Noch eine Folge aus der Provence:
Der Pont du Gard war gestern unser Ziel.
Er ist die größte Brücke des Aquädukts, der über etwa 50 km Frischwasser nach Nîmes transportiert hat. Die Brücke wurde ohne Mörtel aus großen Kalksteinquadern zusammengefügt und steht noch immer. (Allerdings werden allzu angenagte Steine wohl regelmäßig ausgetauscht. Die bekommen dann eine kleine Bleiplakette angeheftet, auf der man den Jahrgang ablesen kann. Und die 1998er sehen schon wieder ganz schön angefressen aus

.)
Auf die gesamte Strecke besitzt der Aquädukt ein Gefälle von 24 cm auf 1.000 m. Man hat in der damaligen Zeit (Mitte 1. Jahrhundert n. Chr.) also schon eine erstaunlich hohe Präzision an den Tag gelegt, eben echte römische Wertarbeit

.
Läuft man links und rechts des Aquädukts noch ein bisschen weiter in die Landschaft, dann trifft man noch auf weitere Reste der Wasserleitung (und auf keine Menschenseele mehr

). An mehreren Stellen sieht man auch, dass nach Verschwinden einer geregelten römischen Verwaltung die lokalen Bauern einfach eine kleine Lücke in die Leitung schlugen und sich etwas Wasser für die eigenen Felder abzweigten. Da das Wasser recht kalkhaltig ist, haben sich hier über die Zeit riesige Kalkablagerungen gebildet. Die waren letztlich auch das Ende der Wasserversorgung, da die Kanäle mangels regelmäßiger Wartung durch die Kalkablagerungen irgendwann verstopft waren und nichts mehr durchfloss.
Im 19. Jahrhundert war der Pont du Gard auch eine Art Wallfahrtsort für wandernde Steinmetzgesellen, wie die vielen Einritzungen zeigen.
Gruß
Altamura