Spanien - Resellos /Maravedis

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
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Moehrchen
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Spanien - Resellos /Maravedis

Beitrag von Moehrchen » Di 05.02.13 16:40

Guten Tag,

hier habe ich 4 Kupfermünzen, ich glaube es sind spanische Münzen.
Nun habe ich keine Ahnung von diesen Stücken, daher bitte ich um eine Bestimmung von Euch.
Könnt Ihr mir die Nominale, die Prägeorte und die Prägejahre nennen? Ich habe die jeweiligen Gewichte zu den Bildern kommentiert.
Die Münze 5,04 Gramm hat offenbar 2 Gegenstempel.
Vorab herzlichsten Dank!

Moehrchen
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Spanien-04s.jpg
5,22 Gramm
Spanien-03s.jpg
5,04 Gramm
Spanien-01s.jpg
4,82 Gramm
Spanien-02s.jpg
5,1 Gramm

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pinpoint
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von pinpoint » Di 05.02.13 19:49

Hello ,

Coin 1: Resello a 8 Maravedis , Felipe IV ( 1621-1665)
Coin 2: Resello a 8 Maravedis , serie 1651-1652 , Felipe IV ( 1621-1665)
Coin 3: 8 Maravedis a martille , Felipe III ( 1598-1621)
Coin 4: 1 Pice ,1773-1775 , East India Compagny , Britsh Bombay Presidency , Bombay mint
a.v : PICE BOMB ( date) , rev. : V E I C

Greetz from The Netherlands , Pinpoint
COGITO , ERGO SUM

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Moehrchen
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von Moehrchen » Mi 06.02.13 09:20

Guten Morgen pinpoint,

vielen Dank für die sehr schnelle Bestimmung dieser Münzen!
Die 2. Münze hat offensichtlich Gegenstempel, was könnte das sein?

Grüßen in die Niederlande aus Sachsen!

Moehrchen
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8 Maravedis serie 1651-1652  Phillip IV 1621-1665.jpg
welche Gegenstempel?

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KarlAntonMartini
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 07.02.13 00:00

Das mit den Gegenstempeln war zur Aufwertung üblich, dazu müßte es eigentlich schon einen Thread geben. Grüße, KarlAntonMartini
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diwidat
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von diwidat » Do 07.02.13 19:53

Die spanischen Munzverantwortlichen (Finanzminister) haben damals - so um 1603 - einen riesen Bock geschossen.
Wegen der hohen Schulden des Königs wurden die Kupfermünzen eingezogen und durch Gegenstempelung in ihrem Wert verdoppelt.
Da das Silbergeld dabei im Wert nicht verändert wurde, konnte man die Kupferstücke zur halben Menge wie normal gegen Silber tauschen.
Das war für die Banken überhaupt kein Geschäft :lol:

Erlaubt mir einen meiner früheren Vorträge hier noch einmal einzustellen:

Der Wertverfall des spanischen Geldes während der Regierungszeit Philipp IV

Auszug aus einem Artikel im Numismatischen Nachrichtenblatt Dezember 1998 von Peter Ilisch, mit dem Titel
„Geld und Münze im Europa des 30jährigen Krieges“

In der Zeit, in der in Deutschland der 30jährige Krieg tobte, entwickelte sich in der Währung Spaniens, das sich bereits seit 1568 in einem Krieg mit den Niederlanden befand, eine scheinbar paradoxen Situation. - Dank seines Kolonialbesitzes in Amerika verfügte Spanien über die größten Edelmetallvorkommen der Welt. Aber bereits seit Karl 1. (V.) war das Königreich wegen seiner zahlreichen Kriege sehr hoch verschuldet. Als König Philipp II. 1598 starb, waren die Schulden auf 100 Millionen goldener Dukaten angewachsen und die Einnahmen des Staates auf vier Jahre im voraus verpfändet. Diese finanzielle Situation führte 1599 dazu, das silberarme Kleingeld durch Kupfermünzen zu ersetzen. Hatte man bis dahin auf jeden Profit bei der Münzprägung verzichtet, so ergab sich nunmehr ein nennenswerter Gewinn.

