetes neben dem allgemein-menschlichen der national-hellenistische Gedanke mit ins Spiel.
Vollständig erhalten geblieben ist nur dss Werk des Sophokles (496/7 in Kolonos – 406/5 in Athen). Wir wissen sogar genau, wann es aufgeführt wurde, nämlich 409 v. Chr., weil Sophokles in diesem Jahr den 1. Preis für diese Tragödie bekommen hat. Er war damals bereits 85 Jahre alt. Durch seinen dramatischen Aufbau und die psychologisch überzeugende Handlungsführung gilt der „Philoktetes“ als sein reifstes Werk. Es unterscheidet sich aber in mehreren Details vom mythologischen Philoktetes.
So macht Sophokles aus Lemnos ein menschenleeres Eiland und steigert damit das Leiden des Philoktetes ins Absolute. Er führt den im Mythos nicht vorgesehenen Neoptolemos ein, der als Sohn des Achilleus ganz auf Geradheit und Wahrheit gestellt ist und damit den genauen Gegensatz zum berechnenden Odysseus darstellt. Seine Menschlichkeit und sein Mitleid mit dem Leidenden wird immer größer, bis er den Bogen, den er bereits in der Hand hält, dem Philoktetes zurückgibt, gegen den Widerstand des mitleidlosen Odysseus.
Sophokles „Philoktetes“ ist ein Stück über den Gegensatz der Realität des Krieges mit seinen brutalen Praktiken auf der einen und der Welt des Leidens und des naiven Herzens auf der anderen Seite. Dies gilt besonders, als Neoptolemos erfahren muß, daß vor Troja alle Guten und Edlen gefallen sind und nur die Schurken und Schwätzer noch leben. Hier spielen biographische Erlebnisse des Sophokles sicher eine Rolle.
Aber es ist bestimmt auch einer besonders ausgeprägten Form der Altersschwermut zu danken, die auch Sophokles nicht erspart geblieben ist.
Eine neue Idee ist auch seine Einführung des Herakles. Herakles spricht am Ende die Warnung aus, bei der Zerstörung Trojas die Scheu vor den Göttern zu verlieren. Es keimt eine Art von Hoffnung auf. Herakles tritt bühnentechnisch zwar auf als deus ex macchina, aber da er Mensch geworden ist, kann er den Knoten nicht lösen.
Wir, wie auch die Zuschauer, wissen aber, wie es beim grausamen Hinschlachten der Troer wirklich zuging. Die Götter haben sich aus dem Geschehen zurückgezogen, „und der Mensch mit all seiner Klugheit erreicht doch nur, daß die Dinge sich rettungslos verwirren.“ (Schadewaldt)
Sophokles hat auch einen „Philoktet in Troja“ geschrieben, von dem nur einige kurze Fragmente erhalten sind, darunter ein Fragment (698 Radt) mit dem schönen Wort vom „Tod als letztem Arzt der Krankheiten“.
Die Rezeption in der Moderne:
Bemerkenswert ist, daß es im 20. Jahrhundert zu einem Interesse am PhiloktetesDrama kam. Begonnen hatte es mit Andre Gides „Philoctete, ou Le traite de trois morales“ (1898).
In den 50er Jahren kam der „Philoktet“ von Bernt von Heiseler heraus, der damals zum Literaturkanon unserer Gymnasien gehörte. Der Grund war wohl, daß hier Probleme aufgegriffen wurden, die besonders im Deutschland nach dem 2. Weltkrieg hochaktuell waren: Die Auseinandersetzung zwischen Individuum und Gesellschaft.
Der große Ulrich Wildgruber (1917-1999) in einer eindrucksvollen Szene des „Philoktetes“ des Sophokles
Zur Zeit des Mauerbaus erschien Heiner Müllers „Philoktet“. Auch hier ist das Hauptthema der Konflikt zwischen Individuum und gesamtgesellschaftlicher Pflicht. Es treten nur 3 Personen auf, die unvereinbare politische Positionen verkörpern. Die Tragödie steht in der Tradition der Brechtschen Lehrstücke.
Es zeigt sich, daß der Philoktetesstoff auch unserer Zeit noch etwas zu sagen hat. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende: 2009 veröffentlichte Jean-Pierre Simeon sein Stück „Philoctete, Variation a partir de Sophocle“, das mit großem Erfolg in Paris
aufgeführt wurde.
Das Bild zeigt das Gemälde „Philoctetes“ von Nikolaj Abraham Abildgaard (1743-1809), 1775, heute im Statens Museum für Kunst, Kopenhagen.
