Elagabal und die Rache der Stempelschneider
Moderator: Homer J. Simpson
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Elagabal und die Rache der Stempelschneider
[/b]"ER WAR DER LETZTE DER ANTONINER; EIN MANN, DER WEGEN SEINER LEBENSFÜHRUNG, SEINES CHARAKTERS UND SEINER ABGUNDTIEFEN VERDERBTHEIT SO HASSENSWERT WAR, DAß DER SENAT SOGAR SEINEN NAMEN AUS ALLEN DOKUMENTEN TILGTE"
Historia Augusta: Leben des Elagabal XVIII
Seine Jahre auf dem Thron waren so skurril und strotzten so voller exotischer "religiöser" Eskapaden und bisexueller Praktiken, daß es unter den Römern mehr als nur als anstößig empfunden wurde, - es löste regelrecht eine Empörung aus -.
Am Ende wurde nicht nur er, sondern auch seine Mutter gleich mit ihm enthauptet, nackt durch die Straßen Roms geschleift und in den Tiber geworfen, eine Strafe, die üblicherweise nur an verurteilen Großkriminellen vollzogen wurde.
Es ist hier nicht der Raum, um über die 4 Jahre unbeliebter Herrschaft von Elagabal (oder Heliogabal) zu berichten, aber evtl. ein Anstoß, wieder einmal in dieser überaus lesenswerten Biografie zu blättern. Ich tat es und prompt kamen mir die Parallelen zu dem Denken und Fühlen der zeitgenössischen Stempelgraveure in den Sinn:
Ich glaube, sie haben in diesem und jenem Portraitstempel verwirklicht, was das Volk dachte und fühlte über seinen Herrscher. Und mir kam in den Sinn, in der Folge dreier Münzbilder darzustellen, wie gut ihnen das gelungen ist: Seht Ihr das auch so? Erst ganz normal intellektuell und freundlich und dann schon regelrecht verblödet?
Seht selbst:
Freundlichst Euer
drakenumi1
Historia Augusta: Leben des Elagabal XVIII
Seine Jahre auf dem Thron waren so skurril und strotzten so voller exotischer "religiöser" Eskapaden und bisexueller Praktiken, daß es unter den Römern mehr als nur als anstößig empfunden wurde, - es löste regelrecht eine Empörung aus -.
Am Ende wurde nicht nur er, sondern auch seine Mutter gleich mit ihm enthauptet, nackt durch die Straßen Roms geschleift und in den Tiber geworfen, eine Strafe, die üblicherweise nur an verurteilen Großkriminellen vollzogen wurde.
Es ist hier nicht der Raum, um über die 4 Jahre unbeliebter Herrschaft von Elagabal (oder Heliogabal) zu berichten, aber evtl. ein Anstoß, wieder einmal in dieser überaus lesenswerten Biografie zu blättern. Ich tat es und prompt kamen mir die Parallelen zu dem Denken und Fühlen der zeitgenössischen Stempelgraveure in den Sinn:
Ich glaube, sie haben in diesem und jenem Portraitstempel verwirklicht, was das Volk dachte und fühlte über seinen Herrscher. Und mir kam in den Sinn, in der Folge dreier Münzbilder darzustellen, wie gut ihnen das gelungen ist: Seht Ihr das auch so? Erst ganz normal intellektuell und freundlich und dann schon regelrecht verblödet?
Seht selbst:
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Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
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Mein Gott, ward Ihr "fein". Ich kenn diese Charakterisierung nur unterPeter43 hat geschrieben: 'Klein-Doofi mit Plüschohren'
"Ar... mit Ohren" (Berlin-brandenburjisch)
frei nach
drakenumi1
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scheint der selbe stempelschneider wie bei meiner neuerwerbung gewesen zu sein.
eine rache der stempelschneider würde ich darin allerdings nicht sehen wollen, elagabal wird schon so ausgesehen haben!
was wir heute darin erkennen wollen, ist sicher von der negativen geschichtsschreibung beeinflusst, die allerdings, (wie man weiss), mit vorsicht zu geniessen ist.
