(praktisch) Stempelfrische Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Julianus v. Pannonien
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(praktisch) Stempelfrische Münzen

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Fr 31.10.08 17:39

Hallo zusammen,

Ich habe kürzlich grad eine super Münze des Alexander Severus erstanden.

Mein Gedanke war dann sort da:

Von wo kommen solche Münzen, wieso sind sie so gut erhalten. wurden sie womöglich schon im Mittelalter oder von den Ostgoten als Sammelobjekte aufbewahrt?
oder in einem Tontopf verscharrt worden.
Würde mich intressieren ob Ihr auch solche Münzen habt, und/ oder was eure vorstellungen sind warum die Münzen uns so erhalten geblieben sind,

In dem Sinne freue mich auf eure Ideen und Bilder.

Grüsse Jv.P
"VICTORIOSO SEMPER"

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donolli
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Beitrag von donolli » Fr 31.10.08 17:56

hallo Jv.P,

ich denke du liegst mit deiner tontopf-vermutung ganz richtig. solche stücke stammen i.d.r. aus hortfunden, bei denen die münzen kurz nach der ausgabe vergraben wurden (in unruhigen zeiten wie dem 3. jh vergrub so manch einer sein vermögen, in der hoffung es nach überstandener gefahr, oder nach der rückkehr vom feldzug wieder heben zu können. wie die sache dann ausging, kann man sich denken).

toller alexander severus!

grüße
olli
Natura semina nobis scientiae dedit, scientiam non dedit. (Seneca)

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Julianus v. Pannonien
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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Fr 31.10.08 18:57

Hallo Donolli

Schön das du dich dem Thread gewidmet hast.

Hab hier noch eine praktisch frische Münze des achso bekannten Lagertors von Constantin I.

war übrigens mein erster Römer :D

Grüsse JvP
"VICTORIOSO SEMPER"

hjk
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Beitrag von hjk » Fr 31.10.08 19:39

Ich hab' mich vor Jahren auch mal mit dem Problem rumgequält: http://www.numismatikforum.de/ftopic4147.html. Inzwischen sehe ich das ein wenig "lockerer" . . .

:wink:

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drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Sa 01.11.08 21:04

"Stempelfrisch?"

Diesen Begriff sollte man in Bezug auf antike Münzen tatsächlich noch weiter einengen bzw. präzisieren:
Auf Silbermünzen mit hoher Korrosionsstabilität ist erwohl anwendbar, denn unter besten Lagerungsbedingungen kommt es bisweilen vor, daß keinerlei Oberflächenveränderung erfolgte, die Münze so blank und spiegelnd in ihren Feldern blieb, wie unmittelbar nach der Prägung.
Obwohl gerne der Begriff "stempelglänzend" abgewiesen wird und stark reflektierende Münzfelder als mechanisch oder auf chemischem Wege neuzeitlich, nachträglich poliert abgewertet werden, so gibt es doch Fälle, in denen er mir absolut zutreffend und anwendbar erscheint. Charakteristisch für eine stempelglänzende Oberfl. ist die extrem starke Lichtreflexion der Münzfelder, wie sie von einem Prägestempel mit einer gut polierten Platte erzeugt wird, bevor dieser vom Stempelschneider bearbeitet wird. Gut zu erkennen an den Rändern der Portraits bzw. der Buchstaben, die noch nicht mit dem Handschweiß in Berührung kamen, unter z.B. einer Schreibtischlampe mit klarem (!) Glaskolben.
@Julianus : Dein Alexander S. zeigt m.E. solchen Stempelglanzbereich quasi als ein zweites, größeres Portrait in ca 2mm Abstand zum tatsächlichen.
Dieser Glanz ist sehr verletzlich und kann in seiner Tiefe durch kein bekanntes Poliermittel mehr zurückgeholt bzw. aufgefrischt werden, sollte er z.B. auch nur mit einer Zahnbürste ohne Poliermittel zerstört worden sein.
Dieser Stempelglanz ist offensichtlich wesentlich spiegelnder, als es die Felder der Prägestempel je gewesen sein können. Es entsteht wohl eine molekulare Oberflächenstruktur mit dieser Eigenschaft, sie kann nicht mehr (täuschend) nachgeahmt werden.
Interessant auf sw- Fotos solcher Münzen ist die Erscheinung, daß die Felder dunkel erscheinen und die geschnittenen Darstellungen wesentlich heller (dies wohl wegen der erfolgenden stärkeren Lichtstreuung dieser unpolierten Partien.
Der Spiegelglanz ist um so hochwertiger, um so ebener die Münzfelder sind und unverletzter. Garade die Ebenheit leidet im Verlaufe der Benutzung der Stempel dergestalt, daß die Felder am Rande zu den Vertiefungen etwas absinken, was den Eindruck vermittelt, die Stempelplatte könne nie als gesamte ungravierte Platte geschliffen und poliert worden sein.
Leider kann man das Gesagte nicht aussagekräftig hier im Foto darstellen. Trotzdem ein Versuch mit einem Philipp II. Die dunklen Flecken sind zumeist real nicht sichtbar, aber die dunklen spiegelnden Felder heben sich von den helleren und raueren Konturen der dargestellten Objekte sehr gut ab. Es handelte sich wohl um absolut ebene und frische Stempel.
Ich habe vor 8 Jahren mal einen ganzen Schwung solcher Antoninis aus der Periode Gord. III. bis Volusian für ganz normale Preise erworben, heute sind sie auch ohne Stempelglanz wieder viel teurer geworden.