Quellen:
(1) Sophokles, Philoktetes, 1999 (in der Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt)
(2) Dion Chrysostomos, Sämtliche Reden, Artemis-Verlag
Moderne Werke (eine Auswahl):
(1) Andre Gides „Philoctete, ou Le traite de trois morales“ (1898)
(2) Rudolf Pannwitz, Philoktetes,1913
(3) Bernt von Heiseler, Philoktet, 1947 (gehörte in meiner Schulzeit zum Literaturkanon)
(4) Walter Jens, Der tödliche Schlag, 1974
(5) Seamus Heaney, The Cure at Troy, 1991
Sekundärliteratur:
(1) Eckard Lefevre, Philoktetes, Wandlungen der Sophokles-Tragödie im 20. Jahrhundert: 12 Dramen von Andre Gide bis Seamus Heaney, Rombach, 2012
darunter einige Themen auch online:
(2) Eduard Lefevre, Sophokles' und Bernt von Heiselers Philoktet, in: Anton Bierl u.a. (Hrsg.): Orchestra: Drama, Mythos, Bühne; [Festschrift für Hellmut Flashar anläßlich seines 65. Geburtstages], Stuttgart, Leipzig, Teubner, 1994
(3) Eckard Lefevre, Sophokles' und Heiner Müllers Philoktet, in: Susanne Gödde (Hrsg.): Skenika: Beiträge zum antiken Theater und seiner Rezeption; Festschrift zum 65. Geburtstag von Horst-Dieter Blume, Darmstadt, WBG, 2000
(4) Martin Hose, Philoktet: Von der Schwierigkeit der Wiedereingliederung, in Philologus Band 152, 2008
Online-Quellen:
(1) www.unidue.de/einladung/Vorlesungen/dra ... hokles.htm
(2) aeria.phil.uni-erlangen.de
(3) Wikipedia
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Re: Mythologisch interessante Münzen
Das Meeresungeheuer Ketos
Der Ketos ist uns schon begegnet: In der Mythologie von Perseus und Andromeda und bei der Sage von Troja. Hier soll er im Mittelpunkt des Artikels stehen.
Die Münze:
Karien, Halikarnassos (früher zu Kindya gestellt), ca. 500-495 v. Chr.
AR – Diobol (milesischer Standard), 1.78g, 11.57mm
Av.: Kopf des Ketos n. r.
Rv.: Inkus mit sternförmiges Muster in gitterförmigem Rahmen
Ref.: Kagan&Kritt, NC 1995, 1 var. (Kopf n. l.); SNG Keckman 920 var. (Kopf n.l.); Asyut 688; SNG Kayhan 815 Ketos (griech. κητος) ist nicht der Name eines bestimmten Meeresungeheuers, sondern wurde benutzt, um unterschiedliche Meeresungeheuer zu benennen. Wir finden ihn auf vielen antiken Vasenmalereien. Dargestellt wird er meistens mit schlangenartigem Körper und hundeartigem Kopf. Lykophron bezeichnet den trojanischen Ketos direkt als Hund.
Wir unterscheidene folgende:
(1) Der aithiopische Ketos (Ketos Aithiopios)
Als Kassiopeia, die Frau des Königs Kepheus von Aithiopien (wahrscheinlich das Land der Nubier) sich (oder ihre Tochter Andromeda) für schöner hielt als die Nereiden, die Meeresnymphen, war Poseidon so erzürnt, daß er das Meersungeheuer Ketos schickte, um Aithiopien zu verwüsten. In ihrer Not wandten sich Kepheus und Kassiopeia an das Orakel des Ammon, das ihm riet, ihre Tochter Andromeda an einen Felsen am Meer zu ketten und sie dem Ungeheuer zu opfern. Dort entdeckte sie Perseus, der Kepheus und Kassiopeia das Angebot machte, ihre Tochter zu retten, wenn sie sie ihm zur Frau geben würden. Andromedea selbst war einverstanden und Perseus tötete den Ketos mit seiner Sichel (Harpa). Andromeda schenkte ihm den Sohn Perses, der nach dem Tod des Kepheus dessen Nachfolger wurde. Kepheus, Kassiopeia, Andromeda, Perseus und selbst das Ungeheuer Ketos wurden nach ihrem Tod von Athena an den Sternenhimmel versetzt.
