(Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

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ChristianM.
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(Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von ChristianM. » Mo 03.10.22 10:42

Liebes Forum,

wie ich gesehen habe, gibt es schon einige/viele Diskussionen zu dem Thema „Erbschaft einer Münzsammlung“, aber in diesen habe ich leider nicht genau die Antworten auf meine Fragen gefunden. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach, dass ich daher noch einmal einen neuen Thread zu diesem Thema aufmache und bedanke mich vorab für Eure Hilfe.

Kurz zum Hintergrund: mein (älterer und in Finanzdingen/Internet/ebay nicht ganz so bewanderter) Nachbar hat mit seinen Geschwistern vor kurzem eine größere Münzsammlung geerbt und mich um Hilfe gebeten, da ich beruflich in der Finanzbranche unterwegs bin. Nur macht mich das Jonglieren mit Zahlen leider nicht zu einem Münzexperten. Die Münzsammlung ist recht umfangreich (grob geschätzt über 13.000 Münzen insgesamt) und wir haben die letzten Tage genutzt, uns in die Materie etwas einzulesen und mit Hilfe von Münzkatalogen/ebay/etc. den ungefähren Wert halbwegs einschätzen zu können – über diesen sind wir uns also einigermaßen im Klaren (zumindest die Werte auf dem Papier, die Realität kann anders aussehen).

Zu der Sammlung gehören u.a.:
- BRD Gedenkmünzen komplett
- DDR Gedenkmünzen komplett
- Viele Kaiserreich Silbermünzen (inkl. einige der wertvollen)
- Einige Goldmünzen aus dem Kaiserreich
- Kursmünzen-Sets seit 1975
- Jede Silber Euro-Gedenkmünze seit Einführung des Euro (teilweise 10-fach oder auch mal eine 25er Rolle)
- Jede Gold Euro-Gedenkmünze seit Einführung des Euro
- Scheinbar komplette 2 Euro Sammlung mit allen Kleinstaaten wie Andorra, San Marino, Vatikan und Monaco

Fotos von einzelnen Münzen will ich hier nicht hochladen und Einzelbewertungen einzelner Stücke nicht anstoßen, es geht eher um die beste Herangehensweise. Zudem hat mein Nachbar erklärt, dass er nicht hunderte/tausende einzelner Stücke über ebay anbieten will oder kann - selbst wenn man ihm zeigt, wie das geht. Die nahe liegendste Empfehlung ist sicherlich, dass er damit auf einen der bekannten Münzexperten zugeht, ich wollte aber vorher auf die Schwarmintelligenz des Forums zurückgreifen.

Meine bzw. unsere Fragen, bei denen eine Einschätzung von Euch super wäre:

1) Wie geht man hier am besten vor, einen Münzhändler des Vertrauens auswählen und diesen dann walten lassen?
2) Macht man das nur mit einem oder sollte man mind. zwei oder drei Häuser ansprechen, um Vergleichsangebote zu erhalten und um nicht über den Tisch gezogen zu werden?
3) Welche Häuser sind empfehlenswert? Künker, Rapp, Pro Aurum, ...?
3) Bietet man das als ein großes Komplettangebot an (nimmt das überhaupt jemand ab?) und akzeptiert einen größeren Abschlag? Wo könnte dieser Abschlag ggü den Katalog-/Auktionspreisen liegen?
4) Oder wäre ein Einzelverkauf der einzelnen Sammlungen/Kategorien ratsam, zB. nur BRD, DDR, Kaiserreich, Goldmünzen, etc.?
5) Was macht man mit den hunderten/tausenden Silber-Gedenkmünzen am besten? Als Beispiel: 10x die 20-Euro Gedenkmünze „50 Jahre Sendung mit der Maus“ – ist das ein Fall für die Einreichung bei der Bundesbank?
6) Muss man – um die Werte einigermaßen zu schützen – evtl. doch über die nächsten Jahre Münzen einzeln über ebay verkaufen und sich zB jemanden aus der (jüngeren) Verwandtschaft dafür suchen?

Für jede Rückmeldung und/oder Idee sind wir sehr dankbar – vielen Dank im Voraus & viele Grüße, Christian

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TorWil
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von TorWil » Mo 03.10.22 12:31

Hallo,

Ohne Eigenintiative wird der Verkauf wahrscheinlich deutliche Verluste bedeuten.
Ein Händler wird die teuersten Stücke taxieren und einen 'fairen' Handelspreis dafür bieten, der Rest geht quasi für Null mit, da das Verkaufen ja auch eine Menge Zeit und Ressourcen kosten, sowie Kapital bindet.
Die Silberstücke werden maximal zum Silber-EK übernommen werden.

Solange man nicht nachsieht was der Sammler in seine Sammlung über die Jahre gesteckt hat, kann das natürlich auch zu einem Betrag führen mit dem die Erben ganz gut leben können.

Aber ich denke ein eigenständiger Verkauf/Versteigerung (zieht sich bei der Menge wahrscheinlich über Jahre), dürfte da Bestimmt einen Faktor 10 im Ertrag bringen. Kostet aber natürlich auch eine Menge Zeit und Muse.

Grüße

TW

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mimach
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von mimach » Mo 03.10.22 13:04

Wir hatten genau zu diesem Thema erst Anfang des Monats eine Infoveranstaltung bei uns im Verein.

- Die Gedenkmünzen aus der BRD werden von Münzhändlern, nach den Erfahrungen unser Mitglieder, im Prinzip nicht mehr angenommen. Prägungen aus Silber sind zum aktuellen Einschmelzpreis zu handhaben. Normale Kursmünzen bei den Niederlassungen der Zentralbank zum festgelegten Umtauschwert in Euro einzutauschen.