grüsse
frank
eine rache der stempelschneider würde ich darin allerdings nicht sehen wollen, elagabal wird schon so ausgesehen haben!
was wir heute darin erkennen wollen, ist sicher von der negativen geschichtsschreibung beeinflusst, die allerdings, (wie man weiss), mit vorsicht zu geniessen ist.
grüsse
frank
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Auch Du, Dummkopf?
soll Caesar angeblich kurz vor seinem Tode gesagt haben. Et tu, Brute. Und Brutus heisst so viel wie Dummkopf. Die Roemer waren bei ihren Beinahmen also nicht gerade zimperlich und auch nicht darauf aus das edle zu beschwoeren sondern vielmehr sogar darauf die Problemzonen des Mannes ins Licht zu ruecken. Deswegen wuerde ich bei Portraits nicht davon ausgehen, dass sie boese gemeint waren.
valete
soll Caesar angeblich kurz vor seinem Tode gesagt haben. Et tu, Brute. Und Brutus heisst so viel wie Dummkopf. Die Roemer waren bei ihren Beinahmen also nicht gerade zimperlich und auch nicht darauf aus das edle zu beschwoeren sondern vielmehr sogar darauf die Problemzonen des Mannes ins Licht zu ruecken. Deswegen wuerde ich bei Portraits nicht davon ausgehen, dass sie boese gemeint waren.
valete
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Sehr geehrte Sammlerkollege,
hier drei Denare des Elagabal meiner Severersammlung.
Drakenumi schreibt "Ich glaube, sie (die Stempelschneider)haben in diesem und jenem Portraitstempel verwirklicht, was das Volk dachte und fühlte über seinen Herrscher".
Ich meine das nicht. Sicher, Elagabal war exsaltiert, unberechenbar und ob seiner östlichen Herkunft und den dortigen Gepflogenheiten für die Römer sicher gewöhnungbedürftig. Aber die Römer gewöhnten sich an Elagabal, zumindest für eine gewisse Zeit - ich will nicht sagen, dass sie sein Verhalten tolerierten- aber sie nahmen es hin. Schließlich hatten sie schon - wie ich meine- "schlimmere" bzw. genauso umstrittene Kaiser wie Nero, Caligula oder Caracalla erlebt.
Die Stempelschneider verwirklichten - wie ich meine- nicht in dem einen oder anderen Stempel, was das Volk dachte und fühlte. Sie nahmen als Vorlage für ihre Stempel als Vorbilder Porträts , Büsten des Herrschers u.ä. und ich vermag auf keiner Darstellung für Elagabal eine besondere Boshaftigkeit, Pervertiertheit oder Unberechenbarkeit des Kaisers zu erkennen.
Was ich allerdings nicht ausschließen möchte ist, dass der eine oder andere Stempelschneider ab und an die Gelegenheit nutzte und Elagabal - zumindest leicht- karikiert darstellte ( In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage: Gab es bei der Münzherstellung so etwas wie eine Qualitätskontrolle oder handelten die Stempelschneider wie es ihnen gefiel?) Schließlich waren die Münzen d a s Propagandamittel der Antike. In diesem Kontekt meine ich sind einíge Eurer dargestellten Münzen des Elagabal einzuordnen, eben als Karikaturen des Kaisers (was natürlich letztlich auch etwas aussagt über sein Ansehen in der Bevölkerung).
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag.
Mit freundlichen Grüßen
alexander20
hier drei Denare des Elagabal meiner Severersammlung.
Drakenumi schreibt "Ich glaube, sie (die Stempelschneider)haben in diesem und jenem Portraitstempel verwirklicht, was das Volk dachte und fühlte über seinen Herrscher".
Ich meine das nicht. Sicher, Elagabal war exsaltiert, unberechenbar und ob seiner östlichen Herkunft und den dortigen Gepflogenheiten für die Römer sicher gewöhnungbedürftig. Aber die Römer gewöhnten sich an Elagabal, zumindest für eine gewisse Zeit - ich will nicht sagen, dass sie sein Verhalten tolerierten- aber sie nahmen es hin. Schließlich hatten sie schon - wie ich meine- "schlimmere" bzw. genauso umstrittene Kaiser wie Nero, Caligula oder Caracalla erlebt.