Plinius erzählt, dass die Knochen des Ketos, der von Perseus getötet wurde, durch Marcus Scaurus von Joppa nach Rom gebracht wurde. Hieronymus (347-430) allerdings berichtet, daß die Knochen zu seiner Zeit noch in Joppa ausgestellt waren.
Detail einer korinthischen schwarzfigurigen Amphora eines unbekannten Künstlers, 575-550 v.Chr., gefunden in Cerveteri, heute im Alten Museum Berlin. Die Szene zeigt, wie Perseus steinewerfend auf den Ketos losgeht.
Hierbei handelt es sich um die älteste bekannte Darstellung der Mythologie von Perseus und Andromeda. Sie beruht offensichtlich auf einem babylonischen Rollsiegel, das den Kampf zwischen Marduk und der babylonischen Meeresgöttin Tiamat zeigt. Der unbekannte griechische Künstler scheint keine Ahnung von der babylonischen Mythologie gehabt zu haben. So hat er die Sterne im Hintergrund des Siegels als Steine interpretiert.
Babylonisches Rollsiegel mit dem Kampf zwischen Marduk und Tiamat
(2) Der trojanische Ketos (Ketos Troias)
Weil sie eine Verschwörung gegen ihn geplant hatten, hatte Zeus Poseidon und Herakles dazu verurteilt, die Mauern von Troja zu errichten. Aber Laomedon, der 2. König von Troja, Vater des Priamos, verweigerte ihnen den versprochenen Lohn. Da schickte Poseidon Ketos, ein Meeresungeheuer, das schreckliche Verwüstungen anrichtete. Nach dem Orakel konnte das Ungeheuer nur durch das Opfer von Hesione, der Tochter des Laomedon, besänftigt werden. Laomedon setzte als Preis für die Rettung seiner Tochter seine unsterblichen Pferde aus. Herakles meldete sich und es gelang ihm, das Untier mit einem Fischhaken oder einem Pfeilhagel zu töten und Hesione zu befreien. Er heiratete sie aber nicht selbst, sondern gab sie seinem Freund Telamon zur Frau. Den von Laomedon ausgelobten Preis der unsterblichen Pferde erhielt Herakles aber nicht, worauf er dessen ganze Familie tötete und auf Bitten der Hesione nur Priamos am Leben ließ.
Detail eines korinthischen schwarzfigurigen Kraters eines unbekannten Künstlers, archaisch, Mitte des 6.Jh. v.Chr., heute im Museum of Fine Arts in Boston. Die Szene zeigt Herakles und Hesione im Kampf gegen den Ketos (theoi.com).
Da diese Mythologie schon in der Ilias (ca. 800 v. Chr.) vorkommt, scheint sie älter zu sein, als die von Perseus und Andromeda. Auf dieser ältesten bekannten Abbildung erinnert der Kopf des Ketos an einen Schädel. Deshalb gibt es Vermutungen, daß die Mythologie des Ketos auf dem Fund eines Fossils beruht.
(3) Der Ketos des Lykophron
Bei Tzetzes ad Lykophron hören wir von einer anderen Version vor Troja: Hier habe der Ketos den Herakles verschlungen, so daß dieser 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des Ungeheuers verbringen mußte. Erst als Herakles die Innereien des Ungeheuers völlig zerschnitten und zerfetzt hatte, kam der Held wieder frei. Nach Vossius (De theologia gentili) soll diese Geschichte dann von Jonas und dem Wal übernommen worden sein!
Das Bild zeigt ein frühchristliches Bodenmosaik aus der Basilika Santa Maria Assunta in Aquileia (4. Jh.). Hier ist es ein schlangenähnliches Ungeheuer, das Jonas gerade verschlingt, als er über Bord geworden wird. Im Matthäus-Evangelium steht dafür die griechische Bezeichnung κητος. Die Geschichte von Jonas ist wohl nachträglich in das Mosaik eingearbeitet worden. Es wird vermutet, daß hier vorher Thermen gewesen sind.
Aristoteles war der erste, der mit Ketos reale Wale bezeichnete. Nach Ketos (lat. Cetus) wird die Säugetierklasse der Wale heute Cetacea genannt.
Anmerkung:
Gerhard Johannes Vossius (1577-1649), geboren in Heidelberg, war ein niederländischer Gelehrter, Huma-nist und Theologe. Er war Professor in Leiden und dann Rektor des Gymnasiums in Amsterdam. Er schrieb auch über Dichtkunst, Mythologie und Mathematik. Die sog. 2. Antonomasie wird nach ihm die Vossianische genannt. Darunter versteht man die Redu-zierung einer Eigenschaft oder einer Sache auf einen bekannten Hauptvertreter, z.B. "Judas" für "Verräter".