- Bei den Gedenkprägungen der DDR sind mindestens 40% von Händler- oder Katalogpreisen abzuziehen.
- Die Sammlung aus dem Kaiserreich wäre nach Zustand zu bewehrten.
Gold: Qualität im aus dem banküblichen Umlauf ist nach Goldpreis zu schätzen, also wie Anlagegold. Beste Erhaltungen und seltene Jahrgänge bringen deutlich mehr.
Silber: Das gleiche gilt auch für viele Silbermünzen. Auch hier gibt es Ausnahmen. Erneut zählt die Qualität der Erhaltung.

- Goldmünzen Euro: Hier gibt es bei vielen Händlern An- und Verkaufspreise.

- Eurogedenkmünzen sind wie Briefmarken. Die sammelt man wegen der Freude an den Motiven. Viel Wert darf man für die meist millionenfach geprägten Münzen nicht erwarten. Sicher gibt es auch hier ausnahmen. 2€ sind aber immerhin 2€. Da kann man den Wert schnell zählen. Die silbernen Münzen sind mindestens den Silberpreis wert. Auch hier muss man einschätzen ob 10€ Ausgaben von vor 20 Jahren heute mehr im Silber wert sind als das aufgeprägte Nominal.

Ansonsten kann ich mich nur dem Vorredner anschließen. Kaiserreich und DDR einem zertifizierten Händler vorlegen.
Nur Händler aufsuchen die beim VDDM (Verband Deutscher Münzhändler) zertifiziert sind.

Ein Einzelverkauf bringt sicher mehr. Man könnte das aber auch als schönen Einstieg in ein neues Hobby sehen.
——••——
Mitglied im Verein für Münzkunde Nürnberg
"Wir laden herzlich zu unseren Stammtischen und Vorträgen im Germanischen Nationalmuseum ein!"
https://www.vfm-nbg.de/
——••——

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KarlAntonMartini
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 03.10.22 21:33

Beim Einzelverkauf solch großer Mengen kann es sein, daß das Finanzamt Gewerblichkeit annimmt und Umsatzsteuer verlangt. Grüße, KarlAntonMartini
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ChristianM.
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von ChristianM. » Mi 05.10.22 19:26

Sorry für meine späte Rückmeldung. Ich fange mal an mit einem ganz großen Dankeschön für Euer Feedback – das weiß ich wirklich sehr zu schätzen, dass Ihr Euch die Zeit für Eure Antworten genommen habt. Danke!!

Und in der Tat ist Euer Feedback sehr hilfreich und ich entnehme dem grob das Folgende:

Eine Abgabe der Komplettsammlung wird sehr wahrscheinlich so nicht funktionieren, da entweder die Händler nur Interesse an wenigen Teilbereichen haben oder aber für die restlichen Münzen nichts gezahlt wird – somit ist es ausreichend, wenn von Anfang an nur die interessanten Teilbereiche angeboten/verkauft werden.

Silbermünzen entweder bei der Bundesbank oder zum Materialwert (bei 10 Euro Münzen) zurückgeben.

Kaiserreich, DDR und Euro Goldmünzen über einen der VDDM zertifizierten Händler verkaufen und sich mehrere Angebote einholen lassen (bzw. ggfs über Auktionen).

Ansonsten gilt, dass ein Einzelverkauf wesentlich mehr Erlöse bringen wird, aber dieser Prozess kann sich über Jahre hinziehen und wird extrem viel Zeit kosten. Aber das werde ich mal ins Spiel bringen und ihn fragen ob da evtl. jemand in der Familie gegen Erfolgsbeteiligung daran Interesse hätte.

Die Gefahr mit der Annahme des Finanzamts einer Gewerblichkeit kann ich nachvollziehen, aber müsste man das nicht schnell ausräumen können, wenn bei einer potenziellen FA-Anfrage der Hintergrund erklärt wird?


@mimach, das mit dem neuen Hobby habe ich auch vorgeschlagen, wurde aber beantwortet, dass man sich „in diesem Alter keine neuen großen Hobbies“ mehr zulegt :-)

Also danke noch mal und einen schönen Feierabend!

Viele Grüße,
Christian

Rollentöter
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von Rollentöter » Mi 05.10.22 19:55

Guten,

das mit dem Finanzamt kann man im Vorhinein recht einfach verhindern.
Die genannten Probleme treten meist beinLeuten auf, die meinen, das ganze ging das Finanzamt nichts an und hinterher versuchen was zu erklären .
Habe selbst als Jurist bei einem "Massenverkauf" über 50.000 "Lose" via Internet und Zeitungsanzeigen in 7 Monaten mitgewirkt. Problemlos, wenn das FA gleich zu Beginn "mit ins Boot geholt wird"

Nachteil: Du kannst das Finanzamt nicht mehr beim Wert der Münzsammlung beschummeln.
Gruß

weissmetall
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Re: (Geplanter Verkauf einer) Münzsammlung aus einer Erbschaft

Beitrag von weissmetall » Fr 07.10.22 11:08

Das -gewerblicher Verkauf- Problem kann man umgehen indem man die vom FA selbst gewählten Begrifflichkeiten verwendet.

Du verkaufst ohne Gewinnerzielungsabsicht, das ist dann eine eigene Vermögensverwaltung.
Man muss keine Rechnungen von Käufen, die länger als 10 Jahre zurückliegen, vorweisen.
Der Verkaufspreis muss unter dem Einkaufspreis liegen.

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