Die Stempelschneider verwirklichten - wie ich meine- nicht in dem einen oder anderen Stempel, was das Volk dachte und fühlte. Sie nahmen als Vorlage für ihre Stempel als Vorbilder Porträts , Büsten des Herrschers u.ä. und ich vermag auf keiner Darstellung für Elagabal eine besondere Boshaftigkeit, Pervertiertheit oder Unberechenbarkeit des Kaisers zu erkennen.
Was ich allerdings nicht ausschließen möchte ist, dass der eine oder andere Stempelschneider ab und an die Gelegenheit nutzte und Elagabal - zumindest leicht- karikiert darstellte ( In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage: Gab es bei der Münzherstellung so etwas wie eine Qualitätskontrolle oder handelten die Stempelschneider wie es ihnen gefiel?) Schließlich waren die Münzen d a s Propagandamittel der Antike. In diesem Kontekt meine ich sind einíge Eurer dargestellten Münzen des Elagabal einzuordnen, eben als Karikaturen des Kaisers (was natürlich letztlich auch etwas aussagt über sein Ansehen in der Bevölkerung).
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag.
Mit freundlichen Grüßen
alexander20
- drakenumi1
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Hallo, alexander,
interessant, Deine Meinung zu den Elagabalschen Zerrbildern. Sicher stellen sie Einzelfälle dar, ausgewählt aus einer Vielzahl von Beispielen; diese hier liegen eben ganz am Ende der Skala, am negativen. Genausogut, und das haben wir ja kürzlich erst im Trajanus Decius - thread nachgewiesen, gibt es auch Beispiele einer positiven Ausstrahlung seines Portraits, ein weiteres solches meiner Sammlung folgt hier.
Eine echte Beweisführung mit Belegen, wie E. tatsächlich ausgesehen hat, wird schwer möglich sein, hat man doch wohl nur ges. 2 Portraits von ihm (Kapitolin. M. und Boston). Letzteres liegt wohl auf seiner Portraitbewertungsskala so etwa auf der Mitte.
Und der heute interessante Fakt besteht doch eigentlich in der Tatsache, daß solche extremen Zerrbilder oder Karikaturen geduldet wurden. Man stelle sich das in heutige Verhältnisse transponiert vor: Wäre das nicht schier unmöglich? Höchst erstaunlich, dieses Maß an Freiheit (auf dieser Ebene)!
denkt
drakenumi1
Sorry für das Bilderdurcheinander
interessant, Deine Meinung zu den Elagabalschen Zerrbildern. Sicher stellen sie Einzelfälle dar, ausgewählt aus einer Vielzahl von Beispielen; diese hier liegen eben ganz am Ende der Skala, am negativen. Genausogut, und das haben wir ja kürzlich erst im Trajanus Decius - thread nachgewiesen, gibt es auch Beispiele einer positiven Ausstrahlung seines Portraits, ein weiteres solches meiner Sammlung folgt hier.
Eine echte Beweisführung mit Belegen, wie E. tatsächlich ausgesehen hat, wird schwer möglich sein, hat man doch wohl nur ges. 2 Portraits von ihm (Kapitolin. M. und Boston). Letzteres liegt wohl auf seiner Portraitbewertungsskala so etwa auf der Mitte.
Und der heute interessante Fakt besteht doch eigentlich in der Tatsache, daß solche extremen Zerrbilder oder Karikaturen geduldet wurden. Man stelle sich das in heutige Verhältnisse transponiert vor: Wäre das nicht schier unmöglich? Höchst erstaunlich, dieses Maß an Freiheit (auf dieser Ebene)!
denkt
drakenumi1
Sorry für das Bilderdurcheinander
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)
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Mich wundert noch etwas anderes: Elagabal (eigentlich Varius Avitus Bassianus, als Kaiser dann Marcus Aurelius Antoninus; Elagabal war ja nur der Name seines Sonnengottes) wurde 218 Augustus. Da war er, wenn man 204 als Geburtsjahr annimmt, 14 bzw. 15 Jahre alt. Dafür sehen seine Portraits auf den Münzen aber sehr viel älter aus, auch und gerade wenn man sie mit der Plastik oben vergleicht.
