Um dem Ganzen hier mal einen konstruktiven Dreh zu geben, auch im Hinblick auf stille Mitleser, die vielleicht keinen großen numismatischen oder historischen Hintergrund haben:
Motive und Gestaltung griechischer Münzen - und auch aller anderen Münzen - erklärt man nicht mit irgendwelchen wild zusammengesuchten Textstellen. Das braucht man auch nicht, weil es genug andere materielle Hinterlassenschaften aus der Entstehungszeit der Münzen gibt, mit denen sie verglichen werden können.
Zum Beispiel sieht man bei entsprechendem Hintergrundwissen sofort, dass ein Münzentwurf in den 70ern des 20. Jh. entstanden ist. Dazu muss keine Prilblume oder Schlaghose darauf abgebildet sein, aber die Formen der Buchstaben, gewisse Stilelemente der Darstellung usw. gehören einfach in die Zeit.
Die Beschäftigung mit griechischen Münzen dauert nun schon ein paar hundert Jahre. Sie sind als Denkmälergattung in ihrer Gesamtheit ziemlich gut verstanden. Sowohl die auf ihnen verwendeten Motive, als auch deren Ausgestaltung entsprechen denen von anderen Objektgattungen, seien es bemalte Vasen, Skulpturen usw. Einzelne Motive und Ideen sind aus dem Orient übernommen.
Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicher die freistehende, nackte, männliche Skulptur. Die Griechen haben diesen Typ, wahrscheinlich durch ionische Händler, in Ägypten kennen gelernt und sich als Statuentyp angeeignet. Das ist der sog.
Kouros. Kennt man die stilistische Chronologie der Kouroistatuen, kann man - auch ohne wirklich Ahnung von Münzen zu haben - selbst einen 0,19 g‐
Winzling ohne Probleme nur aufgrund der Art der Darstellung des Apollonköpfchens, sicher als ionisch und aus dem 6. Jh. v. erkennen und einordnen. D. h. die auf den Münzen dargestellten Figuren, Tiere und Gegenstände finden sich genauso dargestellt auch auf anderen Objekten, die Gestaltungsprinzipien sind ganz gleich. Der Löwe auf einer milesischen Vase sieht zwar ein bisschen anders aus, als ein Löwe aus Athen der selben Zeit, aber der Löwe auf der milesischen Münze ähnelt ihm ungemein.
Man benötigt für die Erklärung und Deutung griechischer Münzbilder einfach keine Texte, weder aus der Levante noch woanders her, weil sie sich nahtlos in die übrigen materiellen Hinterlassenschaften, sowohl zeitlich, als auch geographisch, einfügen.
So, danke fürs Lesen, ich bin hier auch raus.