Warnung: Bitte nicht mit der Hand diese Partien berühren, nur mit Pinzette, der Schweiß würde früher oder später allen Glanz zerstören.
Den Sammlern von Bronzen oder Kupfern bleiben solche Freuden allerdings fremd, denn "stempelfrisch" oder "Spiegelglanz" mit Patina schließen einander ja aus.

Insofern, Julianus, Anerkennung für Deinen Super-Alexander, ich meine zu erkennen, daß er ein wahrer Spiegel einer damals sehr hochwertigen Prägequalität ist.

Beste Grüße von

drakenumi1
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Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
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Julianus v. Pannonien
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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Sa 01.11.08 21:31

Hallo drakenumi 1

Vielen dank für deinen Ausführlichen Kommentareintrag in diesen Thread solche Leute sind eine grosse bereicherung für dieses Forum, welche sich so viel Zeit nehmen ihre erkentnisse oder erfahrungen zu teilen.

Auch danke für dein Lob betreffend des Alexander Severus.
Ich habe einige solcher Spiegelglanz Münzen, wobei man ja korrekt sagen muss, dass man sich darin nicht spiegeln kann da die Stempeloberfläche damals halt nicht so stark veredelt war wie die unserigen heute,
bessonders bei unseren Schweizermünzen sehe ich, dass bei frischprägungen ein extremer spiegelglaz entsteht, teils wirklich fast Spiegel. Ich denke dies ist auch auf das Material zurück zu führen.

Betreffend deiner Aussage zum berühren der Silbermünzen, da kann ich auch was dazu sagen die Spiegelflächen wirklich NIE berühren und wenn geschehen halt kurz mit einem feuchten taschentuch abtupfen NICHT reiben.

Ich spreche da aus Erfahrung, mein schöner Maximinus Tharx Denar war praktisch unberührt, bis ich ihn zu viel in den Händen rumgetragen habe, die Feldstellen sind nun leider Angelaufen und haben Ihren Glanz verloren,

Also anfassen nur mit z.B. 2 Fingern am rande oder mit Pinzette :-)

Soll aber nicht abhalten hier noch mehr solch perfekte Stücke vor zu Stellen

Grüsse Simon
"VICTORIOSO SEMPER"

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Sa 01.11.08 22:37

Wo wir gerade bei der Schweiz sind: Die Muenzen aus dem Augster Silberschatz sind auch stempelfrisch. Das glitzert in der Vitrine. Und dort habe ich gelernt, dass es nicht nur Aes-Medaillons sondern auch welche aus Silber gibt.

valete
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