Mit freundlichem Gruß
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Omnes vulnerant, ultima necat.
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Hallo drakenumi1,
wenn man davon ausgeht, dass die Münzen das Propagandamittel der Antike waren bzw. das Instrument, mit dem man Informationen in alle Teile des Reiches transportieren konnte, so ist es faszinierend, dass es eben auch bereits Zerrbilder und Karikaturen gab. Inwieweit diese geduldet wurden, vermag ich nicht zu sagen.Fakt jedoch ist, dass es sie gab und das spricht für die Römer, die offensichtlich bei der Informationsübermittlung per Münzen zensurfrei vorgingen.
Und auf die heutigen Verhältnisse transportiert, ist das doch fast identisch. Ich meine, da gibt es Parallelen. Unsere heutigen Massenmedien transportieren Nachrichten aus aller Welt. Es herrscht Pressefreiheit,eine Zensur gibt es nicht und mithin gibt es doch sehr wohl zahlreiche Karikaturen auch und insbesondere der Vertreter der heutigen Machthaber. Und das ist ja auch gut so.
Und welche Schlüsse ziehen wir daraus? Alles war schon mal da und von den Römern können wir - auch in unserer modernen Zeit- auch heute noch viel lernen.
meint
alexander20
wenn man davon ausgeht, dass die Münzen das Propagandamittel der Antike waren bzw. das Instrument, mit dem man Informationen in alle Teile des Reiches transportieren konnte, so ist es faszinierend, dass es eben auch bereits Zerrbilder und Karikaturen gab. Inwieweit diese geduldet wurden, vermag ich nicht zu sagen.Fakt jedoch ist, dass es sie gab und das spricht für die Römer, die offensichtlich bei der Informationsübermittlung per Münzen zensurfrei vorgingen.
Und auf die heutigen Verhältnisse transportiert, ist das doch fast identisch. Ich meine, da gibt es Parallelen. Unsere heutigen Massenmedien transportieren Nachrichten aus aller Welt. Es herrscht Pressefreiheit,eine Zensur gibt es nicht und mithin gibt es doch sehr wohl zahlreiche Karikaturen auch und insbesondere der Vertreter der heutigen Machthaber. Und das ist ja auch gut so.
Und welche Schlüsse ziehen wir daraus? Alles war schon mal da und von den Römern können wir - auch in unserer modernen Zeit- auch heute noch viel lernen.
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alexander20
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Hallo Peter43,
ja das sehe ich auch so wie Du. Die Ikonographie des Elagabal auf seinen Münzen, stellt ihn tatsächlich als älter dar als er in Wirklichkeit zur Zeit seines Regierungsantrittes war. Aber verwunderlich ist das nicht. Das eben ist - wie ich meine- Propaganda. Elagabal wird eben nicht als Kind oder Jugendlicher, sondern als junger Mann dargstellt. Die Aussage für das Volk, die mit dieser Ikonographie erreicht werden sollte, ist damit klar: Seht her, da ist ein junger gleich dynamischer Kaiser, der in der Lage ist, das Reich zu führen. Dafür sprechen auch die Darstellungen des Elagabal mit Bart. Der Bart war nicht nur ein Zeichen des Erwachsenseins, sondern galt auch als Zeichen der Weisheit.