1603 wurden alle diese Kupfermünzen eingezogen und durch Überstempelung mit Wertzahlen in ihrem Rechnungswert verdoppelt. 1,6 Millionen Münzen wurden damals umgestempelt und 716 Millionen neue hergestellt. Dabei waren die Herstellungskosten sehr gering, da auf technische Qualität kaum geachtet wurde. Die Überteuerung vermünzten Kupfers führte zu Nachprägungen im Ausland und zu Schiffsladungsweisem Import entsprechender Stücke. Mit diesen wurden die guten Gold- und Silbermünzen aufgekauft und exportiert.
Die Folge war eine drastische Verringerung des Umlaufs von Edelmetall und der Steuereinnahmen, da sie zunehmend aus Kupfer bestanden. Das amerikanische Edelmetall war an Banken verpfändet.
Maßnahmen, den Import ausländischer nachgemachter Kupfermünzen dadurch zu verhindern, dass im Umkreis der Häfen ein Kupfermünzumlauf verboten wurde (1608), hatten wenig Erfolg.
Gegen die Einführung neuer Steuern verzichtete Philipp III. auf die weitere Kupferprägung.
Als 1617 das jährliche Defizit der Staatsausgaben auf 3 Millionen Golddukaten anwuchs, wurde die Kupferprägung wieder aufgenommen, bis sie 1619 gegen neue Steuern auf 20 Jahre eingestellt wurde.

Philipp IV., 1621 auf den Thron gekommen, ließ sie aber gegen den Protest der Cortes wieder aufnehmen. Der Umfang wurde sogar noch wesentlich gesteigert. 1626 wurde eine Deflation erwogen, die darin bestehen sollte, dass die Kupfermünzen gegen auf Silber lautende Obligationen abgegeben werden sollten.
Unterdessen war der Wechselkurs der Silbermünzen zu den Kupfermünzen auf über 50% angestiegen. Um solche Maßnahmen zu finanzieren, sollten der ausländischen Bank Anteile am königlichen Besitz, an Subsidien und sogar an Strafgeldern eingeräumt werden. Die Kupferprägung wurde 1626 gestoppt, doch der Vertrag mit der Bank bereits 1628 aufgehoben. Gleichzeitig wurde der Wert der Kupfermünzen auf 50% reduziert und wurden die Münzstätten verpflichtet, große Mengen Kupfers an die Artilleriewerkstätten in Sevilla abzugeben.

1636 war der Finanzbedarf aber wieder so groß, dass eine Einziehung der Kupfermünzen innerhalb von 80 Tagen und ihre Aufwertung durch Stempelung angeordnet wurde. Die Bevölkerung erhielt den abgegebenen Nominalbetrag zurück, während der Mehrwert der königlichen Kasse zufloss.
1642 schließlich wurden die Kupfermünzen auf ein Sechstel bis Viertel ihres vorherigen offiziellen Wertes herabgesetzt, um 1643 erneut aufgewertet zu werden. 1651 erfolgte nochmals eine wertsteigernde Überstempelung.
Durch die vielfachen Stempelungen waren die Münzen teilweise sehr verunstaltet. Gleichwohl war Spanien auf sie angewiesen, da das gute Geld das Land verließ.
Aus den Abrechnungen von Hospitälern und der Armee aus dem Zeitraum 1630-1655 ist zu sehen, dass tatsächlich mehr als 90% aller Geldzahlungen, auch große Beträge, mit Kupfer beglichen wurden.
Das Aufgeld für Bezahlung in Silber war von 10% 1623 auf 45% 1640 gestiegen und kletterte 1642 sogar auf 200%.
Trotz hoher Strafandrohungen hatte die spanische Regierung den Zwangskurs von Kupfer zu Silber nicht durchsetzen können. Die faktischen Wechselkurse ergaben sich auf dem Markt.
Durch den Westfälischen Frieden 1648 konnte die spanische, vom Parlament durchaus erkannte Währungsmisere nicht geändert werden. Eine Stabilisierung trat erst 1660 ein, nachdem im Jahr zuvor Friede mit Frankreich geschlossen worden war.


