Frage zu Stempelgleichheit

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Aeneas
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Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Aeneas » Di 13.09.11 23:35

Guten Abend liebe Sammler-Kollegen

Ich habe einige Fragen bzgl. Stempelgleichheit bei Denarii und Antoninianii. Da zur Zeit von z.B. Caracalla Unmengen an Antoninianii produziert worden sind, wurden wahrscheinlich auch zahlreiche Stempel für das gleiche Vorderseite- oder Rückseitemotiv hergestellt. Hat man irgendeine Schätzung wieviele verschiedene Stempel es ungefähr gegeben haben muss von einem bestimmten Portrait oder einer bestimmten Rückseite?
Wie selten trifft man, z.B. im Falle von Caracalla, im Handel auf
a.) Zwei stempelgleiche Münzen (sowohl Vorderseite wie auch Rückseite?)
b.) Zwei Münzen mit gleicher Vorderseite, aber unterschiedlichen Stempel für die Rückseite (allerdings vom gleichen Typ)
c.) Auf zwei Münzen mit stempelgleicher Vorderseite aber von einem unterschiedlichen Typ?

Bei den Griechen wo es noch eine überschaubare Menge an produzierten Münzen/Polis gab, sind manchmal viele, wenn nicht alle Stempel einer Vorder- oder Rückseite bekannt. Wie verhält es sich bei den imperialen Prägungen? Ist bei überhaupt irgendeinen Kaiser eine vollständige Stempelliste für z.B. alle Vorderseiten vorhanden?

Vielen Dank für eure Meinung und oder Schätzung!

mit freundlichen Grüssen

David
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richard55-47
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von richard55-47 » Mi 14.09.11 07:59

Für die Vorderseite kann ein und derselbe Stempel nicht benutzt worden sein. Antoniani tragen die Strahlenkrone, Denare nicht.
do ut des.

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beachcomber
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von beachcomber » Mi 14.09.11 14:00

er meint doch allgemein wieviele es bei antoninianen ODER bei denaren gibt. :wink:
ist aber schwer zu beantworten. ich hab' schon so unterschiedliche zahlen wie 1000 geprägte exemplare pro stempel und 10 000 pro stempel gelesen. bei der masse der ausgeprägten münzen zu zeiten caracallas und danach kann man jedenfalls von sehr vielen stempeln ausgehen, die das gleiche motiv zeigen.
wenn im handel stempelgleiche auftauchen, so ist das (fast) immer ein anzeichen für einen hortfund der auf den markt gekommen ist. denn nur bei einem hortfund steigt die chance, dass münzen aus gleichen stempeln noch zusammen geblieben sind, und nicht schon weiter verteilt wurden.
ein beispiel für die menge an gefertigten stempeln zeigt z.b. die tatsache, dass ich einige prägungen des gallienus besitze von denen Göbl nur ein exemplar kannte, und die dann doch von anderen stempeln sind.
grüsse
frank

Aeneas
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Aeneas » Mi 14.09.11 18:17

@Richard55-47: ich habe es natürlich so gemeint wie beachcomber geschrieben hat. Meine Frage bezieht sich auf Denarii ODER Antoninianii.

@beachcomber: danke für deine Einschätzung. Es müssten also bei Kaisern die deutlich kürzer regiert haben (Z.b. Pupienus oder Balbinus) dann doch eine überschaubarere Menge an unterschiedlichen Stempel für das gleiche Vorder- oder Rückseitenmotiv geben oder? Ist irgendjemand eine solche Stempelliste für irgendeinen Kaiser bekannt?
Zu den Stempelgleichen Münzen bei Hortfunde: Der Hort des gemeinen Mannes müsste doch auch ziemlich verschiedene Stempel haben, oder? schliesslich hat er sein hart verdientes Geld wahrscheinlich über längere Zeit gesammelt und von verschiedenen Quellen (Händler, Sold, ...) bezogen. Eine Häufung von Stempelgleichen Münzen in einem Hort kann ich mir nur dann vorstellen, wenn die Münzen unmittelbar nach der Prägung von der Münzsstätte zum neuen Besitzer gewechstelt hat, und dieser die dann vergraben hat. Ausser das Milität für Besoldungszwecke, wer bezog die Münzen dann so direkt von der Münzsstätte? Anders gefragt, lässt sich aus der Zusammensetzung der Münzen eines Hortes einen Rückschluss auf den gesellschaftlichen Status (Beruf, soziale Position,...) des Vorbesitzers schliessen?

mfg, David
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von beachcomber » Mi 14.09.11 19:19

münzen werden wohl hauptsächlich über das militär in umlauf gekommen sein, schliesslich war das ganze römische reich auf der macht des militärs aufgebaut. (deshalb sind grosse hortfunde oft militärkassen, und selbst kleinere möglicherweise militärbezogen, schliesslich wird ein soldat wohl kaum seinen sold im gefecht bei sich tragen).
ob man allgemein aus der zusammensetzung von hortfunden rückschlüsse auf ihre ehemaligen besitzer ziehen kann, halte ich für wahrscheinlich, aber ich denke es gibt nicht genug publizierte funde, als dass man da genauere aussagen machen kann.
grüsse
frank

