Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

justus
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von justus » Mo 25.05.15 16:16

quisquam hat geschrieben:Als Gegenbeleg führe ich mal Butcher/Ponting an, die nachweisen konnten, dass unter Nero Denare kalt auf gegossene Schrötlinge geprägt wurden, siehe Seite 180ff.

https://www.academia.edu/318923/The_Rom ... Technology

Grüße, Stefan
Das will ich garnicht bezweifeln. Auch sehe ich darin keinen "Gegenbeleg" zur Prägung mittels glühendem Rohling. Es mag durchaus sein, dass unter Nero bei entpsrechender Silberlegierung Denare auch kalt geprägt worden sind. Soweit ich mich jedoch erinnern kann, gab es in Österreich wissenschaftliche Versuche bei denen original-römische AE-Bronzen wieder zu Rohlingen verarbeitet wurden, aus denen dann, mit Hilfe neugestalteter Ober- und Unterstempel sowohl Kalt-, als auch Heißprägungen vorgenommen wurden. Und soweit ich mich erinnern kann, stellte sich dabei heraus, dass unabhängig vom Hammerprägerdruck die Heißprägungen deutlich bessere Ergebnisse erbrachten.

Leider weiß ich auf die Schnelle nicht mehr, wo ich diesen Artikel in den ungeheuren Tiefen meines Archivs abgespeichert habe. Aber vielleicht erinnert sich ja einer unserer alpenländischen Freunde an den entsprechenden Link! :!:
mit freundlichem Gruß

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Mo 25.05.15 16:26

quisquam hat geschrieben:
Der Claudius Gothicus zeigt in meinen Augen nur eine Prägeschwäche, dadurch verursacht, dass das Metall vorzugsweise Richtung Vorderseite in den recht großen Hohlraum des Portraits geflossen ist.
Dagegen spricht allerdings, daß durch das schräge Aufsetzen des Prägestempels (0,5 mm Dickenunterschied bewirkend) das Material den schwierigeren und längeren Weg nach außen nehmen mußte, statt den naheliegenden, die Prägung in der Mitte auszufüllen, womit damit die Münze ihren "Auswuchs" erhielt, und außerdem, was ich allerdings nicht mit meiner Technik bildlich rüberbringen kann, finden sich im extrem spitzwinkligen Licht und unter der starken Lupe die feinen Abbruchstrukturen der Trophäe, weshalb ich weiterhin an das Abscheren denke.

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von quisquam » Mo 25.05.15 16:58

@ivstus: Hier geht es ja um Silberprägungen, weshalb Versuche mit Buntmetallen wenig aussagen. Metalle verhalten sich unterschiedlich, verschiedene Kupferlegierungen übrigens ebenso.

@drake: Natürlich handelt es sich nicht um Plattierungen im eigentlichen Sinn. Wie auf den Schnittbildern aber zu sehen, ist die Grenzschicht zwischen guthaltig und schlechterhaltig recht dünn. Ich kann mir schon vorstellen, dass sich dort chemische, mechanische, elektrochemische oder sonstwelche Prozesse abspielen können, die Material nach oben drücken. War aber auch nur so ein Gedanke, als ich den Artikel nochmal quergelesen habe. Mehr als Spekulieren kann ich nämlich leider auch nicht.

Was du als Abbruchstrukturen deutest ist für mich einfach das Metall, das in den Hohlraum der Trophäe hat fließen können ohne die Stempeloberfläche zu erreichen. Es war meines Erachtens nicht mehr, da die Prägeenergie in diesem Bereich weitgehend vom Metallfluss Richtung Portrait aufgebraucht wurde.

