Goldgehalt keltischer Münzen

Keltische Münzen

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Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » Sa 03.04.21 23:05

Guten Abend!

Bin kein Experte, habe hier schon die Suchfunktuion genutzt, aber keine Antwort auf meine Frage gefunden.
Daher: wie hoch war / ist der Goldgehalt keltischer Münzen? Kann man das allgemein beantworten, oder hängt das vom "Typ" ab, oder war es sogar unterschiedlich?
Konkret: ich habe mir bei einem französischen Händler einen Stater der Ambianer in der 600-€-Klasse bestellt, weil ich es faszinierend finde, eine 2000 Jahre alte Goldmünze zu besitzen. Bei neuzeitlichen Münzen ist ja das Feingewicht bekannt bzw kann man über Gesamtgewicht und Goldanteil ausrechnen - aber bei solch einer antiken Münze?

Danke vorab für konstruktive Hilfe,
Hans-Georg.

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von Numis-Student » Sa 03.04.21 23:35

Hallo Hans-Georg,

So kann man das leider nicht beantworten. Es hängt von Region/Stamm und der Zeit ab; es gibt sogar manche Serien, die in guthaltigem Gold beginnen und sich dann über Elektron und Silber bis hin zu Billon entwickeln.

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » So 04.04.21 00:11

Danke für die superschnelle Reaktion! Laut Verkaufstext war es der Stamm der Ambianer und das 1.Jhd v.Chr. Darf ich einen Link zum Angebot (ist inzwischen verkauft an mich 😀) hier einstellen? Oder welche Informationen braucht Ihr?

Herzlicher Gruß, Hans-Georg.

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 04.04.21 00:22

Hallo,

selbstverständlich kannst Du das Angebot verlinken :-)

Auch wenn Du zukünftig einen Kauf planst, oder für Vergleichszwecke kannst Du jederzeit Links verwenden. (Nur bitte nicht zu Deinen eigenen Ebay-Verkaufsangeboten ;-)).

Schöne Grüße
MR
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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » So 04.04.21 00:31

Na dann los:

https://www.ma-shops.de/cdma/item.php?id=513585

Herzlicher Gruß, Hans-Georg.

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von LordLindsey » So 04.04.21 01:45

Hallo Hans-Georg,

Der Goldgehalt und das Gewicht keltischer Muenzen hat im Verlauf der 200 Jahre zwischen 250 v.Chr. bis 40 v.Chr. kontinuierlich abgenommen und ist ein wichtiges Indiz für die Datierung der muenzen. War ein Stater um 250-100v.Chr. noch etwa 7,5g schwer (1/24 stater der vindeliker, die ersten Regenbogenschuesselchen oder Imitationen des philipp staters der treverer), so wurden die stater ab 100 v.Chr. immer leichter und blasser (Regenbogenschuesselchen triskeles und die augenstater der treverer). Besonders bei den augenstatern der treverer kann man zwischen 80 bis 40 v.Chr. einen Gewichtsverlust von 6,5g bis 5g (Arda Stater) feststellen.

Dein neuer ambiani stater dürfte noch aus der Zeit vor den gallischen Kriegen um 70 v.Chr. stammen
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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » So 04.04.21 08:51

Guten Morgen, LordLindsey!

„ Dein neuer ambiani stater dürfte noch aus der Zeit vor den gallischen Kriegen um 70 v.Chr. stammen“ ... wow, aufregend, das ermutig mich! Danke für deine ausführliche Antwort!

Du schreibst vom Gesamtgewicht der Münzen, das im Lauf der Jahrhunderte abgenommen hat. Kann ich daraus schließen, dass die Münzen an sich aus reinem Gold bestanden haben?

Frohe Ostern!
Hans-Georg.

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von Altamura2 » So 04.04.21 09:19

HGH hat geschrieben:
So 04.04.21 08:51
... Kann ich daraus schließen, dass die Münzen an sich aus reinem Gold bestanden haben? ...
Nein! (Das mit dem Gesamtgewicht hab' ich auch nicht verstanden :? .)

Wenn Du da etwas tiefer einsteigen willst (na ja, eigentlich ist das schon ziemlich tief 8O ), dann kannst Du die Doktorarbeit "L’or monnayé dans le Nord de la Gaule" von Charlotte Sillon anschauen: ftp://ftp.univ-orleans.fr/theses/charlo ... 713_vm.pdf

Ist auf Französisch, aber es sind viele Bilder drin und die Tabellen versteht man auch so :D . Dort wurden sehr umfangreiche Metallanalysen von keltischen Goldmünzen aus dem nördlichen Gallien durchgeführt und recht systematisch aufbereitet.