Quellen:
(1) Homer, Ilias
(2) Hesiod, Theogonie
(3) Ovid, Metamorphosen
(4) Apollodor, Bibliotheke
(5) Scholion zu Apoll. Rhod.
(6) Pausanias, Periegesis
(7) Nonnus, Dionysiaka
(8) Plinius, naturae historia
(9) Eusebius Hieronymus, Epistulae
(10) Joannes Tzetzes, ad Lykophron
(11) Das Alte Testament, Jonas
(12) Novum Testamentum Graece
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(3) Der Kleine Pauly
(4) Hans-Joachim Hoeft, Münzen und antike Mythologie - Reise in ein fernes Land, 2011
(5) Ashton/Konuk, The Ketos coins of Karia, Istanbul, 2019
Online-Quellen:
(1) theoi.com
(5) Wikipedia
Freundliche Grüße
Jochen
Der Ketos ist uns schon begegnet: In der Mythologie von Perseus und Andromeda und bei der Sage von Troja. Hier soll er im Mittelpunkt des Artikels stehen.
Die Münze:
Karien, Halikarnassos (früher zu Kindya gestellt), ca. 500-495 v. Chr.
AR – Diobol (milesischer Standard), 1.78g, 11.57mm
Av.: Kopf des Ketos n. r.
Rv.: Inkus mit sternförmiges Muster in gitterförmigem Rahmen
Ref.: Kagan&Kritt, NC 1995, 1 var. (Kopf n. l.); SNG Keckman 920 var. (Kopf n.l.); Asyut 688; SNG Kayhan 815 Ketos (griech. κητος) ist nicht der Name eines bestimmten Meeresungeheuers, sondern wurde benutzt, um unterschiedliche Meeresungeheuer zu benennen. Wir finden ihn auf vielen antiken Vasenmalereien. Dargestellt wird er meistens mit schlangenartigem Körper und hundeartigem Kopf. Lykophron bezeichnet den trojanischen Ketos direkt als Hund.
Wir unterscheidene folgende:
(1) Der aithiopische Ketos (Ketos Aithiopios)
Als Kassiopeia, die Frau des Königs Kepheus von Aithiopien (wahrscheinlich das Land der Nubier) sich (oder ihre Tochter Andromeda) für schöner hielt als die Nereiden, die Meeresnymphen, war Poseidon so erzürnt, daß er das Meersungeheuer Ketos schickte, um Aithiopien zu verwüsten. In ihrer Not wandten sich Kepheus und Kassiopeia an das Orakel des Ammon, das ihm riet, ihre Tochter Andromeda an einen Felsen am Meer zu ketten und sie dem Ungeheuer zu opfern. Dort entdeckte sie Perseus, der Kepheus und Kassiopeia das Angebot machte, ihre Tochter zu retten, wenn sie sie ihm zur Frau geben würden. Andromedea selbst war einverstanden und Perseus tötete den Ketos mit seiner Sichel (Harpa). Andromeda schenkte ihm den Sohn Perses, der nach dem Tod des Kepheus dessen Nachfolger wurde. Kepheus, Kassiopeia, Andromeda, Perseus und selbst das Ungeheuer Ketos wurden nach ihrem Tod von Athena an den Sternenhimmel versetzt.
Plinius erzählt, dass die Knochen des Ketos, der von Perseus getötet wurde, durch Marcus Scaurus von Joppa nach Rom gebracht wurde. Hieronymus (347-430) allerdings berichtet, daß die Knochen zu seiner Zeit noch in Joppa ausgestellt waren.
Detail einer korinthischen schwarzfigurigen Amphora eines unbekannten Künstlers, 575-550 v.Chr., gefunden in Cerveteri, heute im Alten Museum Berlin. Die Szene zeigt, wie Perseus steinewerfend auf den Ketos losgeht.
Hierbei handelt es sich um die älteste bekannte Darstellung der Mythologie von Perseus und Andromeda. Sie beruht offensichtlich auf einem babylonischen Rollsiegel, das den Kampf zwischen Marduk und der babylonischen Meeresgöttin Tiamat zeigt. Der unbekannte griechische Künstler scheint keine Ahnung von der babylonischen Mythologie gehabt zu haben. So hat er die Sterne im Hintergrund des Siegels als Steine interpretiert.