alexander20
ja das sehe ich auch so wie Du. Die Ikonographie des Elagabal auf seinen Münzen, stellt ihn tatsächlich als älter dar als er in Wirklichkeit zur Zeit seines Regierungsantrittes war. Aber verwunderlich ist das nicht. Das eben ist - wie ich meine- Propaganda. Elagabal wird eben nicht als Kind oder Jugendlicher, sondern als junger Mann dargstellt. Die Aussage für das Volk, die mit dieser Ikonographie erreicht werden sollte, ist damit klar: Seht her, da ist ein junger gleich dynamischer Kaiser, der in der Lage ist, das Reich zu führen. Dafür sprechen auch die Darstellungen des Elagabal mit Bart. Der Bart war nicht nur ein Zeichen des Erwachsenseins, sondern galt auch als Zeichen der Weisheit.
alexander20
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@alexander:
Da hab ich großenteils keine andere Meinung. Bei dem Vergleich mit der heutigen Freiheit, auch "Respektspersonen" in Presse Funk u. F. durch den Kakao zu ziehen, zu verunglimpfen oder auch zu karikieren, sehe ich das genau so, wenn es mir auch teilweise zu weit geht. Aber bei Münzen? Da ist wohl eine gewisse Grenze glücklicherweise in neuerer Zeit noch nicht überschritten worden!
@Peter:
Ist mir bisher so noch gar nicht bewußt aufgefallen. Aber es scheint zu stimmen, jedenfalls bei Elagabal ist wohl eine gewisse Scham wirksam gewesen, Kinder oder Jugendliche auf den Thron zu sehen, oder, wenn es dann schon geschah, sie auch als solche abzubilden. Dann wurde das Portrait wohl schnell mal etwas seriöser "gealtert". Aber gilt das auch für andere "Kinderkaiser"? Ich werde mal recherchieren ....
Ich habe mal beispielhaft eine Prägung des El. aus dem Jahre 218 herausgesucht, da war er gerade 14 Jahre alt. Ich sehe ihn da auch etwas älter, denkt
drakenumi1
Da hab ich großenteils keine andere Meinung. Bei dem Vergleich mit der heutigen Freiheit, auch "Respektspersonen" in Presse Funk u. F. durch den Kakao zu ziehen, zu verunglimpfen oder auch zu karikieren, sehe ich das genau so, wenn es mir auch teilweise zu weit geht. Aber bei Münzen? Da ist wohl eine gewisse Grenze glücklicherweise in neuerer Zeit noch nicht überschritten worden!
@Peter:
Ist mir bisher so noch gar nicht bewußt aufgefallen. Aber es scheint zu stimmen, jedenfalls bei Elagabal ist wohl eine gewisse Scham wirksam gewesen, Kinder oder Jugendliche auf den Thron zu sehen, oder, wenn es dann schon geschah, sie auch als solche abzubilden. Dann wurde das Portrait wohl schnell mal etwas seriöser "gealtert". Aber gilt das auch für andere "Kinderkaiser"? Ich werde mal recherchieren ....
Ich habe mal beispielhaft eine Prägung des El. aus dem Jahre 218 herausgesucht, da war er gerade 14 Jahre alt. Ich sehe ihn da auch etwas älter, denkt
drakenumi1
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(Baltzer von Platen/a. Rügen)
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Als Geburtsjahr wird 203 oder 204 angenommen. Er war also 14-15 Jahre alt, als er Kaiser wurde, und 18-19 Jahre alt, als er ermordet wurde. Dass er in diesem Alter einen Bartwuchs hatte, ist also sicher. Ab Hadrian tragen alle Kaiser des 2. und 3. Jahrhunderts (natürlich außer den Kindern) Bart; ich denke nicht, dass das als "Philosophenbart" (wie später bei Iulianus) angesehen werden kann; es könnte eher eine Angleichung an Caracalla sein, als dessen unehelicher Sohn er ausgegeben wurde.
Dass die frühen Porträts eines Kaisers nicht sehr authentisch sind, ist fast immer zu beobachten; oft ähneln sie verdächtig denen des Vorgängers, weil das Aussehen des neuen Mannes den Skulpteuren und Stempelschneidern noch nicht bekannt war. Macrinus scheidet als Vorbild natürlich aus, aber wie Caracalla ausgesehen hatte, wusste man noch allzu gut.
