Bitte um Hilfe bei Antoninus Pius

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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pierre-f
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Bitte um Hilfe bei Antoninus Pius

Beitrag von pierre-f » So 30.03.08 11:55

Hallo liebe Numismatikfreunde,
ich möchte mich heute mit einem Stück an euch wenden, mit dem ich nicht ganz klar komme. Ich muss voraus schicken, dass ich neu hier im Forum bin und mich eigentlich schon seit Jahren nicht mehr mit meiner Sammlung beschäftigt habe und daher auch beim Benützen der Literatur aus der Übung gekommen bin. Ich bitte daher zu entschuldigen, dass mein Anliegen vielleicht etwas unbeholfen klingt.

Durchmesser ca AE-39, mangels Waage kann ich keine Angaben zum Gewicht machen.
Die Münze ist ungereinigt, jedenfalls seit sie in meinem Besitz ist. Ich habe sie in diesem Zustand vor einigen Jahren erworben und damals einfach zur Sammlung gelegt. Mittlerweile sind einige Jahre darüber vergangen und ich möchte mich nun doch wieder etwas mehr damit befassen.

Wenn ich den RIC richtig benütze, handelt es sich der Legende nach um ein Stück aus den Jahren zwischen 140 und 144. Allerdings müsste es sich um ein Medallion handeln.
Damit aber bin ich mit meiner Weisheit schon fast zu Ende :-(.
Ich habe das Forum nach dem Stichwort Medallion abgesucht und bin verschiedenen Links auf online-Datenbanken gefolgt, konnte aber kein Vergleichsstück finden. Bei Cohen habe ich es auch nicht gefunden.
Daher meine Fragen: kann mir jemand Literatur zu Referenzstücken geben? Wie deutet/beschreibt man die Rückseite (nackter Jupiter)? Wie würdet ihr den Erhaltungszustand der Münze beurteilen und die Münze reinigen? Schließlich: wie schätzt ihr den Wert? (PS: Ich will das Stück NICHT verkaufen). Also was fällt euch dazu ein ?
Vielen Danl im Voraus für jeden Hinweis :-)
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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » So 30.03.08 12:27

Hallo pierre-f

Bei dieser Grösse wird es sich wohl tatsächlich um ein Medallion handeln. Die Vorderseite zeigt die belorbeerte, drapiert und gepanzerte (?) Büste des Antoninus Pius mit der Legende ANTONINVS AVG PIVS P P TR P COS III und wurde mit einem Sesterzstempel geprägt. Die Rückseite zeigt den nackten Jupiter mit Blitzbündel in der linken und Zepter in der rechten Hand frontal stehend. Rechts zu seinen Füssen steht ein Adler mit gespreizten Flügeln und links ist ein girlandengeschmückter Altar.

Soweit ich das vom Bild her beurteilen kann, habe ich keine Zweifel an der Echtheit.

Die Erhaltung würde ich als ss+/s-ss einschätzen und eine fachgerechte Restaurierung würde sich sicher auszahlen. Der Wert dürfte sich nach einer Restaurierung im 4-Stelligen Bereich bewegen.

Gruss

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » So 30.03.08 12:31

Ein wunderbares Stück, dass ich noch nie gesehen habe, geschweige denn in den Händen gehalten! 8O
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » So 30.03.08 12:58

Wow,

ein Superstück 8O
Habe ich auch noch nie gesehen. Auf dem Revers ist in der Tat Jupiter abgebildet.
Es gibt einen Sesterz aus der gleichen Zeit mit Jupiter Stator (so nennt man diesen Jupitertyp wohl), aber ohne Altar, auf dem Revers.

Hier zum Vergleich:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=53990
Gruß,
antoninus1

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Mo 31.03.08 08:52

Anscheinend vom selben Vs.Stempel wie zwei Medaillone in Paris, die Gnecchi, I medaglioni romani, abbildet:

Taf. 54.8 mit Rs. Prometheus und Minerva, wie sie den ersten Menschen schaffen;

Taf. 52.1 mit Rs. Diana hält Fackel und reitet im Damensattel auf Pferd nach r.

Die Rs. sehr ähnlich, vielleicht stempelgleich, mit einem Medaillon in Berlin, Gnecchi Taf. 43.6, wo aber COS III als Legende zu lesen ist, weil dieser Titel in der Vs.Legende fehlt.

Kann man COS links und III rechts, vielleicht getilgt, auch auf deiner Rs. ausmachen? Oder dein Stück wurde geprägt, bevor der Rs.Stempel mit diesem Titel versehen wurde, oder es handelt sich un zwei ähnliche, aber doch verschiedene Rs.Stempel.