Babylonisches Rollsiegel mit dem Kampf zwischen Marduk und Tiamat
(2) Der trojanische Ketos (Ketos Troias)
Weil sie eine Verschwörung gegen ihn geplant hatten, hatte Zeus Poseidon und Herakles dazu verurteilt, die Mauern von Troja zu errichten. Aber Laomedon, der 2. König von Troja, Vater des Priamos, verweigerte ihnen den versprochenen Lohn. Da schickte Poseidon Ketos, ein Meeresungeheuer, das schreckliche Verwüstungen anrichtete. Nach dem Orakel konnte das Ungeheuer nur durch das Opfer von Hesione, der Tochter des Laomedon, besänftigt werden. Laomedon setzte als Preis für die Rettung seiner Tochter seine unsterblichen Pferde aus. Herakles meldete sich und es gelang ihm, das Untier mit einem Fischhaken oder einem Pfeilhagel zu töten und Hesione zu befreien. Er heiratete sie aber nicht selbst, sondern gab sie seinem Freund Telamon zur Frau. Den von Laomedon ausgelobten Preis der unsterblichen Pferde erhielt Herakles aber nicht, worauf er dessen ganze Familie tötete und auf Bitten der Hesione nur Priamos am Leben ließ.
Detail eines korinthischen schwarzfigurigen Kraters eines unbekannten Künstlers, archaisch, Mitte des 6.Jh. v.Chr., heute im Museum of Fine Arts in Boston. Die Szene zeigt Herakles und Hesione im Kampf gegen den Ketos (theoi.com).
Da diese Mythologie schon in der Ilias (ca. 800 v. Chr.) vorkommt, scheint sie älter zu sein, als die von Perseus und Andromeda. Auf dieser ältesten bekannten Abbildung erinnert der Kopf des Ketos an einen Schädel. Deshalb gibt es Vermutungen, daß die Mythologie des Ketos auf dem Fund eines Fossils beruht.
(3) Der Ketos des Lykophron
Bei Tzetzes ad Lykophron hören wir von einer anderen Version vor Troja: Hier habe der Ketos den Herakles verschlungen, so daß dieser 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des Ungeheuers verbringen mußte. Erst als Herakles die Innereien des Ungeheuers völlig zerschnitten und zerfetzt hatte, kam der Held wieder frei. Nach Vossius (De theologia gentili) soll diese Geschichte dann von Jonas und dem Wal übernommen worden sein!
Das Bild zeigt ein frühchristliches Bodenmosaik aus der Basilika Santa Maria Assunta in Aquileia (4. Jh.). Hier ist es ein schlangenähnliches Ungeheuer, das Jonas gerade verschlingt, als er über Bord geworden wird. Im Matthäus-Evangelium steht dafür die griechische Bezeichnung κητος. Die Geschichte von Jonas ist wohl nachträglich in das Mosaik eingearbeitet worden. Es wird vermutet, daß hier vorher Thermen gewesen sind.
Aristoteles war der erste, der mit Ketos reale Wale bezeichnete. Nach Ketos (lat. Cetus) wird die Säugetierklasse der Wale heute Cetacea genannt.
Anmerkung:
Gerhard Johannes Vossius (1577-1649), geboren in Heidelberg, war ein niederländischer Gelehrter, Huma-nist und Theologe. Er war Professor in Leiden und dann Rektor des Gymnasiums in Amsterdam. Er schrieb auch über Dichtkunst, Mythologie und Mathematik. Die sog. 2. Antonomasie wird nach ihm die Vossianische genannt. Darunter versteht man die Redu-zierung einer Eigenschaft oder einer Sache auf einen bekannten Hauptvertreter, z.B. "Judas" für "Verräter".
Quellen:
(1) Homer, Ilias
(2) Hesiod, Theogonie
(3) Ovid, Metamorphosen
(4) Apollodor, Bibliotheke
(5) Scholion zu Apoll. Rhod.
(6) Pausanias, Periegesis
(7) Nonnus, Dionysiaka
(8) Plinius, naturae historia
(9) Eusebius Hieronymus, Epistulae
(10) Joannes Tzetzes, ad Lykophron
(11) Das Alte Testament, Jonas
(12) Novum Testamentum Graece
Literatur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Literatur
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(3) Der Kleine Pauly
(4) Hans-Joachim Hoeft, Münzen und antike Mythologie - Reise in ein fernes Land, 2011
(5) Ashton/Konuk, The Ketos coins of Karia, Istanbul, 2019
Online-Quellen:
(1) theoi.com
(5) Wikipedia
Freundliche Grüße
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.
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