Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

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klaupo
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Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von klaupo » Mo 01.03.10 10:52

Hallo mal wieder an die Experten,

Zu der abgebildeten Taufmedaille aus dem Jahr 1747 (Zinn-Abschlag, 35 mm) habe ich bereits eine Menge herausgefunden. Der Täufling, um den es geht, hieß Arent Anthony Roukens, geboren in Nijmegen am 29. Oktober 1747. Der Vater war Johan Michiel Roukens (1702-1772), Stadtrat und zweimal Schöffe der Stadt, bekannter Rechtsgelehrter und Verfasser von Gedichten in lateinischer Sprache. Die Mutter hieß Agneta Jeanetta Verspeijck, und die Hochzeit fand wahrscheinlich 1745 statt.

Die Bildseite zeigt ein Lamm umgeben von diversen Raubtieren, darüber eine Hand mit Schild in den Wolken und die Schrift TIBI MILITAT AETHER (Dich beschirmt der Himmel). Im Exergue HAEC LIB(ertas?) : ERGO.

Ganz und gar nicht erschließt sich mir der Text der Rückseite. ICTI wird in Urkunden ICti geschrieben und scheint eine Abkürzung zu sein, auf welche ein Titel folgt. AEDES bedeutet vermutlich Kirche (?). Was es dann aber mit dem FURENTE PLEBE - "dem wütenden Volk" auf sich hatte, bringe ich keinen sinnvollen Zusammenhang. Ich habe den mit zahlreichen Abkürzungen gewürzten Text mal so ergänzt, wie er mir sinnvoll erscheint:

IOH(han) : MICH(iel) :
ROUKENS ICTI (= ICti)
SCAB(inatus) ET SENAT(or?) NOVIOM(agis = Nijmegen)
AEDES PUER P(???). OPT(imae). UXORIS
AGN(eta) : IANN(etta) : VERSPYCK
SANCTAE A FURENTE PLEBE (von dem wütenden Volk)
OPPUGN(ata) : EXORTA(ta?) PRO-
CELLA SERVATAE
PR(idie) : IDVS DEC(embris) .
1747

Über eine Übersetzungshilfe würde ich mich freuen.

Gruß klaupo
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1747_Taufe_Nijmwegen-n.jpg

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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 01.03.10 12:39

ICtus ist die damald übliche Abkürzung für IurisConsultus, also ein Rechtsgelehrter, der ein juristisches Studium absolviert, aber ohne Doktorat abgegangen war. Das Doktorat war ziemlich teuer und dann wurde den Leuten oft noch ein Religionseid abverlangt, der die jeweils führende Konfession betraf. Beides waren typische Gründe, warum auf ein Doktorat verzichtet wurde. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 01.03.10 13:18

Es ist keine Taufmedaille. Es geht darum, daß man dem Städtischen Rat das Haus stürmen wollte, weil er "falsch" abgestimmt hatte. http://www.haffmansantiek.nl/coins/03.html PUERPerae OPTimae UXORIS heißt: der allerbesten im Wochenbett liegenden Gemahlin...Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von klaupo » Mo 01.03.10 15:17

Au weia, da habe ich aber böse daneben gelegen! Auf das PUERPerae / Wochenbett bin ich ganz und gar nicht gekommen, und meine Recherche führte mich immer nur zu irgendwelchen Ahnenreihen, die ich dann abgeglichen habe. Da paßte dann ja auch der Anlaß einer Taufe. Besten Dank für die umgehende Auflösung des Rätsels - immerhin eine spannende Episode!

Interessieren würde mich noch, wie du auf die Medaillenseite gestoßen bist. Ich habe nämlich vermutlich meine Fragen falsch gestellt!