Zusammenfassung
Der Wertverfall des spanischen Geldes während der Regierungszeit Philipp IV

Spanische Herrscher der nachstehenden Betrachtung:

Philipp III. 1598 – 1621, Philipp IV. 1621 – 1665

Stückelung der normalen Kupfermünzen: 1 / 2 / 4 / 8 und 16 Maravedis

34 Maravedis in Kupfer entsprechen 1 Real in Silber

Gegenstempel auf den Kupfermünzen: IIII / VI / 8 / VIII / XII und diverse Monogramme

Kupferprägung bis 1626 und dann wieder ab 1661 (eine Prägelücke von ca. 35 Jahren war entstanden)

Münzstätten auf Gegenstempeln :

B Burgos, - G Granada

T Granada, - M Madrid

MD Madrid, - S Sevilla

T Toledo, - IIII Segovia


Geschichtlicher Zeitablauf der wertverändernden Gegenstempelungen:

1602 Einziehung der alten Kupfermünzen und Werterhöhung auf den doppelten Nennwert

1626 Einstellung der Münzenprägung

1628 Verordnung, den Wert der Kupfermünzen wieder auf den Wert von 1602 zu herab zu setzen.

1636 Verordnung in Madrid: Einziehung aller gegengestempelten Kupfermünzen zur Werterhöhung durch Gegenstempel,
derart, dass 2 Maravedis zu 6, und 4 Maravedis zu 12 Maravedis wurden. Es wurde mit 2 Stempeln jeweils der Wert
und die Jahreszahl eingeschlagen.

Im Mai 1636 wurde per Dekret ein Abschlag von 25% auf das Silbergeld vereinbart, im September 1641 wurde
dieser Wert weiter auf 50% erhöht.

1638 Verordnung: Einziehung aller nicht gegengestempelten Kupfermünzen gegen Wertausgleich.

1641 Verordnung: Werterhöhung aller K. der Münzstätte Segovia von 2 auf 6 Maravedis und von 4 auf 12 Maravedis.

1642 Verordnung in Saragossa: Der Wert der Kupfermünzen wird reduziert auf 1/6, derart, dass Münzen mit 12
Maravedis als 2 Maravedis zirkulieren.

1643 Verordnung in Valladolid: Alte Kupfermünzen, die in Valladolid im Jahre 1602 und später per Dekret im Jahre
1636 gegengestempelt wurden und ihren Wert auf 12 und 6 Maravedis erhöht haben, und später reduziert wurden
auf 2 und 1 Maravedis, zirkulieren von jetzt an als 8 und 4 Maravedis, ausgenommen die Münzen aus Segovia,
die kürzlich gegengestempelt wurden.

1651 Verordnung: Alle Kupfermünzen erhalten wieder ihren Wert, den sie vor der Reduzierung im Jahre 1641 hatten,
ausgenommen die alten Münzen, die vor 1597 geprägt wurden, welche als 4 und 8 Maravedis zirkulieren und
keinen höheren Abschlag auf Silber haben als 50%.

1652 Dekret: Alle schweren Münzen aus Segovia werden auf ¼ ihres Wertes reduziert.

1652 Verordnung: Die Münze, genannt Calderilla, darf nicht mehr als Geld zirkulieren. Schwere Münzen aus Segovia
dürfen ohne Einschränkung zirkulieren. Für Silber und Gold darf kein Aufgeld verlangt werden und Dublonen mit
nicht mehr als 28 Reales zu bewerten sind.

1654 Die Münze, genannt Calderilla, darf wieder zirkulieren zu ihrem Wert, den sie vorher hatte, muss aber
gegengestempelt werden.

1658 Verordnung: Die schweren Kupfermünzen sind einzuziehen und zu zerstören. An ihrer Stelle sollen Münzen im
Gewicht der Calderilla geprägt werden. Diese Münzen sollen einen kreisförmigen Rand haben und im Zentrum das
Monogramm PHILIPPUS unter einer Krone tragen. Auf dem Revers steht das Wort REX mit einer Krone
darüber und dem Münzwert darunter.

1659 Edikt in Aranjuez: Die Schweren Kupfermünzer von 4 und 2 Maravedis werden um die Hälfte reduziert.

1660 Verordnung: Die schweren Kupfermünzen, die als 2 Maravedis zirkulieren sollen eingeschmolzen und neu geprägt
werden, so dass auf den Real (marco) 51 Stück mit dem Wert 4 Maravedis gehen anstatt wie bisher 34 Stück mit
dem Wert 2 Maravedis.

1661 Wiederaufnahme der Münzenprägung unter Philipp IV und Rückkehr zu normalen Verhältnissen.

so viel zu der Gegenstempelung der spanischen Kupfer Münzen.

