Hallo liebe Forumsgemeinde!
Heute wieder einmal eine historisch interessante Münze (obwohl natürlich alle römischen Münzen interessant sind!).
Die Münze:
Valentinian III, 425-455, Sohn des Constantius III.
AV - Solidus, 4.51g, 21mm
Ravenna 1.Periode 425-ca.430, 5.Offizin(?)
Av.: DN PLA VALENTI -NIANVS PF AVG
Büste mit Paludiment über Brustpanzer, Kopf mit Rosettendiadem und
großem Juwel über der Stirn, n.r.
Rv.: VICTORI - A AVGGG
Kaiser, diademiert und in Rüstung steht frontal, hält in der re Hand
einfaches Langkreuz, in der li Hand Victoriola auf Globus, die Kranz
hochhält. Mit dem re Fuß tritt er auf den Kopf einer Schlange, die
einen menschlichen Kopf besitzt und deren Körper nach re gestreckt
auf dem Boden liegt und deren Schwanz aufgerollt ist.
im Feld li R, re V
im Abschnitt: COMOB
RIC X, Ravenna 2010, C.15; DOCLR. 841(?)
S! SS
Legenden:
AVGGG mit 3 G bedeutet eigentlich, daß zu dieser Zeit 3 Kaiser herrschen. Allerdings waren es 425 nur 2 Kaiser, nämlich Theodosius II. und Valentinian III. Deshalb wird das AVGGG einfach aus Gedankenlosigkeit oder Routine zustande gekommen sein.
COMOB ist die Abkürzung von wahrscheinlich COMES AURI, einer Art von Oberaufsehern der Münze, die zuständig waren für das Sammeln, Ausmünzen und Wiederverwenden von Gold. Benutzt wurde diese Bezeichnung nur im Westreich. Von COMES kommt übrigens das englische Wort Count, unser Graf. OBRYZUM - die Herkunft ist unklar - wurde benutzt zur Bezeichnung von Gold, das eingeschmolzen, auf seine Feinheit geprüft und dann wiederverwendet wurde. Es entspricht dem PUSULATUM beim Silber, d.h. es bezeichnet immer sehr reines Gold.
Valentinian III. wurde 425 zum Augustus ausgerufen, nach der Niederwerfung des Johannes. An diesen Sieg soll die Rückseitendarstellung der Münze erinnern.
Über Johannes:
Nach dem Tod des Honorius am 15.August 423, war sein nächster Verwandter Valentinian, Sohn der Galla Placidia. Allerdings befand er sich zu der Zeit gerade in Constantinopel. Dieses Machtvakuum erlaubte Johannes, dem primicerius notariorum (Chefnotar) die Macht im Westen zu ergreifen. Von ihm selbst ist nicht viel bekannt, nur daß er einen milden Charakter gehabt haben soll. Unterstützt wurde er vom magister militum Castinus und von Aetius, dem Sohn des magister militum Gaudentius. Nachseiner Akklamation in Rom, verlegte er seine Hauptstadt nach Ravenna. Die Herrschaft des Johannes wurde anerkannt in Gallien, Spanien und Italien, jedoch nicht in Africa. Die Versuche des Johannes mit Theodosius II., dem Herrscher des Ostreichs zu verhandeln, waren erfolglos. Er scheint keinen festen Zugriff auf die Macht gehabt zu haben und das ermutigte östliche Interventionen.
425 entsandte Theodosius eine Expedition unter dem Kommando des Ardabur, um Valentinian als Kaiser einzusetzen. Ardabur wurde gefangengenommen, aber gut behandelt, weil Johannes noch hoffte mit Theodosius verhandeln zu können. Ardabur jedoch überredete einige von Johannes Offizieren, ihn zu verraten. Nach seiner Gefangennahme wurde Johannes nach Aquileia geschafft, wo er schwer mißhandelt und dann getötet wurde. Drei Tage nach dem Tod des Johannes kam Aetius, einer seiner Generäle mit einer großen Streitmacht von Hunnen nach Italien. Anstatt den Krieg fortzusetzen, bestach Valentinian die Hunnen mit Gold und Aetius mit dem Amt eine Comes.(
www.roman-emperors.org)
Zur Rückseitendarstellung:
Das Kreuz soll die enge Beziehung zwischen dem Kaiser und Christus zeigen. Die Schlange mit dem Menschenkopf stellt wahrscheinlich den besiegten Usurpator Johannes dar. Die Schlange als Symbol der Usurpation ist nicht unbekannt. Sie wurde bereits von Constantius II. benutzt nach der Niederwerfung des Magnentius (siehe RIC VIII, 233 No.1). Dies war nicht nur symbolisch gemeint.Constantin Porphyrogenitus beschreibt in De Caeromoniis 2.19 die Zeremonie eines kaiserlichen Triumphes, bei der der Kaiser seinen rechten Fuß auf den Kopf des niedergestreckten feindlichen Anführers gestellt hat, während sein Stallmeister das untere Ende des kaiserlichen Speers auf den Hals des Gefangenen gesetzt hat.(RIC X, S.56)
Über Valentinian:
Valentinian III. herrschte 30 Jahre. Aber er war einer der schwächsten Kaiser des Römischen Reiches. Unter ihm nahm der Zerfall des Westreiches immer mehr zu. Sein Ende kam, als er aus Mißgunst seinen erfolgreichen General Aetius, den Sieger über die Hunnen in der Schlacht auf den Katalonischen Feldern, ermorden ließ. Kurz danach wurde er selbst von Anhängern des Aetius ermordet. Der Untergang des Reiches war nicht mehr aufzuhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.