Grüße, Stefan
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von justus » Mo 25.05.15 17:42

quisquam hat geschrieben:@ivstus: Hier geht es ja um Silberprägungen, weshalb Versuche mit Buntmetallen wenig aussagen. Metalle verhalten sich unterschiedlich, verschiedene Kupferlegierungen übrigens ebenso.
Sorry, aber das ist nicht ganz richtig. Es ging darum, ob Werkzeuge (Stempel) oder Rohlinge beim Prägevorgang erhitzt werden (siehe auch S. 2/3). Die Unterscheidung zwischen Silber- und Bronze/Kupfermaterial wurde erst vor dir ins Spiel gebracht. :!:
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von quisquam » Mo 25.05.15 17:47

Dieser Thread heißt "Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?".

Grüße, Stefan
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von justus » Mo 25.05.15 17:58

Mann oh Mann. Ich bezog mich auf den Diskussionsverlauf und nicht auf den Titel des Threads. Daher auch mein Hinweis auf die Beiträge der Seiten 2 und 3. :wink:
mit freundlichem Gruß

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von quisquam » Mo 25.05.15 18:41

Und ich dachte die Diskussion stünde im Zusammenhang mit dem Thema. Wie naiv von mir. :wink:
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 25.05.15 20:13

Ärgert Euch nicht! Das Thema ist halt im Verlauf des Threads ein bißchen ausgefranst. Ich stelle bald mal wieder ein paar Bilder von solchen Münzen mit Aufbrüchen ein, auf daß wir uns dem Thema wieder mehr annähern mögen.

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von emieg1 » Mo 25.05.15 22:34

Sei doch mal ehrlich... das Thema selbst 'franst sich aus'. In den Jahrhunderten der Denarprägung wird es sicherlich verschiedenste Versuche und Techniken gegeben haben, so dass man da auf keinen einheitlichen Konsens kommen kann

... wie ich meine :wink:

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 25.05.15 23:02

Das ist richtig. Interessant finde ich insbesondere folgende Fragestellungen:

- Sind diese Aufbrüche Vorstufen zu Abplatzungen aufgrund Schichtenbildung im (echtsilbernen) Werkstoff, oder sind es Einsprengungen unedlen und mangelhaft eingeschmolzenen Metalls, die rausoxydieren?

- Spielt die Verarbeitungstemperatur eine Rolle (z.B. noch kalte Stempel zu Schichtbeginn), die zu schnellerer Abkühlung der Oberfläche und dadurch Abscherung vom Kern führte (wohlgemerkt, alles innerhalb echten Silbers)?

- Gibt es Lagerungsumstände (nicht bei uns Sammlern, sondern in der Erde), unter denen dieses Phänomen gehäuft auftritt, und wenn ja, unter welchen?

In Vorfreude auf eine weiter so interessante Diskussion,

Homer
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von emieg1 » Mo 25.05.15 23:50

Homer J. Simpson hat geschrieben:
- Sind diese Aufbrüche Vorstufen zu Abplatzungen aufgrund Schichtenbildung im (echtsilbernen) Werkstoff, oder sind es Einsprengungen unedlen und mangelhaft eingeschmolzenen Metalls, die rausoxydieren?

Homer
Ich meine immer noch: Es gibt solche und solche. Die Schichtenbildung erkennt man recht gut (wie bei dem von mir verlinkten Republikdenaren), weil sich unter der abgeplatzten Silberschicht eine weitere Silberschicht befindet. Aber unter den Abplatzungen in den Feldern... hatten wir darunter nicht schon öfter Kupfernes gesehen (und die Münze wurde erst einmal als Subaerate verdächtigt)?

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von Katja » Sa 06.06.15 09:53

drakenumi1 hat geschrieben:an stellenweise Änderungen der Kristallgitterstruktur innerhalb des Silbers zu denken, also ganz ohne Vorhandensein von Kupferstückchen im Schrötling. Denn: Kristalline Umordnungen, die durch den Ausgleich von Spannungsherden nach der Prägung entstehen, haben vielfach Volumenvergrößerungen zur Folge und ein Aufbrechen des ursprünglich homogenen Gefüges.
Mal noch ein eben gefundenes Exemplar für die Aussagen von Franz und drakenumi
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MfG

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