Gruß diwidat

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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von dionysus » Do 07.02.13 22:27

Was für ein Chaos!
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mag von Tag zu Tage leben. - Goethe -

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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von ischbierra » Do 07.02.13 22:57

Wieso? Ist doch schön geordnet :wink:

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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von diwidat » Fr 08.02.13 11:34

Hallo,

dionysus meinte sicherlich die Zustände in Spanien und nicht meinen Beitrag - hoffe ich wenigstens. Ausgedrückt hat er es so nicht :oops:

Eine Informationsquelle hab ich noch gefunden, bei der man sich die Teile auch ansehen kann:
http://www.ebay.de/itm/221185640148?ssP ... 1558.l2649

Was mich in diesem Zusammenhang etwas überraschte, war der Umstand, daß bei uns relativ wenige Münzen aus der Zeit des 30jährigen Krieges zu finden sind,
bis auf die Kipper Zeit die auch nicht überall in Deutschland ein Problem war, ist mir aus den umliegenden Ländern nur wenig bekannt.

Gruß diwidat

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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von dionysus » Fr 08.02.13 12:37

Ich meinte tatsächlich die Zustände im damaligen Spanien.
An Diwidats Posting habe ich nichts zu mäkeln. Im Gegenteil! :)

Gruß,
Maico
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von ischbierra » Mo 04.01.16 13:12

Lieber dividat,
ich hole den Faden noch mal ans Tageslicht. Du hattest ja weiter oben eine sehr schöne Übersicht erstellt, von der ich gerade profitierte. Ich suchte einen Hinweis, woran man die gegengestempelten 8-Maravadis von den Münzstätten her unterscheiden kann. Meine Münze hat, wie Du sehen kannst, unter der VIII ein .S. Das steht, wenn ich das richtig deute, für Sevilla (siehe Deine Übersicht). Burgos , Granada, Segovia, und Toledo hattest Du auch mit ihren Buchstaben aufgeführt. Nun haben Castan/Cayon darüberhinaus noch die Münzstätten Coruna, Cuenca und Valladolid für diese Ausgabe. Sie schreiben aber nicht, woran man diese erkennen kann. Weißt Du es?
Gruß ischbierra
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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von diwidat » Mi 06.01.16 23:10

Hallo ischbierra,
(ursprünglich dachte ich, Deinen Nick hast Du, weil Du keinen Wein magst - aber Google hat mich schlauer gemacht) -
aber wieder ein Freund der vergammelten, zerfetzten Münzen aus Spanien. Viele Interessenten gibt es dafür nicht, sie sind wohl nicht schön genug
und auch nicht antik. Einfach nur die Zeit unseres 30jährigen Krieges ist nicht genug Anreiz.
Deine Vermutung mit "S" für Münzstätte Sevilla ist und bleibt unwiederlegt
Resellos-Münzstätten-Bild.jpg
Quellen für weitere Forschungen gibt es im WEB genügend. Stichwort Resello oder Monedas Espanol oder Maravedis bringt schon Lesestoff für ein paar Stunden.
Gaettens schreibt in seinem Buch über Inflationen auch etwas über die Velloninflation. Dannenberg hat in der Zeitschrift für NumismatikBerlin 1906 einen Artikel.

Mein Katalog ist der
LAS MONEDAS ESPANOLS von Juan Cayon und Carlos Castan
in dem die Resellos nach Ausgaben sortiert sind, es gibt aber noch andere.

In der Zeit der Werterhöhung der Kupfermünzen kamen Unmengen echter alter Münzen mit gefälschten Gegenstempeln nach Spanien - ein gutes Geschäft
für die Fälscher - Silber zum halben Preis erwerben zu können.
Spanien-Resellos.jpg
Nur ein kleines Beispiel der Vielfalt der 163 verschiedenen Stempeltypen, die es gab.

Gruß diwidat (-> mit W wie - na ebend so)

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Re: 4 Münzen zur Bestimmung - Spanien? sehr alt!