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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Invictus » Mi 14.09.11 22:03

beachcomber hat geschrieben:ob man allgemein aus der zusammensetzung von hortfunden rückschlüsse auf ihre ehemaligen besitzer ziehen kann, halte ich für wahrscheinlich, aber ich denke es gibt nicht genug publizierte funde, als dass man da genauere aussagen machen kann.
grüsse
frank
Nun, der Goldmünzenfund von Trier anno 1993 sprudelt nur so von Informationen, sowohl über den/die Besitzer wie auch über die Umstände seiner „Vergrabung“. Und selbst zu bisher unbekannten Details aus der römischen Münzgeschichte verrät er einige sehr interessante Details…
Aeneas hat geschrieben:Ist irgendjemand eine solche Stempelliste für irgendeinen Kaiser bekannt?
mfg, David
Es gibt schon einige recht aufschlussreiche Untersuchungen, wie etwa diese hier:
http://books.google.de/books?id=ZLrQUmH ... &q&f=false
Leider beantwortet die Untersuchung nicht deine spezifische Frage nach Reichsrömern. Aber immerhin kann man einige Rückschlüsse ziehen.
beachcomber hat geschrieben:schliesslich wird ein soldat wohl kaum seinen sold im gefecht bei sich tragen).

grüsse
frank
Aber die Moneten befanden sich im Tross der Kohorten/Legionen und war somit immer dicht bei der kämpfenden Truppe…
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Numis-Student » Mi 14.09.11 22:26

Hallo,
nur kurz ein paar Infos:

Prof. Buttrey hat übrigens auch eine Stempeluntersuchung zu Pescennius Niger gemacht ("The Denarii of Pescennius Niger," in The President's Address, NumChron 152 (1992), pg. iv-xxii). Für andere kurzlebige Kaiser wird es Ähnliches geben...

Probus hat in seiner ersten Emission in Rom 6 Münztypen ausgeprägt (3 Haupttypen, unterschieden mit jeweils Offizinsangabe im Abschnitt und im Feld). Diese Emission war nicht besonders umfangreich...
Dazu ein kleiner Auszug aus einer Arbeit von einem Studienkollegen und mir:

Für den Typ AEQVITAS AVG mit Offizinszeichen im Abschnitt sind etwa 73 Stempel zu erwarten, wovon wir 15 Stempel nachweisen konnten.
Für die Gruppe mit Offizinszeichen im Feld sind etwa 231 Stempel zu erwarten, von denen wir 26 belegt haben.
Für den Typ IOVI STATORI mit Offizinszeichen im Abschnitt sind 44 Stempel zu erwarten, von denen 13 im Katalog nachgewiesen sind.
Die Gruppe mit Offizinszeichen im Feld wurde mit etwa 17 Stempeln ausgeprägt, von denen 9 für uns nachweisbar waren.
Der Typ LAETITIA FVND mit Offizinszeichen im Abschnitt wurde mit etwa 287 Stempeln ausgeprägt, von denen 33 Stempel in unserem Material nachgewiesen sind.

Und ein Schatzfund, der einige Stempelgleichheiten enthielt, war in den letzten Jahren im NNB publiziert. Der Artikel liegt in Kopie auf meinem Schreibtisch, ich kann den genauen Titel gern in den nächsten Tagen nachtragen.

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von curtislclay » Mi 14.09.11 22:32

Invictus hat geschrieben:Nun, der Goldmünzenfund von Trier anno 1993 sprudelt nur so von Informationen, sowohl über den/die Besitzer wie auch über die Umstände seiner „Vergrabung“. Und selbst zu bisher unbekannten Details aus der römischen Münzgeschichte verrät er einige sehr interessante Details…
Würde mich interessieren, über vermutete Besitzer und Vergrabungsumstände des Fundes und über erschliessbare Neuigkeiten zur römischen Münzgeschichte Näheres zu hören !

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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Invictus » Mi 14.09.11 23:08

Da kannst Du gerne im Beitrag eines Forumskollegen nachlesen:
http://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=34&t=2082
Ich weiß jetzt nicht, ob das da auch drin steht oder ob ich das woanders gelesen habe:
Die Goldmünzen wurden im 1./2. Jahrhundert sehr häufig von ihren Besitzern mit Kennzeichen versehen. Ab der Mitte des 2. Jh. n.Chr. scheint das schlagartig aufgehört zu haben, offenbar weil es der römische fiskus verbot.
Gruß
Invictus
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Re: Frage zu Stempelgleichheit

Beitrag von Numis-Student » Fr 16.09.11 23:47

Numis-Student hat geschrieben:
Und ein Schatzfund, der einige Stempelgleichheiten enthielt, war in den letzten Jahren im NNB publiziert. Der Artikel liegt in Kopie auf meinem Schreibtisch, ich kann den genauen Titel gern in den nächsten Tagen nachtragen.

Schöne Grüße,
MR
Hallo,
ich habe die Kopie doch im Koffer: NNB März 2010, darin: Ein Schatzfund aus Vemania bei Isny aus der Zeit des Kaisers Probus (Bernhard Overbeck). S. 88-91

Schöne Grüße,
MR
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