Wohin mit dem "Geflügel"?

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Lilienpfennigfuchser
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Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Di 21.01.14 18:11

Hallo,

diese Kleinmünzen bringe ich nicht unter. Für Hilfe wäre ich dankbar.

Grüße
Lilienpfennigfuchser
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Numis-Student
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von Numis-Student » Di 21.01.14 18:30

Hallo,
dürfte alles in die Richtung gehen: http://www.mcsearch.info/record.html?id=437311 .
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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ischbierra
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von ischbierra » Di 21.01.14 19:12

Der untere ist ein sogenannter Judenpfennig aus Frankfurt
Gruß ischbierra

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KarlAntonMartini
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 21.01.14 21:43

Der öberste hat SML = Sachsen-Meininger Landmünze. Also korrekt zu zitieren: Sachsen-Meiningen für Henneberg. Die Grafschaft Henneberg geriet 1583 unter die Wettiner, und wurde zunächst gemeisam verwaltet. Erst im 17. Jahrhundert kam es dann zu einer Aufteilung des Territoriums auf die Kurlinie und auf die vielen ernestinischen Herzogtümer.
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Gerhard Schön
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Henneberg-Meiningen 2 Pfennig 1707

Beitrag von Gerhard Schön » Di 21.01.14 23:18

KarlAntonMartini hat geschrieben:Also korrekt zu zitieren: Sachsen-Meiningen für Henneberg.
Leider nicht. Das Fürstentum Meiningen bestand gänzlich aus vormals hennebergischen Territorien, daher macht eine Angabe "Meiningen für Henneberg" keinen Sinn. Das Territorium ist vielmehr korrekt als Henneberg-Meiningen zu bezeichnen (so steht es auf dem in Meiningen geprägten Heller von 1701 und deshalb ist auch die Henne darauf). Später hat sich natürlich die Linienbezeichnung Sachsen-Meiningen auch als Territorialname durchgesetzt. Das Nominal 2 Gute Pfennige entspricht genau einem halben Kreuzer fränkischer Währung. Die Münze von 1707 wurde offenbar in Coburg geprägt, welches damals faktisch unter meiningischer Verwaltung stand.

Gruß,
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KarlAntonMartini
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 22.01.14 12:54

Danke für die Korrektur! Die Verfassungsgeschichte der Thüringer ist schon komplex. 1583 starben die Henneberger aus, nach dem Vertrag von Kahla kam das Land unter gemeinsame Verwaltung der Ernestiner (7/12) und Albertiner (5/12). Bis 1660 wurde Henneberg gemeinsam verwaltet, danach aufgeteilt. Die Ernestiner Anteile gingen an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha und wurden wie Bestandteile dieser Länder behandelt. 1680 entstanden aus Sachsen-Gotha durch Erbteilung sieben neue Linien, darunter Sachsen-Meiningen. Reichsrechtlich gesehen war die Gef. Grafschaft Henneburg aber nicht untergegangen, sie blieb Mitglied des Fränkischen Kreises und hatte eine Stimme auf der Weltlichen Bank des Reichsfürstenrates (Nr. 39). Die Fürsten von Sachsen-Meiningen gab es unter dieser Titulatur reichsverfassungsrechtlich nicht. Grüße, KarlAntonMartini
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stampsdealer
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von stampsdealer » Mi 22.01.14 16:26

Hier das Vorkommens dieses Judenpfennigs im Münzmarkt und den Literaturhinweisen.

http://www.ma-shops.com/sesambestcoins/ ... 5?id=20356

http://www.ma-shops.com/raffler/item.ph ... 627afd744a

Hier ein Vorkommen im Handel der anderen Prägung, dort finden sich auch Literaturhinweise.

http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... g&dur=1732

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KarlAntonMartini
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 22.01.14 16:47

stampsdealer hat geschrieben:Hier das Vorkommens dieses Judenpfennigs im Münzmarkt und den Literaturhinweisen.

http://www.ma-shops.com/sesambestcoins/ ... 5?id=20356

http://www.ma-shops.com/raffler/item.ph ... 627afd744a
Die "Judenpfennige" sind keine Prägungen der Stadt Frankfurt, sie werden nur unter Frankfurt katalogisiert, weil sie dort hauptsächlich in Verkehr gebracht wurden. Es handelt sich um anonyme Pfennige/Heller, die auf den ersten Blick vorgaben, von irgendeinem berechtigten Münzstand zu stammen. Hintergrund war die nach den napoleonischen Kriegen bestehende Verwirrung des Geldumlaufs und ein allgemeiner Kleingeldmangel. Über die Hersteller und Hintermänner ist wenig bekannt, jedenfalls scheinen etliche Prägungen aus Großbritannien oder den Niederlanden in Fässern nach Frankfurt importiert worden zu sein. Die Verteilung im Detail übernahmen dann kleine Bankiers und Geldwechsler. Weil diese Gewerbe häufig von Juden betrieben wurden, entstand die Bezeichnung "Judenpfennige". Diese Prägungen wurden von den offiziellen Stellen unterdrückt und wurden bald im Umlauf nicht mehr genommen. Deshalb haben sich relativ viele dieser Stücke erhalten. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von stampsdealer » Mi 22.01.14 16:52

Vielen Dank für diese Info, das wusste ich noch überhaupt nicht.

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Gerhard Schön
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von Gerhard Schön » Mi 22.01.14 17:37

KarlAntonMartini hat geschrieben:Reichsrechtlich gesehen war die Gef. Grafschaft Henneberg aber nicht untergegangen, sie blieb Mitglied des Fränkischen Kreises und hatte eine Stimme auf der Weltlichen Bank des Reichsfürstenrates (Nr. 39).
Im Fränkischen Reichskreis hatte Henneberg im 18. Jahrhundert drei Stimmen: Henneberg-Römhild (bei Sachsen-Meiningen), Henneberg-Schleusingen (bei Sachsen-Zeitz, 1718 an Kursachsen) und Henneberg-Schmalkalden (bei Hessen-Kassel).

Gruß,
gs
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Re: Wohin mit dem "Geflügel"?

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Mi 22.01.14 18:39

Hallo,

ein herzliches Dankeschön für die Bestimmung der drei Münzen. Besonders gefreut hat mich die weit über das Bestimmen hinaus führende Info.

Dass die eine Münze ein Judenpfennig ist, hätte ich nie vermutet. Deshalb habe ich auch ganz falsch gesucht.

Bei den beiden anderen Stücken konnte man Meiningen - Henneberg vermuten, doch ich habe in meinen Unterlagen nichts gefunden. (Ist ja auch nicht mein Sammelgebiet!)

Grüße
LPF

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