Beitrag von ischbierra » Do 07.01.16 00:40

Lieber diwidat,
ich tue herzlich Abbitte wegen der falschen Schreibweise.
Wie kommst Du nur auf die Idee, ischbierra möge keinen Wein? Ich sitze mit einem guten Glas Roten gerade am Rechner.
Die vergammelten aus Spanien habe es mir nicht grundsetzlich angetan, aber ich liebe ungewöhnliche Stücke.
Den Cayon/Castan nenne ich auch mein eigen; er nennt die Münzstätten für die Resellos, aber er sagt nicht, worin man sie unterscheiden kann. Und meine Frage, woran man Cuenca, Coruna und Valladolid erkennt, hast Du mir auch noch nicht beantwortet. Oder habe ich da etwas übersehen?
Gruß und gut Schluck
ischbierra

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Re: Spanien - Resellos /Maravedis

Beitrag von Numis-Student » Do 07.01.16 10:37

ich habe mir erlaubt, den Beitrag etwas umzubenennen, in der Hoffnung, dass er so leichter gefunden wird und etwas lebendiger bleibt.

Ich finde die Stücke auch interessant und würde das ein oder andere Stück aus einer Wühlkiste auch sofort mitnehmen, jedoch ist die Begierde nicht so stark, dass ich gezielt auf ebay danach suche... und dann für 10 Stücke diverser Anbieter 10x Auslandsporto berappen müsste ;-)

Schöne Grüße von einem interessierten Mitleser.
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Spanien - Resellos /Maravedis

Beitrag von diwidat » Do 07.01.16 16:43

Hallo Weintrinker,
Nun haben Castan/Cayon darüberhinaus noch die Münzstätten Coruna, Cuenca und Valladolid für diese Ausgabe. Sie schreiben aber nicht, woran man diese erkennen kann. Weißt Du es?
Meine Erkenntnisse die Resellos betreffend habe ich mir auch aus diversen öffentlichen Beiträgen zusammen geklaubt.
Eine spezielle Superinformation besitze ich auch nicht.
Wenn aber die spanischen Katalogschreiber da keine Angaben machen kann, versuche ich es einmal -
Resello-Marken.jpg
Die Bilder sind aus den Internet unter "MARAVEDIS.NET = Spanische Münzen "Los Resellos del S. XVII" (auf spanisch).
Den Beitrag habe ich aber leider nicht wiedergefunden, er scheint verschwunden zu sein.

Vor Jahren hab ich mich schon mit dem Thema beschäftigt. Meine "Ansammlung" von Resellos ist aber noch ungeordnet und unbestimmt,
die Dubletten noch nicht aussortiert (hallo Malte).
Noch eine Literatur Information: In der amerikanischen Zeitschrift "The Numismatist" vom Januar 1953 gab es einen Artikel "Numismatic Tattooing" von P.K. Anderson aus Gotebo, Okla. der Bilder der verschiedenen Jahres- und Wertstempel zeigt. Wenn Du da Zugang hast, kommen sicherlich viele Erkenntnisse.

Auszug aus einem Vortrag, den ich vor vielen Jahren vor der Badischen Münzgesellschaft gehalten habe (kein Eigenwissen):

Der Wertverfall des spanischen Geldes während der Regierungszeit Philipp IV

Auszug aus einem Artikel im Numismatischen Nachrichtenblatt Dezember 1998 von Peter Ilisch, mit dem Titel
„Geld und Münze im Europa des 30jährigen Krieges“

In der Zeit, in der in Deutschland der 30jährige Krieg tobte, entwickelte sich in der Währung Spaniens, das sich bereits seit 1568 in einem Krieg mit den Niederlanden befand, eine scheinbar paradoxen Situation. -

Dank seines Kolonialbesitzes in Amerika verfügte Spanien über die größten Edelmetallvorkommen der Welt. Aber bereits seit Karl 1. (V.) war das Königreich wegen seiner zahlreichen Kriege sehr hoch verschuldet.

Als König Philipp II. 1598 starb, waren die Schulden auf 100 Millionen goldener Dukaten angewachsen und die Einnahmen des Staates auf vier Jahre im voraus verpfändet. Diese finanzielle Situation führte 1599 dazu, das silberarme Kleingeld durch Kupfermünzen zu ersetzen. Hatte man bis dahin auf jeden Profit bei der Münzprägung verzichtet, so ergab sich nunmehr ein nennenswerter Gewinn.

1603 wurden alle diese Kupfermünzen eingezogen und durch Überstempelung mit Wertzahlen in ihrem Rechnungswert verdoppelt. 1,6 Millionen Münzen wurden damals umgestempelt und 716 Millionen neue hergestellt. Dabei waren die Herstellungskosten sehr gering, da auf technische Qualität kaum geachtet wurde.