Gruß klaupo

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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 01.03.10 15:57

@klaupo: Google: Nijmegen Roukens Penning 1747
Der Statthalter, gegen den Roukens gestimmt hatte, war Wilhelm IV. von Oranien. (Es ging um dessen Installation als erblicher Generalstatthalter) Sein Vater war testamentarischer Erbe des engl. Königs und Statthalters William III. geworden. (Die. engl. und schott. Krone gelangte an Queen Anne, die hatte William III strengenommen nur als King Consort innegehabt.) Allerdings war der Vater sechs Wochen vor der Geburt des Sohnes ertrunken. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von Stefan S » So 04.04.10 20:00

Hallo
Die medaille schaut nach einer 100% fälschung aus

Stefan S :cry:
,,Ay caramba,,

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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von KarlAntonMartini » So 04.04.10 21:39

Was bringt dich zu dieser Feststellung? Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von Stefan S » Di 06.04.10 09:58

Wenn sie so alt wäre !!!!
Hätte sie abnutzungen, Abreibung von Händen, auf der Medaille ist aber nichts zu sehen daher kommt mir das komisch vor
Sie schaut auch nachgeprägt aus
hoffe ich konnte mich richtig ausdrücken
MFG. Stefan S
,,Ay caramba,,

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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 06.04.10 10:41

Es ist ein Zinnabschlag, aber warum muß eine alte Medaille notwendigerweise abgenutzt sein?
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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von Stefan S » Mi 07.04.10 20:24

KarlAntonMartini hat geschrieben:Es ist ein Zinnabschlag, aber warum muß eine alte Medaille notwendigerweise abgenutzt sein?

Hallo
ja weil sie kann doch nicht dreihundert jahre nicht berührt worden sein,
nachdem es 1747 ja noch gar kein etui gegeben hat glaub ich muss sie ja oft angefasst worden sein.
dadurch entstehen abreibungen und auf dieser medaille ist nichts zu sehen.
MFG. Stefan S
,,Ay caramba,,

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Re: Taufmedaille 1747 - Übersetzungshilfe erbeten

Beitrag von Lutz12 » Mi 07.04.10 22:03

Medaillen sind Schaustücke, die üblicherweise in gepflegten Sammlungen auch nach Jahrhunderten noch Stempelglanz haben können. Wenn man sich die teilweise kunstvollen Sammlerschränke der Jahrhunderte anschaut, die aus besten Hölzern und Stoffen hergestellt wurden, kann man oft davon ausgehen, dass Münzen und Medaillen darin besser aufgehoben waren/sind als in so manchem modernen Sammlersystem. Im Gegensatz zu Kurs-Münzen (Geldumlauf) gehen Medaillen meist nicht von Hand zu Hand oder über den Tisch. Gerade alte Medaillen sind recht selten und nicht mit der heutigen Massenware vergleichbar. Da die Originale (meist in Gold, Silber und Bronze) in relativ kleinen Auflagen hergestellt wurden, war es durchaus üblich Zinnabschläge von den Originalstempeln herzustellen um Interessenten/Münzkabinetten eine preiswerte Möglichkeit nahe am Original zukommen zu lassen. Auch in meiner Sammlung befinden sich einige Top-erhaltene Zinn-Abschlage von Medaillen aus dem 16. - 18. Jh. (die Originale in Edelmetall will und kann ich mir nicht hinlegen). Was ich nicht sagen kann, wann diese Abschläge gefertigt wurden. Ich glaube, dass viele Abschläge besonders im 19. Jh. gefertigt wurden, weil das Medaillensammeln dort eine gewisse Blüte erreicht hatte (und Originale wegen der Seltenheit nicht greifbar waren). Ich finde diese Praxis auch aus heutiger Sicht deutlich "ehrlicher" als die Nachprägung jeder nur erdenklichen Münze/Medaille in edlem Silber zu Anlagezwecken.
Ganz nebenbei sind für mich Zinn-Medaillen der letzen Jahrhunderte immer nur (gern gesehene) Lückenfüller. Ausnahmen bilden die Zinnmedaillen mit Kupferstift, die wohl immer (?) Original der Zeit sind.
Gruß Lutz
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