Weisst du, wo dein Stück gefunden wurde? Es wäre von Interesse, wenn du uns auch das Gewicht geben könntest; Waagen findet man im Wiener Münzkabinett im KuMu, am Numismatischen Institut in der Martinstrasse, bestimmt auch bei jeder Wiener Münzhandlung, z.B. bei Rauch im Graben oder bei Münzzentrum auf der Zweier Linie.
Zuletzt geändert von curtislclay am Mo 31.03.08 18:40, insgesamt 1-mal geändert.

pierre-f
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Beitrag von pierre-f » Mo 31.03.08 12:37

Hallo und Danke erst mal für das Interesse und die Hinweise.
Ohne den Gnecchi und das von curtisclay erwähnte Vergleichsstück Taf. 43.6 eingesehen zu haben, was allerdings erst einmal voraussetzen würde, den Gnecchi in einer Bibliothek ausfindig zu machen, kann ich nach nochmaliger genauer Betrachtung der Rückseite sagen, dass sie meiner Meinung nach ohne jeden Hinweis auf (getilgte) Legendereste ist und darum wahrscheinlich doch entweder nicht stempelgleich ist mit dem erwähnten Exemplar, wenn der Stempel nicht, worauf curtisclay ohnehin dankenswerterweise bereits hingewiesen hat, nachträglich bearbeitet und an die andere Vorderseite bei meinem Exemplar, die ja COS III schon in der Av-Legende führt, adaptiert wurde.
Was das Gewicht betrifft werde ich schauen was sich machen lässt. Es wird aber sicher einige Tage dauern bis ich die Angaben nachliefern kann.
Ich bin in der Medallion-Literatur nicht wirklich firm. Gibt es neben dem Gnecchi noch neuere Arbeiten ?
Vielen dank nochmals, Pierre

goldschatz
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Beitrag von goldschatz » Mo 31.03.08 14:42

Hallo Pierre,
ich habe dir eine PN hinterlassen.

Grüße Andreas

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Di 01.04.08 02:02

Einen Katalog römischer Medaillone, der Gnecchi ersetzen würde, gibt es leider nicht! J.M.C. Toynbee hat diese Aufgabe aufgenommen, aber nicht zu Ende geführt; ihre Gipse liegen jetzt im Ashmolean Museum, Oxford, ihre restlichen Unterlagen hat sie mir übergeben!

Hier Dressels Beschreibung des Altars auf dem Berliner Medaillon: "Auf dem viereckigen Altar, der bekränzt ist und auf der Vorderseite das Bild der nach den Zwillingen zurückblickenden Wölfin zeigt, steht ein kegelformiger Gegenstand zwischen zwei kleinen Kugeln, wohl Kuchen verschiedener Form oder Kuchen und Früchte."

Passt diese Beschreibung auch zu deinem Stück? Einen Scan von Gnecchis Foto werde ich später hinzufügen.
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a_pius_jupiter_medallion.jpg

pierre-f
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Beitrag von pierre-f » Mi 02.04.08 16:04

Abgesehen von der bei meinem Stück völlig fehlenden Legende meine ich vor allem Unterschiede beim Altar zu erkennen: Mein Altar ist auf jeden Fall leer, dh es findet sich keine Spur von den am Berliner Exemplar als Kuchen usw beschriebenen Objekten. Was auf der Vorderseite meines Altares abgebildet ist, ist mir unklar, aber an eine Wölfin die sich nach den Zwillingen umblickt fällt mir schwer zu denken. Außerdem zeichnet sich am Berliner Exemplar ein kleiner leerer Abstand zwischen Jupiter und dem Altar ab, der sich bei mir so nicht während findet.
Jupiter selbst und der links zu seinen Füßen befindliche Adler scheinen mir hingegen sehr, sehr ähnlich mit dem Berliner Exemplar, vielleicht ist der Oberkörper meines Jupiter etwas muskulöser und auch der linke Oberarm. Ein kleiner Unterschied mag sich vielleicht auch möglicherweise beim Blitz finden, meiner ist sicher mehrstrahlig, aber vielleicht ist für diese Unterschiede ja nur die Auflösung des Bildes beim Berliner Exempel verantwortlich?
Manches spricht also tatsächlich dafür, dass der Stempel vielleicht nachträglich verändert und mit neuem Aversstempel kombiniert wurde!
Wieviel Exemplare wird man wohl von einem solchen Stempel hergestellt haben ?

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