Der Typ der Münze hier läuft dort wohl unter "type biface" und wird ab Seite 130 behandelt. Auf Seite 134 befindet sich eine Metallanalyse, der Goldgehalt der verschiedenen Untergruppen liegt dabei zwischen 50 und 80 %.

Gruß

Altamura
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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 04.04.21 10:49

Da sieht man wieder: Auf unseren "Literaturpapst" Altamura ist Verlass :-)

MR
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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von LordLindsey » Mo 05.04.21 00:13

HGH hat geschrieben:
So 04.04.21 08:51

Du schreibst vom Gesamtgewicht der Münzen, das im Lauf der Jahrhunderte abgenommen hat. Kann ich daraus schließen, dass die Münzen an sich aus reinem Gold bestanden haben?
Aus reinem Gold waren auch die Stater um 250 v.Chr nicht, aber aus hochwertigen Gold (ca. 90% AU, z.b. die phillipstater Imitationen). Das ging dann nach den gallischen Kriegen auf bis zu 35% AU runter (Arda stater). Mit abnehmenden Goldgehalt (zugunsten von leichterem Silber oder Kupfer) nimmt bei gleicher Größe auch das Gewicht ab.

Im Grunde nix außergewöhnliches, gleiches vollzog sich unzählige Male in der muenzgeschichte, das nennt man dann Inflation :)

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von Altamura2 » Mo 05.04.21 09:42

LordLindsey hat geschrieben:
Mo 05.04.21 00:13
... Im Grunde nix außergewöhnliches ...
Für den, der sich auskennt, nicht. Für den, der kein Experte ist, ist das vielleicht schon neu :D .

Gruß

Altamura

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » Mo 05.04.21 12:01

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Zeit, die Du Dir für meine Frage genommen hast, Altamura!!

Die verlinkte Doktorarbeit ist ja eine phantastische Fundgrube für meine Situation! Leider hatte ich in der Schule nur Latein, Englisch und Griechisch - aber kein Französisch. Wollte die Texte im google Übersetzer eingeben, aber irgendwie zeigt der nur kryptische Zeichen an ... vielleicht ein versteckter Kopierschutz, weil ich keine adobe-Vollversion habe? So oder so, selbst ohne französische Sprachkenntnisse habe ich dort sehr interessante Informationen über meine neue Münze gefunden [Fundorte, Einteilung in Typen mit schönen Beispielfotos, Anzahl der bekannten Exemplare (oder Anzahl der untersuchten?)].

Jetzt weiß ich also, daß mein 2000 Jahre alter Stater zwischen 50 und 80% Goldanteil hat. Für die excel-Tabelle meiner Münzen schätze ich jetzt einfach mal 70%.

Nochmals vielen Dank für Deine/Eure Hilfe. Ist ja nicht in jedem Forum und bei jedem Beitrag so.

Gruß, Hans-Georg.

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von LordLindsey » Mo 05.04.21 14:46

Die Doktorarbeit von Charlotte Sillon ist in der Tat eine wahre Fundgrube, vielen Dank fürs posten, Altamura! Als Sammler “deutscher” Kelten fehlte mir eine solche Aufstellung noch, und ich konnte die neuen Infos bereits für meine Sammlungsstruktur benutzen :)

im Grunde die perfekte ergaenzung zu Michael Nicks Werk “Opfer, Gabe, Zahlungsmittel”, der zwar sehr gut den deutschen Süden und Hessen abdeckt, den Westen aber fast völlig außer acht lässt...

Und man erlebt sehr gut, wie die muenzen plötzlich an interessantheit gewinnen, wenn man Infos zu ihnen bekommt. Die schlechte Dokumentation von keltischen muenzen ist m.E. auch ein Grund dafür, dass sie trotz des aktuellen Hypes relativ günstig geblieben sind... gut für uns Sammler :)

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Re: Goldgehalt keltischer Münzen

Beitrag von HGH » Mo 05.04.21 22:02

Macht wirklich Freude, hier mitzulesen und -mitzuschreiben! Habe bei der Recherche zu keltischen Münzen eine Fernsehproduktion entdeckt, die Ihr als alte Hasen wahrscheinlich längt kennt, falls aber nicht, hier die Links dazu:

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=4z7BAToiX_I
Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=I3SzKwr23ec
Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=Lx7tSscMbaQ&t=503s

Ich persönlich finde Teil 3 am interessantesten, dort geht es um unseren guten alten Freund Julius, der Gallien eroberte ...

Gruß, HGH.

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