Die Biographien des Elagabal und des Severus Alexander in der Historia Augusta sind die literarische Klimax des Gesamtwerkes, die Antithese des archetypischen schlechten und des idealen guten Kaisers, ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten. Elagabal wird als moralisches Monstrum in grellsten Farben gemalt. Das kann heute sicher kein Maßstab sein.
Der Junge wurde bis zu seinem 14. Lebensjahr auf eine bestimmte Lebensaufgabe hin trainiert, nämlich der Oberpriester eines Sonnengottes zu sein, aber nicht darauf, Herrscher des Imperiums zu werden, wozu kein Teenager in der Lage ist. Genau die Rolle des Oberpriesters versuchte er nach seiner Proklamation zum Kaiser ohne Rücksicht auf Traditionen und Institutionen (z.B. den Senat) auszufüllen, während andere (mutmaßlich in erster Linie Julia Maesa) die politischen Geschäfte erledigten.
In der Dramaturgie der senatsnahen und christenfeindlichen Historia Augusta dient die Herrschaft des Elagabal dazu zu zeigen, was dabei herauskommt, wenn man orientalische Kulte nicht nur duldet, sondern ihnen auch eine Monopolstellung einräumt. Die Spitze geht gegen den anderen orientalischen Kult, der sich zur Zeit der Abfassung der HA bereits durchgesetzt hatte und nicht mehr Toleranz beanspruchte, sondern allen anderen Religionen (und besonders den alten senatorischen Eliten, die das Christentum nicht akzeptieren wollten) die Toleranz verwehrte.
Die Alternative sieht der Verfasser der Historia Augusta in dem völlig zu Unrecht idealisierten Severus Alexander, der angeblich das Christentum ein seine Toleranz als eine von vielen Alternativen einbezog - aber nicht mehr.
Iotapianus
Dass die frühen Porträts eines Kaisers nicht sehr authentisch sind, ist fast immer zu beobachten; oft ähneln sie verdächtig denen des Vorgängers, weil das Aussehen des neuen Mannes den Skulpteuren und Stempelschneidern noch nicht bekannt war. Macrinus scheidet als Vorbild natürlich aus, aber wie Caracalla ausgesehen hatte, wusste man noch allzu gut.
Die Biographien des Elagabal und des Severus Alexander in der Historia Augusta sind die literarische Klimax des Gesamtwerkes, die Antithese des archetypischen schlechten und des idealen guten Kaisers, ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten. Elagabal wird als moralisches Monstrum in grellsten Farben gemalt. Das kann heute sicher kein Maßstab sein.
Der Junge wurde bis zu seinem 14. Lebensjahr auf eine bestimmte Lebensaufgabe hin trainiert, nämlich der Oberpriester eines Sonnengottes zu sein, aber nicht darauf, Herrscher des Imperiums zu werden, wozu kein Teenager in der Lage ist. Genau die Rolle des Oberpriesters versuchte er nach seiner Proklamation zum Kaiser ohne Rücksicht auf Traditionen und Institutionen (z.B. den Senat) auszufüllen, während andere (mutmaßlich in erster Linie Julia Maesa) die politischen Geschäfte erledigten.
In der Dramaturgie der senatsnahen und christenfeindlichen Historia Augusta dient die Herrschaft des Elagabal dazu zu zeigen, was dabei herauskommt, wenn man orientalische Kulte nicht nur duldet, sondern ihnen auch eine Monopolstellung einräumt. Die Spitze geht gegen den anderen orientalischen Kult, der sich zur Zeit der Abfassung der HA bereits durchgesetzt hatte und nicht mehr Toleranz beanspruchte, sondern allen anderen Religionen (und besonders den alten senatorischen Eliten, die das Christentum nicht akzeptieren wollten) die Toleranz verwehrte.
Die Alternative sieht der Verfasser der Historia Augusta in dem völlig zu Unrecht idealisierten Severus Alexander, der angeblich das Christentum ein seine Toleranz als eine von vielen Alternativen einbezog - aber nicht mehr.
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