Die Überteuerung vermünzten Kupfers führte zu Nachprägungen im Ausland und zu Schiffsladungs weisem Import entsprechender Stücke. Mit diesen wurden die guten Gold- und Silbermünzen aufgekauft und exportiert.

Die Folge war eine drastische Verringerung des Umlaufs von Edelmetall und der Steuereinnahmen, da sie zunehmend aus Kupfer bestanden. Das amerikanische Edelmetall war an Banken verpfändet.

Maßnahmen, den Import ausländischer nachgemachter Kupfermünzen dadurch zu verhindern, dass im Umkreis der Häfen ein Kupfermünzumlauf verboten wurde (1608), hatten wenig Erfolg.
Gegen die Einführung neuer Steuern verzichtete Philipp III. auf die weitere Kupferprägung.

Als 1617 das jährliche Defizit der Staatsausgaben auf 3 Millionen Golddukaten anwuchs, wurde die Kupferprägung wieder aufgenommen, bis sie 1619 gegen neue Steuern auf 20 Jahre eingestellt wurde.

Philipp IV., 1621 auf den Thron gekommen, ließ sie aber gegen den Protest der Cortes wieder auf
nehmen. Der Umfang wurde sogar noch wesentlich gesteigert. 1626 wurde eine Deflation erwogen, die darin bestehen sollte, dass die Kupfermünzen gegen auf Silber lautende Obligationen abgegeben werden sollten.

Unterdessen war der Wechselkurs der Silbermünzen zu den Kupfermünzen auf über 50% angestiegen. Um solche Maßnahmen zu finanzieren, sollten der ausländischen Bank Anteile am königlichen Besitz, an Subsidien und sogar an Strafgeldern eingeräumt werden.

Die Kupferprägung wurde 1626 gestoppt, doch der Vertrag mit der Bank bereits 1628 aufgehoben. Gleich
zeitig wurde der Wert der Kupfermünzen auf 50% reduziert und wurden die Münzstätten verpflichtet, große Mengen Kupfers an die Artilleriewerkstätten in Sevilla abzugeben.

1636 war der Finanzbedarf aber wieder so groß, dass eine Einziehung der Kupfermünzen innerhalb von 80 Tagen und ihre Aufwertung durch Stempelung angeordnet wurde. Die Bevölkerung erhielt den abgegebenen Nominalbetrag zurück, während der Mehrwert der königlichen Kasse zufloss.

1642 schließlich wurden die Kupfermünzen auf ein Sechstel bis Viertel ihres vorherigen offiziellen Wertes herabgesetzt, um 1643 erneut aufgewertet zu werden. 1651 erfolgte nochmals eine wertsteigernde Überstempelung.

Durch die vielfachen Stempelungen waren die Münzen teilweise sehr verunstaltet. Gleichwohl war Spanien auf sie angewiesen, da das gute Geld das Land verließ.

Aus den Abrechnungen von Hospitälern und der Armee aus dem Zeitraum 1630-1655 ist zu sehen, dass tatsächlich mehr als 90% aller Geldzahlungen, auch große Beträge, mit Kupfer beglichen wurden.

Das Aufgeld für Bezahlung in Silber war von 10% 1623 auf 45% 1640 gestiegen und kletterte 1642 sogar auf 200%.

Trotz hoher Strafandrohungen hatte die spanische Regierung den Zwangskurs von Kupfer zu Silber nicht durchsetzen können. Die faktischen Wechselkurse ergaben sich auf dem Markt.

Durch den Westfälischen Frieden 1648 konnte die spanische, vom Parlament durchaus erkannte Währungsmisere nicht geändert werden. Eine Stabilisierung trat erst 1660 ein, nachdem im Jahr zuvor Friede mit Frankreich geschlossen worden war.........

-> Das wäre schon eine Arbeitsanleitung für einen zukünftigen Finanzminister um die Verwirrung noch zu vergrößern.

Viel Glück und Erfolg im Neuen Jahr wünscht

diwidat

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Re: Spanien - Resellos /Maravedis

Beitrag von ischbierra » Do 07.01.16 19:06

Lieber diwidat,
herzlichen Dank für die ausfürlichen Erläuterungen.
Auch Dir alles Gute im Neuen Jahr
Gruß ischbierra

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